Geld­anlage So vermeiden Sie als Anleger teure Fehler

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Nur wer weiß, dass er einen Fehler macht, kann ihn abstellen. Im Fazit zur Serie über Anleger­fehler geben die Experten von Finanztest Tipps, was Anleger tun können, wenn sie in die Falle tappen – und beispiels­weise ihre Geld­anlage zu einseitig ausrichten. Ein weiterer Fehler ist zu häufiges Kaufen und Verkaufen. Das kostet viel und bringt wenig. Auch die Jagd auf Trends oder der Hang zu spekulativen Wert­papieren führen meist zu Miss­erfolgen. Anleger brauchen aber auch die notwendigen Informationen, um Fehler erkennen zu können. Hier sehen die Finanztester die Banken in der Pflicht.

Anlage­fehler in Serie

Dieses Special ist Teil einer Serie zum Thema „Anlage­fehler“:

Auf das Bewusst­sein und gute Infos kommt es an

Der Erfolg der Geld­anlage hängt von vielen Faktoren ab. Gute Produkte sind das eine. Klar, Anleger sollten vor dem Kauf auf die Bewertung von Fonds, Versicherungen oder Zins­anlagen achten, um sich vor Reinfällen zu schützen. Auch eine seriöse Beratung hilft. Ein weiterer, nicht minder wichtiger Faktor ist jedoch der Anleger selbst. Zahlreiche Fall­stricke lauern auf dem Weg zur guten Rendite – Denk­fehler, aber auch psycho­logische Irrwege. In unserer Serie „Anlage­fehler vermeiden“ haben wir die wichtigsten vorgestellt – mit dem Ziel, ein Bewusst­sein für diese zu schaffen. Wer weiß, dass er etwas falsch macht, kann es ändern. Doch Bewusst­sein allein reicht nicht, Anleger müssen auch die nötigen Informationen bekommen, um Fehler zu erkennen. Hier sehen wir die Banken in der Pflicht.

Mangelhafter Mix kostet 4 Prozent

Die wissenschaftliche Basis für unsere Serie über Anlage­fehler haben Andreas Hacke­thal, Professor an der Universität Frank­furt am Main, und sein Team geliefert. Sie haben in einer großen Studie das Verhalten privater Anleger erforscht und über den Zeitraum von 1999 bis 2011 rund 5 000 online geführte Wert­papierdepots analysiert. Der folgen­reichste Fehler, den sie gefunden haben, ist mangelnde Streuung. Er ist nicht nur am teuersten, sondern auch am häufigsten. Im Schnitt büßen Anleger 4 Prozent Rendite jähr­lich ein, wenn sie ihr Geld nicht auf genügend Wert­papiere verteilen. Gleich­zeitig ist mangelnde Streuung der Fehler, der am einfachsten zu beheben ist: Der Kauf eines einzigen Aktienfonds genügt, hinzu kommen sichere Zins­anlagen.

Welt­fonds als Basis

Nicht von ungefähr empfiehlt Finanztest als Grund­lage fürs Depot einen welt­weit anlegenden Aktienfonds. Am breitesten gestreut ist ein Indexfonds, der den mehr als 1 600 Titel umfassenden Welt­aktien­index MSCI World abbildet – zum Beispiel in Form eines ETF, eines börsen­gehandelten Fonds. Selbst wer gerne Einzel­aktien kauft oder eigene Anlageideen durch gezielte Käufe von Branchen- oder Länderfonds verfolgt, kann seinem Depot eine breite Basis verschaffen, indem er einen Gutteil seines Geldes in einen Aktienfonds Welt steckt. Das würde auch Anlegern helfen, die bei Einzel­aktien mit Vorliebe auf Werte aus Deutsch­land setzen. Dieser Anlage­fehler ist als „Home Bias“ bekannt. Auch er läuft letzt­lich auf mangelnde Streuung hinaus.

Das Gesamt­depot im Blick

Beim ebenfalls verbreiteten Fehler, Verlierer auszusitzen, ist das Streuungs­problem nicht auf den ersten Blick zu erkennen, kann aber als Neben­effekt vorkommen. Ein Beispiel: Angenommen, ein Anleger besitzt einen Aktienfonds Welt, der sich gut entwickelt, und einige schlecht laufende Branchenfonds. Weil er Geld braucht, verkauft er den Welt­fonds. Übrig bleiben die Branchenfonds, die keine gute Depot­mischung mehr abgeben. Wer das Gesamt­depot im Blick behält, verkauft so, dass seine Anlagen danach immer noch gut gemischt sind.

Feste Regeln setzen

Wer dazu neigt, Verlierer auszusitzen, kann durch feste Regeln gegen­steuern. Ein Verlust­stopp kann helfen – auch ein gedank­licher. Dabei legt der Anleger einen bestimmten Preis fest, den sein Fonds oder seine Aktie nicht unter­schreiten dürfen. Erreicht sein Papier diesen Wert, verkauft er es. Auf diese Weise kann er sich der Psycho­falle entziehen, an einem Verlierer nur fest­zuhalten, weil er sich den Fehl­griff nicht einge­stehen möchte. Eine weitere Methode wäre, die einzelnen Werte im Depot anti­zyklisch anzu­passen. Nach diesem Prinzip funk­tionieren die von Finanztest entwickelten Pantoffelportfolios. Diese bestehen aus einem ETF auf den Welt­aktien­index und einem Renten-ETF mit Staats­anleihen. Der Anleger muss handeln, wenn die aktuelle Aufteilung von der ursprüng­lichen mehr als 20 Prozent abweicht. Wo der Anleger die Anpassungs­schwelle setzt, ob bei 15, 20, oder 30 Prozent, ist zweitrangig. Haupt­sache, er hält sich daran. Feste Vorgaben sind auch eine Hilfe für Anleger, die Trends nach­jagen. Wer diesen Fehler macht, sucht nach güns­tigen Ein- und Ausstiegs­zeit­punkten. Doch keine wissenschaftliche Arbeit hat bisher belegt, dass Timing auf Dauer funk­tioniert.

