Gute Nachricht für Fußballfans: Bei der WM in Russland gibt es erstmals Live-Übertragungen in Ultrahochauflösung (UHD). Der Pay-TV-Sender Sky zeigt 25 Partien mit 8 Millionen Pixeln. Die schlechte Nachricht für saudische Fans: So scharf wie beim 0:5 gegen den Gastgeber waren Abwehrfehler noch nie zu sehen. test.de hat genau hingeschaut.
Ein Spiel, zwei Sender, zwei Fernseher

Fußball, Bier und Chips: Die Arbeit bei der Stiftung Warentest ist ein Knochenjob. © Stiftung Warentest
Mangelhaft! Das Qualitätsurteil für die Abwehrleistung der Saudis ist eindeutig. Die Technik-Experten der Stiftung Warentest befassten sich während des WM-Eröffnungsspiels allerdings mehr mit der Bildqualität von TV-Übertragungen als mit den Aussetzern der arabischen Verteidiger. Sie verfolgten das Match vor zwei nahezu identischen Fernsehern mit ultrahochauflösenden Displays und Satelliten-Empfang. Auf einem lief die ARD-Übertragung in HD (1280 x 720 Pixel)*, auf dem anderen die Sky-Variante in UHD (3840 x 2160 Pixel). Die UHD-Technik bietet eine achtmal* höhere Pixelzahl als HD – rund acht Millionen Bildelemente statt „nur“ eine Million. Doch ist mehr auch wirklich besser?
UHD: Höhere Schärfe, mehr Details
Das Duell im Testlabor hatte einen ähnlich klaren Sieger wie die Begegnung auf dem Platz: Die UHD-Übertragung punktete mit höherer Schärfe und mehr Details. In der oft eingesetzten Totalen, die einen guten Überblick über das Spielgeschehen ermöglicht, blieben die Konturen der Spieler in UHD klar umrissen, während sie in HD etwas verschwammen. Dasselbe Defizit zeigte sich in der ARD-Übertragung bei den Rückennummern und Namen auf den Spielertrikots – bei Sky waren diese Angaben deutlich schärfer zu sehen. Schriftzüge wirkten in der ARD-Übertragung etwas ausgefranst, Schriftzüge von Sky hingegen kamen klar und glatt rüber. Die Fans auf den Tribünen vermengten sich in HD selbst bei ruhigen Kameraeinstellungen oft zu einer Masse, während sie in UHD als Individuen erhalten blieben.
Genügend Abstand halten bei HD
Noch deutlicher wurden die Qualitätsunterschiede, wenn sich die Tester sehr nah vor die Fernseher setzten: Bei einem Meter Abstand bildeten sich in HD bereits Pixelklötzchen, das UHD-Bild hingegen sah selbst aus einem halben Meter Entfernung noch gestochen scharf aus. Im realen Gebrauch ergeben sich aus diesem technischen Vorsprung allerdings wenig Vorteile, da bei so geringen Abständen der Überblick über das Gesamtbild verloren geht. Der ideale Sitzabstand entspricht bei UHD-Fernsehern den Maßen der Bilddiagonale, bei HD-Modellen ist als Entfernung die doppelte Bilddiagonale empfehlenswert. Sitzt der Zuschauer weiter weg vom TV-Gerät, kann das menschliche Auge die Unterschiede zwischen den zwei Auflösungen kaum noch wahrnehmen.
Bildausschnitt: Mehr zu sehen in UHD
Überraschende Differenzen zeigten sich bei der Größe des Bildausschnitts. Wenn sich die Seitenauslinie in totalen Einstellungen am unteren Rand des HD-Bilds befand, reichte das UHD-Bild oft bis zu den Trainersitzen. Bekamen ARD-Zuschauer die ersten zehn Tribünenreihen auf der Gegengerade zu sehen, konnten Sky-Zuschauer mitunter bis in die dreißigste Reihe gucken. UHD-Nutzer sehen also mehr von der Umgebung – das kann manchmal aber auch ein Nachteil sein, weil die Spieler dadurch kleiner dargestellt werden als in HD. Ein möglicher Grund für die unterschiedlichen Ausmaße des Bildausschnitts könnte sein, dass die Fifa die Spiele primär in UHD produzieren lässt, sodass die Aufnahmen dann auf die Pixelzahl von HD-Fernsehern heruntergerechnet werden müssen. Hierbei wäre ein kleinerer Bildausschnitt von Vorteil, da er sich schneller skalieren ließe. Das würde auch erklären, warum die ARD-Übertragung mit etwas schlechterer Bildqualität auffiel als sonst bei Pokal- oder Bundesliga-Spielen. Ist die Produktionstechnik auf UHD ausgerichtet, könnte die Qualität von HD-Darstellungen darunter leiden.
