
Heiner Grüneberg ist an der Berliner Humboldt-Universität verantwortlich für Zierpflanzenanbau. Der promovierte Wissenschaftler beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit nachhaltigen und biologischen Anbaumethoden. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Sattes Grün und üppige Blütenpracht – dieses Traumziel verfehlen Pflanzenfreunde allzu oft. Häufige Ursache ist falsche Bewässerung. So manche Pflanze vertrocknet und viele andere leiden unter zu starker Nässe. Wie lassen sich Fehler beim Gießen vermeiden? Wie findet man das richtige Maß? test.de hat nachgefragt beim Pflanzenexperten Dr. Heiner Grüneberg von der Berliner Humboldt-Universität.
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Testergebnisse für 4 Systeme zur automatischen Gartenbewässerung 05/2018Jede Pflanze hat eigene Ansprüche
Gibt es eine Faustregel, mit der das Wässern aller Pflanzen gelingt?
Nein. Jede Pflanze hat ihre eigenen Ansprüche und selbst die können sich ändern, etwa wenn die Pflanze im Ruhezustand ist oder sich in der Wachstumsphase befindet. Einfluss auf den Wasserbedarf haben zum Beispiel auch Böden, Temperaturen, Wind, Sonnenscheindauer und -intensität.
Aber wie können Hobbygärtner abschätzen, ob eine Pflanze eher wenig oder eher viel Wasser benötigt?
Das lässt sich oft schon am äußeren Erscheinungsbild erkennen. Relativ viel Wasser verbrauchen zum Beispiel dünn- oder großblättrige Pflanzen wie Cyperus oder Spathiphyllum. Andererseits sind da zum Beispiel die Sukkulenten, die fleischigen Pflanzen, die Wasser im Innern relativ gut speichern können. Die machen ihre Spaltöffnungen für die Kohlendioxidaufnahme zum Beispiel nur nachts auf, um so tagsüber die Verdunstung gering zu halten. Auch Merkmale wie Dornen oder Behaarungen – auf Kakteen – , Wachse auf der Oberfläche – etwa bei Agaven – oder auch mehr graue Färbungen weisen oft darauf hin, dass Pflanzen eher weniger Wasser brauchen oder auch nur bekommen dürfen.
Muss man Pflanzen aus heißeren, eher mediterranen Gegenden seltener gießen?
Ja. Natürlich brauchen auch diese Pflanzen ihr Wasser, aber zum Beispiel Hartlaubgewächse, Oleander oder Zitrusgewächse sind auf große Hitze besser eingestellt.
Bei zu viel Nässe droht Fäulnis
Wieso sollte man genügsame Pflanzen nicht zu viel gießen?
Diese Pflanzen können das Wasser nicht aufnehmen und ihre Wurzeln leiden dann ganz schnell: Sie haben Sauerstoffmangel, sterben ab und die ganze Pflanze fängt an zu faulen. Zu viel Feuchtigkeit kann unter anderem auch den Pilzbefall fördern.
Wie gießt man Pflanzen mit geringem Wasserbedarf?
Kakteen und Sukkulente am besten von unten über den Untersetzer, so dass nicht einmal der Wurzelhals nass wird. Falls ich sie trotzdem mal überbrause, dann nur vormittags, so dass sie bis zum Abend abgetrocknet sind.
Wie oft sollte ich Pflanzen gießen, die auf Trockenheit eingestellt sind?
Ganz schlimm wäre es, die Erde ständig nass zu halten. Die Pflanzen müssen zwischendurch mal durchgetrocknet sein, damit sie sich erholen können und das Wurzelwachstum gefördert wird. Erst danach sollte wieder gegossen werden.
Manchmal hilft tauchen
Welchen Einfluss hat die Topfgröße?
Die ist wichtig. Pflanzen in einem zu großen Topf werden schnell vergossen. Die Wurzeln leiden dann unter der dauerhaften Nässe. Pflanzen in einem kleinen Topf muss ich natürlich öfter gießen. Aber es kommt nicht so schnell zum Vergießen. Bei Starkwurzlern in zu kleinen Töpfen gibt’s mitunter das Problem, dass das Wasser kaum durchdringen kann. Hier hilft es, die Pflanzen zweimal nacheinander zu gießen oder sie sogar zu tauchen. Und wenn der Topf zu klein geworden ist, sollte man natürlich auch ans Umtopfen denken.
