Nur wer weiß, dass er einen Fehler macht, kann ihn abstellen. Im Fazit zur Serie über Anlegerfehler geben die Experten von Finanztest Tipps, was Anleger tun können, wenn sie in die Falle tappen – und beispielsweise ihre Geldanlage zu einseitig ausrichten. Ein weiterer Fehler ist zu häufiges Kaufen und Verkaufen. Das kostet viel und bringt wenig. Auch die Jagd auf Trends oder der Hang zu spekulativen Wertpapieren führen meist zu Misserfolgen. Anleger brauchen aber auch die notwendigen Informationen, um Fehler erkennen zu können. Hier sehen die Finanztester die Banken in der Pflicht.
Anlagefehler in Serie
Dieses Special ist Teil einer Serie zum Thema „Anlagefehler“:
- Juli 2014 Mangelnde Streuung
- Dezember 2014 Übermäßiges Trading
- Januar 2015 Verlierer aussitzen
- März 2015 Spekulative Wertpapiere
- April 2015 Jagd auf Trends
- Mai 2015 Schwerpunkt auf Deutschland
- Juni 2015 Fazit
Auf das Bewusstsein und gute Infos kommt es an
Der Erfolg der Geldanlage hängt von vielen Faktoren ab. Gute Produkte sind das eine. Klar, Anleger sollten vor dem Kauf auf die Bewertung von Fonds, Versicherungen oder Zinsanlagen achten, um sich vor Reinfällen zu schützen. Auch eine seriöse Beratung hilft. Ein weiterer, nicht minder wichtiger Faktor ist jedoch der Anleger selbst. Zahlreiche Fallstricke lauern auf dem Weg zur guten Rendite – Denkfehler, aber auch psychologische Irrwege. In unserer Serie „Anlagefehler vermeiden“ haben wir die wichtigsten vorgestellt – mit dem Ziel, ein Bewusstsein für diese zu schaffen. Wer weiß, dass er etwas falsch macht, kann es ändern. Doch Bewusstsein allein reicht nicht, Anleger müssen auch die nötigen Informationen bekommen, um Fehler zu erkennen. Hier sehen wir die Banken in der Pflicht.
Mangelhafter Mix kostet 4 Prozent
Die wissenschaftliche Basis für unsere Serie über Anlagefehler haben Andreas Hackethal, Professor an der Universität Frankfurt am Main, und sein Team geliefert. Sie haben in einer großen Studie das Verhalten privater Anleger erforscht und über den Zeitraum von 1999 bis 2011 rund 5 000 online geführte Wertpapierdepots analysiert. Der folgenreichste Fehler, den sie gefunden haben, ist mangelnde Streuung. Er ist nicht nur am teuersten, sondern auch am häufigsten. Im Schnitt büßen Anleger 4 Prozent Rendite jährlich ein, wenn sie ihr Geld nicht auf genügend Wertpapiere verteilen. Gleichzeitig ist mangelnde Streuung der Fehler, der am einfachsten zu beheben ist: Der Kauf eines einzigen Aktienfonds genügt, hinzu kommen sichere Zinsanlagen.
Weltfonds als Basis
Nicht von ungefähr empfiehlt Finanztest als Grundlage fürs Depot einen weltweit anlegenden Aktienfonds. Am breitesten gestreut ist ein Indexfonds, der den mehr als 1 600 Titel umfassenden Weltaktienindex MSCI World abbildet – zum Beispiel in Form eines ETF, eines börsengehandelten Fonds. Selbst wer gerne Einzelaktien kauft oder eigene Anlageideen durch gezielte Käufe von Branchen- oder Länderfonds verfolgt, kann seinem Depot eine breite Basis verschaffen, indem er einen Gutteil seines Geldes in einen Aktienfonds Welt steckt. Das würde auch Anlegern helfen, die bei Einzelaktien mit Vorliebe auf Werte aus Deutschland setzen. Dieser Anlagefehler ist als „Home Bias“ bekannt. Auch er läuft letztlich auf mangelnde Streuung hinaus.
Das Gesamtdepot im Blick
Beim ebenfalls verbreiteten Fehler, Verlierer auszusitzen, ist das Streuungsproblem nicht auf den ersten Blick zu erkennen, kann aber als Nebeneffekt vorkommen. Ein Beispiel: Angenommen, ein Anleger besitzt einen Aktienfonds Welt, der sich gut entwickelt, und einige schlecht laufende Branchenfonds. Weil er Geld braucht, verkauft er den Weltfonds. Übrig bleiben die Branchenfonds, die keine gute Depotmischung mehr abgeben. Wer das Gesamtdepot im Blick behält, verkauft so, dass seine Anlagen danach immer noch gut gemischt sind.
