
Aufdringliche Verkäufer. Reiseportale verdienen mit Zusatzangeboten wie Versicherungen Geld – und mit Gebühren, die sie gern verstecken. © Thinkstock, Picture alliance (M)
Auf vielen Flugportalen müssen sich Kunden beschwerlich bis zur Buchung durchklicken. Und das Ticket ist dann oft sogar teurer als bei der Airline direkt.
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Testergebnisse für 15 Flugbuchungsportale 08/2016Es ist eine Strapaze, auf Fluege.de ein Ticket zu buchen. Immer wieder drängt das Portal dem Kunden Versicherungen und Zusatzleistungen auf. Klickt er auf „nein“, erscheinen knallrote Textkästen mit Warnungen. Auch Horrorstatistiken blenden sich ein mit Titeln wie „36 Prozent aller Reisenden sind schon während einer Reise erkrankt“. Sechs solcher Attacken muss der Nutzer, der keine Versicherung oder Serviceoption wünscht, abwehren.
Wer bis zum Buchungsklick durchhält, wird meist noch mit einem höheren Preis bestraft. Der anfangs angezeigte gilt nur für diejenigen, die mit einer „Fluege.de Mastercard Gold“ zahlen, also für ganz wenige. Allen anderen brummt der Anbieter eine Servicegebühr von oft rund 15 Euro auf, obendrein eine Zahlungspauschale.
Sieben fallen negativ auf
Fluege.de gehört zur Unister-Holding, die nach dem Tod des Gründers Thomas Wagner Mitte Juli vorläufige Insolvenz angemeldet hat. Die Firma teilte mit, ihre Internetportale seien davon nicht betroffen.
Mit beschwerlicher und intransparenter Nutzerführung ist Fluege.de kein Einzelfall. Ähnlich läuft die Buchung auch bei Flug.de und Flug24, an denen Unister beteiligt ist, sowie bei Bravofly, Ebookers, Expedia und Opodo. Sie schneiden im Test ausreichend ab. Neben zehn Flugbuchungsportalen mit Preisvergleichsfunktion haben wir fünf Portale von Fluggesellschaften geprüft: Airberlin, Easyjet, Eurowings, Lufthansa, Ryanair. Direkt bei ihnen zu buchen, ist einfacher, transparenter und oft billiger als beim Vergleichsportal. Nur Easyjet schneidet ausreichend ab. Die Airline informiert bei der Buchung kaum über Stornierungsbedingungen und gewährt Kunden kein deutsches Vertragsrecht.
Gebühren trickreich versteckt
Onlineportale, die Flüge verkaufen, haben ein Problem: Die Fluggesellschaften zahlen keine Provisionen – also müssen sie anderweitig Geld verdienen. Sie versuchen es mit dem Verkauf von Versicherungen, weiteren Reisebausteinen und so genannten Servicegebühren. Während sie Versicherungen oft aufdringlich anbieten, verstecken sie Servicegebühren gern trickreich. Sie gaukeln Kunden einen günstigen Flugpreis vor. Nachdem sie langwierig private Daten eingegeben und die Zahlweise gewählt haben, kann der Preis erheblich steigen.
Keines der geprüften Flugportale erfüllte bei unseren Testbuchungen die Vorschrift des Bürgerlichen Gesetzbuchs, eine „gängige und zumutbare unentgeltliche Zahlungsmöglichkeit“ anzubieten. Exotische Kreditkarten, aber auch die Sofortüberweisung gehören nicht dazu, haben Gerichte entschieden. So kommt bei vielen Buchungen eine Gebühr für das vom Kunden gewählte Zahlungsmittel hinzu – selbst für gängige Kreditkarten oder Paypal.
Ein Beispiel: Für einen einfachen Flug Berlin–Rom weist Opodo einen Gesamtpreis von 47,49 Euro aus. Voreingestelltes Zahlungsmittel ist Visa Entropay. Wer stattdessen seine Visa-Kreditkarte nutzen möchte, zahlt dafür 11,05 Euro plus eine Servicegebühr von 31,50 Euro. Das macht unter dem Strich 90,04 Euro – fast das Doppelte des ursprünglichen Preises.
Georg Heusgen, Geschäftsführer der Reisesparte des Portals Check24, bekannte in einem Interview: „Wir tun uns schwer, ein faires Geschäftsmodell für die Kunden zu finden.“ Er wundere sich, „dass die Gerichte nicht härter gegen Portale vorgehen, wenn der Preis in den Suchtreffern wenig mit dem Endpreis zu tun hat“.
