
Redakteurin Ina Bockholt: „Ich mag ein großzügiges Frühstück. Vollkornbrot schmeckt mir gut und hält lange satt.“ © Pablo Castagnola
Die Meisten hierzulande beginnen den Tag mit Brot, Brötchen, Müsli oder Eiern. Doch wie gesund ist das? Ist Frühstücken wirklich so gefährlich wie Rauchen, wie der britische Biochemiker Terence Kealey behauptet? Sollte man das Petit-déjeuner einfach weglassen und es mit Intervallfasten probieren? Die Ernährungsexperten der Stiftung Warentest klären auf, geben Tipps für einen gesunden Start in den Tag – und offenbaren ihre eigenen privaten Frühstücksgewohnheiten.
Die meisten freuen sich aufs Frühstück
Die Briten nennen Frühstück Breakfast, wörtlich Fastenbrechen, die Franzosen kleines Fastenbrechen, Petit-déjeuner. Der deutsche Begriff für die erste Mahlzeit des Tages stammt laut Duden aus dem 15. Jahrhundert und bedeutet „das am frühen Morgen gegessene Stück Brot“.*) Wie man das erste Mahl auch nennt – die meisten freuen sich darauf. Für gut 37 Prozent der Deutschen ist das Frühstück an den Wochentagen die wichtigste Mahlzeit – noch vor dem Mittag- und Abendessen.
Zum typisch deutschen Frühstück gehören Brötchen und Brot
Am Wochenende stehen morgens auf 87 Prozent der Tische Brötchen und Brot – klassisch deutsch. Dazu gibt es Butter, Konfitüre, Wurst, Käse und bei 61 Prozent Eier. Zunehmend experimentieren die Frühstücker auch mit Traditionen anderer Länder: Die einen mögen es britisch üppig mit Eiern, Speck und Würstchen, die anderen französisch „petit“ – ihnen reicht ein Croissant zum Milchkaffee.
Tipps
Vollkorn mit Quark ist ideal, hält satt und liefert wertvolles Eiweiß. Orangensaft punktet mit Vitamin C.
Vollkornbrot macht länger satt als Brot aus Weißmehl. Brot mit seinen Kohlenhydraten ist als Einstieg in den Tag in Ordnung. Fruchtmus statt Konfitüre hilft, Zucker zu sparen.
Schokopops sollten die Ausnahme bleiben. Sie sind eine Süßigkeit. Peppen Sie für Naschkatzen Vollkornmüsli mit Crunchies oder getrockneten Himbeeren auf.
Ersetzen Sie verarbeitete Wurst besser durch Schinken – das spart Fett. Etwas Obst wäre gut für die Vitaminzufuhr. Täglich ein Ei ist nach neuesten Erkenntnissen okay.
Aufs Frühstück zu verzichten, ist nicht so ungesund, wie man früher annahm. Aber bei der ersten Mahlzeit am Mittag sollte dann nicht umso mehr zugeschlagen werden.
Vielfältige Vorlieben

„Mit einem Ei fängt mein Tag gut an. Am Wochenende gibt es dazu immer das volle Programm mit viel Wurst und Käse.“ Anke Kapels, Redakteurin © Pablo Castagnola
Im Team Ernährung der Stiftung Warentest – dazu gehört auch die Autorin des Textes – reichen die Vorlieben vom Schlemmen am Sonntag über gesunde Vollkorn-Starts und Müsli-Mahlzeiten bis hin zur Frühstück-Nulllösung. Was lieben die Kollegen an ihrer ersten Mahlzeit? Ist es nicht nur lecker, sondern auch gesund? Antworten brachte ein Besuch bei ihnen zu Hause (siehe Fotos). Die Kollegen sind Experten für gesunde Ernährung. Das heißt aber nicht, dass bei ihnen morgens nur die ideale Kost auf den Tisch kommt. Woraus besteht überhaupt ein perfektes Frühstück? Oder sollte man lieber ganz verzichten, wie etwa Thomas Koppmann? Frühstücken – ja oder nein? Dazu gibt es nicht nur unterschiedliche Meinungen, sondern auch Studienergebnisse.
