
Auf zu neuen Ufern. Was tun, wenn der Fonds aufgelöst oder mit einem anderen zusammengelegt wird? Wir geben Tipps. © Getty Images / Filippo Bacci, Stiftung Warentest (M)
Jeden Monat werden rund 70 Fonds und ETF aufgelöst oder mit anderen Fonds verschmolzen. Wir geben Tipps, was Anlegerinnen und Anleger in diesem Fall tun sollen.
Die Gründe für Auflösungen oder Verschmelzungen sind vielfältig. In den vergangenen Jahren zum Beispiel gab es Zusammenschlüsse bei ETF-Anbietern. In der Folge haben sie ihre Produktpalette gestrafft und von Dubletten befreit. Aber auch bei Anbietern aktiv gemanagter Fonds kommt es zu Fusionen. In anderen Fällen haben Fonds nicht genug Geld eingesammelt, um sich für den Anbieter zu lohnen. Wieder andere haben eine so schlechte Performance, dass sie keine neuen Anleger anlocken. Darüber hinaus ändern jeden Monat Dutzende Fonds ihre Anlagepolitik – mal nur minimal, mal wird ein ganz anderer Fonds daraus.
Typische Fälle
In den vergangenen Jahren kam es beispielsweise häufig vor, dass Anbieter ethisch-ökologische Auswahlkriterien ergänzt haben. Das war auch bei ETF oft der Fall. Ebenfalls beobachten wir, dass ETF den Indexanbieter wechseln; meistens macht der neue Index aber so ziemlich das Gleiche wie der alte.
In Zeiten niedriger Zinsen haben wir auch öfter defensive Mischfonds gesehen, die ihre Anlagegrenzen für den Aktienanteil erhöht haben – weil mit Anleihen langfristig keine Erträge mehr möglich waren. Damit wurden die Fonds risikoreicher. Solche Änderungen sind legitim und teilweise sinnvoll, schmecken aber trotzdem nicht jedem Anleger.
Manchmal findet man bei aktiv verwalteten Fonds oder ETF aber auch Verschmelzungen, bei welchen der neue Fonds nichts mehr mit dem alten zu tun hat – es ändern sich ganze Anlageregionen oder gar Anlageklassen. Beispielsweise kann es passieren, dass ein Fonds, der sich auf ein einzelnes Schwellenland bezieht, plötzlich ein globaler Emerging-Market-Fonds wird. Oder aus einem Rohstofffonds wird ein Fonds für Trendthemen.
Anlegerinnen und Anleger müssen über Fondsauflösungen, Verschmelzungen und bedeutende Änderungen der Anlagepolitik informiert werden. Das übernimmt die Bank, bei der sie ihr Depot führen.
Bei Auflösung warten oder verkaufen
Wenn der Fonds aufgelöst („liquidiert“) wird, haben Anleger zwei Möglichkeiten, die sich im Ergebnis aber kaum unterscheiden:
- Sie warten, bis ihnen der Liquidationserlös gutgeschrieben wird. Zwischen dem Zeitpunkt, ab dem der Fonds nicht mehr handelbar ist bis zur Gutschrift des Guthabens können auch mal zwei Wochen vergehen.
- Sie verkaufen den Fonds über einen der üblichen Verkaufs-/Rückgabewege, solange dies noch möglich ist, und erhalten den Verkaufserlös in der Regel zwei Tage nach Verkauf (nicht nach Verkaufsauftrag). Dabei können Kosten entstehen.
Bei Fondsänderung genau hinschauen
Wenn der Fonds verschmolzen wird oder seine Anlagepolitik ändert, sollte der Anleger zuerst prüfen, ob der neue Fonds dem alten ähnlich genug ist:
- Kosten. Ist der neue Fonds teurer?
- Ertragsverwendung. Geht der neue Fonds genauso mit den Erträgen um wie der alte? Schüttet er zum Beispiel weiter aus? Oder behält er die Erträge im Fonds, sprich thesauriert er sie?
- Replikationsmethode. Bei ETF ist außerdem darauf zu achten, welche Art der Indexnachbildung der Fonds verfolgt. Kauft er die Titel aus dem Index (physische Replikation)? Oder verwendet er für die Nachbildung einen Swap (synthetische Replikation)?
- Anlagestrategie. Bleibt der Fonds bei seiner Anlagestrategie? Wenn nicht, ist das Risiko vergleichbar?
Bei ETF auf Indizes bedeutet das zu prüfen, ob der alte und der neue Index ähnlich genug sind. Ob ein Anleger zum Beispiel seinen Fonds mit neuen nachhaltigen Auswahlkriterien behalten möchte, kann davon abhängen, wie sehr dadurch die Anlagepolitik verändert wird.
