
© plainpicture / Mihaela Ninic
Vertrag abschließen und sich nie wieder darum kümmern – dafür eignet sich eine fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherung nicht. Bei einer solchen Fondspolice fließen Beiträge und Überschüsse ganz oder teilweise in Investmentfonds. Wie viel sie bringt, hängt stark davon ab, wie die Fonds abschneiden. Kunden nutzen dennoch oft ihr Recht nicht, die Fonds selbst auszusuchen und auch auszutauschen. Sie haben häufig schlechte Fonds in ihrer Versicherung.
Wir haben unsere Leser gefragt, welche Fonds sie wählen können, und 137 haben uns Vertragsunterlagen geschickt, Fragen gestellt und von ihren Erfahrungen berichtet. So haben wir Informationen über 33 Versicherungsgesellschaften erhalten. Teils bieten sie mehrere Hundert Fonds an, teils wenige. Die Fondslisten ändern sie immer wieder. Bei einem Versicherer können sich Auswahl und Wechselkosten je nach Tarif, Vertriebsweg und Abschlussjahr unterscheiden.
Aktuelle Fondslisten anfordern
„Habe ich generell ein Recht darauf, die Fondsanlage selbst zu bestimmen, oder hängt das vom Vertrag ab?“, fragt Finanztest-Leser Ingo Geppert. Kunden sind darauf angewiesen, was der Versicherer anbietet. Sie können daher oft nicht die besten, sondern nur die bestmöglichen Fonds auswählen.
Sie sollten sich von Zeit zu Zeit die aktuelle Fondsliste schicken lassen – wie es Finanztest-Leser Edwin Schnitzler bei seinem Versicherer AachenMünchener getan hat: „Ich war überrascht, dass aus den bei Vertragsbeginn ursprünglich zur Wahl stehenden fünf Fonds mittlerweile eine Liste mit 64 zur Wahl stehenden Fonds wurde.“ Viele Versicherer stellen die Liste auch auf ihre Internetseite.
Schnitzler kündigte an, er werde nun „die passenden Fonds“ auswählen. Das ist sinnvoll: Einmal im Jahr die Fonds in der Police prüfen und wechseln, wenn sie nichts taugen.
Claudia Brinker hat 2007 eine Riester-Fondspolice bei der Allianz abgeschlossen und dafür fünf Fonds ausgewählt, die ihr Bankberater empfohlen hat. „Sie haben bisher wenig Entwicklung gezeigt“, klagt sie. Höchste Zeit also für einen Fondswechsel.
Was das bringen kann, veranschaulicht dieses einfache Beispiel: Ein Sparer, der monatlich 200 Euro investiert, käme bei einer gleichbleibenden jährlichen Rendite von 3 Prozent nach 20 Jahren auf ein Vermögen von 65 824 Euro. Läge die Rendite bei 4 Prozent, käme er auf 73 599 Euro.
Aktienanteil vor Rentenbeginn senken
Wie Policeninhaber ihre Fonds optimieren, ist im Artikel Der richtige Weg zu den optimalen Fonds erläutert. Faustregel: Je weniger Zeit bis zum Rentenbeginn oder bis zur Kapitalauszahlung bleibt, desto geringer sollte der Anteil chancenreicher und damit riskanterer Aktienfonds sein, weil ein Einbruch der Börse nicht mehr „ausgesessen“ werden könnte. Entsprechend höher sollte der Anteil sicherer, aber weniger ertragsstarker Rentenfonds sein.
Je höher die Kapitalgarantie, desto höher kann der Aktienanteil sein. Denn der Versicherer legt bei einer hohen Garantie einen entsprechend hohen Anteil in verzinsten Anlagen wie Staatsanleihen an. Entsprechend weniger „freies Fondsinvestment“ steht zur Verfügung. Nur für diesen Anteil können Versicherte die Fonds aussuchen.
Erste Wahl: ETF auf MSCI World
Wie erkennen die Kunden die bestmöglichen Fonds? Dabei hilft die Fondsbewertung von Finanztest. Wir empfehlen für den Aktienanteil Exchange Traded Funds (ETF), börsengehandelte Indexfonds, die einen globalen Aktienindex möglichst exakt nachbilden. ETF brauchen keine Fondsmanager und sind daher preiswert. Das hilft der Rendite. Am besten für Fondspolicen sind ETF auf den Weltindex MSCI World geeignet, die Finanztest mit „Erste Wahl“ bewertet hat.
