
Das Amtsgericht Reutlingen stellte fest: Nicht Kunde Andreas Domdey schuldet dem Stromanbieter Geld, sondern umgekehrt. © Martin Stollberg
Unser Leser Andreas Domdey wurde im August 2018 von „Fuxx-Die Sparenergie“ verklagt. Die Firma verkauft bundesweit Strom und Gas. In der Klageschrift forderte Fuxx von dem 39-Jährigen Nachzahlungen aus zwei Stromverträgen von insgesamt 964 Euro. Doch „Fuxx-Die Sparenergie“ unterlag vor dem Amtsgericht Reutlingen. Die Richter urteilten: Nicht Andreas Domdey schuldet dem Hamburger Energiediscounter Geld, sondern dieser muss Domdey 101 Euro bezahlen (Az. 11 C 906/18).
Versteckte Preiserhöhungen unwirksam
Andreas Domdey hatte für zwei Wohnungen bei „Fuxx-Die Sparenergie“ Stromlieferverträge abgeschlossen. Einer begann im Oktober 2014, ein weiterer im Mai 2016. Beide kündigte er zum 30. Juni 2018. Fuxx erhöhte in dieser Zeit mehrmals die Preise, allerdings sehr versteckt. Eine Erhöhung wurde zum Beispiel nur in einer Verbrauchsabrechnung unter der Rubrik „Zusammensetzung und Entwicklung Ihres Strompreises“ mitgeteilt, eine weitere sehr klein gedruckt in einem Werbeflyer. Das Gericht urteilte, dass solche Erhöhungen unwirksam sind. Fuxx muss deswegen über die gesamte Vertragsdauer den Grund- und Arbeitspreis veranschlagen, zu dem Domday die Verträge vor Jahren abgeschlossen hat. So kommt es zu dem Plus von 101 Euro für Domdey.
Mahnverfahren trotz Urteil
„Fuxx-Die Sparenergie“ hatte erst kurz vor der mündlichen Verhandlung eine korrekte Verbrauchsabrechnung vorgelegt. Vorher hatte die Firma 600 Kilowattstunden zu viel berechnet. Noch ist der Fall übrigens nicht zu Ende. Domdey hat zwar die 101 Euro plus Verzugszinsen erhalten. Trotzdem hat Fuxx gegen ihn ein Mahnverfahren über den angeblich noch offenen Betrag von 770 Euro eingeleitet – obwohl richterlich geklärt ist, dass sich aus seinen Stromverträgen keine Nachzahlungen ergeben. „Ich bin da ganz gelassen“, sagt der Ingenieur. „,Fuxx-Die Sparenergie‘ kann mich gerne noch einmal verklagen.“
[Update 8.4.2019] Finanztest-Artikel zeigt Wirkung
Nur einen Tag nach unserer Veröffentlichung teilte das Inkassobüro Andreas Domdey schließlich kurz und knapp mit, dass das Mahnverfahren eingestellt wurde. [Ende Update]
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Fuxx-Die Sparenergie hat insgesamt ein merkwürdiges Geschäftsverständnis.
Grundsätzlich ist es so, dass sich der Stromversorger am Vorjahresverbrauch orientieren sollte.
In meinem Fall hat Fuxx-Die Sparenergie den Stromverbrauch bei der Vertragsbestätigung gleich mal höher angesetzt um mehr Abschlag zu bekommen. Eine Zwischenablesung durch den Netzbetreiber hat man innerhalb weniger Tage genutzt, um die Abschläge weiter zu erhöhen. Als dann absehbar wurde, dass der Vorjahresverbrauch nicht überschritten wird, hat man trotz Zwischenablesung durch den Netzbetreiber es innerhalb von 8 Wochen nicht mehr geschafft den Abschlag zu reduzieren.
Nach Vertragsablauf aufgrund einer gewöhnlichen Kündigung hat es dann einige Wochen gedauert, bis die Endrechnung vorlag. Und natürlich: Sie war falsch! Es fehlte der vertraglich vereinbarte Bonus über 25%. Erst eine Mahnung und Androhung rechtlicher Schritte bringt Klärung.
Bei Fuxx-Die Sparenergie hat dieses Vorgehen wohl System. Also Achtung!