Streuung erkennen

Das Problem: Anleger erkennen oft nicht, dass mit ihrer Geld­anlage etwas schiefläuft. Womöglich liegen in ihrem Depot rund ein Dutzend Werte, weshalb sie annehmen, dass ihr Geld ausreichend verteilt sei. Wie breit die Streuung – die Diver­sifikation – wirk­lich ist, könnte die Bank ihnen sagen, indem sie den Diver­sifikations­grad ausweist. Für solche zusätzlichen, über die Pflicht­angaben im Jahres­depot­auszug hinaus­gehenden Informationen erstellen Banken in der Regel eigene Berichte – allerdings meist nur für vermögende Kunden, normale Anleger erhalten oft keine Zusatz­reports. Das hat unsere Untersuchung von Depotberichten vor zwei Jahren ergeben. Allerdings bieten Banken mitunter die Möglich­keit, über das Internet Zusatz­informationen abzu­rufen.

Rendite und Risiko messen

Außer dem Streuungs­grad sollten die Banken ihren Kunden Risiko- und Renditekenn­zahlen zur Verfügung stellen. Anhand des Risikos könnten Anleger fest­stellen, ob ihr Depot zu ihrer Risiko­bereitschaft passt. Das hilft denen, die dazu neigen, spekulative Wert­papiere zu kaufen. Renditekenn­zahlen wiederum zeigen, ob sich die eigenen Anla­gebemühungen gelohnt haben. Anleger, die Trends nach­jagen und möglichst gute Ein- und Ausstiegs­zeit­punkte suchen, sehen an der sogenannten Anle­gerrendite, ob sich ihr Timing gelohnt hat. Die Anle­gerrendite ist die persönliche Rendite. Sie ist nicht gleich der Rendite, die der Fonds oder die Aktie erzielt haben Hier wird dieses Missverständnis aufgeklärt. Hilf­reich wäre außerdem ein Über­blick über die Gesamt­kosten. Anleger, die über­mäßig oft handeln, würden wahr­scheinlich schnell damit aufhören, wenn sie wüssten, wie viel sie das kostet.

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Profilbild Stiftung_Warentest am 03.01.2017 um 14:30 Uhr
Anlagefehler oder Fondsverwaltungswillkür?

@re-ba-hu: Wahrscheinlich fiel der Kurs (wie von Ihnen beobachtet) tatsächlich nach Auszahlung der Dividende, die Ihnen ein paar Tage später dann gutgeschrieben wird.
Die Dividende Betrug 3,70 Euro, sie wurde am 14.12.16 vom Fondsvermögen abgezogen. Es ist völlig normal, dass der Kurs/Wert eines Fonds dann fällt.
Ansonsten ändert sich beim Fonds nicht viel. Im Prinzip wird der Fonds nur in eine neue rechtliche Struktur überführt, welche aber absolut gängig für Fonds ist.
Falls Sie ihn verkaufen möchten, fragen Sie ruhig Ihre Hausbank/Depotbank, denn es kann gut sein, dass ein Verkauf direkt an die Fondsgesellschaft möglich ist.
Übrigens war Ihr Fonds schon immer „ausschließlich“ für Stiftungen vorgesehen, auch daran hat sich nichts geändert - oft kann man solche Fonds als Privatanleger trotzdem kaufen.
Anbei auch ein Link zu einer Information des Anbieters zur Änderung:
https://www.flossbachvonstorch.de/__funds/documents/?document=30607/. (AK)

re-ba-hu am 03.01.2017 um 12:03 Uhr
Anlagefehler oder Fondsverwaltungswillkür?

Hallo,
ich habe mir vor ca. 1 Jahr einen Stiftungsfonds (Flossb v Storch SICAV - Stiftung; A0M43S) gekauft, der zum 21.12.16 mit einem anderen Fonds verschmolzen werden soll. Grund: der Fonds soll nur noch Gemeinden u.ä. vorbehalten werden. Die Mitteilung m Fristsetzung erfolgte zwar über die Depotbank, wurde von mir aber nicht rechtzeitig gelesen. Nach der Mitteilung fiel der Fonds auf einen Kurs um ca. 5%, so dass ich jetzt unter dem Einstandskurs liege. Nach Nachfrage bei Flossbach kann der Fonds jetzt noch bei einem Börsenplatz verkauft werden, nochmals um ca. 1,5 % niedriger.
Frage: Darf die Fondsverwaltung die private Anlagergruppe aus dem Fonds werfen, ohne dass sie diese Anlieger angemessen entschädigt? Diese Frage beantwortete Flossbach mit: "Sie haben ja einen Dividende erhalten?"
Ist diese Änderung auf Kosten dieser Anlegergruppe nicht willkürlich und somit ungesetzlich?
Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar.
MfG
R. Huber