Garantiezertifikate. In der Werbung verbinden Garantiezertifikate die Sicherheit von Zinsanlagen mit den Chancen von Aktien. In Wirklichkeit sind sie vor allem teuer. Gut, dass es Alternativen gibt.
Anleger wollen zurzeit in erster Linie Sicherheit. Diese Botschaft ist bei den Banken angekommen, doch vollständig auf liebgewonnene Produkte verzichten wollen die Geldhäuser deshalb doch nicht. Also verkaufen sie weiterhin Zertifikate.
Anders als noch vor zwei, drei Jahren locken sie Anleger nun aber nicht mehr mit hohen Gewinnchancen, sondern mit weitreichenden Garantiezusagen. Empfehlenswert sind aber auch die sicherheitsorientierten Produkte nur selten.
Finanztest hat – als Beispiel für viele – sechs Garantiezertifikate untersucht, die bis Mitte Mai neu auf den Markt kamen. Sie stammen von der Deutschen Bank, von Credit Suisse, West LB, WGZ Bank und den Landesbanken Baden-Württembergs und Bayerns. Diese Banken zählen in Deutschland zu den wichtigsten Zertifikateanbietern.
Das Ergebnis ist für Anleger frustrierend: Kein Zertifikat ist für sie attraktiv. Wegen der hohen Kosten profitieren unter Garantie nur die Banken.
Doch es gibt einen Trost: Anleger sind nicht auf Garantiezertifikate angewiesen. Sie können diese Finanzprodukte einfach ersetzen, indem sie einen hohen Anteil sicherer Zinsanlagen mit ein paar Prozent Aktienindexfonds mischen.
Garantie gilt nur für Fälligkeit
Garantiezertifikate sind Schuldverschreibungen, deren Herausgeber für den Tag der Fälligkeit die Rückzahlung eines Mindestbetrags zusichern.
Anleger setzen mit dem Zertifikat aber auch auf die Entwicklung eines Basiswerts, in der Regel eines Aktienindexes, Aktienkorbs oder einer Einzelaktie. Bei den untersuchten Produkten ist der Basiswert der Aktienindex Euro Stoxx 50.
Anders als mit der direkten Anlage in den Index nimmt der Anleger an möglichen Kursgewinnen oder -verlusten nur in beschränktem Umfang teil. Die Verluste sind durch die Garantiezusage begrenzt. Der Herausgeber garantiert bestenfalls die vollständige Rückzahlung des eingesetzten Kapitals zum Tag der Fälligkeit.
Viele Zertifikate garantieren aber nicht das ganze Kapital, sondern nur einen Teil davon. Bei vier der untersuchten Angebote sind zum Beispiel 90 Prozent des Nennwerts abgesichert.
Zwei von ihnen beteiligen Anleger im Gegenzug vollständig an möglichen Kursgewinnen. Bei Produkten mit voller Garantie sind die Gewinnmöglichkeiten dagegen gedeckelt.
Ungünstig finden wir die Verbindung beider Nachteile in einem Produkt, also die Kombination von Teilgarantie und Kappungsgrenze. Beim TeilGarant-Zertifikat der WGZ Bank und bei der Safe-Anleihe der Landesbank Baden-Württemberg können Anleger bis zu 10 Prozent verlieren und haben dennoch nur begrenzte Gewinnchancen.
Die Kappungsgrenze, der sogenannte Cap, liegt bei 145 beziehungsweise 150 Prozent des Ausgangskurses. Sollten die Börsen in den kommenden Jahren um mehr als 50 Prozent steigen, würden Anleger an den darüberliegenden Gewinnen nicht beteiligt.
Geringe Chance auf gute Rendite
Wir haben analysiert, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Anleger bei Fälligkeit des Zertifikats eine bestimmte Rendite erzielt. Diese Berechnung basiert auf dem Börsenkurs am 6. Mai 2010.
Nur die geprüften Produkte der West LB und der Bayerischen Landesbank haben keine Obergrenze, da sie Anleger in vollem Umfang an der Wertentwicklung des Euro Stoxx 50 teilnehmen lassen.
Bei den anderen Produkten sind bestenfalls Renditen zwischen 7 und 8,5 Prozent pro Jahr möglich. Gar nicht schlecht, möchte man sagen, doch diese Wertentwicklung ist leider nicht sehr wahrscheinlich.
