
Vorsorge. Nicht nur für Angestellte – viele andere können freiwillig in die Rente einzahlen und die Beiträge steuerlich geltend machen. © Isabella Roth / Jutta Fricke Illustratoren-Agentur
Selbstständige, Frührentner oder Beamte können freiwillig in die gesetzliche Rente einzahlen. Wir zeigen, wie das die Rente erhöht und die Steuerbelastung sinken lässt.
Wann sich freiwillige Beiträge lohnen
Rente hoch, Steuern runter
Fast 57 Millionen Versicherte, gut 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner: Die gesetzliche Rentenversicherung ist unangefochtenes Rückgrat der Alterssicherung in Deutschland. Vor allem soll sie den Ruhestand von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern absichern.
Aber auch Selbstständige, Freiberufler, Hausfrauen oder -männer und sogar Beamte können über sie vorsorgen. Teils greift ihnen der Staat dabei kräftig unter die Arme. Wir zeigen, für wen freiwillige Rentenbeiträge steuerlich besonders interessant sind.
Warum sich unsere Untersuchung Freiwillige Rentenbeiträge für Sie lohnt
Entscheidungshilfe
Unser „Pro und Kontra“ hilft Ihnen bei der Entscheidung, ob die Vorsorge mit freiwilligen Rentenbeiträgen etwas für Sie ist.
Tabelle „Freiwillige Rentenbeiträge“
An unserer Tabelle können Sie sehen, wie verschiedene Einzahlhöhen die Rente nach derzeitigen Werten steigen lässt. Da Antragsteller noch bis Ende März 2023 Zahlungen für das Jahr 2022 nachholen können, zeigen wir die Rentenerhöhung für beide Jahre.
Steuerersparnis
Fünf Beispiele für unterschiedliche Erwerbssituationen zeigen Ihnen, wie viel Steuerersparnis drin ist, wenn Sie mit freiwilligen Beiträgen Ihre Rente erhöhen. Spezielle Informationen und Tipps für Selbstständige, Freiberufler, Beamte, Frührentner und Hausfrauen und -männer helfen bei der individuellen Entscheidung.
Beitragsrechner
Mit unserem Rechner können Sie sich schnell einen Überblick verschaffen, wie Ihre individuelle Einzahlung derzeit Ihre Rente erhöht.
Checkliste
Eine Checkliste zeigt Schritt für Schritt, wie Sie vorgehen, wenn Sie freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen möchten.
Wann sich freiwillige Beiträge lohnen
Noch bis 31. März für 2022 einzahlen
Um freiwillig Beiträge in die Rentenkasse einzahlen zu können, müssen Interessierte zuerst einen Antrag auf freiwillige Versicherung stellen. Die Höhe der monatlichen Beiträge legen sie dann zwischen dem Mindest- und Höchstbeitrag selbst fest. Monatlich können sie zwischen 96,72 Euro und 1 357,80 Euro überweisen. Ausnahme: Neuversicherte können noch bis Ende März 2023 für das komplette Jahr 2022 nachzahlen.
Unsere Tabelle zeigt, mit welchem Rentenplus Einzahlende je nach Beitrag für die Jahre 2023 und 2022 rechnen können. Mit unserem Rechner können sie die Rentenerhöhung auch individuell ausrechnen.
Modellrechnungen für unterschiedliche Berufe
Wir wollten wissen, was Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung bringen und wie sinnvoll das Vorsorgesparen über sie für Menschen in unterschiedlichen Erwerbssituationen ist.
Die Rentenexpertinnen und -experten der Stiftung Warentest haben für fünf Erwerbssituationen beispielhaft die Möglichkeit durchgerechnet, über die Rentenkasse vorzusorgen.
Teils hohe Steuervorteile
Ein bedeutender Teil der Vorsorge über die gesetzliche Rente sind die Steuervorteile. An unseren fünf Fällen haben wir daher nicht nur untersucht, wie unterschiedliche Einzahlungen die Rente erhöhen, sondern auch, wie sehr einzelne Gruppen steuerlich profitieren. Beispielhaft gerechnet haben wir für:
- Selbstständige,
- Beamtinnen und Beamte,
- Freiberuflerinnen und Freiberufler,
- Frührentnerinnen und -rentner,
- Hausfrauen und -männer.
Auch pflichtversicherte Arbeitnehmer ab 50 können oft zusätzliche Einzahlungen leisten, so ihre Rente erhöhen und dabei Steuern sparen. Das gleiche gilt für unter 45-Jährige, wenn sie für Zeiten von Schulbesuch, Studium oder Ausbildung Beiträge nachzahlen.
Freiwillig in die Rente einzahlen – die wichtigsten Tipps
Freiwillig versichern. Sind Sie nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert, können Sie durch freiwillige Beiträge Ihre Rente erhöhen. Möglich ist das für Selbstständige und Freiberufler, Frührentner, Beamte und Hausfrauen und -männer.
Angestellte. Auch Pflichtversicherte, insbesondere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, können freiwillig mehr einzahlen. Sind sie unter 45 Jahre, kommen Nachzahlungen für Schul-, Studiums- und Ausbildungszeiten infrage. Über 50-Jährige können Ausgleichszahlungen für einen früheren Rentenbeginn leisten.
Vorsorge klären. Freiwillige Beiträge können Sie nutzen, um sich langfristig eine Basisvorsorge aufzubauen, um im Alter damit die laufenden Kosten zu decken. Sie können mit ihnen aber auch Ihre Rente noch kurz vor dem Ruhestand aufpeppen, etwa wenn Sie feststellen, dass Ihre Rürup-Rente niedriger ausfällt als gedacht.
