
Hilfe für Kinder. Das Finanzamt beteiligt sich an den Betreuungskosten. © Getty Images / Westend61
Ob Kosten für Arbeitsweg, Kitabeiträge oder Unterhalt – zusätzliche Freibeträge für solche Ausgaben bringen Angestellten direkt mehr Netto.
Zusätzliche Steuerfreibeträge bringen ein Plus
Kann das stimmen: Knapp 180 Euro mehr Netto am Monatsende, und das ohne Gehaltserhöhung oder Weihnachtsgeld? Schauen Arbeitnehmer verwundert auf ihre Gehaltsabrechnung, müssen sie nicht gleich einen Rechenfehler fürchten. Ein Plus bringen etwa zusätzliche Steuerfreibeträge. Beantragt etwa eine Angestellte Ende Oktober für 30 Kilometer Arbeitsweg einen Freibetrag beim Finanzamt, bleiben ihr jeweils im November und Dezember bei 4 000 Euro Bruttolohn netto 176 Euro mehr als vorher (Werte gerechnet für 2021).
Lohnsteuer runter – Nettogehalt rauf
Der höhere Nettolohn ist kein Geschenk vom Finanzamt. Doch mit Freibeträgen können Angestellte immerhin dafür sorgen, dass sie jeden Monat einigermaßen passend Lohnsteuer zahlen und nicht deutlich zu viel. Denn je mehr Freibeträge gelten, desto weniger vom Bruttolohn ist steuerpflichtig und desto weniger Lohnsteuer muss der Arbeitgeber vom Gehalt abziehen. Damit bleibt den Beschäftigten gleich mehr, und sie müssen nicht bis zur nächsten Steuererklärung auf eine Erstattung vom Finanzamt warten.
Unser Rat
- Antrag.
- Zusätzliche Steuerfreibeträge können Sie mit dem „Antrag auf Lohnsteuer-Ermäßigung“ für bis zu zwei Jahre bekommen. Fürs laufende Jahr ist der Antrag bis zum 30. November möglich. Sie finden ihn unter formulare-bfinv.de. Achtung: Wenn Sie von zusätzlichen Freibeträgen profitieren, wird die Steuererklärung für Sie zur Pflicht.
- Elster.
- Freibeträge für ihre Lohnsteuer können Arbeitnehmer auch online über elster.de beantragen. Elektronisch eingereicht werden können jetzt ebenso der Antrag auf Steuerklassenwechsel oder die Erklärung zum dauernden Getrenntleben.
- Steuerklasse.
- Als Verheiratete können Sie auch mit einer guten Wahl der Steuerklassen Ihr Netto erhöhen. Ermitteln Sie mit unserem Brutto-Netto-Rechner, welche Kombination für Sie am günstigsten ist.
- Familien.
- Mehr Netto dank Freibeträgen – das lohnt sich zum Beispiel für junge Eltern, wenn vorübergehend ein Einkommen wegfällt. Mehr Tipps zu Geld und Recht liefert der neue Finanzplaner junge Familien, für 16,90 Euro im Handel und im test.de-Shop. Auch für den volljährigen Nachwuchs gewährt der Staat unter bestimmten Voraussetzungen weiter Kindergeld. Informationen rund ums das Thema „Steuern und Kinder ab 18“ sowie zum Unterhalt bekommen Sie von den Steuerexperten der Stiftung Warentest.
Grund- und Kinderfreibetrag automatisch berücksichtigt
Einige Freibeträge müssen die Arbeitgeber automatisch bei der Gehaltsabrechnung berücksichtigen, je nach Steuerklasse zum Beispiel den Grundfreibetrag von 9 744 Euro im Jahr 2021 (ab 2022 beträgt er 10 347 Euro) und Kinderfreibeträge. Zusätzliche Freibeträge gewährt das Finanzamt Angestellten auf Antrag für Posten, die sie sonst erst mit der Steuererklärung abrechnen würden. Dazu zählen neben Ausgaben für den Arbeitsweg und für andere Werbungskosten etwa Sonderausgaben wie Kitabeiträge und Unterhaltszahlungen. Handwerkerrechnungen berücksichtigt es ebenfalls (Tabelle Mehr Netto 2021 gibts mit diesen Freibeträgen).
600-Euro-Grenze für viele Posten
Die zusätzlichen Freibeträge gibt es für viele Posten aber erst, wenn Ausgaben von mindestens 600 Euro im Jahr zusammenkommen. Außerdem trägt das Finanzamt häufig nicht den vollen Wert ein: So zieht es etwa bei den Kosten für den Arbeitsweg zunächst die Werbungskostenpauschale von 1 000 Euro ab. Der Grund: Auch diese Pauschale gehört zu den Werten, die der Arbeitgeber automatisch beim Lohnsteuerabzug anrechnet. Einer Pendlerin, die an 220 Tagen im Jahr 30 Kilometer ins Büro fährt, wird somit ein Freibetrag von 980 Euro in die Lohnsteuerdaten eingetragen und nicht die vollen Kosten von 2 090 Euro (20 km x 30 Cent +10 km x 35 Cent, Summe x 220 Tage).
Attraktive Entlastung
Vor allem Richtung Jahresende machen sich Freibeträge deutlich bemerkbar. Wirken sich die 980 Euro für den Arbeitsweg zum Beispiel nur noch auf die Gehaltsabrechnungen im November und Dezember aus, bleiben in beiden Monaten 490 Euro (1/2 von 980 Euro) steuerfrei. Das führt je nach Einkommen zu der monatlichen Entlastung von etwa 180 Euro. Hätten der Angestellten die 980 Euro Freibetrag bereits ab Januar zugestanden, wäre die Summe auf zwölf Monate verteilt worden. Die monatliche Entlastung wäre mit rund 30 Euro deutlich niedriger gewesen. Sobald mehrere Freibeträge zusammenkommen, winkt aber auch ab Jahresbeginn eine attraktive Entlastung.
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@MaxD1: Die Antwort ist ein schlichtes Ja. Mit dem Antrag auf Lohnsteuer-Ermäßigung können Arbeitnehmer spezielle Freibeträge für den monatlichen Lohnsteuerabzug in ihre Lohnsteuerdaten eintragen lassen. In diesem Antrag wird auch speziell nach der Höhe von voraussichtlichen anderen Einkünften und der jeweiligen Einkunftsart gefragt. Dieses Feld müssen Antragssteller natürlich beachten und ausfüllen, sofern sie Einkünfte aus anderen Quellen als ihrem Hauptdienstverhältnis beziehen. (maa)
Hallo,
ich habe eine Frage die auch für andere Interessant sein könnte.
Wenn ich für mein Haupt-Dienstverhältnis aufgrund von hohen Aufwendungen (Kilometerpauschale) einen Freibetrag anrechnen lassen möchte.
Müssen dann wirklich alle Einküfte angegeben/geschätzt werden, auch wenn diese keinen Einfluss auf das Haupt-Dienstverhältnis haben?
(z.B. Nebengewerbe, Kapitalerträge,Einnahmen aus Vermietung)
Vielen Dank für die Antwort!
Mit freundlichen Grüßen
Maximilian D