Nur in 10 bis 15 Prozent der simulierten Fälle hätten Anleger Glück gehabt und am Ende den Maximalbetrag kassiert. Mit überwältigender Wahrscheinlichkeit kommt am Ende eine schlechtere Rendite heraus.
Am wahrscheinlichsten bei allen sechs Zertifikaten ist sogar, dass Anleger am Ende mit der Minimalrendite vorliebnehmen müssen.
Beim TeilGarant-Zertifkat der WGZ Bank sollten sich Anleger mit dem Gedanken anfreunden, am Ende möglicherweise gar 2 Prozent pro Jahr einzubüßen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Verlust in dieser Höhe liegt bei 51 Prozent.
Die Garantiezertifikate von Credit Suisse und der Deutschen Bank landen am Ende sogar mit einer Zweidrittel-Wahrscheinlichkeit bei der Minimalrendite. Die liegt hauchdünn im positiven Bereich.
Kosten ohne Ende
Der wichtigste Grund für die bescheidenen Renditeaussichten sind die hohen Kosten der Zertifikate. Anleger werden an mehreren Stellen so stark zur Kasse gebeten, dass sich ein Investment selten lohnt.
Der teure Spaß beginnt schon beim Kauf. Üblicherweise kauft der Anleger das Zertifikat bei seiner Hausbank und entrichtet bei dieser Gelegenheit den sogenannten Ausgabeaufschlag. Das sind bis zu 2,5 Prozent des Ausgabepreises wie bei der Credit Suisse Garant 100 Anleihe 20.
Auch nach Erscheinen eines Zertifikats können Anleger es jederzeit kaufen. Das läuft dann über eine Börse, zum Beispiel in Frankfurt oder Stuttgart. Die dafür fälligen Gebühren hängen davon ab, welche Bank das Geschäft abwickelt.
Bei Direktbanken sind die Gebühren meist sehr niedrig, bei der Hausbank können sie schon mal 1 Prozent des Kaufwertes betragen. Dazu kommt immer der börsenabhängige Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufskurs, der Spread. Er kann bis zu 1,5 Prozent des Kaufpreises ausmachen.
Zusätzlich genehmigen sich die Banken in jedem Fall eine Vertriebsprovision, die durchaus mal stolze 4 Prozent des Anlagebetrags ausmacht wie bei der IndexProtect 90%-Anleihe VI der Bayerischen Landesbank. Diesen Anteil erhält der Verkäufer vom Herausgeber des Zertifikats, finanziert wird er vom Käufer.
Dividenden bleiben auf der Strecke
Die prozentual höchsten Kosten entstehen aber erst während der Laufzeit. Der dickste Brocken ist elegant versteckt: Die Herausgeber der Zertifikate behalten die Dividenden für sich.
Alle untersuchten Zertifikate beziehen sich auf den sogenannten „Kursindex“ des Euro Stoxx 50. Anders als der „Perfor-manceindex“ berücksichtigt er keine Dividendenzahlungen der im Index enthaltenen Unternehmen.
Aktuell schütten die Konzerne im Durchschnitt 2,9 Prozent ihres Börsenwertes pro Jahr aus. In der Vergangenheit waren es auch schon mal deutlich mehr. Diese Ausschüttungen, die eigentlich dem Anleger zustehen würden, finanzieren den größten Teil der Garantiezusagen.
Die Landesbank Baden-Württemberg und die West LB zahlen den Banken, die ihre Garantiezertifikate verkaufen, zusätzlich eine regelmäßige Vertriebsfolgeprovision, die letztlich ebenfalls die Anleger finanzieren.
Die preiswerte Alternative
Die unübersichtliche Kostenbelastung steht im Gegensatz zur vergleichsweise einfachen Konstruktion der Zertifikate. Alle erreichten ein passables Finanztest-Komplexitätsmaß von 1 oder 2. Dieses Maß zeigt, ob ein Zertifikat einfach oder kompliziert gestrickt ist. Bei einem Maß zwischen 1 und 2 brauchen Anleger keine Fachkenntnisse in Finanzmathematik, um die Wirkungsweise des Zertifikates zu verstehen.