Schokolade nur in Maßen

© Pablo Castagnola
„Jeden Tag Schokopops – das wär‘s! Die sind lecker, wenn sie sich mit Milch vollsaugen. Mama will aber, dass ich Haferflocken esse.“ Paulina – Tochter der journalistischen Leiterin des Teams Ernährung der Stiftung Warentest, Isabella Eigner, – liebt ihr Frühstück und besonders süße Schokoladen-Zerealien. 100 Gramm davon können mehr als 20 Gramm Zucker enthalten. Bei ungesüßten Vollkornflocken hält sich der Zucker in Grenzen. Sie schmecken trotzdem und sind eine gute Quelle für Ballaststoffe.
Kleine Änderung, große Wirkung

© Pablo Castagnola
Genau wie die Vollkornalternative zur Weizensemmel, die Brötchen-Fan Julia Leise gelegentlich isst. „Ein frisches Brötchen macht mir einfach gute Laune“, sagt die Marktanalytikerin. „Dazu Konfitüre und einen schönen Latte Macchiato: Der Tag kann kommen.“ Vollkorn macht schneller satt als Brötchen aus Weißmehl und liefert mehr Ballaststoffe. Backwaren müssen mindesten 90 Prozent Vollkorngetreide enthalten, damit sie Vollkornbrot oder -brötchen heißen dürfen.
Drei Regeln für ein gutes Frühstück
Frühstückfans sollten für ein gesundes erstes Mahl des Tages drei Regeln befolgen:
Regel 1: Alles aus Vollkorn tut gut. Es bietet wie auch Obst reichlich Ballaststoffe. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, DGE, nennt als Richtwert für die Zufuhr bei Erwachsenen mindestens 30 Gramm am Tag. Zwei 50-Gramm-Scheiben Vollkornbrot enthalten zum Beispiel gut 8, eine 75-Gramm-Kiwi knapp 3 Gramm Ballaststoffe – damit lässt sich bereits morgens gut ein Drittel des täglichen Bedarfs decken. Wer viel dieser Stoffe futtert, ist laut DGE nicht nur länger gesättigt, sondern obendrein gut gefeit vor Bluthochdruck und koronarer Herzkrankheit. Ballaststoffe aus Vollkornprodukten haben es besonders in sich: Wahrscheinlich senken sie das Risiko für Typ-2-Diabetes.
Regel 2: Zucker reduzieren. Süße Knusperflocken oder Nuss-Nougat-Creme lieber beiseiteschieben. Solche zuckergesüßten Lebensmittel sind meist nährstoffarm und enthalten unnötige, leere Kalorien. Stattdessen vitaminreiches Obst wählen. Naturjoghurt dazu – und man ist auch noch mit wertvollen Proteinen versorgt.
Regel 3: Auf versteckte ungesunde Fette achten. Sie verbergen sich in Latte Macchiato oder Caffè Latte, die mit viel Milch zubereitet werden, aber auch in Aufschnitt, Salami und anderen verarbeiteten Lebensmitteln. Magerer Schinken aufs Brot ist die bessere Wahl – oder etwa Räucherlachs: Er enthält viel gesunde Omega-3-Fettsäuren. Sie senken das schlechte LDL-Cholesterin im Blut. Zudem können sie das Hirn unterstützen und Entzündungen hemmen.
Top statt Flop: Gesund in den Tag starten
Einfach austauschen – so wird Ihr Frühstück fett- und zuckerärmer.
Flop |
Top |
Warum das so ist – und wie Sie es schaffen |
Fruchtjoghurt |
Naturjoghurt |
Joghurt enthält Eiweiß, Kalzium und Magnesium, Fruchtjoghurt aber oft viel zugesetzten Zucker – bis zu vier Würfel. Peppen Sie Naturjoghurt mit Apfelmus auf. |
Nuss-Nougat-Creme |
Fruchtaufstrich |
Fruchtaufstrich ist weniger kalorien- und fettreich als die Creme. Je größer sein Fruchtanteil, umso besser. Für den Einstieg einfach mit Nuss-Nougat-Creme abwechseln. |
Weizen oder Kraftkornbrötchen |
Vollkornbrötchen und -brot |
Weißmehl-Brot sättigt weniger und liefert weniger Vitamine als das aus Vollkornmehl. Körner oder dunkle Farbe sagen nichts aus. Fragen Sie konkret nach Vollkornbrot! |
Croissant |
Rosinenbrötchen |
Croissants zählen mit je 300 Kalorien zu den größten Versuchungen. Eine lässliche – weil fettärmere – Sünde für Süßmäuler: ein Rosinenbrötchen mit nur 117 Kalorien. |
Knuspermüsli |
Flockenmüsli |
Knuspermüsli ist eine Art Krokant, gebacken aus Getreideflocken, Fett und Zucker. Gesünder: Vollkornflocken-Müsli. Für den Übergang etwas Crunchy drüberstreuen. |
Wissenschaftler streiten sich
Wichtig ist nicht nur, was wir frühstücken, sondern auch wie viel. „Frühstücken wie ein Kaiser, mittags speisen wie ein König, abends essen wie ein Bettelmann“ – lange galt diese Redewendung als Faustformel für gesunde Ernährung. Inzwischen ist eine Diskussion entbrannt: Ist Frühstück wirklich die wichtigste Mahlzeit des Tages?
