Fußbälle Der WM-Ball Brazuca tritt gegen andere Turnierbälle an

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Es ist das erste Match der Welt­meisterschaft: Brasilia­nische Tester ließen den offiziellen WM-Spielball Brazuca gegen neun andere Turnierbälle antreten. Darunter auch der deutsche Bundes­ligaball sowie güns­tige Nach­bildungen der offiziellen Bälle (Preise: 26 bis 140 Euro). Getestet wurden die Bälle von Wissenschaft­lern im Labor – und von brasilia­nischen Fußball­profis auf dem Platz. Wie sich Brazuca im Vergleich zu seinem Vorgänger Jabulani schlägt, verrät der Test.

Bei der letzten WM maulten die Torhüter

„Das Geheimnis des Fußballs ist ja der Ball.“ Das wissen wir von HSV-Legende Uwe Seeler. Dieses Geheimnis wollten brasilia­nische Verbraucherschützer zur Welt­meisterschaft lüften. Unsere Part­ner­organisation ProTeste Brazil ließ den offiziellen WM-Spielball Brazuca gegen andere Turnierbälle antreten. Darunter auch der deutsche Bundes­ligaball Torfabrik sowie einige Repliken, güns­tige Nach­bildungen der offiziellen Bälle. Brazuca oder Torfabrik – wer entscheidet das Match für sich? Spielen die Kopien in der Kreis­liga oder taugen sie für die Erste? Wie schlägt sich Brazuca im Vergleich zu seinem Vorgänger? Jabulani, der WM-Ball von 2010, war vor allem von Torhütern geschmäht worden.

Brasilia­nische Profis testen Bälle

Fußbälle - Der WM-Ball Brazuca tritt gegen andere Turnierbälle an

Fluminense-Keeper Júlio César beim Praxis­test. © 

Im Prüf­labor orientierte sich das Test­team an den Kriterien der Fifa. Der Welt­fußball­verband vergibt zwei Siegel, Fifa Inspected sowie das höher­wertige Fifa Approved. Beim Feld­versuch gingen Profis aus Rio de Janeiro an den Start: Feld­spieler und Torhüter aus dem Nach­wuchs­kader (U 20) des Erst­ligisten Fluminense, Brasilia­nischer Meister 2012, trainierten mit anonymisierten Versionen der Bälle und bewerteten sie. Nun steht der erste Sieger der WM 2014 fest: Adidas Brazuca schießt die Konkurrenz ins Abseits. Torfabrik ging zwar im Labor zunächst leicht in Führung, musste sich auf dem Platz aber geschlagen geben. Die brasilia­nischen Profis dribbelten lieber mit dem aktuellen WM-Ball. Auf dem Platz waren sich Torhüter und Feld­spieler selten einig. So fiel der Finale Top Trainings­ball von Adidas als einer der schlechtesten bei den Torhütern durch. Bei den Feld­spielern landete die Replik weit vorn. Manuel Neuer kann sich auf das Turnier in Brasilien freuen: WM-Ball Brazuca kommt vor allem bei den Keepern des Test­teams gut an. Bei den Kickern hat der Brazuca weniger Fans. Offensicht­lich stellen Torhüter und Ball­treter unterschiedliche Ansprüche an ihr wichtigstes Sport­utensil.

Der Ball ist rund – aber einer zu nass

Im Labor waren die Unterschiede feiner. Mal lösten sich Nähte, mal wog ein Ball etwas zu wenig. Leichte Bälle lassen sich von den Spielern schwerer kontrollieren. Adidas Torfabrik ist perfekt für nord­deutsches Schietwetter. Der Bundes­ligaball saugt so gut wie kein Wasser auf und wird auch bei Stark­regen keine nasse schwere Kugel. Die Brazuca-Replik sollte dagegen lieber nur im Trockenen rollen. Denn sie zieht Regen fast wie ein Schwamm. Beim entscheidenden Prüf­punkt gab es keine Probleme: Alle Bälle sind sehr rund. Gut so, denn das Runde muss ins Eckige. Nur eine perfekte Kugel rollt und fliegt vorhersehbar.

