
Bilder von Kamera, Handy und Tablet lassen sich bei speziellen Speicherdiensten im Internet zentral aufbewahren. Im Test ging es turbulent zu.
Internetdienste sind unberechenbar. Etwa Foto-Clouds. Wir starteten den Test mit zehn Speicherdiensten. Jetzt stehen nur noch sieben in der Tabelle. Einige große Unternehmen veränderten ihr Angebot während der Prüfungen grundlegend.
Zuerst gliederte Google seinen Dienst Picasa in die hauseigene Cloud „Google Fotos“ ein. Ein Testkandidat weniger. Dann verkündete Anbieter Dropbox das Aus für seinen Dienst Carousel. Er stellt ihn Ende März ein. Seine Funktion erfüllt dann die „Muttercloud“ Dropbox. Zu guter Letzt nahm die Telekom ihr „Mediencenter“ vom Netz – für einen neuen Dienst namens Magenta Cloud. Schade. Das alte Mediencenter lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Testsieger Flickr. Der schneidet gut ab, eine weitere Cloud ebenfalls, die anderen befriedigend und ausreichend.
Die Bilderflut organisieren
Eine Foto-Cloud legt Bilder auf einem Server im Internet ab. Viele wissen das zu schätzen, seit sie mit verschiedenen Geräten Fotos aufnehmen. Im Skiurlaub beispielsweise fotografiert die Mutter mit einer hochwertigen Kamera, der Vater via Smartphone, der Sohn mit dem Tablet. Kopfüber im Schnee, lässig am Lift, rotnasig bei einer Tasse Jagertee: Die Cloud hilft, die Bilderflut zu organisieren. Sobald die Geräte online sind, werden alle Fotos synchronisiert und im Netz vereint. Auf Smartphone, Computer und Co. gespeicherte Bilder lädt der Dienst meist automatisch hoch.
Mit internetfähigen Geräten lassen sich die Fotos überall auf der Welt abrufen und mit anderen teilen. Manchmal auch mit Dieben. 2014 hatten Hacker Nacktfotos von Prominenten aus Apples iCloud gestohlen und im Internet zur Schau gestellt. Betroffen waren etwa Popstar Rihanna oder Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence. Auch Normalsterbliche sollten überlegen, welche Bilder sie in fremde Hände geben.
Keine ist perfekt
Technisch funktionieren die Dienste nahezu fehlerfrei. Doch jeder hat Macken: dürftige Gratisspeicher, kümmerliche Funktionen, fehlende Fotoformate, indiskrete Apps oder unwirksame Geschäftsbedingungen. Testsieger Flickr ist vielseitig. Er lässt seine Nutzer Alben erstellen, Bilder bearbeiten und teilen, Fotos am Computer frei sortieren und sichtbar beschriften. Flickrs App für das Handy-Betriebssystem Android sammelt aber mehr Daten als nötig. Sie sendet etwa Nutzungsstatistiken an eine Firma, die Nutzerprofile erstellt. Ähnlich verhält es sich mit Google Fotos. Auch der Zweitplatzierte bietet viele Funktionen und erfasst unnötig Kundendaten über seine Android-App.
Platz für 200 000 Fotos
Alle Clouds stellen kostenlos Speicherplatz zur Verfügung. Flickr spendiert den üppigsten: ein stolzes Terabyte Daten. Das sind 1 024 Gigabyte, also mehr als eine Million Megabyte. Selbst wenn Nutzer Fotos in hoher Auflösung mit 5 Megabyte je Bild abspeichern, können sie bei Flickr etwa 200 000 Fotos kostenlos aufbewahren. Bei Google Fotos gibt es überschaubare 15 Gigabyte für lau. Wer seine Bilder nicht in Originalgröße, sondern mit geringerer Auflösung in die Cloud lädt, erhält unbegrenzten Gratisspeicher. Manche Anbieter knausern. Cewe gewährt nur im ersten Jahr 10 Gigabyte gratis, danach verlangt der Dienst jährlich 5,99 Euro. Wer mit dem Gratisvolumen nicht auskommt, kann Speicherplatz dazubuchen. 100 Gigabyte kosten je nach Cloud 21 bis 84 Euro pro Jahr.
Der Eingang zur Wolke
Der Zutritt zur Cloud wird leicht gemacht. Am PC gelangen Nutzer über die Internetseite des Dienstes in die Wolke. Mobile Geräte verwenden Apps. Bis auf Apples iCloud halten alle Dienste je eine App für iOS und Android bereit, mitunter auch eine App für das Windows Phone. Die iCloud existiert nicht als App. Sie ist Teil des Apple-Betriebssystems und in diverse Anwendungen auf Apple-Geräten integriert. Auch eine iCloud-App für Handys und Tablets anderer Anbieter gibt es nicht, der Browserzugang ist stark eingeschränkt.
Sich bei einem Speicherdienst anzumelden, klappt problemlos. Oft reicht es, ein Nutzerkonto mit Mailadresse und Passwort anzulegen.
