
Mit Biss. Garten-schere von Löwe mit Ambosstechnik. © Stiftung Warentest
So macht Gärtnern Spaß: Die besten Gartenscheren im Test kürzen Zweige fast mühelos. Kräftige Astscheren erledigen das Grobe.
Zum Testen raus ins Grüne? Wer glaubt, unsere Prüfer konnten sich einen lauen Lenz und das Hobby zum Beruf machen, irrt. Sie arbeiteten aus gutem Grund meist in Werkstatt und Labor. Qualitätsunterschiede lassen sich dort mit sensiblen Messapparaturen exakter ermitteln als nur mit Feld-, Wald- und Gartenversuchen.
Den Kraftaufwand beim Schneiden mit einer Gartenschere etwa ermittelt ein automatisch arbeitender Prüfstand: Der Labormitarbeiter positioniert die Schere und platziert im Maul mittig einen Holzstab. Dann startet die Messung und die Apparatur presst die Griffe zusammen. Langsam steigert sie die Kraft, die Klingen dringen ins Holz. Ein Computer protokolliert lückenlos den Kraftaufwand, bis der Stab durchtrennt ist. Der Prüfer wiederholt die Messung an weiteren Stäben aus homogenem, trockenem Buchenholz. Die Original Löwe 8.107 beißt sich durch diese Hölzer mit nur 160 Newton, etwa der Kraft von einem kräftigen Händedruck. Viermal so mühsam, und damit auch fast zu schwer für zwei kräftige Hände, arbeitet es sich mit der Billig-Bypassschere, die den schönen Namen Lifetime Garden trägt.
Knapp jede Zweite schneidet gut ab
Wer seine Gartenarbeit entspannter genießen möchte, findet in unseren Testtabellen 14 gute Werkzeuge – sieben Einhandscheren und sieben Astscheren. Mehr als die Hälfte der 31 Modelle schneidet schlechter ab. Die Mängelliste reicht von zu hohem Kraftaufwand beim Arbeiten bis zu schadstoffbelasteten Handgriffen. Acht Werkzeuge versagen beim Dauertest; zum Beispiel brechen die Griffe.
3 000 Schnitte später
Unsere Prüfer kontrollieren den erforderlichen Kraftaufwand beim Schneiden nicht nur im Neuzustand, sondern auch nach 3 000 Schnitten. Auf einem automatisierten Prüfstand bewegen sich die Scheren wie von Geisterhand getrieben. Gleichartige Buchenholzstäbe in einer Länge von insgesamt vielen hundert Metern verwandeln sich nach und nach in Schnipselberge. Die Gartenscheren füttern wir mit ein Zentimeter starken Stäben, die Astscheren müssen zwei Zentimeter dickes Holz durchschneiden.Die Prüfung simuliert wie im Zeitraffer innerhalb weniger Tage die Belastungen, die solche Werkzeuge normalerweise im Verlauf mehrerer Jahre aushalten müssen.
Schnittbilder: Mal gut, mal ausreichend

Glatte Oberfläche punktet. Je weniger Risse, Fransen und Quetschungen das Schnittbild aufweist, desto besser für den Baum – und für die Note. © Stiftung Warentest
Die kraftsparendsten Kleinen
3 000 Schnitte durch Buche lassen jede Klinge abstumpfen. Einige überstehen die Prozedur aber besser als andere. So funktioniert Testsieger Original Löwe auch danach mit geringstem Kraftaufwand. Recht leicht schneidet es sich auch mit der Wolf Garten Comfort Plus RS 2500.
Fiskars knackt dicke Äste
Auf dem Astscheren-Prüfstand erweist sich die Fiskars Power Gear L94 sowohl im Neuzustand als auch nach 3 000 Schnitten als Kraftsparendste im Test. Dabei hilft ihr ein „Getriebe“. Das ist eine zahnradartige Übersetzung, die das Zusammenpressen der Holme effizient auf die Klingen überträgt. Nachteil: Damit dicke Äste ins Maul passen, muss der Gärtner die Arme der Getriebeastscheren weiter auseinanderziehen als bei klassischen Astscheren. Dafür fehlt im Gebüsch manchmal der Platz. Exemplarisch haben wir daher den Test um zwei kurzarmige Modelle und um zwei mit Teleskoparmen ergänzt.
Tipp: Je mehr Bäume und Sträucher im Garten zu beschneiden sind, desto eher lohnt der Kauf einer Zweitschere. Mit einer leichten Kurzarmigen gewinnen Sie den Dschungelkampf im Gebüsch. Dickere Äste knackt im Nu die Teleskop-Schere. Werden zum Beispiel die Arme der Gardena Comfort 650 BT voll ausgezogen, reduziert sich der erforderliche Kraftaufwand dank besserer Hebelwirkung um ein Viertel. Obendrein vergrößern die verlängerten Holme den Aktionsradius. So kann man auch am Boden liegendes Holz schneiden, ohne sich bücken zu müssen.
Auf der Strecke geblieben

