
Gestalten bis ins Alter. Auch während der Rente hilft ein breit aufgestelltes Portfolio, die Inflation zu besiegen. © Getty Images / Hans Mitterer
Mit wenigen innovativen Produkten können Sparerinnen und Sparer in der Rentenphase weiter in Fonds investieren. Die Konzepte der meisten überzeugen jedoch nicht.
Inflation frisst Rente
Gute Renditen sind auch in der Rente wichtig. Bleiben Rentensteigerungen aus und galoppiert die Inflation munter weiter, kriegen Rentnerinnen und Rentner ein Problem. Ihre Rentenzahlungen werden im Laufe der Zeit immer weniger wert.
Bei normalen fondsgebundenen Rentenversicherungen sind ordentliche Renditen in der Rente fast ausgeschlossen. Zwar dürfen Kundinnen oder Kunden, wenn sie es möchten, bis zum Renteneintritt 100 Prozent mit Aktienfonds für ihre Rente sparen. Geht es aber um die Auszahlung, wird das Geld üblicherweise ausschließlich im Sicherungsvermögen – der allgemeinen Geldanlage des Versicherers – angelegt. Kunden haben dann keinen Einfluss mehr darauf.
Tipp: Alle Informationen und Testergebnisse zu fondsgebundenen Rentenversicherungen finden Sie im Vergleich Rentenversicherung mit Fonds.
Unser Rat
- Altersvorsorge.
- Fondsgebundene Rentenversicherungen eignen sich für Sie, wenn Sie zu den bequemen Sparern gehören, die das Risiko einer Fondsanlage eingehen wollen und ausschließlich für Ihr Alter vorsorgen möchten. Für die meisten Sparer sind Fondssparpläne jedoch besser geeignet. Sie sind günstiger und flexibler. Was für das eine und was für das andere Produkt spricht, haben wir zusammengestellt unter Altersvorsorge mit Fonds – das sollten Sie wissen.
- Markt.
- Die Angebote innovativer Produkte, die auch in der Rentenphase ein Fondsinvestment erlauben, ist noch klein und wenig vergleichbar. Das Angebot der Continentale ist am günstigsten und erlaubt die Anlage in ETF sowohl in der Ansparphase als auch während der Rente. Angebote mit ausschließlich versicherungsinternen Fonds sollten Sie meiden.
- Wahl.
- Ob Sie im Alter in Fonds investiert bleiben wollen, entscheiden Sie bei Rentenbeginn. Haben Sie daran Interesse, fragen Sie bei Ihrem Versicherer, ob es diese Option gibt.
Sichere Anlagen werfen kaum etwas ab
Dieses Sicherungsvermögen legen die Versicherer sehr sicher und damit renditearm an. Das ist allerdings nicht unbedingt nur der Übervorsicht der Versicherer anzulasten, denn die Vorgaben der Aufsicht sind streng. Sie führen aber im Ergebnis dazu, dass selbst risikobereite Anlegerinnen und Anleger kaum in renditestarken Aktienanlagen investiert sind – obwohl noch eine hoffentlich lange Lebenszeit auf sie wartet.
Versicherer mit Innovationen
Wer sein Depot selbst verwaltet und nicht mit einer Fondspolice für das Alter spart, dem empfehlen wir, einen Anteil an Aktienfonds zu behalten. Seit jüngerer Vergangenheit haben sich aber auch eine Reihe Versicherer Gedanken gemacht, wie sie ihre Produkte so gestalten können, dass etwas mehr Renditechancen in der Rentenphase bestehen bleiben.
Ein paar wenige Anbieter haben nun fondsgebundene Rentenversicherungen am Markt, die eine Fondskomponente nicht nur in der Sparphase, sondern auch in der Rente erlauben. Bei ihnen ist die Höhe der garantierten Rente geringer und ein größerer Teil als üblich vom Erfolg der Aktienmärkte abhängig. Damit wird die Rente weniger planbar, dafür chancenreicher.
Angebote im Check
Wir haben uns die Angebote genauer angeschaut, zu denen wir Unterlagen von den Anbietern bekommen haben. Mehr dazu unter Steckbriefe zu den Angeboten. Dazu haben wir Verträge für eine 37-jährige Musterkundin abgefragt, die 30 Jahre lang monatlich 250 Euro einzahlt. Wir haben geschaut, wie teuer die Produkte sind, ob sie in der Ansparphase empfehlenswerte, börsengehandelte Indexfonds (ETF) anbieten – auch mit mindestens mittlerer Nachhaltigkeitsbewertung –, wie sich die Rentenzahlungen zusammensetzen und welchen Einfluss die Kundin auf ihre Rente nehmen kann.
Außerdem haben wir uns die Produkte angesehen, bei denen die Anbieter uns Auskünfte verweigerten.
Fondsangebot in der Rente stark eingeschränkt
So begrüßenswert es ist, die Rentenphase auch für diejenigen attraktiver zu gestalten, die ihr Geld chancenreicher anlegen wollen – bei den meisten Angeboten gibt es nur wenig Spielraum. Ein Problem: Die wenigsten Anbieter überlassen es den Kunden, welche Fonds sie in der Rentenphase halten wollen.
