Fonds und ETF im Vergleich: Finanztest-Nachhaltigkeitsbewertung
Die Finanztest-Nachhaltigkeitsbewertung bezieht sich auf den gesamten Auswahlprozess der Fonds. Die Bewertung der Ausschlusskriterien macht 50 Prozent der Gesamtnote aus. In die anderen 50 Prozent fließen weitere Auswahlkriterien ein, etwa welche Auswahlstrategien der Fondsanbieter verfolgt, wie streng er bei der Auswahl der Aktien vorgeht oder ob er einen unabhängigen Nachhaltigkeitsbeirat einsetzt (siehe unten). Engagement und Transparenz fließen nicht in die Nachhaltigkeitsbewertung ein. Wir bewerten sie separat.
Ausschlusskriterien im Detail
Zu den 29 Ausschlusskriterien, die in unsere Bewertung einfließen, gehören:
- Konventionelle, thermische Kohleförderung zur Energieerzeugung
- Konventionelle Erdgasförderung
- Konventionelle Ölförderung
- Förderung von Ölsand, Ölschiefer und Schiefergas
- Betrieb von Kohlekraftwerken
- Betrieb von Erdgaskraftwerken
- Betrieb von Ölkraftwerken
- Kernkomponenten für Atomkraftwerke
- Betrieb von Atomkraftwerken
- Abbau von Uran
- Genetisch veränderte Organismen in der Landwirtschaft
- Massentierhaltung
- Tierversuche für Kosmetik
- Produktion von Palmöl
- Produktion von langlebigen organischen Schadstoffen
- Ernste oder wiederholte Umweltschäden
- Korruption, Steuervermeidung, Geldwäsche
- Arbeitsrechtsverletzungen gemäß Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)
- Menschenrechtsverletzungen gemäß der Vereinten Nationen (Uno)
- Glücksspiel
- Pornografie
- Alkohol
- Tabak
- Kriegswaffen und Militärgüter
- Handfeuerwaffen
- Abgereicherte Uranmunition
- Massenvernichtungswaffen
- Anti-Personen-Minen
- Streumunition
Um die volle Punktzahl zu erreichen, durfte ein Fonds nur in Unternehmen investieren, die höchstens 5 Prozent ihres Umsatzes mit Geschäften machen, die gegen die Ausschlusskriterien des Fonds verstoßen, bis zur Grenze von 10 Prozent gab es die halbe Punktzahl. Ausnahmen sind geächtete Waffen, Ölsände und Fracking sowie Tabakproduktion und Pornografie. Hier lagen unsere Grenzen bei 0 und 5 Prozent. Bei Umweltzerstörung, Korruption, Arbeits- und Menschenrechten kam es auf ernste und wiederholte Verstöße an.
Wir unterscheiden die Ausschlusskriterien in „voll erfüllt“, „eingeschränkt“ und „nicht erfüllt“.
Beispiele „Fossile Energien“ und „Atomkraft“
Im Ausschlusskriterium „Fossile Energien“ zum Beispiel fassen wir die Punkte 1 bis 7 zusammen. Für jedes Einzelkriterium vergeben wir bei Umsätzen bis 5 Prozent einen Punkt, bei Umsätzen bis 10 Prozent nur noch einen halben Punkt. Eine Ausnahme gilt für Punkt 4 „Ölsand, Ölschiefer und Schiefergas“, hier gibt es einen vollen Punkt nur, wenn die Umsatzschwelle bei 0 Prozent liegt, und einen halben Punkt bei Umsätzen bis 5 Prozent. Das Ausschlusskriterium „Fossile Energien“ gilt als „voll erfüllt“, wenn fünf Punkte erreicht sind. Ab zwei Punkten ist es „eingeschränkt“, darunter „nicht erfüllt“.
Bei „Atomkraft“ fassen wir die Punkte 8, 9 und 10 zusammen. Für jedes Einzelkriterium vergeben wir bei Umsätzen bis 5 Prozent einen Punkt, bei Umsätzen bis 10 Prozent einen halben Punkt. Das Ausschlusskriterium „Atomkraft“ gilt bei drei Punkten als „voll erfüllt“, ab einem Punkt als „eingeschränkt“ und darunter als „nicht erfüllt“.
