
Die Nivea Creme Soft Cremeseife ist besonders hautschonend. Es folgt ja! von Rewe, eine der preiswertesten Seifen. Sagrotan verspricht zu viel.
Testergebnisse für 16 Handseifen 1/2011
Wenn alle um einen herum röcheln, schniefen und hüsteln, dann heißt es wieder: Vorsicht, Ansteckungsgefahr. Gründliches Händewaschen zählt zu den aussichtsreichsten Methoden, sich vor Husten, Schnupfen, Heiserkeit zu schützen, ja sogar vor Virusgrippen und anderen Infektionskrankheiten. Ärzte und Hygieniker wiederholen diesen Ratschlag gebetsmühlenartig zu jeder Erkältungsperiode, bei jeder sich andeutenden Pandemie. Man schützt damit nicht nur sich selbst, sondern hilft auch, die Verbreitung von Krankheitserregern unter Kontrolle zu halten.

Seife soll Keime wegschwemmen, die man sich überall einfangen kann, zum Beispiel an Türklinken oder bei jedem Händedruck.
Auch wenn schon Wasser allein groben Schmutz von den Händen entfernt, Bakterien und Viren werden dabei nur zum Teil abgelöst. Seife ist das Mittel der Wahl. Sie löst Verschmutzungen, schäumt sie auf und schwemmt sie dann weg.
Wir haben 16 der besonders gefragten flüssigen Handseifen getestet. Sehr gut ist allein Nivea Creme Soft Cremeseife, gefolgt von der guten ja! Creme Seife Mandelmilch von Rewe und der rezepturgleichen Yanao Body Cremeseife Mandelmilch von Penny. Die restlichen Seifen sind nicht besser als befriedigend. Für die Flüssigseife von Sagrotan heißt es allerdings mangelhaft. Sie verspricht eine antibakterielle Wirkung, die sie im Test nicht erbringt.
Die meisten getesteten Seifen werben mit milder Reinigung und sanfter Pflege. Andere loben antibakterielle Effekte aus. Oft sind sie teurer als die Konkurrenten und kosten pro 100 Milliliter zwischen 0,50 und 1,15 Euro. Für „normale“ Flüssigseifen zahlt der Kunde viel weniger: nur zwischen 0,13 und 0,64 Euro.
Antibakterielle Seifen unnötig
Im vergangenen Winter ließ die Angst vor der Schweinegrippe die Verkaufszahlen für antibakterielle Handseifen nach oben schnellen. Viele Kunden erhoffen sich von ihnen noch mehr porentiefe Reinheit als von einer üblichen Seife. Hygieniker sehen diese Produkte aber skeptisch: „Im üblichen Familienhaushalt reicht das Säubern der Hände mit normaler Seife völlig aus, um Krankheitserreger wegzuschwemmen“, sagt Professor Martin Exner von der Universität Bonn (siehe Interview).
Anders sieht es aus, wenn daheim akute Infektionskrankheiten herrschen oder pflegebedürftige Angehörige mit geschwächtem Abwehrsystem zu versorgen sind. Erst dann sollte man – nach Rücksprache mit dem Arzt – zu massiveren Mitteln greifen. In solchen Fällen ist es jedoch allemal wirkungsvoller, die Hände mit alkoholischen Desinfektionsmitteln zu behandeln als mit antibakterieller Seife, deren Wirkungsgrad nicht genau definiert ist.
Auf unseren Test übertragen heißt das: Auch wenn fast alle getesteten Flüssigseifen mit antibakterieller Wirkung ihre Versprechen mehr oder weniger einhalten, ist der Gebrauch dieser Produkte überflüssig.
Hautärzte und Hygieniker stehen dem inflationären Einsatz von antibakteriellen Wirkstoffen in Produkten für den täglichen Gebrauch sowieso kritisch gegenüber. Wenn alles antibakteriell ausgerüstet ist – von der Strumpfhose bis zum Haushaltsreiniger – sehen sie vor allem die Gefahr der Resistenzbildung. Diskutiert wird auch die zusätzliche Belastung der Kläranlagen.
Sonderfall Sagrotan
Ein besonderer Fall ist die Flüssigseife von Sagrotan. Sie enthält laut Deklaration den antibakteriellen Wirkstoff Benzalkoniumchlorid und verspricht eine Bakterienverminderung von 99,9 Prozent. Der Anbieter suggeriert damit eine ausgeprägte antibakterielle Wirksamkeit, die seine Seife im Test aber bei weitem nicht erreicht. Mit diesem Produkt ist der Nutzer im Ernstfall keinesfalls auf der sicheren Seite. Aufgrund der übertriebenen Wirkversprechen heißt das Urteil für die Sagrotan-Seife mangelhaft.