Im MSCI World sind etwa 1 600 große und mittelgroße Firmen aus zwei Dutzend Industrienationen gelistet. Das Risiko ist so besser gestreut als etwa beim bekannten deutschen Aktienindex Dax.
ETF fehlen in vielen Fondslisten
Doch viele Versicherer bieten keinen solchen ETF an. 66 Leser haben uns Einblick in ihren Vertrag gewährt, nur zwei haben einen ETF der ersten Wahl in ihrer Police. 112 Leser haben uns die Fondsliste für ihren Tarif zur Verfügung gestellt. Nur 24 Listen enthielten mindestens einen Erste-Wahl-Fonds, 88 keinen einzigen. Diese Leser haben kein optimales Fondsangebot.
Der Kunde ist also keinesfalls König. Banken und Makler werben neue Kunden für die Versicherer. Dafür wollen sie Provision. Kostengünstige ETF tauchen auf vielen Fondslisten nicht auf.
Einige Versicherungsgesellschaften unterscheiden sogar nach Vertriebsweg. Bei den uns zugeschickten Unterlagen stellten wir fest, dass beim Versicherer Zurich Fondslisten für Verträge, die über die Deutsche Bank verkauft wurden, keine ETF auf den MSCI World enthalten. Ein Kunde, der über einen Vermittler abgeschlossen hatte, fand sie dagegen in seinem Fondsangebot.
Kunden mit altem Vertrag außen vor
Die Allianz bietet zwar ETF an, aber nicht für Verträge, die schon lange laufen. Allianz-Kunden, die vor 2011 abgeschlossen haben, können nicht zu einem ETF wechseln. Gute Versicherer sollten ihre Fondsliste auch für treue Kunden aktualisieren und ETF erster Wahl anbieten. Solche Fonds gehören auf jede Fondspalette.
Gibt es keinen ETF auf den MSCI World in der Fondsliste, suchen Kunden einen aktiv gemanagten, weltweit anlegenden Aktienfonds aus. Dabei hilft wieder die Finanztest-Fondsbewertung: Sie teilt solche Fonds in fünf Klassen von stark überdurchschnittlich bis stark unterdurchschnittlich ein, je nachdem, wie ihre Renditechancen im Verhältnis zum Risiko in den vergangenen fünf Jahren waren.
Für den Anteil, den Rentenfonds in der Police ausmachen sollen, sind ETF, die in Staatsanleihen der Eurozone oder Staatsanleihen und Unternehmensanleihen in Euro investieren, die erste Wahl. Gibt es sie beim Versicherer nicht, weichen Kunden auf einen aktiv gemanagten Rentenfonds der gleichen Kategorie aus der Fondsliste aus.
Mindestens einmal im Jahr sollten Sparer ihre Fonds ohne Gebühr austauschen können. Für Riester-Kunden der CosmosDirekt, die ihre Fondspolicen nach 2008 abgeschlossen haben, sind drei Fondswechsel im Jahr kostenlos. Jeder weitere Wechsel kostet dann 25 Euro.
Hat ein CosmosDirekt-Kunde den Vertrag vor 2008 abgeschlossen, muss er allerdings für jeden Wechsel 25 Euro zahlen. Das ist auf Dauer teuer. Dabei sollte ein Wechsel zu optimalen Fonds für alle Kunden einfach und kostenlos möglich sein.
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Nach der Lektüre zahlreicher Artikel, Tests und Analysen zu aktiven und passiven Investmentfonds stelle ich betrübt fest, dass die bei meiner Versicherung seit 17 Jahren investierten Gelder für eine fondsgebundene (aktiv gemanagete) Rentenversicherung keinen Mehrwert gegenüber der durchschnittlichen Marktentwicklung bieten. Im Gegenteil, man verliert Geld und hinkt der Marktentwicklung hinterher. Wenn es nicht unvernünftig und unwirtschaftlich wäre könnte man gut Lust bekommen sein Geld aus Prinzip bei diesen Unternehmen vollständig und sofort abzuziehen.
Ich frage mich, wie wir in zehn bis 20 Jahren über den heutigen MSCI World ETF-Hype urteilen - hoffentlich positiver.