Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt? Viele Frauen denken das – es stimmt aber nicht. Oft steht einer spontanen Geburt bei einer unkomplizierten, weiteren Schwangerschaft nichts im Weg. test.de sagt, wann ein zweiter Kaiserschnitt notwendig ist und welche Vorteile eine natürliche Geburt hat.
Ein zweiter Schnitt muss nicht immer sein
Viele Frauen, die ihr erstes Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht haben, fürchten, die Narbe könnte bei einer natürlichen Geburt reißen. Das Risiko eines Gebärmutterrisses durch die alte Narbe ist jedoch gering, da heutzutage bei Kaiserschnitten meist quer und nicht längs geschnitten wird. Wenn keine weiteren Risiken bestehen, ist eine natürliche Geburt daher sehr oft möglich. Eine Untersuchung aus Großbritannien zeigt: Etwa jede zweite Frau entscheidet sich nach einem Kaiserschnitt für eine Geburt ohne Operation – selbst wenn sie bereits zwei Kaiserschnittgeburten hatten. In zwei von drei Fällen gelingt der natürliche Weg auch, bei jüngeren eher als bei älteren.
Frauen, deren erster Kaiserschnitt eine Notoperation war, versuchen zwar häufiger eine natürliche Geburt, haben aber seltener Erfolg als Frauen, deren erster Kaiserschnitt geplant war. Bei dem verbleibenden Drittel kommt es schließlich zum Not-Kaiserschnitt. Schwangere, die sich für eine natürliche Geburt entscheiden, sollten sich also darauf einstellen, dass im Geburtsverlauf eine Operation notwendig werden kann.
Wünsche und Ängste offen besprechen
Bei der Entscheidung für oder gegen einen Kaiserschnitt spielen Bedenken und Wünsche der Schwangeren eine wichtige Rolle. Sie sollten offen gemeinsam mit Arzt und Hebamme diskutiert werden. Auch Pläne für zukünftige Schwangerschaften sollten bedacht werden. Denn mit der Zahl an Kaiserschnitten nehmen auch mögliche negative Folgen für die Mutter in folgenden Schwangerschaften zu – wobei das absolute Risiko aber gering bleibt. Zu den Folgen gehören Verwachsungen im Bauchraum, Verletzungen durch die Operation aber auch die Notwendigkeit der Gebärmutterentfernung oder von Bluttransfusionen. Eine besondere Risikoabwägung ist erforderlich, wenn die angestrebte natürliche Geburt medikamentös eingeleitet werden muss. Denn nach einer Kaiserschnittgeburt besteht in diesem Fall ein erhöhtes Risiko für einen lebensbedrohlichen Riss der Gebärmutter.
Wann wieder operiert werden muss
Auch der Grund für den vorangegangenen Kaiserschnitt spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eine erneute Operation. Ist etwa das Becken der Mutter verformt, sodass der kindliche Kopf nicht durchpasst, muss wieder operiert werden. Wurde der erste Kaiserschnitt der Länge nach gemacht, ist eine erneute Operation ebenfalls unumgänglich.
Wann ein Kaiserschnitt generell notwendig ist
In diesen Fällen ist ein Kaiserschnitt generell notwendig:
- Querlage des Kindes am Ende der Schwangerschaft, wenn eine „äußere Wendung“ nicht gelingt
- Während der Geburt wird die Nabelschnur abgeklemmt (Nabelschnurvorfall)
- Fehllage der Plazenta (Placenta praevia), bei der die Plazenta den Muttermund teilweise oder vollständig verschließt
- (Drohender) Gebärmutterriss
- Infektion der Ei-Höhle
- Vorzeitige Ablösung des Mutterkuchens (Plazentalösung)
- Beckenverformungen der Mutter
- Eklampsie oder Hellp-Syndrom, verwandte lebensbedrohliche Erkrankungen in der späten Schwangerschaft
- Narben in der Gebärmutter, die von einer Myom-Operation oder einer Kaiserschnittoperation mit Längsschnitt stammen
Hat das Baby ein hohes Gewicht, liegt es mit dem Po nach unten (Beckenendlage) oder handelt es sich um Mehrlinge, muss nicht unbedingt ein Kaiserschnitt gemacht werden. Mehr lesen Sie im Special Nutzen und Risiken des Kaiserschnitts.
Vorteile einer natürlichen Geburt
Geplanter, erneuter Kaiserschnitt oder natürliche Geburt – die möglichen Risiken sind in beiden Fällen gering, negative Folgen sind bei unkomplizierten Schwangerschaften selten. Entscheidet sich eine Frau für den natürlichen Weg, hat die Geburt ohne Schnitt auch einige Vorteile für Mutter und Kind:
- Kürzerer Krankenhausaufenthalt
- Geringeres Risiko für Entfernung der Gebärmutter wegen unstillbarer Blutung
- Geringeres Risiko für Herzstillstand bei der Mutter
- Geringeres Risiko für das Kind, eine intensivmedizinische Betreuung zu benötigen
- Geringeres Risiko des Kindes für Lebensmittelallergie, Asthma und Übergewicht
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