Er ist der beliebteste Feinkostsalat der Deutschen. Wir haben 24 Fleischsalate geprüft. Die besten bieten Rewe, Lidl, Aldi (Süd) und Weight Watchers. Es geht um die Wurst, um Keime und Zusatzstoffe.
Testergebnisse für 24 Fleischsalate 10/2012
Die einen lieben ihn, andere rümpfen die Nase. Am Fleischsalat scheiden sich die Geister: Fans schätzen den Dreiklang aus Wurst, Majonäse und Gewürzgurke. Kritiker halten ihn für eine fettige Resteverwertung. Dennoch ist er vor Kartoffelsalat der meistverkaufte Feinkostsalat in Deutschland. 750 Gramm Fleischsalat gönnt sich jeder Bundesbürger im Jahresdurchschnitt. Etwa zwei Drittel kommen als Handelsmarken von Discountern und Supermärkten auf den Markt. Die kosten im Vergleich zur klassischen Markenware oft weit weniger als die Hälfte.
Besonders zu Feiertagen und in den kalten Monaten hat Fleischsalat Konjunktur. Einer Theorie nach haben Metzger ihn erfunden, um nicht verkaufte Wurst und Wurstzipfel zu retten. Die Resteverwertung ist heute allerdings tabu. Fleischsalat zählt seit langem zu den Feinkostprodukten. Die sollen „besonderen Ansprüchen und verfeinerten Essgewohnheiten dienen“, sagt der Bundesverband der deutschen Feinkostindustrie. Danach gelten nicht nur Kaviar und Co. als Feinkost, sondern auch Lebensmittel aus ausgewählten Rohstoffen und sorgfältiger Produktion.
Wird Fleischsalat diesen Ansprüchen gerecht? Antwort auf die Frage gibt der Test von 24 Produkten. Darunter sind Light-Varianten, vor allem aber klassische Fleischsalate sowie Bioprodukte. Die Fettgehalte sind oft üppig. Kein Wunder bei Hauptzutaten wie Majonäse und Brühwurst. Die test-Qualitätsurteile reichen von gut bis mangelhaft. Am besten schneiden Handelsmarken ab: ja! von Rewe, Wonnemeyer von Aldi (Süd) und Vitakrone von Lidl bei den klassischen Fleischsalaten. Bei den fettreduzierten glänzt Linessa von Lidl in Preis und Qualität. Von den traditionellen Marken überzeugen am meisten Nadler, Schloss Küche sowie Weight Watchers.
Große Marken hinter Handelsmarken
Wissensdurstige rätseln, ob hinter den Billigmarken nicht namhafte Hersteller von Traditionsmarken stecken. Die Adresse auf der Packung verrät es mitunter: Danach stammt zum Beispiel der gute klassische Lidl-Fleischsalat von Homann. Interessant: Die Rezeptur von Marke und Handelsmarke unterscheidet sich – das Testergebnis auch. Das Discounterprodukt schneidet sogar etwas besser ab als die Markenkonkurrenz desselben Herstellers.
Bei vielen anderen Handelsmarken erfährt der Verbraucher dagegen nichts über den Hersteller. Bei Rewe/ja! zum Beispiel steht als Adresse nur Rewe-Handelsgruppe Köln auf der Verpackung, bei Edeka/Gut & Günstig die Edeka-Zentrale Hamburg.
Besteht zu einem Drittel aus Fett
Mit klassischem Fleischsalat lässt sich Winterspeck anlegen. Meist handelt es sich um schwere Kost. Die Produkte im Test bestehen im Durchschnitt zu einem Drittel aus Fett. Wer richtig Heißhunger hat und sich eine große Portion (100 Gramm) Feinster Fleischsalat von Popp gönnt, verputzt 419 Kilokalorien. Dieser Salat ist mit rund 41 Prozent Fett der mächtigste im Test. So viel muss nicht sein: Der Testsieger unter den Klassischen zum Beispiel, der von Rewe/ja!, enthält rund 27 Prozent Fett und 292 Kilokalorien.
„Du darfst“ mehr Fett als ausgelobt
Die fettreduzierten Fleischsalate stehen in dieser Hinsicht vor allem dank ihrer leichten Jogurt-Salatcreme deutlich besser da: Sie liefern im Durchschnitt nur 15 Prozent Fett und 192 Kilokalorien. Allerdings können sich Verbraucher auf die Fettangabe von „Du darfst“ nicht verlassen – statt der ausgelobten 18 Prozent Fett wiesen wir im Labor 22 Prozent nach. Bei einem Light-Produkt ärgert das besonders.
Viel Lebensraum für Keime
Für Ärger würden auch unerwünschte Keime sorgen. Fleischsalat bietet ihnen reichlich Lebensraum: Die kleingeschnittenen Wurst- und Gurkenstreifen bilden eine große Oberfläche. Wir haben die sensiblen Salate am Mindesthaltbarkeitsdatum auf Keime getestet. Krankheitserreger wie Salmonellen fanden wir nicht. Das liegt auch daran, dass die Industrie heute auf Majonäse mit pasteurisiertem, also erhitztem Ei setzt. Salmonellen-Alarm geht vor allem von Majonäse mit frischem Eigelb aus.
