Kunden, die den Gasanbieter wechseln, sparen bis zu 847 Euro im Jahr. Aufgeschreckt durch den Konflikt in der Ukraine, möchten viele auch wissen: Wie sicher ist die Gasversorgung?
Mitte September meldeten viele Medien: Weniger Gas aus Russland. In Deutschland, Österreich und Polen kam bis zu einem Viertel weniger Gas an, als vertraglich vereinbart.
Nachrichten wie diese lassen Gaskunden aufhorchen. Sie fragen sich: Wie sicher ist die Versorgung? Kann es zu Lieferengpässen kommen? „Nein“, sagt Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). „Selbst wenn es eine komplette Unterbrechung aller Gaslieferungen aus Russland geben würde, kann Europa seine Gasversorgung in den Wintermonaten sicherstellen, da es ausreichend Gas auf den internationalen Märkten gibt.“
Auch ein Preisanstieg ist derzeit nicht zu beobachten. Kemfert sagt: „Die Gaspreise sind in langfristigen Lieferverträgen festgelegt. Außerdem folgen sie oft der Ölpreisentwicklung. Da die Ölpreise derzeit nicht steigen, ist beim Gas auch nicht damit zu rechnen.“ Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Preise, die Gasanbieter von Neukunden verlangen, fallen sogar.

Woher kommt unser Gas? Der deutsche Erdgasbedarf wird zu 90 Prozent durch Importe gedeckt, vor allem aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Stand: 02/2014
Wechsel bringt noch mehr als 2013
In vielen Städten wie Stuttgart oder Berlin können Kunden in diesem Jahr durch einen Wechsel des Gasanbieters mehr sparen als im Jahr 2013: Wir haben wie im Vorjahr verglichen, wie viel Geld ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden durch einen Wechsel maximal sparen kann, wenn er einen verbraucherfreundlichen Tarif wählt und bisher noch nie gewechselt ist.
Unsere Übersicht zeigt zum Beispiel: Berliner können durch einen Wechsel aus der Grundversorgung bis zu 388 Euro sparen. Das sind 86 Euro mehr als im Jahr 2013.
Fast alle Kunden können sparen
Für unsere Untersuchung haben wir die Preise in 41 Städten für einen Musterhaushalt untersucht Grafik: So viel kann der Wechsel bringen.
Das größte Sparpotenzial haben wir in Leipzig gefunden. Wer dort bei einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden von der Grundversorgung in den Tarif KlimaGas Premium von Envitra wechselt, spart 847 Euro im Jahr.
In der Grundversorgung sind alle Kunden, die noch nie etwas an ihrem Gastarif verändert haben. „Die Zahl der Kunden in der Grundversorgung mit einem so hohen Verbrauch liegt gerade mal bei rund 2 Prozent. Die meisten unserer Kunden – vor allem die mit hohen Einsparpotenzialen – haben sich bereits für eines unserer günstigeren Sonderprodukte entschieden“, sagt Miriam Wortmann, Sprecherin der Stadtwerke Leipzig. Kunden im Sondertarif Energie21.online mit einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden sparen durch den Anbieterwechsel nur noch 249 Euro – deutlich weniger.
Sparen ohne Ärger
Sparen, aber nicht um jeden Preis, wollen viele Gaskunden. Sie möchten nicht jedes Jahr wechseln, um einem Neukundenbonus hinterherzujagen, sondern bevorzugen einen Anbieter mit günstiger Grundgebühr und günstigem Kilowattstundenpreis.
Für diese Kundengruppe haben wir Kriterien aufgestellt, die bei der Suche nach einem günstigen Tarif helfen Gute Wahl: Fairer Tarif. Die von Finanztest empfohlenen Tarife erfüllen die Kriterien und haben keine undurchsichtigen Bonusklauseln Tabelle: Gastarife. Sie eignen sich daher für bequeme Kunden, die Preissicherheit haben möchten und nicht jedes Jahr den Anbieter wechseln wollen.
Ein wichtiges Kriterium ist die Anschlusslaufzeit. Wir empfehlen keine Tarife, die sich automatisch um zwölf Monate verlängern. Denn im zweiten Vertragsjahr hat der Kunde keine Preisgarantie mehr. Sollten die Preise zu stark steigen, hat er nur ein sehr kurzes Sonderkündigungsrecht. Auch Kunden, die sich über eine falsche Abrechnung oder zu hohe monatliche Abschläge ärgern, sind im Vertrag gefangen.
Nur wer einen Vertrag abschließt, den er im zweiten Vertragsjahr monatlich kündigen kann, ist auf der sicheren Seite. Das gilt für alle Tarife in unserer Tabelle: Gastarife.
Ohne Vergleichsportale geht es nicht
Kunden, die einen günstigen Tarif suchen, sind auf Vergleichsportale im Internet angewiesen. Nur sie bieten eine aktuelle Preisübersicht von mehreren tausend Gastarifen. Doch was taugen die Portale? Unsere Schwesterzeitschrift test hat im September eine Untersuchung von fünf Rechnern veröffentlicht, Gastarifrechner im Test: So wechseln Sie richtig und sparen dabei, test 10/2014. Kein Anbieter war rundherum gut. Trotzdem können wir zwei Tarifrechner empfehlen: Mit Check24 und Verivox lassen sich verbraucherfreundliche Tarife finden.
Annegret Jende, Projektleiterin unseres Tariftests, sagt: „Wir beobachten, dass viele Vergleichsrechner verbraucherfreundlicher geworden sind.“ Die Anbieter haben neue Filtermöglichkeiten eingerichtet, damit der Kunde gezielt nach seinem Wunschtarif suchen kann. Sie werten die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Energieversorger aus und Kunden können ihren neuen Versorger über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr bewerten.
Ärgerliche Voreinstellungen
Eine Hürde müssen Verbraucher aber immer noch nehmen. Nach wie vor haben die Rechner Voreinstellungen. Das ist tückisch, wenn Kunden nur die Postleitzahl und ihren Jahresverbrauch eingeben. Sie erhalten eine Tarifübersicht, die auf den vorderen Plätzen ausschließlich Angebote listet, mit denen die Anbieter der Rechner eine Provision verdienen.
Außerdem stehen Tarife mit Neukundenbonus vorn. Der Bonus macht den Tarif aber vor allem im ersten Jahr günstig. Wer nicht jedes Jahr wechselt, zahlt im zweiten oft drauf. Wir geben Tipps, wie man mit Vergleichsrechnern günstige und faire Tarife findet. Faire Tarife finden.