Gebrochen. Der Griff der Connex-Gartenschere war den Belastungen im Dauertest nicht gewachsen.
Ermüdet. Das Metall der Lux-Tools-Schere von Obi überlebt die 6 000 Testschnitte nicht. © Stiftung Warentest
Bei drei kleinen Einhandscheren und bei einer Astschere können die Prüfer den Kraftaufwand fürs Schneiden nach 3 000 Schnitten nicht mehr messen. Sie sind schon vorher defekt auf der Strecke geblieben. So spreizen sich bei der leichten Astschere von Obi/Lux-Tools mit der Zeit die Klingen (siehe Foto unten rechts). Das Schneiden kann dann so anstrengend werden, dass die Griffe brechen. Auch die Einhandmodelle von Connex und Obi/Lux-Tools sowie fünf weitere sind am Ende der Dauerprüfung, nach 6 000 Schnitten, nur noch Schrott.
Lassen sich kaputte Scheren wenigstens reparieren? Nicht immer, lautet das Ergebnis unserer Recherche. Ausgerechnet für die allermeisten Scheren, die nach dem Dauertest eine Reparatur dringend nötig hätten, gibts keine Ersatzteile. Hingegen ist der Austausch kaputter Teile oder abgenutzter Klingen bei den soliden Produkten von Felco, Löwe, Gardena und Co. möglich.
Dauertest: Manche quetschen statt zu schneiden

Ziel. Wenns gut geht, türmt sich am Ende ein Berg mit 6 000 Schnipseln.
Prüfstand. Nach jedem Schnitt rutscht der Holzstab durch das Rohr nach.
Mangel. Bei der Astschere von Obi spreizen sich die Schneiden. © Stiftung Warentest
Den Mund sehr voll genommen
Die Gartenscheren versagen im Dauertest relativ häufig. Obwohl die meisten Anbieter mit maximalen schneidbaren Durchmessern von 20 Millimetern und mehr werben, haben viele Klingen schon mit den trockenen 10-Millimeter-Buchenholzstäben im Test recht große Probleme.
Tipp: Überlasten Sie Ihre Einhandschere nicht mit zu schweren Aufgaben. Vor allem beim Schneiden trockener, harter Hölzer sollten Sie im Garten immer auch eine Astschere parat haben, um damit die etwasdickeren Zweige kraft- und werkzeugschonend kappen zu können.
Mehr Qual als Schutz
Die geprüften Gartenscheren sollen in der Regel für mittelgroße Hände geeignet sein. Die Gardena-Bypass-Schere lässt sich sogar stufenlos an die Handgröße anpassen. Eine Besonderheit sind die rundlichen, geschlossenen Griffe der Fiskars-Modelle P43 und P44, die vor Dornen und Abrutschen schützen sollen. Es fehlt aber der Hinweis, dass sie sich nur für kleine Hände eignen. Die Knöchel normal großer Hände stoßen bei der Arbeit immer wieder gegen den harten Kunststoff.
Die Prüfer konnten zwar zum Testen selten raus ins Grüne, aber profitiert hat am Ende zumindest ein Mitarbeiter ganz besonders. Er durfte die Holzschnippsel säckeweise nachhause karren. An kalten Wintertagen wird er vor seinem warmen Ofen sitzen und sich gern erinnern, dass viele Scheren gut abgeschnitten haben.
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Nach 40 Jahren Gartenarbeit und sehr gemischten Erfahrungen mit allerlei Scherentypen kann ich guten Gewissens die Scheren von Löwe empfehlen.Stand, Schaerfe und Handhabung einfach spitze.
Mindestens halber Kraftaufwand und kein Verklemmen.Bin der Testempfehlung gefolgt, habe zwei Scheren gekauft und voll zufrieden.
@Frieda_2010: Zum Zeitpunkt der Auswertung im Sommer letzten Jahres waren bei beiden Produkten über die Website alle Teile ersetzbar. Momentan sieht es allerdings so aus, dass es mittlerweile geänderte oder evtl. Nachfolgeprodukte gibt. Wie ein Anbieter nach unserem Test mit einem Produkt weiter verfährt, können wir leider nicht immer verfolgen, wollen allerdings versuchen, hier noch Klarheit zu schaffen. (Bee)
Die Beurteilung (++) der Reparierbarkeit der beiden Gardena-Astscheren kann ich nicht nachvollziehen. Außer dem Kunststoffpuffer und der Gelenkschraube gibt es keine Ersatzteile. Wenn die Klinge abbricht (meiner Erfahrung nach die häufigste Ausfallursache), ist die Astschere ein Fall für den Altmetallcontainer. Ich würde die Reparierbarkeit deshalb als mangelhaft ansehen! Bei einem Gartengerät in dieser Preisklasse ist dies für mich ein Ausschlußkriterium.
Sehr schöner Test zu Gartenscheren. Mein Mann arbeitet sehr viel im Garten und ich brauche noch ein passendes Geburtstagsgeschenk. Werde Ihm die Gartenschere von Löwe holen.
@test-Leser007: Wir haben in diesen Test nicht nur Produkte der großen Marktführer einbezogen, sondern ganz bewusst auch kleine mittelständische Anbieter berücksichtigt, um auch ihnen eine Chance zu geben. Der Anbieter der Original Löwe-Scheren hat uns mitgeteilt, dass man Eisenwarenhändler oder Gartencenter, bei denen die Scheren nicht im Sortiment sind, bitten könne, diese zu bestellen. Dies sei immer möglich. Online seien die Löwe-Scheren zum Beispiel erhältlich bei www.grube.de, www.engelbert-strauss.de (unter Betriebsbedarf und dann unter Werkzeuge) und www.mehr-als-werkzeug.de.
BEE