Weitere Auswahlkriterien
Die andere Hälfte der Gesamtnote für die Finanztest-Nachhaltigkeitsbewertung setzt sich aus weiteren Auswahlkriterien zusammen, zum Beispiel der Strenge der Auswahl. Je mehr Aktien im Auswahlprozess aussortiert werden, desto besser. Ein Ausschlussgrad von mehr als 75 Prozent ist hoch, mehr als 50 Prozent mittel, darunter gering. Zudem bewerten wir, ob es einen Nachhaltigkeitsbeirat mit unabhängigen Experten gibt.
heißt, es gibt keinen solchen Beirat,
heißt, es gibt einen Beirat und dieser hat ein Mitspracherecht bei Festlegung der Nachhaltigkeitskriterien und Titelauswahl,
heißt, dass der Beirat keine oder wenig Mitspracherechte hat.
Zudem bewerten wir die Auswahlstrategien. Hierzu gehören Best-in-Class (Auswahl der Besten einer Branche), Best-of-all-Classes (Auswahl der branchenunabhängig Besten), die absolute Selektion(Auswahl von Titeln, die ein bestimmtes Rating erreichen) und die Themenauswahl.
Auswahlstrategien im Detail
Beim Best-in-Class-Ansatz wählen Fondsgesellschaften aus jeder Branche die Besten aus – die Unternehmen also, die jeweils am nachhaltigsten sind. Vorteil: Das Portfolio ist breit gestreut. Nachteil: So landen auch Ölkonzerne im Portfolio, was vielen grünen Anlegern nicht gefällt. Oft wird der Best-in-Class-Ansatz mit Ausschlusskriterien verknüpft.
Bei der Best-of-all-Classes-Strategie wählen die Anbieter die nachhaltigsten Unternehmen über alle Branchen hinweg aus. Legen sie die Messlatte hoch genug, haben Unternehmen aus schmutzigen Branchen keine Chance. Explizite Ausschlusskriterien kann es trotzdem geben. Die Vorgehensweise ist strenger als der Best-in-Class-Ansatz, das Portfolio ist weniger breit gestreut, weil auch ohne Ausschlusskriterien weniger Branchen im Portfolio vertreten sind.
Während beim Best-in-Class- und Best-of-all-Classes-Ansatz die Unternehmen jeweils relativ zueinander bewertet werden, bekommen bei der absoluten Selektion –sprich:der Auswahl der messbar besten Unternehmen – nur die Unternehmen eine Chance, die bestimmte nachhaltige Mindeststandards erfüllen. Gemessen wird der Mindeststandard zum Beispiel anhand von Ratings oder Scores. Wie nachhaltig der Fonds ist, hängt von der Strenge der Kriterien ab. Diese Auswahlmethode wird oft mit Best-in-Class kombiniert.
Bei der Themenauswahl definieren die Fonds Themen, zum Beispiel „globale Herausforderungen“, „Transformationsthemen“ oder Branchen wie „Erneuerbare Energien“ oder „Energieeffizienz“ und wählen die passenden Unternehmen aus. In der Praxis wird der Themenansatz oft mit einer der anderen Strategien kombiniert. Auch Ausschlusskriterien kommen zum Einsatz.
Engagement
Auch das Engagement in Sachen Nachhaltigkeit haben wir bewertet. Damit ist gemeint, ob der Fondsanbieter auf den Hauptversammlungen der Unternehmen, an denen er beteiligt ist, seine Stimmrechte ausübt und ob er direkt mit den Unternehmen kommuniziert.
Unsere Bewertung fiel umso besser aus, je mehr die Fondsanbieter die Firmen bei ihrem Engagement begleiten. Wir erwarteten von den Fondsanbietern, dass sie Konsequenzen ziehen und ihre Aktien verkaufen, wenn der Engagement-Prozess scheitert und ein Unternehmen bestimmte Missstände nicht abstellt. Außerdem bewerteten wir, wie gut die Anbieter über ihre Engagement-Strategie informieren. Beim Prüfpunkt „Umfang des Engagements“ greifen wir auf die Selbsteinschätzung der Anbieter zurück.
Transparenz
Hier bewerteten wir, wie oft der Anbieter das Portfolio im Internet veröffentlicht, ob er offenlegt, welche Aktien er aus Nachhaltigkeitsgründen verkauft hat, ob er seinen Nachhaltigkeitsansatz erläutert und regelmäßig darüber berichtet.
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