In wetterfester Kleidung kann schädliche Chemie stecken. Geht es auch ohne? Die Stiftung Warentest hat acht zweilagige Funktionsjacken getestet, die laut Anbieter fluorfrei sind. Das Ergebnis enttäuscht. Im Test blieb keine Prüfpuppe trocken. Vier Jacken schneiden befriedigend ab, eine davon schrammt immerhin knapp am Gut vorbei. Vier Modelle sind nur ausreichend. Eine Funktionsjacke im Test ist gar nicht fluorfrei, und die billigste Jacke ist auch die schlechteste (Preise: 100 bis 220 Euro).
Funktionsjacken im Test
Testergebnisse für 8 Funktionsjacken 10/2020
Funktionsjacken im Test: Gehts auch ohne Fluorchemie?
Gute Funktionsjacken halten Regen dauerhaft von außen ab und lassen Wasserdampf von innen heraus. Den Transport nach draußen übernehmen atmungsaktive, durchlässige Membranen. Der imprägnierte Oberstoff stoppt Regen und Rinnsale. Imprägnierung und Membran können per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) enthalten, oft auch per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) genannt. Sie weisen Wasser, Schmutz und Öl besonders gut ab, stehen aber als Schadstoffe in der Kritik.
Funktionsjacken im Test
Testergebnisse für 8 Funktionsjacken 10/2020
Das bietet der Funktionsjacken-Test der Stiftung Warentest
Testergebnisse. Unsere Tabelle zeigt Bewertungen für acht als fluorfrei beworbene Funktionsjacken, unter anderem von Jack Wolfskin, Vaude, Haglöfs und Mammut. Geprüft haben wir Funktion, Tragekomfort, Haltbarkeit sowie Schadstofffreiheit. Wir haben Herrenjacken geprüft, beim Tragekomfort zusätzlich das Damenmodell.
Kaufberatung. Wir sagen, welche Features die einzelnen Jacken auszeichnen, für wen sie geeignet sind – und wie regendicht die Jacken im Neuzustand und nach fünf Wäschen sind.
Tipps und Hintergrund. Wir verraten, wie sich die Jacken am besten nachimprägnieren lassen. Ein Professor für Wasserchemie erklärt, warum Fluorchemie in Outdoorjacken und Funktionskleidung problematisch für Umwelt und Gesundheit ist.
Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus 10/2020.
Gut für die Beschichtung, schlecht für die Umwelt
PFAS sind extrem stabil. Was bei der Beschichtung erwünscht ist, erweist sich für die Umwelt als fatal. Bestimmte PFAS bauen sich auch über lange Zeiträume kaum von allein ab und können von Kläranlagen nicht zuverlässig herausgefiltert werden. PFAS seien ein „erhebliches Risiko für Mensch und Umwelt“, sagt Wasserchemiker Stefan Stolte. Über Luft und Regen verbreiten die Substanzen sich um den Globus. Studien zufolge wurden sie schon in Bodenproben Feuerlands, der Antarktis und in kanadischen Seen nachgewiesen.
Fluorverbindungen können schädlich sein
Eine der Fluorverbindungen, die Perfluoroktansäure (PFOA), hat die Europäische Union bereits als „besonders besorgniserregend“ eingestuft. Seit dem 4. Juli 2020 darf sie bis auf wenige Ausnahmen in der EU nicht hergestellt oder in den Verkehr gebracht werden. Die Fluorverbindungen können auch Menschen gefährlich werden. „Kinder und Jugendliche haben zu viel PFAS im Blut“, warnt Brigitte Zietlow, Textilienexpertin im Umweltbundesamt. Erhöhte Konzentrationen könnten
die Wirkung von Impfungen vermindern,
die Neigung zu Infekten verstärken oder
Cholesterinwerte erhöhen.
Allerdings muss niemand fürchten, über Hautkontakt mit Fluorchemie aus einer Jacke direkt geschädigt zu werden. Menschen nehmen die Substanzen hauptsächlich über Lebensmittel und Trinkwasser auf. In einer Jacke fanden wir PFAS in geringen Mengen – obwohl der Anbieter sie als fluorfrei bewirbt. Da die Mengen sehr gering waren, könnte es sich um Verunreinigungen aus den Produktionsstätten handeln, wir werteten die Jacke deshalb ab.