Nivea besonders hautschonend
Sauber werden die Hände mit jeder Seife. Doch eine gewisse Austrocknung der Haut lässt sich beim Waschen nicht verhindern. Schon Wasser allein entzieht ihr Feuchtigkeit. Die in Flüssigseifen enthaltenen waschaktiven Substanzen, die Tenside, verstärken den Feuchtigkeitsentzug noch. Dagegen sollen rückfettende Stoffe helfen. Mit einer sehr guten Feuchtigkeitsanreicherung setzt die Nivea Creme Soft Cremeseife der austrocknenden Wirkung der Inhaltsstoffe am meisten entgegen. Sie gehört mit 64 Cent pro 100 Milliliter aber auch zu den teureren Seifen des Tests. Die Flüssigseife ja! von Rewe folgt mit einer guten Feuchtigkeitsanreicherung. Sie kostet nur 13 Cent pro 100 Milliliter und ist damit eine der preiswertesten Seifen des Tests. Alle anderen kommen über das test-Qualitätsurteil befriedigend nicht hinaus.
Küchengerüche verschwinden

Einige werben auch damit, die Hände von störenden Küchengerüchen zu befreien.
Knapp 500 Testpersonen prüften die Flüssigseifen für uns in der Praxis. Sie beurteilten vor allem das Hautgefühl nach dem Waschen, aber auch die Konsistenz der Seifen, ihre Verteilbarkeit – und die Verminderung von Küchengerüchen an den Händen. Ein Geruchsstop wird auf einigen Seifen nämlich extra versprochen, zum Beispiel mit Inhaltsstoffen wie Grapefruit oder Zitrone. Doch es lohnt sich nicht, für dieses Versprechen einen Extra-Cent auszugeben: Alle getesteten Flüssigseifen beseitigten störende Küchengerüche gleichermaßen gut, egal ob es sich nun um Knoblauch-, Zwiebel- oder Fischgeruch handelte.
In der Handhabungsprüfung zeigte sich: Bei Fa Hygiene & Frische Limette & Ingwer Flüssigseife sowie bei der Isana Creme Seife Milch & Honig von Rossmann, der Handsan Sensitiv und der Handsan Geruchs-Stop ist die Transportsicherung nicht ganz einfach zu lösen. Bei den beiden Seifen der Marke Handsan könnte zudem die Standfestigkeit der Flaschen besser sein.
Alle gut verträglich
An der Verträglichkeit der Seifen hatten die Probanden wenig auszusetzen. Das ist keine allzu große Überraschung. Schließlich bleiben die Inhaltsstoffe der Seifen nicht lange auf der Haut, sondern werden als sogenannte Rinse-off-Produkte gleich wieder abgespült. Im Einzelfall können Konservierungs-, Farb- oder Parfümstoffe aber dennoch zu Hautreaktionen führen.
Tipp: Wer auf diese Substanzen sensibel reagiert, findet in der Tabelle Hinweise auf die enthaltenen Stoffgruppen.
Damit der Umgang mit Seife auch auf Dauer verträglich bleibt, empfehlen Hautärzte: Jeder Kontakt mit Wasser und Seife ist ein Angriff auf den Fett-Feuchtigkeits-Schutzmantel der Haut. Deshalb ist es wichtig, nach dem Händewaschen das Eincremen nicht zu vergessen.
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Nach 8 Jahren ohne erneuten Test halte ich es für sinnvoll mal wieder einen neuen Test aufzulegen. Bei Flüssigseife handelt es sich um ein Produkt was wahrscheinlich jeder Mensch mehrfach täglich nutzt. Aus diesem Grund sollten die Menschen auch erfahren welches Produkt zu empfehlen ist.
@Timo791: Flüssigseifen und echte Seifen sind unterschiedliche Produkte. Echte Seifen entstehen durch Zerlegung von pflanzlichen oder tierischen Fetten (Verseifung). Sie werden aus nachhaltigen Rohstoffen hergestellt. Flüssigseifen bestehen aus synthetischen Detergenzien, meist Tensiden, und werden als Syndets bezeichnet. Da sie feucht sind müssen sie konserviert werden. Sowohl Seifen als auch Syndets trocknen die Haut trotz ihrer rückfettenden Substanzen aus. Wir empfehlen nach jedem Händewaschen die Hände einzucremen. Flüssigseifen sind besser hautverträglich. Ihr pH-Wert ist dem der Haut angeglichen. Echten Seifen sind hingegen mit einem pH 9 bis 10 basisch. Um den Säureschutzmantel wieder aufzubauen benötigt die Haut mehrere Stunden. Aus hygienischer Sicht sind Syndets zu bevorzugen, da Bakterien und Schmutzreste nicht über den Spender eindringen können. (bp)
Sehr geehrtes Testteam,
Mich würde die Unterschiede (Umwelteigenschaften, Rückfetten) zwischen einer Stückseife und Flüssigseife interessieren.
Ist eine Stückseife im Privaten überhaupt noch zu Empfehlen?
Vielen Dank.
Kommentar vom Autor gelöscht.
@jhohnhei: Zurzeit ist kein neuer Test von Flüssigseifen geplant. In absehbarer Zeit lässt sich ein entsprechender Test nicht realisieren. Es gibt eine sehr lange Liste von Untersuchungsvorhaben und redaktionellen Projekten, die auf Umsetzung warten, aber leider nur begrenzte Ressourcen. (PF)