Die garantierte Gesamtverzinsung für Lebens- und Rentenversicherungen sinkt im Durchschnitt erstmals unter 4 Prozent. Das macht einen Neuabschluss unattraktiv. Für Versicherte, die schon einen Vertrag haben: test.de erklärt, wann man drinbleiben und wann man aussteigen sollte.
Auf historisch niedrigem Niveau
Kunden mit einer Kapitallebensversicherung oder einer privaten Rentenversicherung bekommen im Durchschnitt immer weniger Geld. Im Jahr 2012 zahlen die Lebensversichererer im Durchschnitt erstmals weniger als vier Prozent an ihre Kunden aus. Zu diesem Ergebnis kommt sowohl die Rating-Agentur Assekurata als auch der Versicherungs-Informationsdienst Map-Report. Demnach garantieren die Versicherer 2012 nur noch eine Gesamtverzinsung (Garantiezins plus garantierter Überschussbeteiligung) von 3,91 Prozent.
Immer weniger garantiert
Der Garantiezins für neu abgeschlossene Verträge ist Anfang des Jahres von 2,25 Prozent auf 1,75 Prozent gesunken. Zusammen mit der garantierten Überschussbeteiligung ergibt sich die Gesamtverzinsung von 3,91 Prozent. 2004 betrug sie noch 4,4 Prozent. Verzinst wird aber nicht der gesamte vom Kunden bezahlte Beitrag, sondern nur das Guthaben, das nach Abzug von Abschluss-, Verwaltungs- und Risikokosten übrig bleibt. Die tatsächliche Rendite liegt daher noch niedriger. So hat die Rating-Agentur Assekurata bei der privaten Rentenversicherung für einen Mustervertrag eine Beitragsrendite von 0,92 Prozent berechnet. Dies ist weit weniger als die aktuelle Inflationsrate von 2,1 Prozent – also unwirtschaftlich.
Alte Verträge noch üppig verzinst
Kunden, die zwischen Juni 1995 und Juni 2000 einen Vertrag geschlossen haben, haben es besser. Damals betrug der Garantiezins noch vier Prozent. Und die Gesamtverzinsung lag 1995 insgesamt bei satten 7,41 Prozent im Durchschnitt. Dies ist auch ein Grund für die gesunkene Garantieverzinsung bei Neuverträgen: Um das Geld für die alten Garantien zu erwirtschaften, müssen die Versicherer bei neu abgeschlossenen Verträgen die Garantieverzinsung drücken.
Vertrag kündigen oder weiterführen?
Zu den starken Geldanlagen gehört eine Kapitallebensversicherung also längst nicht mehr. Lohnt es sich noch, den Vertrag weiterzuführen? Hier hilft der kostenlose Rechner von test.de, mit dem Sie die Restlaufzeitrendite ihres Vertrags berechnen können. Um den Rechner sinnvoll zu nutzen, benötigen sie den aktuelle Rückkaufswert und die prognostizierte Ablaufleistung Ihres Vertrags. Beides finden Sie in der Mitteilung, die die Versicherungsgesellschaft jedes Jahr verschickt. Das Ergebnis zeigt, ob es mehr bringt, den Vertrag beitragsfrei zu stellen oder zu kündigen und das Geld anders anzulegen.
Tipp: Ein wenig Abspecken steigert die Rendite. Wenn Sie den Unfalltod-Zusatzschutz kündigen, kann das die Verzinsung der Beiträge um bis zu 0,25 Prozentpunkte erhöhen. Auch jährliche statt monatliche Beitragszahlung erhöht die Rendite.
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der Höchstrechungszins ist eine rein kalkulatorische Größe. Damit wollte der Gesetzgeber erreichen, dass die Versicherer nicht mehr versprechen, als sie auch halten können. In der Praxis wurde dieser "Garantie- oder Mindestzins" meines Wissens tatsächlich noch nicht unterschritten. Aber das war lediglich dem Wettbewerb geschuldet und keiner gesetzlichen Verpflichtung!
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6chstrechnungszins
ich finde den verwendeten Begriff der "garantierten Gesamtverzinsung" als irreführend.
Garantiert ist in einer Lebens- oder Rentenversicherung lediglich der sog. Höchstrechnungszins (Garantiezins), bei Abschlüssen ab dem 01.01.2012 beträgt dieser 1,75% (Abschlüsse in 2011 mit 2,25%). Dieser Garantiezins ist für die gesamte Vertragslaufzeit garantiert. Die Überschussbeteiligung wird dagegen jedes Jahr durch den Versicherer neu festgesetzt, so dass sich hier die Garantie u.U. lediglich auf 1 Jahr bezieht.
Bei einer Vertragslaufzeit einer Lebens- oder Rentenversicherung von 20, 30 oder auch vielleicht 40 Jahren von einer "garantierten Gesamtverzinsung" zu sprechen, halte ich daher für fraglich (dito für die garantierte Überschussbeteiligung).
Bei einem Vertragsabschluss in 2012 mag der Begriff der "garantierten Gesamtverzinsung" evtl. noch zutreffen (wenn die Zinsen nicht weiter sinken), was aber wohl Kunden mit Abschlüssen in 1995 zu der "garantierten Gesamtverzinsung" sagen?
wenn jemand 1995 eine KLV-Police abgeschlossen hatte, erhielt er tatsächlich oft eine Verzinsung zwischen 6 und 7 Prozent. Aber diesen Zins erhielt er nicht etwa auf seine einbezahlten Prämien, sondern lediglich auf deren Gewinnanteil. Der lag aber die ersten Jahre nahezu bei 0, da die anfänglichen Prämienleistungen erst einmal in Form von Provisionen in den Taschen des Vertriebs landeten. Und das oft über Jahre (Stichwort "Zillmerung"). Das bedeutet, dass selbst diese Altkunden insgesamt in die Rendite-Röhre gucken, da je nach Höhe der Versicherungssumme ihren bezahlten Prämien vielleicht erst 5 Jahre später ein adäquater Rückkaufswert entgegen stand. Und wie sich das Zinsniveau seither entwickelt hat, weiss jeder selbst...