Feste Regeln setzen
Wer dazu neigt, Verlierer auszusitzen, kann durch feste Regeln gegensteuern. Ein Verluststopp kann helfen – auch ein gedanklicher. Dabei legt der Anleger einen bestimmten Preis fest, den sein Fonds oder seine Aktie nicht unterschreiten dürfen. Erreicht sein Papier diesen Wert, verkauft er es. Auf diese Weise kann er sich der Psychofalle entziehen, an einem Verlierer nur festzuhalten, weil er sich den Fehlgriff nicht eingestehen möchte. Eine weitere Methode wäre, die einzelnen Werte im Depot antizyklisch anzupassen. Nach diesem Prinzip funktionieren die von Finanztest entwickelten Pantoffelportfolios. Diese bestehen aus einem ETF auf den Weltaktienindex und einem Renten-ETF mit Staatsanleihen. Der Anleger muss handeln, wenn die aktuelle Aufteilung von der ursprünglichen mehr als 20 Prozent abweicht. Wo der Anleger die Anpassungsschwelle setzt, ob bei 15, 20, oder 30 Prozent, ist zweitrangig. Hauptsache, er hält sich daran. Feste Vorgaben sind auch eine Hilfe für Anleger, die Trends nachjagen. Wer diesen Fehler macht, sucht nach günstigen Ein- und Ausstiegszeitpunkten. Doch keine wissenschaftliche Arbeit hat bisher belegt, dass Timing auf Dauer funktioniert.
Streuung erkennen
Das Problem: Anleger erkennen oft nicht, dass mit ihrer Geldanlage etwas schiefläuft. Womöglich liegen in ihrem Depot rund ein Dutzend Werte, weshalb sie annehmen, dass ihr Geld ausreichend verteilt sei. Wie breit die Streuung – die Diversifikation – wirklich ist, könnte die Bank ihnen sagen, indem sie den Diversifikationsgrad ausweist. Für solche zusätzlichen, über die Pflichtangaben im Jahresdepotauszug hinausgehenden Informationen erstellen Banken in der Regel eigene Berichte – allerdings meist nur für vermögende Kunden, normale Anleger erhalten oft keine Zusatzreports. Das hat unsere Untersuchung von Depotberichten vor zwei Jahren ergeben. Allerdings bieten Banken mitunter die Möglichkeit, über das Internet Zusatzinformationen abzurufen.
Rendite und Risiko messen
Außer dem Streuungsgrad sollten die Banken ihren Kunden Risiko- und Renditekennzahlen zur Verfügung stellen. Anhand des Risikos könnten Anleger feststellen, ob ihr Depot zu ihrer Risikobereitschaft passt. Das hilft denen, die dazu neigen, spekulative Wertpapiere zu kaufen. Renditekennzahlen wiederum zeigen, ob sich die eigenen Anlagebemühungen gelohnt haben. Anleger, die Trends nachjagen und möglichst gute Ein- und Ausstiegszeitpunkte suchen, sehen an der sogenannten Anlegerrendite, ob sich ihr Timing gelohnt hat. Die Anlegerrendite ist die persönliche Rendite. Sie ist nicht gleich der Rendite, die der Fonds oder die Aktie erzielt haben Hier wird dieses Missverständnis aufgeklärt. Hilfreich wäre außerdem ein Überblick über die Gesamtkosten. Anleger, die übermäßig oft handeln, würden wahrscheinlich schnell damit aufhören, wenn sie wüssten, wie viel sie das kostet.
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@re-ba-hu: Wahrscheinlich fiel der Kurs (wie von Ihnen beobachtet) tatsächlich nach Auszahlung der Dividende, die Ihnen ein paar Tage später dann gutgeschrieben wird.
Die Dividende Betrug 3,70 Euro, sie wurde am 14.12.16 vom Fondsvermögen abgezogen. Es ist völlig normal, dass der Kurs/Wert eines Fonds dann fällt.
Ansonsten ändert sich beim Fonds nicht viel. Im Prinzip wird der Fonds nur in eine neue rechtliche Struktur überführt, welche aber absolut gängig für Fonds ist.
Falls Sie ihn verkaufen möchten, fragen Sie ruhig Ihre Hausbank/Depotbank, denn es kann gut sein, dass ein Verkauf direkt an die Fondsgesellschaft möglich ist.
Übrigens war Ihr Fonds schon immer „ausschließlich“ für Stiftungen vorgesehen, auch daran hat sich nichts geändert - oft kann man solche Fonds als Privatanleger trotzdem kaufen.
Anbei auch ein Link zu einer Information des Anbieters zur Änderung:
https://www.flossbachvonstorch.de/__funds/documents/?document=30607/. (AK)
Hallo,
ich habe mir vor ca. 1 Jahr einen Stiftungsfonds (Flossb v Storch SICAV - Stiftung; A0M43S) gekauft, der zum 21.12.16 mit einem anderen Fonds verschmolzen werden soll. Grund: der Fonds soll nur noch Gemeinden u.ä. vorbehalten werden. Die Mitteilung m Fristsetzung erfolgte zwar über die Depotbank, wurde von mir aber nicht rechtzeitig gelesen. Nach der Mitteilung fiel der Fonds auf einen Kurs um ca. 5%, so dass ich jetzt unter dem Einstandskurs liege. Nach Nachfrage bei Flossbach kann der Fonds jetzt noch bei einem Börsenplatz verkauft werden, nochmals um ca. 1,5 % niedriger.
Frage: Darf die Fondsverwaltung die private Anlagergruppe aus dem Fonds werfen, ohne dass sie diese Anlieger angemessen entschädigt? Diese Frage beantwortete Flossbach mit: "Sie haben ja einen Dividende erhalten?"
Ist diese Änderung auf Kosten dieser Anlegergruppe nicht willkürlich und somit ungesetzlich?
Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar.
MfG
R. Huber