Das größte Passagierflugzeug der Welt, der Airbus A 380, ist Bestandteil vieler deutscher Flugzeugfonds. Anlegern, die solche Fonds gezeichnet haben, droht jetzt aber finanzieller Ärger: Sie könnten darunter leiden, dass Flugunternehmen ihre Leasingverträge für den A 380 nicht verlängern.
Fondsanleger als Flugzeugbesitzer
Die Luftfahrtgesellschaft Singapore Airlines hat seit dem vergangenen Jahr fünf auslaufende Leasingvertrage für den Airbus A 380 nicht verlängert. Eigentümer der Maschinen sind Anleger, die bei der Dr. Peters Group und Doric Asset Finance bestimmte geschlossene Flugzeugfonds gezeichnet haben. Betroffen sind die Dr. Peters Fonds Nr. 129,130 und 131 sowie der Doric Flugzeugfonds 3.
[Update 5. Juli 2018]: A 380 werden zerlegt
- Zerlegung.
- Zwei der ältesten Riesenflugzeuge vom Typ A 380 werden zerlegt. Das Emissionshaus Dr. Peters aus Dortmund hatte sie 2008 in seine geschlossenen Flugzeugfonds 129 und 130 eingebracht. Der Zerlegung stimmten die Anleger auf Gesellschafterversammlungen am 28. Juni 2018 zu. Zuvor hatte die Fluggesellschaft Singapore Airlines den Leasingvertrag nicht verlängert. Nur die Triebwerke wurden neu verleast.
- Hoffen auf hohen Erlös.
- Die Fondsgesellschaften hoffen auf einen hohen Verkaufserlös von jeweils rund 45 Millionen US-Dollar in zwei Jahren, weil viele andere A 380 in dieser Zeit gewartet werden müssten. Falls dies eintrifft, rechnet Dr. Peters damit, dass Anleger einschließlich bereits realisierter Währungskursgewinne 145 bis 155 Prozent ihres Einsatzes zurückerhalten. Ursprünglich war mehr geplant. Bei Fonds 129 sollten zum Beispiel über 18 Jahre 222 Prozent zurückfließen.
Superjet für viele Strecken zu groß
Laut der Dr. Peters Group investierten die Flugzeugfonds „in erstklassige, moderne und marktgängige Flugzeuge“, die nach Ablauf der Leasingverträge „eine hohe Wahrscheinlichkeit für rentable Anschlussleasingverträge oder vergleichsweise hohe Verkaufserträge in Aussicht stellen“. Ob das aktuell auch für Flugzeuge des Typs Airbus A 380 gilt, ist allerdings zweifelhaft. Die Euphorie bei Einführung des Superjets ist längst verflogen. Der Airbus-Konzern hat die Produktion des A 380 in den vergangenen Jahren immer weiter gedrosselt, die Maschinen gelten für viele Strecken als zu groß.
Vermieten, verkaufen oder zerlegen
Was mit den Maschinen ohne Leasingnehmer passieren wird, ist ungewiss. Die Dr. Peters Group sieht drei Möglichkeiten für die Weiterverwendung der Flugzeuge. Priorität hat der Abschluss neuer Leasingverträge. Falls das nicht klappen sollte, käme auch ein Verkauf infrage. Eine weitere Option ist die Zerlegung der Maschinen mit anschließendem Verkauf besonders begehrter Einzelteile. Da sich die Fondsgesellschaft aktuell in Verhandlungen befindet, will sie sich zu Details nicht äußern. Die Anleger wurden nach Aussage der Dr. Peters Group frühzeitig über wahrscheinlich auslaufende Leasingverträge informiert.