Wie viel Regen können die Jacken ab?
Um zu überprüfen, wie gut die Jacken mit Starkregen zurecht kommen, setzten wir sie unter Wasser: Über einen „Regenturm“ bekamen sie (pro Quadratmeter) binnen zwei Stunden 200 Liter künstlichen Regen ab. Zum Vergleich: Der Deutsche Wetterdienst bezeichnet Niederschläge ab 40 Liter pro Quadratmeter und Stunde als „extrem heftigen Starkregen“. Im Neuzustand hielten einige Jacken sehr gut dicht.
Nach dem Waschen sind die Jacken weniger regendicht
Nach der ersten Starkregenprüfung wuschen wir alle Jacken nach den Empfehlungen der Anbieter, insgesamt fünf Mal. Wo es die Pflegehinweise vorgaben, reaktivierten wir zudem die Imprägnierung per Trockner oder Bügeleisen.
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Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Stiftung_Warentest am 08.10.2020 um 09:02 Uhr
Wie hätten die "Giftigen" abgeschnitten?
@StefanS: Wie in dem Artikel bereits beschrieben, weisen die PFC-haltigen Jacken Feuchtigkeit insbesondere nach mehrmaligem Waschen deutlich besser ab. Ihre Vermutung dürfte also nicht ganz falsch sein. (Bee)
Schön wäre nun zu wissen, ob die konventionellen, Schadstoff-haltigen in diesem Test überhaupt besser abgeschnitten hätten. Der letzte Test ist aus 2012, die Testmethode ist eine andere. Den Schluss, eine konventionelle Jacke zu kaufen, wenn man trocken bleiben möchte, kann man auf Basis dieses Tests allenfalls vermuten....
Gut, dass ich von den genannten Umweltgiften nichts zu befürchten habe. Alle genannten Hersteller lassen nur "Kinder" ins Grüne. Echte Erwachsene ab ca. 4XL bleiben zu Hause und sammeln noch mehr X-se.
@KingBul3: Wir können leider keine Analyse dafür geben, warum die Vaude Rosemoor-Jacke nach 5maligem Waschen nicht mehr regendicht ist. Alle Aussagen dazu wären Vermutungen. Wir stellten aber fest, dass alle Taschen und Reißverschlüsse samt Abdeckung, Saumränder und Ärmelenden komplett nass waren. (CBT, spl)
Auch hier vielen Dank für die Antwort. Als ich vor gut 4 Jahren die Praxisferne ihres Tests kritisierte waren ihre damaligen Testbedingungen angeblich das Nonplusultra (was sie sicher auch für entsprechende Berufskleidung sind)
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@StefanS: Wie in dem Artikel bereits beschrieben, weisen die PFC-haltigen Jacken Feuchtigkeit insbesondere nach mehrmaligem Waschen deutlich besser ab. Ihre Vermutung dürfte also nicht ganz falsch sein. (Bee)
Schön wäre nun zu wissen, ob die konventionellen, Schadstoff-haltigen in diesem Test überhaupt besser abgeschnitten hätten.
Der letzte Test ist aus 2012, die Testmethode ist eine andere. Den Schluss, eine konventionelle Jacke zu kaufen, wenn man trocken bleiben möchte, kann man auf Basis dieses Tests allenfalls vermuten....
Gut, dass ich von den genannten Umweltgiften nichts zu befürchten habe. Alle genannten Hersteller lassen nur "Kinder" ins Grüne. Echte Erwachsene ab ca. 4XL bleiben zu Hause und sammeln noch mehr X-se.
@KingBul3: Wir können leider keine Analyse dafür geben, warum die Vaude Rosemoor-Jacke nach 5maligem Waschen nicht mehr regendicht ist. Alle Aussagen dazu wären Vermutungen. Wir stellten aber fest, dass alle Taschen und Reißverschlüsse samt Abdeckung, Saumränder und Ärmelenden komplett nass waren. (CBT, spl)
Auch hier vielen Dank für die Antwort.
Als ich vor gut 4 Jahren die Praxisferne ihres Tests kritisierte waren ihre damaligen Testbedingungen angeblich das Nonplusultra (was sie sicher auch für entsprechende Berufskleidung sind)