Doch warum sollten Anleger ihr Geld in ein Papier stecken, das hohe Kosten mit bescheidenen Gewinnchancen kombiniert?
Die Begrenzung von Verlusten ist allenfalls ein schwacher Trost. Oft landen Garantiezertifikate in den Depots von Anlegern, die normalerweise keine Risiken eingehen würden. Für sie ist es bereits sehr schmerzlich, wenn ihr Geld so gut wie keine Zinsen abwirft oder sogar ein kleiner Verlust entsteht. Diese Anleger bleiben besser bei gewöhnlichen Zinsanlagen.
Und auch für Anleger mit etwas Risikobereitschaft gibt es sinnvollere Möglichkeiten als Garantiezertifikate. Wer an den Gewinnchancen der Aktienmärkte teilhaben will, kann das gut mit Indexfonds tun. Sie sichern nicht nur eine unmittelbare Teilnahme an Kursgewinnen, sondern beteiligen Anleger auch an Dividenden.
Damit ist selbstverständlich auch ein Risiko verbunden. Anleger haben aber mehrere Möglichkeiten, die Verlustgefahren zu bändigen. Die beste ist eine wohldurchdachte Depotaufteilung. Wer sichere und riskante Anlagen sinnvoll kombiniert, kann eine sehr viel günstigere Voll- oder Teilgarantie erreichen, als sie mit Zertifikaten zu kaufen ist.
Ein Beispiel: Bei einem Anlagezeitraum von fünf Jahren können Anleger ohne Verlustrisiko 10 Prozent in Aktienfonds stecken, wenn sie für den 90-prozentigen Festzinsanteil mindestens 3 Prozent Rendite pro Jahr bekommen.
Passende Einmalanlagen mit teilweise sogar höheren Renditen stehen im Infodokument: Einmalanlagen mit Festzins: Sparbriefe und Co.
Die Garantie Marke Eigenbau ist äußerst kostengünstig. Zinsprodukte gibt es ohne Nebenkosten, Indexfonds sind zumindest sehr billig zu haben.
Diese Lösung hat einen weiteren entscheidenden Vorteil: Anleger sind nicht auf einen bestimmten Fälligkeitstermin festgelegt. Angesichts der launischen Börsen ist es günstig, dass sie den Zeitpunkt zum Ausstieg ohne jede Beschränkung selbst festlegen können.
Bei Aktienmärkten hat es sich in der Vergangenheit stets bewährt, zeitlich flexibel zu bleiben. Warum sollten Anleger ihre Fondsanteile ausgerechnet nach einem Kursrutsch an den Börsen verkaufen, wenn sie ihr angelegtes Geld gar nicht kurzfristig benötigen? Die Möglichkeit, Verluste einfach auszusitzen, verbessert die Renditeaussichten erheblich.
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Auch die Finanzkriese der letzten 5 Jahre muss berücksichtigt werden. Interessant wäre an der Stelle eine Vergleichsanalyse über die letzten 25 Jahre zwischen z.B. Aktien und Garantiezertifikaten. Dann wäre es ersichtlich, dass mit Intervall ca. 5 Jahre die Aktien und die Garantiezertifikate abwechselnd die gute Performance hatten, was wiederum dafür spricht, dass ein Portfolio aus mehreren Komponenten bestehen muss und die kurzfristige Auswertung nicht aussagekräftig sein kann.
3 Jahre ist für die Garantiezertifikate zu kurze Zeit um die Aussage zu treffen. Hier wäre es interessant etwas über die Laufzeit und über die alternative Anlagemöglichkeit zu wissen. Dass eine Bank ein Garantiezertifikat ausgibt und damit versucht das Geld zu verdienen, ist kein Argument gegen die Garantiezertifikate. Die Kosten fallen bei allen Finanzprodukten oder Dienstleistungen und sind fast immer auf den ersten Blick nicht sichtbar. Andere Sache, dass die Garantiezertifikate nicht für jeden Anleger geeignet sind und nur ein geringen Teil des Portfolios haben müssen. Der potentielle GZ-Anleger sollte schon Erfahrungen mit Geldanlagen haben und die Garantiezertifikate evtl. als Zusatzprodukt halten.