Hebammen raten oft zu einer aufrechten Gebärhaltung, um etwa die Schwerkraft auszunutzen. Eine britische Studie zeigt: Unter Umständen kann eine liegende Position am Ende des Gebärvorgangs die Chance auf eine natürliche Geburt erhöhen. Für wen das gilt und was die Studie noch ergab, darüber informiert test.de.
Was viele Hebammen empfehlen
„Ich musste bei der Geburt meines ersten Kindes viel liegen und hatte das in sehr schlechter Erinnerung. Bei meinem zweiten Kind bekam ich stattdessen viele Anregungen für aufrechte Positionen. Das hat mir am meisten geholfen, die Wehen besser verarbeiten zu können.“ So zitiert der deutsche Hebammenverband eine Mutter auf seiner Webseite. Umherlaufen, hinhocken, in den Vierfüßlerstand gehen, auf einem Gymnastikball sitzen – viele Hebammen raten Frauen, während des Geburtsvorgangs immer wieder die Position zu wechseln. Das soll etwa helfen, mit den schmerzhaften Wehen fertig zu werden, und die Geburt voranbringen. Vor allem aufrechte Positionen gelten als vorteilhaft – aus verschiedenen Gründen: Muskelkraft und Schwerkraft würden etwa gut zusammenspielen, das Köpfchen des Kindes würde leichter in den Geburtskanal rutschen, die Gebärende könne besser atmen und hätte eine gute Kontrolle über ihren Körper.
PDA hat Auswirkungen auf die Geburt
Welchen Einfluss die Position der Mutter auf die Geburt hat, dürfte insbesondere Schwangere interessieren, die eine schmerzlindernde lokale Betäubung in Betracht ziehen, die Periduralanästhesie – kurz PDA. Denn Geburten mit einer PDA stehen im Ruf, im Schnitt etwas länger zu dauern und etwas häufiger durch Instrumente wie eine Saugglocke oder Geburtszange unterstützt werden zu müssen. Bei der PDA wird eine kleine Menge Betäubungsmittel in den Bereich der Lendenwirbelsäule gespritzt. Bei niedriger Dosierung spürt die Frau im Unterleib keine oder weniger Schmerzen, kann aber weiter die Beine bewegen und – mit etwas Unterstützung – auch gehen.
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Liegen hat bei Erstgebärenden mit PDA Vorteile
Um herauszufinden, welche Geburtsposition bei Frauen mit einer PDA tatsächlich die bessere ist, haben britische Wissenschaftler die BUMPES-Studie durchgeführt: An 41 Kliniken nahmen über 3 000 Frauen teil, die zum ersten Mal gebaren und sich für eine niedrigdosierte Periduralanästhesie entschieden hatten. Das Ergebnis: Bei Erstgebärenden mit einer PDA kann das Liegen am Ende des Gebärvorgangs die Chance auf eine natürliche Geburt erhöhen. Nachteile für die Gesundheit der Mutter oder des Kindes waren nicht erkennbar. Durch das Liegen kam es nicht häufiger zu Verletzungen des Dammgewebes oder zu größeren Blutverlusten.
Besser auf der Seite liegen
Die Wissenschaftler teilten die Frauen zufällig in zwei Gruppen ein: Die Frauen in der ersten Gruppe erhielten die Anweisung, in der letzten Phase der Geburt aufrecht zu sein, dabei konnten sie etwa stehen, sitzen oder hocken. In der zweiten Gruppe wurden die Frauen gebeten, liegen zu bleiben – bevorzugt entweder auf der rechten oder linken Seite, damit große Gefäße wie die Aorta oder Hohlvene nicht komprimiert werden und so eine Durchblutung der Plazenta gefährden. In aufrechter Position kam es in rund 35 Prozent der Fälle zu einer natürlichen Geburt ohne instrumentelle Hilfe, in liegender Position dagegen sogar bei gut 41 Prozent. In den restlichen Fällen kamen Saugglocke oder Geburtszange zum Einsatz, oder das Kind wurde per Kaiserschnitt entbunden.
Ergebnisse sind nicht auf Geburten ohne PDA übertragbar
Die Studie kann keine generelle Empfehlung geben: Die britischen Autoren weisen darauf hin, dass die Ergebnisse sich nur auf Frauen beziehen, die zum ersten Mal Mutter werden und eine leichte PDA bekommen. Sie sind daher nicht übertragbar auf Frauen, die etwa zum zweiten Mal gebären oder keine PDA haben. Hierfür seien weitere Untersuchungen nötig. Die Studie war außerdem pragmatisch: Die Frauen durften ihre Position ändern, wenn das für sie angenehmer war. Nicht alle hielten also die angewiesene Position ein. Das schwächt die Aussagekraft der Studie etwas. Generell sollten Frauen während des Geburtsvorgangs die Möglichkeit haben, die Position zu wählen, die für sie angenehm ist.
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Zitat: "schädlichen Sitztoiletten"
Nee, is klar. Wir werden alle sterben.
Genau wie für den Stuhlgang ist die Hocke für das Gebären die natürliche Position. Die Schwerkraft unterstützt dabei die Geburt, was im Liegen nicht der Fall ist. Außerdem ist in dieser Postion der Geburtskanal maximal geöffnet. Das Problem ist, daß die Leute vor allem auch dank der schädlichen Sitztoiletten die Hocke nicht mehr einnehmen können. Dazu gibt es ein gutes Buch: Das Wunder der Entspannungshocke.