Argumente pro Frühstück
Besserer Stoffwechsel. Die Morgenmahlzeit erhöht die Stoffwechselrate, lautet ein Argument der Pro-Frühstücker. Kalorien würden so besser verbrennen. Wer das erste Mahl auslässt, esse zudem später mehr. Frühstück senke auch das Risiko für Typ-2-Diabetes.
Weniger Herzinfarkte. Jugendliche, die morgens zulangen, fühlen sich tagsüber leistungsstärker, reaktionsfähiger und ausdauernder als Frühstücksmuffel, lautet das Fazit einer amerikanischen Beobachtungsstudie mit 2 000 Teilnehmern. Eine weitere US-Studie deutet darauf hin, dass Männer im mittleren und fortgeschrittenen Alter, die nicht frühstücken, ein um 27 Prozent erhöhtes Herzinfarkt-Risiko haben im Vergleich zu Männern, die frühstücken.
Seltener Arteriosklerose. Eine jüngere internationale Untersuchung hat einen möglichen Zusammenhang zwischen Frühstücksverhalten und der Entwicklung von Arteriosklerose untersucht. Dafür wurden 4 052 Büroangestellte zwischen 40 und 54 Jahren, die bisher keine Herz-Kreislauf-Probleme hatten, nach ihrem Lebensstil befragt und auf Arteriosklerose untersucht. Auch da waren die Nichtfrühstücker im Nachteil: Bei ihnen trat Arteriosklerose häufiger auf als bei der frühstückenden Vergleichsgruppe.
Viele Faktoren. Dennoch: So klar ist das alles nicht. Es gibt viele Faktoren, die das Ergebnis solcher Beobachtungsstudien beeinflussen können. Es kann zum Beispiel sein, dass jemand, der morgens nichts isst, keinen gesunden Lebensstil führt. Nicht alle Studien erheben solche zusätzlichen Daten.
Argumente kontra Frühstück

„Ich habe morgens einfach keinen Appetit. Wenn ich trotzdem etwas esse, wird mir richtig übel. Aber ein Kaffee muss sein.“ Thomas Koppmann, Projektleiter © Pablo Castagnola
Blutzuckerwert sinkt. „Frühstücken ist genauso gefährlich wie Rauchen“, provoziert der britische Biochemiker Terence Kealey in seinem Buch „Breakfast is a Dangerous Meal“, übersetzt: „Frühstück ist eine gefährliche Mahlzeit“. Seit der Typ-2-Diabetiker morgens verzichtet, sei sein Blutzuckerwert gesunken und würde sich im Tagesverlauf nicht mehr erhöhen. Frühe Kost befördere Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Diabetes, sagt Kealey. Auch Nichtdiabetiker sollten das Frühstück auslassen. Wissenschaftlich belegen lässt sich Kealeys These bislang nicht.
Gewicht bleibt. Es gibt jedoch seriöse Untersuchungen, die einige Pro-Frühstück-Argumente entkräften. Unter anderem stellen eine britische und eine US-Studie die Theorie vom Ankurbeln des Stoffwechsels infrage: Die Stoffwechselrate von Frühstückern erhöhe sich kaum – zu wenig, um mehr Kalorien zu verbrennen, als man zu sich nimmt. Eine weitere US-Studie mit gut 300 Übergewichtigen zeigte: Die Entscheidung für oder gegen Frühstück beeinflusste das Gewicht der Probanden nicht.
