
Werbespot für G999 mit Model Sophia Thomalla und GSB-Chef Josip Heit. © picture alliance / Associated Press
Die GSB Gold Standard Banking Corporation AG aus Hamburg bietet Kunden, die Coins ihrer Kryptowährung G999 aufbewahren, 2,5 Prozent im Jahr als Belohnung. GSB ist keine Bank, obwohl es der Name nahelegt, und hat laut Handelsregister auch nichts mit Kryptowährungen zu tun.
Werbespot mit Schauspielerin Sophia Thomalla
In einem Werbespot der GSB Gold Standard Banking Corporation AG aus Hamburg betritt die Moderatorin und Schauspielerin Sophia Thomalla mit energischem Schritt Geschäftsräume von GSB und eröffnet bei GSB-Chef Josip Heit ein Konto für Kryptowährungen. Sie erhält einen goldenen Hammer, mit dem sie aus einem goldenen Klumpen eine G999-Münze herausschlägt. G999 heißt die Kryptowährung von GSB. Der Begriff umfasst laut Darstellung des Unternehmens aber auch „ein einzigartig elektronisches System, Kartenlesegerät und App“, das unter anderem auch schnelle Zahlungen und viel mehr ermögliche.
Belohnung für das Halten der Coins versprochen
In einem „White Paper“, einem Dokument, das G999 beschreibt, erläutert GSB, was das System Kunden bieten soll. So soll eine Krypto-Kreditkarte wie eine Art Sparkonto funktionieren. GSB bietet Kunden, die mindestens 249 999 Coins ihrer Kryptowährung G999 aufbewahren, 2,5 Prozent im Jahr als Belohnung in Form von G999-Coins. Wer einen digitalen Knoten (Masternode) zur Verfügung stellt, der dezentral Prozesse rund um die Blockchain von G999 ermöglicht und mindestens 749 999 G999-Coins für ein Jahr hält, bekommt sogar 7,5 Prozent Belohnung in Form von G999-Coins im Jahr. Die dadurch geschaffenen Coins sollen später in Partner-Goldshops in echtes Gold umgetauscht werden können.
Starke Schwankungen
Am 15. Februar 2021 notierte G999 auf der Internetseite Coinmarketcap.com bei etwa 1,1 Cent. Anleger hätten an dem Tag also gut 2 700 Euro beziehungsweise gut 8 200 Euro für die Mindestanzahl an Coins ausgeben müssen, um die Belohnung zu erhalten. Das zum Kaufen, Aufbewahren und Verkaufen erforderliche Wallet, eine spezielle Software, bekommen Anlegerinnen und Anleger bei GSB. Die Notierungen solcher Coins schwanken stark. Es kann sein, dass Anleger beim Verkauf deutlich weniger Euro bekommen als sie eingesetzt haben. Es ist auch möglich, dass sich zum gewünschten Zeitpunkt kein Käufer findet.
GSB ist trotz Namens keine Bank
GSB ist trotz des Namens keine Bank. Eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) stellte gegenüber Finanztest klar, dass die GSB Gold Standard Banking Corporation AG „über keine Erlaubnis verfügt, um Bank- und/oder Finanzdienstleistungsgeschäfte in Deutschland anzubieten.“ Sie verwies zudem auf die Paragrafen 39 und 40 des Kreditwesengesetzes. Diese schrieben vor, dass nur nach dem Kreditwesengesetz zugelassene Unternehmen die Ausdrücke „Bank“, „Bankier“, „Volksbank“ und „Sparkasse“ als Zusatz zur Firma, zur Bezeichnung des Geschäftszwecks oder zu Werbezwecken führen dürfen. Der Sinn dieser Vorschrift ist klar: Sie soll verhindern, dass Interessenten glauben, Geschäfte mit einem Finanzinstitut zu machen, das einer Aufsicht und strengen Regeln unterliegt, obwohl das nicht der Fall ist. GSB nutzt zwar die verbotenen Begriffe nicht, wohl aber den englischen Ausdruck „Banking Corporation“, den Banken im Ausland im Namen tragen oder in der englischen Übersetzung ihres Namens nutzen.
Kein Hinweis auf Kryptowährungen im Unternehmensgegenstand
Laut Handelsregister hat GSB nicht einmal etwas mit Kryptowährungen zu tun. GSB entstand Ende 2017 aus der GCC Gazella Corporate Capital GmbH aus Düsseldorf. Eingetragen ist als Unternehmensgegenstand „die Fabrikation, Import, Export und Vertrieb von chemischen Produkten, Kunststoffen, Pflanzenschutzmitteln, Kreide und Füllstoffen, Farbstoffen, pharmazeutischen und anderen Produkten sowie von seltenen Metallen und Gold, aus, auf und in dem deutschen Markt sowie die Finanzierung von in- und ausländischen Gesellschaften der Gazella Corporate Capital Gruppe (inklusive der Geldaufnahme zu diesem Zweck).“
GSB-Chef war zuvor für umstrittene Kryptofirma tätig
GSB-Chef Josip Heit jedenfalls hatte schon mit dem Thema Kryptowährungen und Gold zu tun. Das Handelsblatt beschrieb ihn als Geschäftsmann mit „heikler Vergangenheit“. Denn Heit trat als „Chairman of the Board“ des Stuttgarter Kryptounternehmens Karatbars auf, das sich auf den Verkauf kleiner Goldbarren und Geschenkkarten mit Gold spezialisiert hatte und ins Thema Blockchain und Kryptowährungen vorstieß. Er äußerte sich zu einem „KaratGoldCoin“, den die Karatbit Foundation aus Belize herausgab und kritisierte eine Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht vom Oktober 2019. Diese hatte die Karatbit angewiesen, das durch die Ausgabe des „KaratGoldCoins“ ohne Erlaubnis in Deutschland betriebene E-Geld-Geschäft einzustellen und abzuwickeln. Karatbars-Chef Harald Seiz kündigte an, dem nicht nachzukommen.
Finanztest-Anfrage bleibt unbeantwortet
Derzeit hat Stiftung Warentest aber kein Hinweis auf den Coin mehr auf der Webseite des Unternehmens entdeckt. Bereits 2015 hatte die Bafin darauf hingewiesen, dass Karatbars keine Erlaubnis der Bafin für das Geschäft habe und ihrer Aufsicht nicht unterstehe. Auf verschiedenen englischsprachigen Internetseiten, die direkt mit der Internetseite der Karatbars International GmbH verknüpft gewesen seien, hätten sich Behauptungen gefunden, wonach „Karatbars International“ von der Bafin empfohlen beziehungsweise gutgeheißen worden sei. Dies entspreche nicht den Tatsachen, so die Bafin damals. GSB beantwortete eine Anfrage von Finanztest, wie sich G999 davon unterscheide, nicht, ebenso wie andere Fragen zu dem Angebot.
Fazit
Da bei Interessenten der falsche Eindruck einer Art fester Verzinsung einer Bank entstehen könnte, setzen wir GSB auf die Warnliste Geldanlage.
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