So kann etwa ein Europa-ETF ab nächstem Monat Hersteller geächteter Waffen (Controversial Weapons, „CW“) ausschließen sowie Firmen, die nicht die UN Global Compact Prinizpien („UNGC“) berücksichtigen. Der Fonds verändert sich dadurch aber nahezu gar nicht – im Vergleich zum konventionellen MSCI Europe Index fallen nur vier Aktien raus.
Anders ist es, wenn nur Firmen mit den besten ethisch-ökologischen Bewertungen in den Index kommen, so wie bei der SRI-Reihe von MSCI. Das kann bedeuten, dass mehr als 75 Prozent der Unternehmen wegfallen.
Behalten oder verkaufen
Wer für sich entscheidet, dass der neue Fonds den alten gut genug ersetzt oder gut ins Portfolio passt, braucht nichts weiter zu tun. Im Depot wird der neue Fonds automatisch mit der neuen Isin auftauchen. Der alte Fonds verschwindet, und mit ihm die alte Kennnummer oder Isin. Auch hier kann die Umstellung aber einige Tage in Anspruch nehmen.
Wem der neue Fonds nicht passt, der sollte den alten verkaufen oder an die Fondsgesellschaft zurückgeben. In dem Fall ist es wichtig, die letzte Handelsmöglichkeit nicht zu verpassen – sie kann eine Woche oder mehr vor dem offiziellen Umtausch liegen.
Wer den alten Fonds über einen Sparplan bespart, kann das bei Umtausch mit dem neuen Fonds vielleicht nicht mehr tun. In dem Fall muss der Anleger sich einen neuen Sparplan-Fonds aussuchen.
Tipps: Wenn Sie den neuen Fonds unpassend finden und lieber einen echten Ersatz für Ihren alten Fonds haben möchten, können Sie in unserer großen Fondsdatenbank nach Alternativen suchen. In der Fondsdatenbank finden Sie auch Angaben dazu, wo Sie einen Fonds kaufen oder als Sparplan besparen können. Für ETF bieten wir einen eigenen ETF-Sparplan-Vergleich.
{{data.error}}
{{col.comment.i}} {{comment.i}} |
---|
{{col.comment.i}} {{comment.i}} |
---|
{{col.comment.i}} {{comment.i}} |
---|
- {{item.i}}
- {{item.text}}
Wo Fallstricke lauern
Auflösungen und Verschmelzungen sind eigentlich Routine, zumindest für große Fondshäuser. Trotzdem kann es immer wieder mal haken, denn die Prozesse sind komplex und viele involvierte Parteien – in der Regel in verschiedenen Ländern – müssen passend und rechtzeitig informiert werden, damit alles klappt. Beispielsweise kann es vorkommen, dass Anleger nicht darüber informiert werden, dass ihr Sparplan ausgesetzt wurde.
Haben Anleger das Gefühl, dass etwas schiefgelaufen ist oder zu lange dauert, sollten sie ihren Anbieter oder ihre Bank kontaktieren und auf rasche Klärung bestehen.
Steuern fallen nicht immer an
Wenn Anleger Glück haben, ist ein Umtausch steuerneutral, das heißt, dass der Umtausch nicht wie ein Verkauf und Neukauf behandelt wird, sondern so, als hätte man immer noch den alten Fonds im Depot. Dazu ist es aber in der Regel nötig, dass der alte und der neue Fonds aus dem gleichen Land stammen, also die Isin mit den gleichen Buchstaben anfängt: zum Beispiel IE (Irland), DE (Deutschland), LU (Luxemburg), FR (Frankreich). Wird die Änderung jedoch wie ein Verkauf behandelt, dann fallen entsprechend Steuern an.
Fazit
In der Regel sind die Änderungen, die sich durch Verschmelzungen oder Anpassungen der Anlagepolitik ergeben, nicht so groß. Oft müssen Anleger und Anlegerinnen nichts tun, weil der neue Fonds in seinem Depot dem alten stark ähnelt. Trotzdem sollte man sich jede Änderung anschauen.
-
- Keine gute Bilanz: Der Weltaktienmarkt machte rund zwölf Prozent Verlust. Für Anleihen lief es besonders schlimm. Nur Gold liegt im Plus. Das Jahr 2022 im Rückblick.
-
- Mit Klima- und Erneuerbare-Energien-Fonds können Anlegerinnen und Anleger gezielt auf Umwelttechnologien setzen. Wir stellen die verschiedenen Fondsgruppen vor.
-
- Eine der dunklen Seite der Ukraine-Krise: Der Ölpreis und die Aktienkurse von Waffenherstellern haben deutlich zugelegt. Wir analysieren die Einzelbranchen.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.