Der Schre­cken der Torhüter

„Es ist eine Schande, ein so wichtiges Turnier mit solch einem Ball zu spielen“, urteilte Gianluigi Buffon. Damit meinte Italiens Nationaltorwart nicht den Brazuca. Mit diesen Worten kritisierte er Jabulani, den offiziellen Spielball der Welt­meisterschaft 2010 in Südafrika. Viele seiner Kollegen schimpften mit. Wie konnte ein so strittiger Ball die Fifa-Prüfungen passieren? Das Rätsel des Torhüter-Albtraums löste ein japa­nischer Wissenschaftler. Takeshi Asai steckte Jabulani in einen Wind­kanal und stellte fest: Im Luft­strom verhält sich der Ball unbe­rechen­bar – schlecht für Keeper, gut für manche Schützen. Sie zauberten mit dem Jabulani über­raschende Flugkurven.

Zick­zack im Wind­kanal

Nach wie vor ist das Flug­verhalten kein Teil der Fifa-Qualitäts­prüfung. Stellt sich also die Frage, ob auch der aktuelle WM-Ball bei den Torhütern auf Widerstand stoßen wird. Um das heraus­zufinden, führten die brasilia­nischen Tester eine aerodyna­mische Prüfung durch. Im Wind­kanal zeigte sich, dass Brazuca einen höheren Luft­widerstand aufweist als Jabulani. Dadurch saust er etwas lang­samer. Zudem fliegt er gleich­mäßiger durch die Luft als sein Vorgänger. Auch die meisten anderen Modelle flogen geradlinig. Schluss­licht Adidas Brazuca – die Replik des aktuellen WM-Balls – zeigte eine deutlich gebogene Flugbahn. Dass es noch schlimmer geht, zeigten weitere Repliken, die hier­zulande nicht zu erhalten sind: Sie flogen sogar im „Zick­zack“.

Perfekte Nach­ahmung

Keine der Kopien spielt in derselben Liga wie die offiziellen Matchbälle. Dafür sind sie erheblich billiger als die offiziellen Bälle. Gut für Fans, die die neuesten Modelle wollen und kein Hightech-Spielgerät brauchen. Einige Kopien sehen so täuschend echt aus, dass sie sich kaum von der Vorlage unterscheiden lassen. So kann man leicht auf ein falsches Schnäpp­chen herein­fallen. Bei Adidas sind Original und Nach­bildung immerhin leicht zu unterscheiden. Auf dem Brazuca etwa wie auch auf dem Finale Top Training prangen die Zusätze „Replique“, respektive „Replica“.

Aus, aus, der Test ist aus. Brazuca holt den Pokal. Die Deutschen sind die Zweiten. Hoffentlich kein schlechtes Omen.

Für die Fanmeile zuhause

Viele Fußball­fans werden die WM nutzen, um mit Freunden und Nach­barn im Garten ihr eigenes „Private Viewing“ zu veranstalten. Wer sich noch nicht schlüssig ist, ob er das lieber per Beamer oder Fernseher tun soll, ist vielleicht schlauer nach der Lektüre unseres aktuellen Tests Beamer. Doch was ist die schönste Garten-Party ohne Grill? Die Stiftung Warentest hat pünkt­lich zur WM Grills für Kohle und Gas getestet. Und wer sich unsicher ist, welches Grill­gut auf den Rost soll, findet Hilfe auf test.de. Der aktuelle Test verrät, welche Bratwurst die beste für den Grill ist. Und auch für bestimmte ungebetene Gäste wissen die Tester Rat – mehr dazu verrät der Test von Mückenmitteln.

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LukasObermeier am 21.08.2016 um 21:05 Uhr
Preis des Omb

Hallo!
Der Artikel gefällt mir insgesamt sehr gut, ich möchte aber etwas zum Punkt "Perfekte Nachahmung" sagen. Natürlich ist der Omb (Official Match Ball) teurer als die "Kopien". Jedoch kann man einen Matchball teilweise für die Hälfte der uvp bekommen. Dafür muss man natürlich den richtigen Zeitpunkt abwarten ( 3-6 Monate nach Verkaufsstart). Bei einem der unzähligen Internetshops findet sich irgendwann den gewünschten Preis.