Gas sparen

So haben wir gerechnet

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Im Vergleich: Heizungs­systeme für Einfamilien­häuser mit Gasbrenn­wert­kessel und verschieden großen Solar­thermie­anlagen, verglichen für drei Gebäude mit unterschiedlicher Wärmedämmung.

Unter­suchungen

Das Ausgangs­haus einer vierköpfigen Familie ist 145 Quadrat­meter groß und steht in Würzburg. Es besitzt einen neuen modulierenden Gasbrenn­wert­kessel mit 20 Kilowatt Heiz­leistung. Die Heizkörper in den Räumen sind Radiatoren. Die Vor- und Rück­lauf­temperatur der Heizung für den Auslegungs­fall beträgt 70/55 Grad Celsius. Das Haus hat ein Satteldach mit einer Neigung von 45 Grad und einer nach Süden gerichteten Dach­fläche von 55 Quadrat­metern.

Der jähr­liche Wärmebedarf für die Heizung beträgt 18 000 Kilowatt­stunden und für Warm­wasser 2 000 Kilowatt­stunden. Das Gebäude entspricht einem unsanierten Bestands­gebäude nach Wärmeschutz­ver­ordnung WSVO 82.

Das Gebäude mit Mindest­wärmedämmung entspricht dem Ausgangs­haus, das mittels Wärmedämm­verbunds­ystem, neuen zweifach verglasten Fens­tern und Dachdämmung zu einem Nied­rig­energie­haus nach EnEV 2002 modernisiert wurde.

Das Gebäude mit guter Wärmedämmung wurde mittels Wärmedämm­verbunds­ystem, dreifach verglasten Fens­tern und Dachdämmung zu einem KfW40-Effizienz­haus umge­baut.

Bei den Varianten mit solarer Heizungs­unterstüt­zung werden die Räume mittels Fußbodenhei­zung beheizt. Die Vor- und Rück­lauf­temperatur beträgt bei beiden Gebäuden im Auslegungs­fall 35/28 Grad Celsius.

Investitions- und Energiekosten

Für einen Betrachtungs­zeitraum von 15 Jahren ermittelten wir die Investitions­kosten ausgehend vom Ausgangs­zustand für verschiedene Solar­thermie­anlagen und gegebenenfalls Fußbodenhei­zung sowie für Wärmedämmung, gegebenenfalls mit Lüftungs­anlage. Wir ermittelten die Förderbeträge, mit denen die Kosten verringert werden können.

Die jähr­lichen Gesamt­kosten berechneten wir nach der Annuitäten­methode (VDI 2067). Sie setzt sich aus verbrauchs­gebundenen Kosten (Gas, Strom), betriebs­gebundenen (Reparatur, Wartung) und kapital­gebundenen Kosten (Annuität der Investition) zusammen. Wir geben die verbrauchs­gebundenen Kosten für drei Gaspreise (10, 20, 30 Cent pro Kilowatt­stunde) und einen Strom­preis von 40 Cent pro Kilowatt­stunde an, je als Mittel­wert über 15 Jahre.

Die Investitions­kosten der Anlagen­komponenten ermittelten wir aus den Daten des Markt­anreiz­programms des BMWi beziehungs­weise BMWK (Richt­linien zur Förderung von Maßnahmen zur Nutzung erneuer­barer Energien im Wärmemarkt) MAP2016 und MAP 2019. Wir rechneten die Investitions­kosten mit dem Baupreissteigerungs­index für das Jahr 2022 hoch.

Die Kosten für den Wärmeschutz schätzten wir aus den oben genannten Flächen, Mengen und Materialien ab. Das KfW40-Effizienz­haus erfüllt die Mindest­anforderungen der Bundes­förderung für effiziente Gebäude (BEG), sodass eine Bezu­schussung der Maßnahmen an Außenwand, Dach, Kellerdecke und Fenster sowie der Heizungs­technik (Einbau Solar­thermie­anlage und Fußbodenhei­zung) möglich ist.

