
Die meisten Flüssiggaskunden haben den Gastank von ihrem Lieferanten gemietet und sind nun verpflichtet, das Gas bei ihm einzukaufen – oft zu überhöhten Preisen. Wir zeigen Lösungen.
Preisvergleich? Schwer bis unmöglich. Mal eben den Anbieter wechseln? Mit Ärger und Kosten verbunden. Mit solchen Problemen kämpfen viele der rund 600 000 Kunden, die in Deutschland mit Flüssiggas heizen, weil sie zum Beispiel keinen Zugang zum Erdgasversorgungsnetz haben.
Wir wollten wissen, was da los ist, und haben uns den Markt für Flüssiggas näher angesehen. Wir haben Verträge und Rechnungen unserer Leser ausgewertet. Außerdem haben wir rund 170 Flüssiggasfirmen befragt, die wir ermittelt haben. Das Ergebnis war ernüchternd: Nicht einmal ein Drittel hat uns geantwortet. Unsere Projektleiterin Annegret Jende sagt: „Eine so verschlossene Branche habe ich bislang noch nicht erlebt.“
Das merken auch die Kunden. Ihnen fehlt es an Preistransparenz. Kaum eine Firma veröffentlicht Flüssiggaspreise im Netz. Wir fanden lediglich acht Internetseiten mit Preisen (Tabelle Flüssiggaspreise). Doch wie kommt das? Einer, der es wissen muss, ist Aribert Peters, Vorsitzender und Gründer des Bunds der Energieverbraucher: „Der Flüssiggas-Markt ist gespalten“, sagt er. Es gibt nur wenige Kunden, die Eigentümer ihres Gastanks sind und ihren Lieferanten frei wählen können.
Das Geschäft mit den Tanks
80 Prozent der Kunden dagegen nutzen einen Gastank ihres Lieferanten. Sie haben außerdem noch einen Gasabnahmevertrag mit ihm abgeschlossen und müssen ihr Flüssiggas auch bei diesem Lieferanten kaufen. Befüllt ein anderer Lieferant ihren Miettank, ist dies rechtswidrig, urteilte der Bundesgerichtshof (Az. II ZR 367/02).
Anbieter von Miettanks betonen gerne die Vorteile dieses Vertragsverhältnisses. Der Kunde sei „bei der Wartung und Instandhaltung des Tanks nicht auf sich allein gestellt“, schreibt beispielsweise Knauber Gas auf seiner Internetseite. Die Kehrseite: Der Lieferant diktiert dem Kunden die Preise.
Selbstverständlich lassen sich Miet- und Gasliefervertrag kündigen. Doch nur die wenigsten Firmen sind bereit, dem Kunden nach Vertragsende den Tank zu verkaufen. „Der Kunde ist in der Zwickmühle“, sagt Rechtsanwalt Volker Speckmann. „Entweder er behält seinen Miettank und bezahlt oft deutlich mehr als auf dem freien Flüssiggasmarkt, oder er kündigt und gibt den Tank zurück, was aber mit Aufwand verbunden ist.“
Vor allem Kunden, die den Tank ins Erdreich eingelassen und den Garten darum liebevoll bepflanzt, oder sogar einen Carport vor den Gastank gebaut haben, scheuen die Kündigung. „Der Tank ist das Druckmittel“, sagt Anwältin Leonora Holling, die wie Aribert Peters im Vorstand des Bunds der Energieverbraucher ist. Peters wird noch deutlicher: „Miettankkunden sind so quasi vom Wettbewerb abgeschnitten.“
Den eigenen Preis überprüfen
Zu viel bezahlt? Mit unserer Grafik auf der nächsten Seite können Miettankkunden einschätzen, ob ihr Gaslieferant marktgerechte Preise verlangt hat. Falls sie herausfinden, dass sie deutlich zu teuer eingekauft haben, sollten sie handeln. Es gibt zwei Wege: Sie können sich künftig vor dem Kauf über das Preisniveau am Markt informieren und versuchen, einen zu hohen Preis zu drücken. Oder sie schaffen sich einen eigenen Tank an (Kunden mit Miettank: Bleiben oder kündigen?).
Kunden, die schon einen eigenen Tank besitzen, finden hier Tipps zum Kauf von günstigem Flüssiggas.