Faire Zahlungsoptionen bei Airlines
Die Portale der Fluggesellschaften hielten sich bei den Testbuchungen immer an die Vorschriften bezüglich der Zahlung. Zwar wollen auch die Airlines Versicherungen, Hotelzimmer oder Mietwagen verkaufen, sie gehen aber vergleichsweise zurückhaltend vor. Versteckte Gebühren gibt es auf ihren Seiten kaum.
Wer seinen Flug nicht antreten kann, will ihn stornieren. Doch bei den meisten günstigen Tarifen ist das nicht möglich. Kunden erhalten auf Antrag bestenfalls die Steuern und Gebühren zurück. Wer sich die Option Stornieren/Umbuchen wünscht, muss einen speziellen, meist teureren Tarif wählen. Ryanair bietet keine stornierbaren Tarife an, deshalb konnten wir bei der Fluggesellschaft die Stornierung nicht prüfen.
Hohe Stornogebühren
Die Portale hüllen sich beim Buchen fast immer in Schweigen, wenn es ums Thema Storno geht. Bei Bravofly, Expedia, Fluege.de und Opodo konnten wir nur per Telefon stornieren. Flug24, Flug.de, teilweise auch Flugladen haben die E-Mails der Testkunden nicht beantwortet – so mussten wir auch über die Hotline Kontakt aufnehmen. Die Stornogebühren sind hoch. In einigen Fällen übersteigen sie sogar den Rückerstattungsbetrag. Beispiel: McFlight. Wir stornierten einen Flug München–Hannover, der 119 Euro kostete. Für Steuern und Gebühren hätten wir weniger als 50 Euro zurückerhalten. McFlight verlangt aber schon 50 Euro Bearbeitungsgebühr. Zurückgezahlt wurde also: nichts.
Einige Portale lassen sich zudem sehr lange Zeit mit der Rückzahlung. Von Flug.de und Flug24 traf das Geld erst sechs Wochen nach der Stornierung bei uns ein.
Selbst das sonst vergleichsweise kundenfreundliche Portal Check24 wollte in allen geprüften Fällen Gebühren fürs Stornieren berechnen. Dabei hatten wir den Premiumservice gebucht, der für diesen Fall Gebührenfreiheit garantiert. Erst auf unseren Hinweis wurde die Gebühr gestrichen.
Auch beim Stornieren läuft es bei den Fluggesellschaften deutlich besser als bei den Buchungsportalen. Und Kunde erhält oft nahezu den gesamten Flugpreis zurück. Bei Lufthansa und Eurowings stornierten wir innerhalb von 24 Stunden und bekamen den vollen Betrag erstattet. Easyjet bietet diese Stornomöglichkeit ebenfalls an, verlangt dafür aber eine Gebühr.
Sammler von Nutzerdaten
Fast alle Anbieter behalten sich vor, Nutzerdaten auszuwerten. Auf ihren Internetseiten laufen im Hintergrund Tracking- und Webanalysetools, mit denen sie Kundendaten sammeln. Das geschieht mithilfe von Cookies, kleinen Datenpaketen, die auf dem Nutzercomputer abgelegt werden. Leider hilft es nichts, Cookies im Browser zu deaktivieren. Dann funktionieren die meisten Portale nicht mehr richtig.
Gute Flugsuche bei den Portalen
Der einzige Prüfpunkt, bei dem einige Vergleichsportale besser abschneiden als die Airlines, ist die Suche nach Flügen. Die besten Seiten bieten eine Fülle von Suchkriterien. Der Nutzer kann die Trefferliste nach vielen Kriterien filtern. Am besten klappt das alles mit Bravofly.
Hat der Kunde keine Filter gesetzt, fahnden die Portale strikt nach den günstigsten Verbindungen. Die sind aber oft nicht sinnvoll, weil sie beispielsweise mit Zwischenstopps, Nachtaufenthalten oder einer sehr langen Flugdauer verbunden sind. Bei Expedia, Bravofly und Ebookers kann auch nach anderen Kriterien sortiert werden.
Bei den Fluggesellschaften konnte nur Airberlin mit vergleichsweise vielfältigen Such-, Filter- und Sortiermöglichkeiten überzeugen. Eine umfassende Übersicht gibt es hier nicht. Alle bieten nur die Suche nach eigenen und Flügen der Partner an.
