
Timing ist alles. Binnenalster zur blauen Stunde. © plainpicture / Roy Jankowski
Kurz nach Sonnenuntergang kann man Fotos machen, die sonst so nicht möglich sind. Aber das Fotografieren mit so wenig Tageslicht ist nicht einfach. test.de gibt Tipps.
Die blaue Stunde dauert keine 60 Minuten
Je nach Standort und Jahreszeit erscheint der Himmel kurz vor Sonnenaufgang oder kurz nach Sonnenuntergang etwa 30 bis 50 Minuten in einem intensiven, tiefen Blau. Allerdings ist es gar nicht so einfach, das einzufangen. Denn die Sonne ist noch nicht da oder schon weg, es gibt nur wenig natürliches Licht.
Urbane Räume und spiegelnde Wasserflächen
Zur blauen Stunde den Himmel über einem Feld oder Wald zu fotografieren, ist also schwierig – denn es ist insgesamt ziemlich dunkel. Deswegen entstehen die schönsten Bilder des dunkelblauen Himmels über einer spiegelnden Wasseroberfläche oder den künstlichen Lichtern einer Stadt.
Für ausgeglichene Belichtung sorgen
Grundsätzlich sollte man genug Zeit einplanen, um während der blauen Stunde gute Fotos zu machen. Denn idealerweise sollten der Himmel und zum Beispiel die Skyline davor ähnlich hell sein. Das lässt sich auch mithilfe des Histogramms prüfen, das man in der Bild-Vorschau teils über die Info-Taste aufrufen kann. Gibt es im Histogramm keine Ausreißer rechts oder links, ist das ein gutes Zeichen für eine ausgeglichene Belichtung.
Porträts klappen nur mit künstlicher Beleuchtung
Apropos Belichtung: Ohne Aufhellblitz oder eine andere Beleuchtung zeichnen sich Objekte oder Personen im Vordergrund als Silhouetten vor dem Abendhimmel ab. Soll ein Porträt zur blauen Stunde entstehen, muss künstliche Beleuchtung her.
Das wenige Licht einfangen
Um trotz der Lichtverhältnisse kräftige Farben und klare Formen zu fotografieren, sollte der ISO-Wert möglichst niedrig gewählt sein, damit das Bild nicht rauscht. Auch Blende und Verschlusszeit sollten so eingestellt sein, dass das verbleibende Licht genutzt, das Foto aber noch scharf genug wird. Deshalb sind der geeignete ISO-Wert, die Blendenöffnung und die Verschlusszeit auch abhängig davon, ob ein Stativ oder ein Bildstabilisator beim Fotografieren helfen.
So vermeiden Sie verwackelte Fotos
Fotografieren Sie aus der Hand, sollte die Blende möglichst offen und die Verschlusszeit nicht zu lang sein. Denn sonst entstehen verwackelte Fotos. Mit einem Stativ wiederum kann die Blende weiter geschlossen werden. Gegen ein verwischtes, unscharfes Foto hilft auch ein Bildstabilisator. Hat die Kamera so eine Funktion, sollten Sie ab einer Verschlusszeit von mehr als einer Fünfzehntelsekunde mit Stativ fotografieren. Ohne Bildstabilisator ist ab einem Richtwert von einer Sechzigstelsekunde das Fotografieren auf einem Stativ zu empfehlen.
Achtung: Die Richtwerte gelten für Aufnahmen mit Normalbrennweite. Bei Tele-Aufnahmen muss die Belichtungszeit deutlich kürzer sein, bei Weitwinkel-Aufnahmen darf sie länger sein.
Probieren, korrigieren, probieren
Sind Sie sich nicht sicher, ob die Einstellungen perfekt sind, helfen Belichtungsreihen. Das bedeutet, von einem Motiv Fotos mit unterschiedlichen ISO-Werten, Blendenöffnungen und Verschlusszeiten zu machen. Das können Sie jeweils manuell einstellen, in einigen Kameras gibt es aber auch automatische Funktionen dafür.
Für die Nachbearbeitung am Computer ist es sinnvoll, Aufnahmen im Rohdatenformat zu machen. Man spricht auch vom RAW-Modus oder RAW-Format. Im Gegensatz zu Fotos, die nur als JPEG-Dateien vorliegen, lassen sich bei Aufnahmen im Rohdatenformat viel besser Farben oder Helligkeitsstufen mit einer Bildbearbeitungssoftware herausarbeiten.
Tipp: Sie sind noch auf der Suche nach der richtigen Kamera? Unser Datenbank liefert Testergebnisse für 416 Digitalkameras im Test – von der kleinen Kompakten bis zur teuren Systemkamera mit allem Drum und Dran.
-
- Schattig, schief und langweilig: So sieht manches Smartphone-Foto aus. Bildbearbeitungs-Apps helfen. Eine ist im Test deutlich besser als die ab Werk vorinstallierten.
-
- Der Kameraanbieter Canon hat angekündigt, seinen Foto-Cloud-Dienst Irista zu schließen. Nutzer sollten ihre dort gespeicherten Fotos bis zum 31. Januar 2020 lokal sichern...
-
- Schlechtes Wetter – schlechte Fotos? Im Gegenteil: Regenfotos können faszinierend wirken. Hier sind die Tipps unserer Fotoexperten für stimmungsvolle Regenfotos.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.