Was muss ich beim Tauchen beachten?
Die Pflanzen müssen danach wieder die Chance zum Abtrocknen haben. Das gilt insbesondere zum Beispiel für Topforchideen wie Phalaenopsis. Die Wurzeln können Wasser aus der Luftfeuchtigkeit aufnehmen. Übrigens: Die Orchideenwurzeln, in denen auch Fotosynthese stattfindet, brauchen einen lichtdurchlässigen Topf, damit Licht an die Wurzeln gelangt. Der Übertopf muss entsprechend weit sein und die Pflanze nicht „verschlucken“. Geschickt ist es, ihn am Boden mit Blähton zu füllen, damit die Pflanze etwas höher steht und zugleich von der darin gespeicherten Feuchtigkeit profitiert.
Was empfehlen Sie als Erste-Hilfe-Maßnahme, wenn Pflanzen nach dem Urlaub zu sehr ausgetrocknet sind?
Sofort kräftig ein- oder zweimal gießen. Ist das Substrat so stark ausgetrocknet, dass das Wasser kaum aufgenommen wird, und daran vorbeiläuft, hilft das Tauchen, damit sich der Wurzelraum wieder voll saugen kann. Aber Vorsicht. Zu großzügiges Wässern kann in dieser Situation schaden. Oft sind kleine Wurzelhärchen abgestorben und müssen erst neu gebildet werden. Sofort nach dem Tauchen muss überschüssiges Wasser daher gut ablaufen können. In der Folgezeit sollte die Pflanze mäßig feucht gehalten werden, damit sich die Wurzeln regenerieren können.
Mit „grünem Daumen“
Welche Pflanzen haben es gern ständig feucht?
Zum Beispiel einige Farne aus tropischen Gebieten benötigen ständig hohe Luftfeuchtigkeit. Und dann gibt es natürlich auch Pflanzen, die auf ständig feuchte Standorte oder Überschwemmungsgebiete spezialisiert sind. Deren Gewächse verfügen über Lüftungssysteme, die ihre Wurzeln mit Sauerstoff versorgen, obwohl sie unter Wasser sind. Ein Beispiel ist Cyperus, das ständig gern im Wasser steht.
Lässt sich mit dem berühmten „grünen Daumen“ fühlen, ob eine Pflanze durstig ist oder nicht?
Finger helfen nur bedingt bei der Einschätzung der Bodenfeuchte. Schon gar nicht, wenn man den Tipp beherzigt und die Pflanze von unten über den Untersetzer wässert. Denn dann ist es ja eher ein gutes Zeichen, wenn sich die Erde oben recht trocken anfühlt. Ist im unteren Bereich des Topfes noch genügend Feuchtigkeit, kann ich das oben nicht fühlen. Und wenn ich meinen Finger tief in die Erde hineinstecke, dann erzeuge ich Wurzelschäden. Ich empfehle zumindest bei allen Töpfen, die dafür nicht zu schwer sind: Den Topf anheben. Mit der Zeit bekommt man dann anhand des Gewichts ein sehr gutes Gefühl dafür, ob die Pflanze Wasser braucht oder noch nicht. Am besten jeweils vor und nach dem Gießen anheben, um den Unterschied zu spüren! Mit der Zeit entwickelt man so einen wirklich guten „grünen Daumen“.
Auch auf die Blumenerde kommt es an
Brauchen Topfpflanzen, die oft gegossen werden oder oft im Regen stehen, viel Dünger?
Ein Teil des Wassers fließt hier unten heraus – und dies ist auch wichtig, damit die Pflanzen nicht im Wasser stehen müssen. Die Folge ist oft Düngermangel, denn Nährstoffe werden zum Teil regelrecht rausgespült.
Welche Rolle spielt die Blumenerde?
Gute ausgeglichene Topfpflanzenerde zeichnet sich dadurch aus, dass sie – selbst wenn sie trocken ist – nicht so stark zusammenschrumpft.
Damit das Gießwasser im Spalt zwischen Topfrand und Erde nicht durchrauscht?