Unwirksame Klauseln
Kunden müssen Flugtickets sofort voll bezahlen, auch wenn die Buchung weit vor dem Flugtermin liegt. Das hat der Bundesgerichtshof in diesem Jahr entschieden.
Wer den Flug umbuchen oder absagen muss, wird zur Kasse gebeten. Wir haben das Kleingedruckte geprüft. Bis auf Airberlin, Expedia und Lufthansa erwiesen sich alle Klauseln bezüglich der Umbuchungs- oder Stornopauschale als unwirksam. Unter anderem sind die Pauschalen bei einigen Anbietern mit 50 Euro zu hoch.
Umstritten ist, ob die Betreiber eines Vermittlungsportals überhaupt Bearbeitungsgebühren für die Stornierung berechnen dürfen. Das Landgericht Leipzig hat eine entsprechende Klausel für unwirksam erklärt (Az. 08 O 1784/13). Bis zur höchstrichterlichen Klärung werden die Stornokassen wohl noch oft klingeln.
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Kommentar vom Autor gelöscht.
Nie wieder Buchen Sie nicht bei ab-in-den-Urlaub. de
Tun Sie sich selbst einen Gefallen und buchen Sie bei einem anderen Anbieter. Unfähige, arrogante, schlecht ausgebildete Mitarbeiter die Deutsche Sprache schlecht beherrschen und bei Buchung Fehler machen. Für diese Fehler zahlt aber Kunde - und wie!!! Namensänderung 109 €. Mit Vorgesetzten wird man nicht verbunden. Sogar Bewertung von einem Telefongespräch wird von Mitarbeiter blockiert. Die wissen wie... Wenn man Buchung komplett lochen möchte - 960 € Gebühren.
Urlaubsstimmung wird direkt versaut. Schlecht, einfach sehr schlecht. Nie wieder.
Sie schreiben " Leider hilft es nichts, Cookies im Browser zu deaktivieren. Dann funktionieren die meisten Portale nicht mehr richtig."
Das ist richtig, aber doch nicht so dramatisch. In Firefox kann man einstellen, dass jedesmal beim Schließen des Browsers Chronik und sämtliche Cookies automatisch gelöscht werden (man kann Ausnahmen angeben). In Chrome muss man es jedes Mal selber machen, funktioniert aber auch. Somit werden aus allen Cookies harmlose Session-Cookies.
Schlimmer als Cookies ist die grassierende Fingerprint-Seuche, aber der Artikel ist auch schon zwei Jahre alt, da hat sich schon so manches geändert.
Mit check24 habe ich die schlechtesten Erfahrungen bei der Flugbuchung überhaupt gemacht. Am Folgetag meiner Buchung kam die Nachricht, dass sie storniert wurde mit der Begründung, dass sich der Flugpreis zwischenzeitlich geändert habe. Das überwiesene Geld würde umgehend erstattet. Das geschah allerdings nicht. Nach einem Telefonat mit dem Service-Zentrum startete ich eine erneute Flugsuche, die den selben Preis ergab. Auch die zweite Buchung wurde so halb bestätigt und dann später wieder storniert. Damit war der Preis für 2x2 Fernflüge von meinem Konto abgegangen aber nicht zeitnah ersetzt worden. Ich habe dann bei einem anderen Portal schnell und problemlos den selben Flug gebucht, musste aber statt per Sofortüberweisung mit Kreditkarte bezahlen, da Check24 mein Geld hatte. Das kostete mich 40 Euro. So hat mich check24 Nerven und 40 Euro für Null Leistung gekostet. Check24 empfehle ich ausdrücklich nicht.
Nicht akzeptabel! Nach der Buchung wurde der Flug durch die Fluggesellschaft (NOK Air, Thailand) gecancelled. Da ich über OPODO gebucht hatte, konnte NOK mir keinen Refund geben. Ich habe die entsprechenden emails und Nachweise bei OPODO eingereicht. Auf die Erstattung der Kosten warte ich bis heute (3 Monate). E-mails werden nicht oder erst nach vielen Wochen beantwortet. Auf sistieren sagen Sie mir klar, ich hätte den Vertrag mit der Fluggesellschaft und nicht mit OPODO. Ich werde nichts mehr über OPODO buchen, auch wenn sie in einem zukünftigen Vergleich der Flugpreise einmal der günstigste Anbieter sein sollten.