Frage & Antwort Arbeitgeber Pleite – bin ich noch krankenversichert?

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Helmut R. aus Ulm:

Das Unternehmen, bei dem ich arbeite, steckt tief in der Krise. Ich bin nicht sicher, ob unser Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeiträge für uns ordnungsgemäß abführt. Kann ich meinen Krankenversicherungsschutz verlieren, wenn mein Arbeitgeber den Kassenbeitrag nicht zahlt?

Finanztest: Das hängt davon ab, ob Sie Pflichtmitglied (also mit einem Monatseinkommen bis zu 3 375 Euro brutto) oder freiwillig krankenversichert sind.

Pflichtmitglieder brauchen sich nicht zu sorgen. Bei ihnen ist allein der Arbeitgeber verantwortlich, auch für den Arbeitnehmeranteil. Wenn ein Unternehmen die Beiträge nicht zahlt, entsteht dem Versicherten daraus kein Nachteil. Das Unternehmen schuldet der Krankenkasse die Beiträge – selbst wenn es nicht einmal mehr in der Lage war, Löhne auszuzahlen. Geschäftsführer, die Kassenbeiträge vorenthalten, machen sich strafbar, die Sozialversicherung hat im Fall der Insolvenz Vorrang vor anderen Gläubigern. Das hat der Bundesgerichtshof in einem Urteil deutlich gemacht (Az. 5 StR 16/02).

Anders ist es, wenn Sie freiwillig versichert sind. Dann schulden Sie selbst der Kasse die Beiträge. Zieht Ihr Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeiträge direkt ein, müssen Sie darauf achten, dass er sie auch weiterleitet. Denn wenn die Krankenkasse drei Monate in Folge keinen Beitrag erhält, verlieren Sie den Versicherungsschutz. Im Zweifel ist es besser, bei der Kasse nachzufragen, ob alles klar ist.

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  • Vonscheidt am 21.07.2022 um 10:32 Uhr
    Freiwillig GK versichert = keine Solidarität

    Ich finde es ein Unding das freiwillig gesetzlich Versicherte ihren Versicherungsschutz verlieren, wenn der Arbeitgeber die Beiträge unwissentlich nicht mehr zahlt. Man ist Teil der Solidaritätsgemeinschaft wenn man nicht in die PKV wechselt, wo man i.d.R. mehr Leistung für weniger Geld erhält, wir dann aber höchst unsolidarisch in so einer Situation behandelt. Wenn alle freiwillig Versicherten in die PKV wechseln, würde das System der GKV zusammenbrechen. So erhält eine kleine Gruppe mit hohen Beiträgen die Gemeinschaft, wir aber mit Füßen getreten im Notfall.