Richtig. Die Wurzeln können in diesem Fall das Wasser kaum aufnehmen. Gute Erde darf außerdem nicht zu stark „sacken“ und verdichten.
Sind Kunststofftöpfe wassersparender als Tontöpfe?
Tontöpfe verbrauchen mehr Wasser als Plastiktöpfe, weil an ihrer Außenwand ein Teil der Feuchtigkeit verdunstet. Beim Verdunsten gibt es einen Abkühlungseffekt. Der kann sich im Winter negativ auswirken, aber im Sommer je nach Pflanzenart auch positiv. Ein Nachteil der Tontöpfe ist, dass Wurzelhärchen in die Tonoberfläche eindringen können. Und wenn der dann doch mal durchtrocknet, dann reißen die ab. Hier muss ich also mehr aufpassen, dass der Topf nicht durchtrocknet. Andererseits sind Tontöpfe standsicherer und sehen einfach schöner aus.
Wie oft soll ich den Rasen wässern?
Welche Gießintervalle empfehlen Sie?
Das ist schwer zu sagen. Einmal pro Woche kann mal zutreffen. Aber bei trüber und kühler Witterung reicht vielleicht auch alle zehn Tage. Und bei voller Sonne müssen wir vielleicht sogar alle drei Tage oder öfter gießen.
Und was sagen Sie Menschen, die ihren Garten vorsichtshalber täglich wässern?
Zwischenzeitliche Trockenphasen sind für die allermeisten Pflanzen sinnvoll, aber auch für das Bodenleben. Grundsätzlich sollte man besser nicht allzu häufig, dafür aber gründlich wässern. Und bis zum nächsten Gießen sollte man warten, bis die Erde schon etwas angetrocknet ist.
Warum ist zu häufiges Wässern ein Problem?
Ständiges Wässern der Pflanzen im Garten verweichlicht die Pflanzen. Die Wurzeln wachsen dann nachweislich kürzer und gehen nicht so weit in die Tiefe. Wenn dann aus irgendeinem Grund doch mal nicht gegossen werden kann, dann schlappen diese Pflanzen viel schneller als Pflanzen, die es gewohnt sind, dass sie zwischendurch auch mal abtrocknen müssen, und daher gezwungen waren, auch längere Wurzeln zu bilden. Pflanzen, die ständig gewässert werden, sind viel weicher und nicht so widerstandsfähig.
Wie sieht es beim Rasen aus?
Wenn der Boden ein richtiger guter Rasenboden ist – also wenn er gut belüftet ist, aber auch gut Wasser halten kann – dann sollten Sie den Rasen allenfalls bei großer Hitze und Trockenheit täglich wässern. Auch Rasen muss gute Wurzeln bilden, damit er stabiler ist. Das gilt zumindest für den Allgebrauchsrasen im Garten. Der sollte zwischendurch auch mal abtrocknen können.
Zuviel wässern nutzt dem Moos
Ist das auch für das gesunde Wachstum der Gräser wichtig?
Bei ständiger Feuchtigkeit kann es zu Pilzerkrankungen kommen. Außerdem spült häufiges und kräftiges Wässern die Nährstoffe aus. Dies wiederum kann starkes Mooswachstum begünstigen. Der Grund: Dem Gras fehlen die Nährstoffe und das genügsame Moos wächst dann besser.
Zu welcher Tageszeit sollte man den Garten am besten wässern?
Abends bis morgens, weil dann weniger Wasser durch schnelles Verdunsten verloren geht und die Pflanzen dann kaltes Leitungswasser besser vertragen. Im Herbst kann abendliches Wässern aber Pilzerkrankungen fördern, weil die Feuchtigkeit während der kühlen Nacht nicht trocknen kann.
Warum ist die Wassertemperatur von Bedeutung?
Günstig ist es, wenn man abgestandenes Wasser verwendet, das der jeweiligen Lufttemperatur entspricht. Gerade kaltes Wasser aus der Leitung kann Pflanzenschäden besonders bei wärmeliebenden Pflanzenarten erzeugen.
Besser gezielt
Besser per Sprenger von oben beregnen oder mit Kanne oder automatischen Tropfern direkt die Erde gießen?