Intervallfasten: 16 Stunden Auszeit vom Essen
Manche lassen das Frühstück im Rahmen des Intervallfastens ausfallen. Bei einer Variante darf man in einem Zeitfenster von acht Stunden nach Belieben essen, in den restlichen 16 Stunden ist Nahrung tabu. Ungesüßter Kaffee oder Tee sind erlaubt. Die Nacht ist für die Fastenphase ideal, weil man die meiste Zeit verschläft. Es gibt etliche Berichte, laut denen sich mit Intervallfasten leicht abnehmen lässt. Bei Versuchen an Mäusen senkt die Methode das Risiko für Diabetes und verlängert sogar die Lebenszeit. Aber: Aussagekräftige Studien für Menschen fehlen bisher.
Diese Personengruppen sollten nicht fasten
Fasten ist nichts für unter 18-Jährige, Typ-1-Diabetiker, Schwangere, Stillende, Demente, Menschen mit Essstörungen, Leber- oder Nierenkranke. Wer Medikamente einnimmt oder chronisch krank ist, sollte unbedingt mit dem Arzt sprechen, bevor er das Frühstück ausfallen lässt.
Fazit: Die Lage auf dem Frühstückstisch bleibt unklar
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Wichtig ist, dass der Start in den Tag stressfrei ist. Wer abends den Tisch deckt, hat morgens mehr Zeit. Schlaue programmieren eine Zeitschaltuhr für die Kaffeemaschine. Zum Frühstück zwingen muss sich jedoch niemand. Wer dennoch nicht ohne das Haus verlassen will, dem sei das neue Buch der Stiftung Warentest empfohlen: halb zehn versammelt 100 Rezepte. Sie reichen von bekannten Klassikern wie Birchermüsli, Pfannkuchen und Sandwiches bis hin zu außergewöhnlichen Rezepten wie New Yorker Bagels oder Baked Beans mit Spiegelei und Za’atar. 240 Seiten kosten 34,90 Euro.
* Korrigiert am 14.5.2018
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Auch ich kann bestätigen: Intervallfasten funktioniert gut.
Moin,
seit 3,5 Monaten faste ich komplette Tage, anfangs 3 Tage die Woche,
aktuell 2. Ich bin jetzt 8 % leichter. Klar ist ein kompletter Tag ohne gewöhungsbedürftig,
aber jeder Fastentag bringt etwa 350 gr. Minus.
Die größten Probleme sind die Koordinierung mit der Familie und im Winter wurde mir abends kalt.
Spannend ist auch, dass die Nase sehr empfindlich wird an einem Fastentag ;o)
Ich bin jetzt auf dem halben Weg, den ich mir vorgenommen habe und denke, in der warmen Jahreszeit wird das ganze noch etwas einfacher.
Proberen sie es mal, ein Tag ohne als Test.
Sie haben ein große Chance, sich damit wojlzufühlen.
Alles Gute !
Während, wie im Artikel gesagt, ein echtes Vollkornbrot innen durchaus hellbraun und ohne grobe Körner sein kann, erkennt man echtes, ohne durch Zuckersirup dunkel gefärbtes Schwarzbrot daran, dass die enthaltenen ganzen Körner auf der Schnittfläche weiß erscheinen!
... sagte schon mein Oppa (Jahrgang 1904). Zwar hat, wie Vorgänger ralle1.0 andeutet, natürlich auch Vollkorngebäck seine Kalorien - weil's aber schneller und auch länger sättigt, ist die Bilanz eben doch viel günstiger. Und statt in ein blasses, watteweiches Nichts schlage ich meine Zähne auch viel lieber in die braune Aromenvielfalt meines Lieblingsdinkelbrötchens. Oppa löste das "Hecken"Problem übrigens, indem er seine Weißbrot-mit-Schinken-Schnitte mit einer Scheibe Schwarzbrot zuklappte ... ;-)
Wer den Artikel liest, könnte auf die Idee kommen, dass viel Vollkorn gut ist. Allerdings macht auch Vollkorn dick. Aus langjähriger Erfahrung mit meiner Waage würde ich zum Frühstück viel Obst am besten schön angemacht als Obstsalat sowie Eiweiß wie etwa Yoghurt und Milch empfehlen. Dazu ein wenig Vollkorn und gutes Fett und schon hat man einen perfekten Morgen. Das schmeckt, ist gesund und man bleibt schlank.
Die einzigen, denen das nicht gefallen dürfte sind Bäcker und die Vertreiber teuerer Vollkornprodukte.