Der Haken: 6 Sekunden Zeitversatz auf Sky
Im Prüfpunkt Bildqualität fährt die Sky-Übertragung einen Sieg ein. Dennoch könnte sich der Sender in den Augen mancher Fans selbst disqualifizieren, denn es gibt einen großen Nachteil: Sky-Zuschauer sehen Tore, Fouls und Schwalben rund sechs Sekunden später als Satelliten-Nutzer, die das Spiel in der ARD verfolgen. Ein Grund: Die Sat-Schüssel kann das ARD-Bild direkt zum TV-Gerät liefern, das Sky-Bild hingegen muss zunächst zum Receiver des TV-Senders und gelangt erst über diesen Umweg zum Fernseher. Zudem arbeitet Sky mit Verschlüsselung und höherer Datenrate – beides kostet Zeit. Gerade bei Deutschland-Spielen kann es einem die Laune verderben, wenn die ganze Nachbarschaft schon jubelt, bevor man selbst auch nur den Torschuss sieht. Sky ist mit diesem Problem allerdings nicht allein: Auch Kabel- und Antennen-Signale hinken einige Sekunden hinter dem Satelliten-Bild her. Beim TV-Streaming kann die Verzögerung mitunter sogar 30 Sekunden betragen.
Das benötigen Sie: UHD-Fernseher und Sky Q
Sky zeigt die WM ausschließlich in UHD, allerdings überträgt der Sender nur 25 der 64 Begegnungen – darunter aber immerhin das Finale und alle Spiele der DFB-Elf. Die anderen 39 Partien laufen exklusiv bei ARD und ZDF. Wer die WM in UHD erleben will, benötigt
- einen Fernseher mit UHD-Auflösung,
- ein Sky-Abo
- und den UHD-Receiver Sky Q.
Das ist im Vergleich zu den HD-Übertragungen der Öffentlich-Rechtlichen ein teures Vergnügen: Aktuell erlässt Sky Neukunden zwar die Aktivierungsgebühr (59 Euro) sowie den Kaufpreis des Q-Receivers (149 Euro) und bietet seine Pakete zu Aktionspreisen ab 12,49 Euro pro Monat an. Abseits solcher Rabattaktionen fallen aber monatlich zwischen 25 und 70 Euro für ein Sky-Abo an – hinzu kommen noch die erwähnten Kosten für die Konto-Aktivierung und den Q-Receiver. Ob die bessere Bildqualität das wert ist, hängt nicht nur vom Geldbeutel ab, sondern letztlich auch von Jogis Mannen. Denn mal ehrlich: Wenn die DFB-Elf so auftritt wie in den letzten Vorbereitungsspielen, will mancher vielleicht gar nicht so genau hinsehen.
* korrigiert am 18. Juni 2018.
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@ByteRipper wenn schon dann bitte komplett richtig. ARD und ZDF senden via DVB-S2 mit 720p50.
@okenoruk Das ARD Bild ist meistens besser als das vom ZDF. Beachten musst du folgendes. Kabel hat die schlechteste Qualität, dann folgen DVB-T und IPTV als Übertragungsmedium und am besten ist DVB-S2. Wenn ich mir das Bild über SAT angucke ist für mich ARD vor dem ZDF. Gleiches gilt auch für DVB-T2. Das du über DVB-T2 die 1080p Sender besser findest kann daran liegen, dass der Upscaler bei den ÖR besser ist als dein TV vorher upgescaled hat. Aber mal im ernst, wie soll eine 1080i50 Produktion runterskaliert auf 720p50 für SAT und dann auf 1080p50 bildtechnisch gut aussehen?
Wenn du SkySport UHD gesehen hast, dann ist der Unterschied wie SD->HD.
Das ZDF bemüht sich offensichtlich wesentlich mehr als die ARD, ein gutes WM-Bild in die Haushalte zu transportieren. Alle Spielszenen im ZDF sehen realistischer, weniger blass und schärfer aus im ZDF. Besonders deutlich wird der Unterschied, wenn man mit DVB-T2 schaut. Ich persönlich habe mir extra für die WM einen DVB-T2 Receiver zugelegt, um das Potenzial meines Fernsehers zumindest teilweise zu nutzen, da ja das Bildformat von DVB-T2 immerhin 1080p ist, also Full-HD in Vollbildern. Vergleiche ich nun das Digital-Kabel Bild über Vodafone und das DVB-T2 Bild der ARD miteinander, erkenne ich keine zusätzlichen Details oder keine bessere Schärfe des Bildes über DVB-T2. Es wird offensichtlich ein von 720p auf 1080p hochskaliertes Signal ausgestrahlt. Beim ZDF erkennt man jedoch einen deutlichen Unterschied. Das Spielfeld sieht im ZDF über DVB-T2 wesentlich schärfer und natürlicher aus und ist weniger blass und verschwommen. Der Unterschied zwischen ARD und ZDF über DVB-T2 ist enorm.
Danke für den Hinweis! Wir schlagen vor, dass wir uns in der Mitte treffen: Die von Ihnen zitierte Zahl (1920 x 1080) stand nirgendwo im Text. Die tatsächlich von uns angegebene Zahl (1080 x 720) stimmte aber auch nicht ganz – wir haben das daher auf 1280 x 720 Pixel korrigiert. In dem Zusammenhang haben wir auch korrigiert, dass die Sky-Übertragungen in UHD eine achtmal höhere Pixelzahl bieten als die ARD-Übertragungen – zuvor stand dort fälschlicherweise „viermal“.
(mgo/aci)
ARD und ZDF übertragen nicht wie angegeben in Full-HD (1920x1080 - 1080i30)), sondern lediglich in der kleinen HD Auflösung (1280x720 - 720p60). Seit Anbeginn des HD Zeitalters weigern sich die ÖR in Full-HD zu übertragen. Begründet wird dies mit der höheren Bewegungsschärfe der 60p Übertragung.
Das UHD da besser ausschaut, ist nicht weiter verwunderlich.