Je gezielter, desto besser. Die Wassertropfen sollten möglichst wenig auf die Blätter und schon gar nicht in die Blüten gelangen. Das ist besser für die Pflanze, schützt sie zum Beispiel vor Pilzbefall und spart viel Wasser. Ein zu harter Strahl aus dem Schlauch kann die Bodenkrume zerschlagen und auch Schäden an Pflanzen anrichten. Also entweder mit geeigneten Brausevorsätzen arbeiten oder zur Kanne greifen. Damit ist gefühlvolleres Gießen möglich.
Haben Sie noch einen Tipp zum Wassersparen?
Wer gelegentlich die Bodenoberfläche lockert, trägt dazu bei, dass das Wasser schneller zu den Wurzeln gelangt und weniger an der Oberfläche verdunstet. Hilfreich sind auch Mulchschichten.
Kübelpflanzen sind öfter durstig
Stimmt es, dass man Kübelpflanzen in der Hauptwachstumsperiode wässern muss, auch wenn es geregnet hat?
Ja, denn die Blätter leiten einen Großteil des Wassers seitlich ab, so dass kaum etwas im Kübel ankommt. Bei Kübelpflanzen sollte man ohnehin bedenken, dass sie tendenziell mehr Wasser benötigen als eingegrabene Pflanzen – erst recht an windigen, sonnigen Standorten.
Warum muss Regenwasser aus den Töpfen oder Übertöpfen abfließen können?
Die wenigsten Pflanzen vertragen Staunässe. Oft sterben dann Wurzeln oder Blätter verfärben sich gelb. Es ist zwar sehr sinnvoll, Topf- und Kübelpflanzen von unten über einen Untersetzer zu wässern. Aber spätestens nach einer Stunde sollte das Wasser von dort aufgesogen sein. Falls nicht, den Untersetzer leeren und beim nächsten Mal zurückhaltender wässern.
Gibt’s weitere wichtige Gründe für zurückhaltenderes Gießen?
Ja zum Beispiel nach kräftigem Rückschnitt. Mehr gießen sollte man dann erst wieder, wenn der Neuaustrieb beginnt.
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Liebes Stiftung-Warentest-Team,
leider funktioniert der angegebene Link https://www.test.de/gartenbewaesserung/komponenten/ für die vollständige Komponentenliste nicht. Ich erhalte die Meldung "Fehler 404 Seite nicht gefunden".
Könnten Sie bitte die Komponentenliste wieder zur Verfügung stellen?
Vielen Dank und viele Grüße
Ich wundere mich, dass Gardena so gut abschließt. Sehr gute Ideen sind aus anfälligem Plastik ausgeführt. Ständig tropft und spritzt es irgendwo. Ich kaufe die Schnellkupplungen und sonstigen Teile soweit wie möglich in Messingausführung nach. Teurer, aber hoffentlich mit weniger Reparaturen. Schade, dass Idee und Ausführung qualitativ so unterschiedlich sind.
Hallo,
ich kann mich den Vorschreibern nur anschließen.
Das ist wenig hilfeich, weill die Profisysteme fehlen.
Ich finde es auch schade, dass ihr nichts von Rainbird, Hunter oder Toro getestet habt.
Mit Gardena hab ich auch keinen Vertrag mehr. Da ist z.B. der Regensensor gerade mal doppelt so teuer, wie bei Rainbird und macht genau das gleiche. Die Haltbarkeit von Gardena finde ich auch eher bescheiden. Und ich hab einfach keinen Nerv ständig neuen Kram zu kaufen für immer die gleiche Aufgabe.
Bei Rainbird oder Hunter muss ich halt ein Steuergerät und Ventile kaufen und habe damit ein System, was genausoschwer anzuschließen ist, aber wo die Komponenten einzeln gewartet werden können. Und das zum gleichen Preis bzw. günstiger. Ich komm jetzt mit meinen 7 Zonen noch nicht auf 1000€...
Habe diverse Bewässerungssysteme mit Gardena. Und Probleme mit Haltbarkeit. Kunststoff ermüdet schnell, Düsen verstopfen, Systeme sind kompliziert bei der Installation. Da bräuchte man einen Spezialisten, der im Baumarkt nicht immer zur Verfügung steht....