Versicherungsinterne Fonds nicht empfehlenswert
Bei HDI, Neue Leben und Signal Iduna sind für die Rentenphase keine frei handelbaren Publikumsfonds, etwa ETF, vorgesehen, sondern nur versicherungsinterne Fonds des Anbieters. Davon raten wir ab, da diese Fonds intransparent für Kundinnen und Kunden sind. Einzig der Tarif der Continentale erlaubt es, auch in der Rentenphase in frei wählbare ETF investiert zu sein.
Nutzt der Anbieter sogenannte Wertsicherungsfonds, wird auch auf Fondsbasis die Aktienquote hoch- und runtergefahren, in Abhängigkeit davon, wie die Märkte gerade stehen. Wie hoch der Anteil des Aktieninvestments für Alterssparende tatsächlich ist, lässt sich damit nicht sagen.
Verschiedene Anlagekonzepte
Wie die Versicherer die Rentenphasen technisch gestalten, ist unterschiedlich. Es gibt hauptsächlich zwei Varianten, bei denen das Vermögen auf das Sicherungsvermögen des Versicherers und Fonds aufgeteilt wird.
Das Konzept statische Hybridrente
Bei der statischen Hybridrente wird das Verhältnis der beiden Töpfe zu Rentenbeginn festgelegt – zum Beispiel 70 Prozent Sicherungsvermögen und 30 Prozent Fonds. Umschichtungen zwischen den Töpfen gibt es nicht. Da der Wert des Fonds schwankt, kann bei dieser Variante auch die Rente deutlich schwanken und um schlechtesten Fall bis auf die Untergrenze der Garantierente sinken. Je höher die anfängliche Fondsquote, desto geringer die garantierte Rente und desto größer die Chance auf eine höhere Gesamtrente.
Das Konzept dynamische Hybridrente
Im Gegensatz zur statischen Hybridrente kann bei der dynamischen Hybridrente Geld zwischen den beiden Töpfen monatlich hin- und hergeschoben werden. Ein Algorithmus berechnet, wie hoch der Fondsanteil sein darf, damit die garantierte Rente nicht gefährdet ist. Es gibt Tarife, bei denen die Gesamtrente nicht sinken kann, und Tarife, bei denen zur konstanten Garantierente eine schwankende Zusatzrente hinzukommt. Problematisch: Durch das Umschichten des Algorithmus ist für Kunden undurchsichtig, wie hoch ihr Aktienanteil im Portfolio eigentlich ist.
Weitere Optionen für die Rente
Außerdem wird bei manchen Produkten, wie dem der HDI, optional auch eine Kombination aus Entnahmeplan und Rente angeboten. Dabei wird der Beginn einer garantierten Rentenzahlung nach hinten verschoben. Bis dahin wird das Fondsvermögen stückweise verkauft, um daraus eine regelmäßige Zahlung zu generieren.
Rentenversicherungen steuerlich günstig
Die Auszahlungen von Renten aus einer privaten Rentenversicherung – und dazu zählen normalerweise auch fondsgebundene Rentenversicherungen – sind steuerlich günstig. Von der monatlichen Rente müssen steuerpflichtige Ruheständler nur den Ertragsanteil mit ihrem persönlichen Steuersatz versteuern, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Der Ertragsanteil sinkt mit dem Rentenalter. Wer mit 67 eine Rente beziehen möchte, muss nur 17 Prozent der Rentenzahlung versteuern. Bei einem persönlichen Steuersatz von 20 Prozent wären so auf eine Rente von 100 Euro nur 3,40 Steuern fällig.
Nicht alle erfüllen Bedingungen
Voraussetzung für diese Besteuerung ist jedoch, dass die Rente lebenslang gezahlt wird und dabei, bis auf die Überschüsse, gleich bleibt oder steigt. Bei den Varianten mit statischen Konzepten (HDI und Neue Leben), bei denen ein Teil der Rente aus dem Fondstopf entnommen wird, ist das nicht erfüllt, da die Rente aus den Fonds schwanken kann. Solange noch Fonds im Topf sind, wird bei den Auszahlungen die Hälfte der Erträge mit 25 Prozent Kapitalertragsteuer plus Soli versteuert. Es fallen daher meist höhere Steuern an, wenn die Fonds gut gelaufen sind.
Alternativen für Ruheständler
Die neuartigen Rentenversicherungen sind nicht die einzige Möglichkeit, um auch im Rentenalter noch Rendite zu erzielen. Finanztest rät Sparerinnen und Sparern, die ohne Versicherung selbstständig für das Alter sparen, auch im Rentenalter noch einen gewissen Anteil Aktienfonds zu halten.
Das Prinzip unseres Pantoffel-Portfolios, Tagesgeld und Aktien-ETF nach Risikoneigung zu mischen, funktioniert auch in der Rentenphase. Dafür haben wir einen Entnahmeplan entwickelt und einen Rechner, der bei der Umsetzung hilft. Mehr dazu unter Pantoffel-Portfolio als Rentenergänzung.
Kombination aus Sofortrente und Auszahlplan
Aber: Eine garantierte lebenslange Rente liefert ein Fondsentnahmeplan nicht. Sparer, die Wert auf eine lebenslange sichere Rente legen, können im Alter auch einen Teil ihres Vermögens in eine Sofortrente beim Versicherer umwandeln und den Rest in Fonds belassen und so eine Rente bei einer Versicherung mit einem Entnahmeplan kombinieren. Das ist deutlich transparenter und kostengünstiger als die vorgestellten Produkte.
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