Klima- und Umwelt­belastung

Der jähr­liche Primär­energie­aufwand für den Wärmebedarf bezieht Herstellung und Trans­port der Wärmeschutz­maßnahmen (Dämm­stoffe, Fenster) sowie die Herstellung, 15-jährige Nutzung und spätere Entsorgung der gesamten Heizungs­anlage ein (inklusive Solar­thermie). Außerdem berück­sichtigten wir die Gewinnung, den Trans­port und die Aufbereitung von Gas und Strom.

Durch den Rohstoff- und Energieverbrauch entstehen bereits vor der Nutzung im Haus Umwelt­belastungen, die durch sogenannte Primär­energie­faktoren berück­sichtigt werden. Für Gas setzten wir 1,1 an, für Strom 1,14 als Mittel­wert über den Zeitraum 2022 bis 2036 auf Basis der Angaben im Gebäudeenergiegesetz und eigener Berechnungen. Den Herstellungs­aufwand für die Anlagen­technik und die Maßnahmen zur Verbesserung des Wärmeschutzes ermittelten wir auf Basis der Ökobilanz-Daten­bank ecoinvent 3.1.

Ergänzend haben wir den Anteil der Solar­energie am Wärmebedarf mittels dyna­mischer Simulationen des Gebäudes und der Anlagen­technik über den Zeitraum eines Jahres berechnet. Der jähr­liche Gasverbrauch ist die Grund­lage für die Berechnung der Gaskosten und der im Haus erzeugten direkten CO2-Emissionen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • MHenske am 26.09.2022 um 17:56 Uhr
    Warmwasserbereitung mit Gas

    Aus eigener Erfahrung und aufgrund eines Tipps meines Heizungsmonteurs habe ich folgenden Spartipp, der mir auch so nicht bewusst war und der sicherlich auch anderen Menschen und der Umwelt helfen könnte:
    Durch Steuerung der Warmwasserumwälzpumpe mit einer Funkschaltsteckdose (evtl. über WLAN) wird der Energieverbrauch für die Warmwasserbereitung in einem Einfamilien- / Reihenhaus signifikant ohne großen Komfortverlust gesenkt. Für die Warmwasserbereitung für 2 bis 3 Personen mittels Gas brauchte ich in den Sommermonaten jahrelang bei ausgestellter Raumheizung und Betrieb der Umwälzpumpe nur tagsüber (mit
    Zeitschaltuhr) bisher ca. 20 bis 25 m³ Gas pro Monat, entspricht ca. 200 bis 250 kWh. Nach Benutzung der WLAN- Steckdose und der Inbetriebnahme der Umwälzpumpe nur nach Bedarf, also statt 16 Stunden täglich nur jeweils 1-2 Minuten kurz vor dem Verbrauch von Warmwasser, sank der Gasverbrauch auf 8 bis 10 m³ pro Monat, also auf weniger als die Hälfte bei ansonsten unverändertem Verhalte

  • Merrill am 20.09.2022 um 14:01 Uhr
    Test große Solarthermie-Anlagen überfällig

    Wann gibt es endlich wieder neue Tests zu Warmwasser-Solarthermieanlagen (zuletzt 2008) und zur solaren Beheizung (zuletzt 2009) bzw. Heizungsunterstützung?
    Die damals getesteten Anlagen sind ausnahmslos nicht mehr erwerbbar, die Technik heute viel effizienter und die Tests daher total unbrauchbar.
    Eigentlich unglaublich: Ab 2023 werden wohl keine neuen Häuser ohne Solarthermie mehr gebaut und jährlich hunderttausende Solarthermie-Anlagen nachgerüstet. Aber Tests dazu gibt es nicht.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 06.09.2022 um 15:46 Uhr
    Heizstab und Strom besser?