Sorgfältig abwägen. Renten passen nicht für jeden als Vorsorgeform. Das gilt auch für die gesetzliche Rentenversicherung. Wägen Sie vorher genau ab, ob freiwillige Beiträge zu Ihrer individuellen Situation passen.
Rat einholen. Bevor Sie freiwillig einzahlen, holen Sie sich kostenfreien Rat bei der Deutschen Rentenversicherung. Wollen Sie viel Geld investieren, kann zusätzlicher Rat von Lohnsteuerhilfevereinen, Steuerberaterinnen oder unabhängigen Rentenberatern sinnvoll sein. Erkundigen Sie sich im Vorfeld immer nach den Kosten.
Sozialverbände. Bei Streitigkeiten mit der Rentenversicherung können die Sozialverbände VdK und SoVD Sie unterstützen. Der Mitgliedsbeitrag liegt zwischen rund 5 Euro und 8 Euro im Monat.
Steuerboni können sehr attraktiv sein
Unsere Rechnungen zeigen, dass die Steuerersparnis deutlich über 40 Prozent der Einzahlung ausmachen kann. Aber nicht für alle sind die freiwilligen Einzahlungen gleich gut. Die Höhe des Einkommens oder der Umfang der Altersvorsorge neben den freiwilligen Beiträgen beeinflusst zum Beispiel stark, wie sehr einzelne von den Steuervorteilen profitieren können.
Viele Faktoren spielen eine Rolle
Bedenken müssen Vorsorgesparende, dass im Ruhestand auf ihre Rente Steuern anfallen, wenn auch meist deutlich weniger als im Berufsleben. Dazu kommen bei gesetzlich krankenversicherten Rentnern Beiträge für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung von rund 11 Prozent.
Vor einer Investition in die gesetzliche Rentenversicherung heißt es also genau rechnen. Einen allgemeingültigen Rat für oder gegen freiwillige Einzahlungen können wir nicht geben, dazu hängt sie von zu vielen persönlichen Faktoren ab. Unsere Beispielrechnungen zeigen aber, was Interessierte in ihre Überlegungen einbeziehen müssen.
Auf die Rechnerei verzichten können alle, die schon im Vorfeld zu dem Schluss kommen, dass Vorsorgen über die gesetzliche Rente nichts für sie ist. Dabei hilft unser Überblick über die Vor- und Nachteile.
Wann sich freiwillige Beiträge lohnen
Alles rund um die Rente auf test.de
Hilfe beim Rentencheck: Die Rentenlücke erkennen und schließen
Zusatzzahlungen unter 45: Für Schul-, Studiums- und Ausbildungszeit nachzahlen
Vorzeitiger Rentenstart: Abschläge ausgleichen und Steuern sparen
Früher in Rente: Basiswissen Rente mit 63
Rente für schwerbehinderte Menschen: Früher in den Ruhestand
Zu krank zum Arbeiten: Was Sie von der Erwerbsminderungsrente erwarten können
Rente und Scheidung: Basiswissen Versorgungsausgleich
Wann sich freiwillige Beiträge lohnen
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- In die eigene Rente investieren und von einem satten Steuernachlass profitieren: Das klappt 2023 noch besser als bisher. Die Stiftung Warentest zeigt, was möglich ist.
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- Ab 2023 steigt der Mindestbeitrag für die freiwillige Versicherung der gesetzlichen Rente. Wir sagen, wann es sinnvoll ist, für das Jahr 2022 noch einzuzahlen.
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- Die gesetzliche Rente ist auch etwas für Selbstständige. Die Altersvorsorge-Experten der Stiftung Warentest nennen Vor- und Nachteile der gesetzlichen Rente.
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@HBHBHB696969: Freiwillige Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung tragen Sie in der Anlage Vorsorgeaufwendungen in die Zeile 6 ein.
Lesetipp: Finanztest Spezial Steuern 2023:
www.test.de/steuerheft
Hallo,
wo bzw. in welcher Form kann man beim Elster-Verfahren ggü dem Finanzamt den freiwilligen Beitrag im Rahmen der Einkommensteuererklärung geltend machen?
Eine Schreiben der DRV dass ich freiwillige Beiträge geleistet habe liegt mir vor.
MfG
HB
@hebraweb: Vielen Dank für Ihren Hinweis. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auf dem Laufenden halten:
finanztest@stiftung-warentest.de
Nach dem Erreichen des regulären Rentenalters für meinen Jahrgang habe ich seit März 2022 Anspruch auf zusätzlche Rentenbeträge auf Grund gezahlter freiwilliger Beiträge. Bis heute habe ich keine Zahlungen erhalten. Auf einen Widerspruch und eine Terminsetzung wurde nicht reagiert. Kürzlich habe ich deswegen eine Untätigkeitsklage gegen die Deutsche Rentenversicherung beim zuständigen Sozialgericht eingereicht. Interessieren würde mich, ob dies ein Einzelfall ist oder es häufiger zur verzögerten oder ganz ausbleibenden Bearbeitung durch die RV kommt.
@Thorsten_online: Ja, Sie haben Recht. Auch bei Nachzahlungen für Ausbildungszeiten gilt die Beitragsbemessungsgrenze. Mehr als den monatlichen Höchstbeitrag kann man pro Nachzahlungsmonat nicht zahlen.
Im Artikel zur Nachzahlung für Ausbildungszeiten wollten wir sagen, die Höhe der Nachzahlung in der Summe über dem Höchstbetrag von 15 736 e in 2021 liegen darf.
Wir werden uns bemühen, dies in Zukunft deutlicher herauszustellen.