Kühlmann und Pfennigs zu viele Hefen
Nur zwei Fleischsalate – die von Kühlmann und von Pfennigs – wiesen zu viele Hefen auf. Die Salate standen kurz davor, zu verderben. Verbraucher hätten das nicht gemerkt, beide Salate schmeckten tadellos und waren auch gesundheitlich noch unkritisch. In allen anderen Fleischsalaten spielten Keime keine Rolle. Das spricht für gute Betriebshygiene.
Es geht um die Wurst
Und wie steht es um die Wurstqualität? Im Test fanden wir keinen Hinweis darauf, dass Minderwertiges wie Separatorenfleisch verwurstet wurde. Separatorenfleisch wird von den Knochen abgeschabt und kann Gewebe des zentralen Nervensystems enthalten. Es gilt als Risikomaterial.
Die Qualität von Wurst hängt auch von der Sorte ab. Die meisten Salate im Test werden mit „Fleischsalatgrundlage“ oder „Fleischbrät“ hergestellt. Dabei handelt es sich um Brühwürste ohne Hülle – meist aus Schweinefleisch. Fleischverarbeitungsbetriebe liefern diese speziellen Würste an die Feinkostfabriken. Höherwertige Lyoner oder Schinkenwurst müssen aus mehr Muskelfleisch bestehen. Jede Wurst im Test bot mindestens so viel Muskelfleisch, wie es für die jeweilige Wurstsorte gefordert ist.
Steht auf der Verpackung Delikatess-, feine oder feinste Qualität, ist das kein Zeichen für eine höherwertige Wurst im Fleischsalat. Vielmehr müssen die Produkte nur mehr Wurst enthalten als Salate ohne diese Auslobung (siehe Warenkunde).
„Spitzenqualität“ heißt es bei Fürstenkrone von Netto Markendiscount. Spitze ist der Fleischsalat keineswegs. Die Wurststreifen sind zerquetscht und faserig, die Wurst weich und leicht rau, die Majonäse breiig und fettig belegend im Mund.
Keiner ohne Zusatzstoffe
Kein Fleischsalat im Test kommt ohne Zusatzstoffe aus. Die sollen nicht nur Keime fernhalten, sondern auch das Zusammenspiel der Zutaten bis zum Ende der oft vierwöchigen Haltbarkeitsfrist garantieren. So verhindern zum Beispiel Verdickungsmittel, dass Majonäse in ihre wässrigen und öligen Bestandteile zerfällt.
Die Zahl und die Kombination der Zusatzstoffe variiert von Produkt zu Produkt. Bis zu sieben Zusatzstoffgruppen stehen auf den Etiketten – wohinter sich bis zu zehn verschiedene Zusatzstoffe verbergen können. Von den guten Produkten setzt Aldi (Nord) die wenigsten Zusatzstoffe ein. Das kommt Verbrauchern entgegen. Laut Umfragen wünschen sich Verbraucher weniger Zusatzstoffe im Essen.
Geschmacksverstärkern auf der Spur
Der Anbieter Dr. Doerr setzt als einziger Hersteller im Test den Zusatzstoff Glutamat ein, der auch in der Zutatenliste zu finden ist. Er verstärkt den Geschmack und lässt den Salat kräftig umami schmecken – so nennen Profi-Verkoster einen würzigen Geschmack, der an Brühe erinnert.
Bei manchen Menschen löst der Geschmacksverstärker Glutamat Unverträglichkeiten aus. Sein Einsatz ist nicht mehr zeitgemäß. Wir haben geprüft, ob Hersteller den Zusatzstoff Glutamat verdeckt eingesetzt haben. Das war bei keinem Produkt der Fall. Nadler, Schloss Küche und Popp Feinster Fleischsalat umgehen den umstrittenen Geschmacksverstärker aber: Sie setzen Alternativen mit Glutaminsäure zu, die auch geschmacksverstärkend wirken können – etwa „Hefeextrakt“, „Eiweißhydrolysat“ oder „Würze“. Sie tragen keine E-Nummern und klingen somit unverfänglicher. Acht Salate enthalten im Übrigen zugesetztes Aroma, laut Anbieter handelt es sich dabei oft um Gewürzaromen.
Wir analysierten zudem, ob die Angaben zu den Farb- und Konservierungsstoffen stimmten. Auf die Etiketten ist da Verlass. Das Problem: Viele lassen sich nur schlecht lesen. Die langen Zutatenverzeichnisse sind in viel zu kleiner Schrift oder schlechtem Farbkontrast gedruckt.
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Leider enthält das Produkt Eier aus Bodenhaltung was oft zu einem fischelnden Geschmack führt (die Hühner werden mit Fischmehl gefüttert).
Ist eben ein Discounterprodukt, da geht es um jeden Cent. So etwas führt konsequenterweise zu derartigen Defiziten - lieber ein bisschen mehr ausgeben, dann passiert so etwas auch nicht.
n.b. "Majonäse"... nur weil diese Schreibweise rein theoretisch erlaubt ist, heißt das noch lange nicht, dass man diese Schreibung auch wählen sollte... die Schreibweise ist nicht einmal phonetisch!
Der Fleischsalat von Kaufland (mit Süßstoff) kostet hier (in Göttingen) nur 89 cents für 400 g. Bei Real zahlt man 99 cents für 400 g des TIP-Produktes.