    @hstefan: Leider können wir keine individuelle Energieberatung anbieten. Unsere Aufgabe ist – wie Sie sicherlich wissen – der vergleichende wissenschaftliche Produkt- und Dienstleistungstest. Wir bitten um Verständnis.
    Hilfe und Informationen erhalten Sie bei der Energieberatung der Verbraucherzentralen. Es gibt in Deutschland rund 400 Beratungsstellen, in denen Architekten, Physiker und Ingenieure für sachkundige Beratungen bei allen individuellen Fragen zu Themen wie der Wahl des Energieträgers, Heizungstechnik, baulicher Wärmeschutz, Energieeinsparung, Nutzung und Wirtschaftlichkeit regenerativer Energien, Warmwasserbereitung, Heizkostenabrechnungen etc. zur Verfügung stehen. Ein persönliches Beratungsgespräch kostet dank Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium nur eine Kostenbeteiligung von 5 Euro/30 Min. Alle Beratungsstellen sind unter der bundesweiten Servicenummer 0800-809 802 400 (kostenfrei aus dem deutschen Festnetz und für Mobilfunkteilnehmer) erreichbar. Dort können Verbraucher direkt einen Beratungstermin bei einem Energieexperten vereinbaren.
    Parallel informiert unter www.verbraucherzentrale-energieberatung.de auch eine Internetplattform übers Energiesparen und die bestehenden Beratungsangebote.

  • hstefan am 06.09.2022 um 13:54 Uhr
    Heizstab und Strom besser ?

    Wir haben eine Gas Brennwerttherme und überall Fußbodenheizung mit einem Gebäude von 1978. Aktuell wird fast überall empfohlen auf Solarstrom zu gehen und für die Heizungsunterstützung einen Puffer-/Schichtspeicher zu nutzen und via Heizstab den Strom zu verwenden, übriger Strom kann dann anders verbraucht werden und die Anlage schaltet nicht ab. Reine Thermie haben wir schon mehrfach rechnen lassen, es wurde immer abgeraten.
    Wie ist die Heizstabvariante zu Solar-Thermie zu bewerten ?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 09.08.2022 um 11:14 Uhr
    Wohnungen im Geschosswohnungsbau

    @WinfriedHeidemann: Bewohner von Ein- oder Zweifamilien- bzw. Reihenhäusern haben häufig eine verfügbare Dachfläche für die Gewinnung von Sonnenenergie und sie können häufig selbst die Entscheidung über die Art der Heizung treffen. Bewohner von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern haben es tatsächlich schwerer. Als Mieter, aber selbst als Nutzer einer eigenen Eigentumswohnung können sie Entscheidungen i.d.R. nicht alleine treffen.
    Unverändert gültig bleibt, dass eine Wärmedämmung nach dem Stand der Technik die deutlich wirksamste Maßnahme ist. Damit kann der Heizenergieverbrauch um mehr als die Hälfte verringert werden. Bewohner müssen sich ggf. mit diesem Vorschlag an den Eigentümer wenden.
    Bei der Wärmeversorgung können Gasetagenheizungen nicht so einfach ersetzt werden und sie sind auch aus Ausnahmefall weiterhin zulässig. In Frage kommt z.B. mittelfristig ein Umbau zum Zentralheizungssystem mit Holzpellets oder Wärmepumpe, oder Anschluss an eine Fernwärme- oder Nahwärmeversorgung. In letztere kann zudem einfacher erneuerbare Energie eingespeist werden. Gaskunden können z.B. bei ihrem Anbieter einen Tarif wählen, mit dem sie den Ausbau von Biogasanlagen oder die Wasserstoffgewinnung aus Überschussstrom von Windenergieanlagen fördern, jedoch ändert das nichts an der aktuellen Zusammensetzung des bezogenen Gases (ganz analog zu einem echten Ökostromtarif).
    Maßnahmen zur Verringerung des Gasverbrauchs in Geschosswohnungen ohne bzw. mit geringen Investitionen sind z.B.: Verwendung von Thermostatventilen, Temperaturabsenkung, richtiges Lüften, Verwendung einer bereits vorhandenen Klimaanlage auch zum Heizen.