Tipp: Wir empfehlen Cloud-Neulingen einen Zugang auf Probe. Sie sollten zunächst ein Kundenkonto mit wenigen Bildern einrichten und alles ausprobieren, bevor große Fotomengen in der Wolke landen. Testen Sie eine Cloud am PC oder Notebook. Dort können Sie steuern, welche Bilder in die Cloud gehen. Anders als auf mobilen Geräten lässt sich am Rechner ein Ordner bestimmen, aus dem die Wolke Fotos zieht. Erfüllt sie Ihre Erwartungen nicht, können Sie das Kundenkonto kündigen. Im Test war das ohne Probleme möglich.
Tausendsassas sind die meisten nicht
Um herauszufinden, wie vielseitig sich Foto-Clouds einsetzen lassen, haben wir sie auf vier Nutzungsszenarien getestet. Die Clouds sollten als Speichererweiterung für mobile Geräte wie Smartphones und Tablets taugen, Fotos bequem mit anderen Leuten teilen lassen, ambitionierten Fotografen zur Verwaltung ihrer Bilder dienen und als zentraler Speicher für mehrere Geräte wie Handy, Tablet oder PC herhalten.
Gut meistert all das nur Google Fotos. Flickr und Microsoft halten fast mit. Flickr kann aber wie Cewe keine Foto-Rohdaten im Raw-Format abspeichern. Ambitionierte Fotografen, die ihre Bilder mit hochwertigen Kameras aufnehmen, ziehen dieses Format dem verbreiteten Jpg-Format nicht selten vor. Denn ein Jpg-Bild hat die Kamera in Sekundenbruchteilen vor dem Abspeichern bereits automatisch bearbeitet. Microsoft OneDrive speichert Raw-Bilder, lädt Fotos auch schnell hoch, bummelt jedoch beim Herunterladen. Raw-Bilder enthalten große Datenmengen. Sie hoch- und herunterzuladen kostet selbst mit einem flotten Dienst Zeit. Gut aufgehoben sind ambitionierte Fotografen bei Google, GMX und Web.de. Sie speichern auch Raw-Daten in der Cloud. Als Bild anzeigen können die Raw-Fotos nur Google, Microsoft und Apple.
Bilder mit anderen teilen

Bilder teilen. In der Cloud lassen sich Fotos für Familie oder Freunde freigeben. Flickr veröffentlicht sie auf Wunsch.
Die meisten Möglichkeiten, Bilder mit anderen zu teilen, eröffnen Flickr, Google, Microsoft und Apple. Je nach Dienst gelangen einzelne Fotos direkt aus der Cloud in einer Mail an Dritte – wahlweise per Link. Bei Alben geht das nur per Link. Bilder lassen sich auch unmittelbar an ausgewählte Apps wie Facebook senden. Bei Google dürfen weitere Personen ein „geteiltes Album“ mit Fotos füllen, wenn es der Besitzer erlaubt.
Eine Besonderheit ist Flickr. Auf der Internetseite können Fotografen ihre Bilder aller Welt präsentieren. Aber Vorsicht: Mit einem Mausklick werden auch private Fotos für jeden sichtbar. Wer auf das kleine Vorhängeschloss-Symbol am Bildrand klickt und die Option „Öffentlich“ auswählt, zeigt seine Bilder jedem.
Wer einen zentralen Fotospeicher für mehrere Geräte braucht und es komfortabel mag, wird Cewe Myphotos kaum zu schätzen wissen. Außer in der Android-App synchronisiert der Dienst die Bilder nicht automatisch. Nutzer müssen ihre Fotos über Cewe Myphotos selbst von einem Gerät zum anderen laden. Auch iCloud-Kunden, die nicht nur Apple-Geräte verwenden, stoßen an Grenzen. Der Besitzer eines MacBooks, eines Android-Handys und -Tablets kann nur mit einem Gerät – dem MacBook – auf die iCloud zugreifen. Alle anderen Clouds lassen sich von Android- und Apple-Geräten nutzen.
Für den Überblick sortieren
Liegen erst einmal Tausende Fotos in der Cloud, ist Ordnung angebracht. Am besten sortieren Nutzer ihre Bilder in Alben oder Sammlungen, die sich bei allen Anbietern anlegen lassen. Etwa ein Album für den Skiurlaub 2016, eines für die Sommerferien 2015 und so weiter. In den Alben erlaubt nur Google, Bilder sowohl am PC als auch in den Apps nach Belieben zu ordnen.
Anbieter garantieren nichts
Komfort ist das eine, Datenschutz das andere. Neugierig sind die Android-Apps von Cewe, Flickr und Google. Sie sammeln Daten, die zum Funktionieren der Cloud überflüssig sind, mit denen sich aber Nutzerprofile bilden lassen. Und wie sicher sind die Fotos? Kein Anbieter gibt eine Sicherheitsgarantie. Apple verweist sogar darauf, dass Bilder versehentlich gelöscht oder beschädigt werden könnten. Für diese Fälle versucht sich der Anbieter in seinen allgemeinen Geschäftsbedingungen aus der Haftung zu ziehen. Das ist unzulässig.
Tipp: Legen Sie wichtige Fotos zusätzlich auf einer externen Festplatte zu Hause ab.
Das ausschließliche Zugriffs- und Nutzungsrecht gehört dem Kunden. Niemand kann aber kontrollieren, ob ein Dienst Fotos auswertet, Dritten zugänglich macht oder vor Dieben schützt. Eine Alternative sind persönliche Clouds, spezielle Festplatten für zu Hause.