Renditeprognose mit Fragezeichen
Bleibt die Frage, ob die Fonds am Ende die in Aussicht gestellten Renditen schaffen können. Wie schwer das wird, zeigt die Situation des Dr. Peters Fonds 129. Die Planer des Fonds hatten ursprünglich zehn Jahre Grundmietzeit und zwei Mietverlängerungen unterstellt. Über 18 Jahre Laufzeit sollten so aus 105 Prozent Einzahlung (inklusive 5 Prozent Agio) insgesamt 222 Prozent werden. Bisher sind allerdings erst 60,25 Prozent Ausschüttung bezahlt worden. Das entspricht dem Plan, da anfänglich erhebliche Teile der Leasingraten in die Tilgung der Bankkredite flossen. Mit der Anschlussvermietung sollten die Ausschüttungen aber auf acht Prozent und später sogar auf 15 Prozent steigen. Zusammen mit dem geplanten Verkaufserlös von knapp 60 Prozent der Zeichnungssumme hätte sich eine Rendite von rund 6,5 Prozent vor Steuern ergeben. Im aktuellen Umfeld erscheint das eher unrealistisch, zumal per 30. Juni 2017 vom Fonds noch 41,5 Millionen US-Dollar Bankkredit bevorrechtigt zu bedienen sind. Im Falle eines Verkaufs oder einer Zerlegung des Riesenjets sind deshalb sogar Kapitalverluste für die Anleger möglich. Aktuell befinden sich die Marktwerte für gebrauchte Airbus-A-380-Flugzeuge laut dem Gutachterunternehmen Ascend im Sinkflug: Im Januar 2017 lag das Minus gegenüber dem Vorjahresquartal bei 7 bis 14 Prozent.
Anleger haben rund 1,4 Milliarden Euro investiert
Sollten auch andere Fluggesellschaften ihre Leasingverträge für den Airbus A 380 nicht verlängern, wären viele Anleger von möglichen finanziellen Problemen betroffen: Insgesamt wurden von rund 50 000 Anlegern um die 1,4 Milliarden Euro in Flugzeugfonds gesteckt, die den Supervogel enthalten. Insgesamt 21 Maschinen dieses Typs wurden nach Recherchen der Stiftung Warentest durch in Deutschland aufgelegte Fonds finanziert. Unsere Tabelle Flugzeugfonds mit Airbus A 380 zeigt Ihnen die wesentlichen Kennzahlen der betroffenen Fonds. Nutzer der Flugzeuge sind Singapore Airlines (neun Flugzeuge), Emirates (sieben Flugzeuge) und Air France (fünf Flugzeuge), die jeweils für meist zehn Jahre feste Leasingverträge (Grundlaufzeit) unterzeichneten. Konzipiert wurden die Fonds von den Emissionshäusern Dr. Peters, Doric, Hansa Treuhand, Hannover Leasing, WealthCap und Lloyd Fonds.
Verjährungsfrist bald erreicht
Betroffene Anleger können derzeit nur hoffen, dass ihnen eine Bruchlandung erspart bleibt. Unternehmerische Beteiligungen sind generell riskant. Sollten sie allerdings als sichere Kapitalanlage ohne Hinweis auf die Risiken verkauft worden sein, könnte eine Falschberatung vorliegen. Auch muss ein Bankberater offenlegen, welche Provision die Bank für den Vertragsabschluss kassiert. Die Frist, um Ansprüche geltend zu machen, beträgt zehn Jahre nach dem Beitritt zum Fonds. Für die ersten Anleger ist sie schon bald erreicht. Die Verjährungsfrist gilt auch, falls Anleger zum Beispiel Hinweise darauf haben, dass Fondsverantwortliche ihnen Schaden zugefügt haben und sie gegen diese vorgehen wollen.
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leider war es vorhersehbar!!
Unverantwortlich mit welchen Argumenten die Fonds verkauft wurden.
Hinweis
es gab damals sehr bekannte Fondsinitiatoren mit entsprechender Kompetenz für Flugzeugen,
die keine Fonds mit dem A380 auflegten. Die wussten warum.
es gab noch mehrere Warnhinweise!