
Trainingsalltag. Schickes Laufband, aber ein Trainer ist nicht zu sehen.
Klubs mit guten Geräten finden Sportler schon ab etwa 20 Euro im Monat. Gute Betreuung ist in den geprüften Fitnessketten hingegen rar – mit einer Ausnahme.
Mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland sind in einem Fitnessstudio angemeldet. Das ermittelten Marktforscher von TNS Infratest im Auftrag mehrerer Fitnessverbände. Weitere 3,7 Millionen bekundeten Interesse daran, in einem solchen Klub zu trainieren. Wichtig für Neukunden sei, so die Autoren der Studie, dass die individuelle Ansprache und Betreuung „glaubwürdig im Vordergrund stehen“.
Genau daran hapert es oft. Das zeigt unser Test der sieben größten Fitnessketten. Zwar haben wir an ihrer Ausstattung mit Geräten und Räumlichkeiten kaum etwas auszusetzen, in diesem Punkt sind sie gut oder sehr gut, aber die Betreuung lässt fast überall zu wünschen übrig. Es mangelt viel zu oft an verfügbaren Trainern. Und die verfügbaren Trainer betreuen die Sportler in den Studios oft nicht gut. So kommt es, dass nur ein Anbieter insgesamt gut abschneidet: Kieser Training.
Der Schweizer Betreiber spielt eine Sonderrolle. Unbeirrt von wechselnden Fitnessmoden offerieren Kieser-Studios seit 50 Jahren fast unverändert ausschließlich gesundheitsorientiertes Muskeltraining an Maschinen – mit Betonung der Stärkung des Rückens. Kieser bietet weder Geräte für Ausdauertraining an noch Freihantelbereiche, Kurse, Saunas oder Dampfbäder.
Im Test ist Kieser Training der einzige Anbieter, der seine Kunden gut betreut. Seine Trainer sind meistens präsent und achten darauf, dass Trainierende die Bewegungsabläufe richtig ausführen. Auch bei Problemen helfen sie meist kompetent.
Der Service hat seinen Preis: Kieser verlangt trotz des eingeschränkten Angebots mindestens 590 Euro pro Jahr. Einen Schnuppermonat bieten die Studios nicht an. Wer sich nach dem Probetraining für einen Vertrag entscheidet, muss sich für ein Jahr ans Unternehmen binden. Immerhin dürfen Mitglieder ohne Aufpreis in jedem Kieser-Studio in Deutschland trainieren.
Unser Rat
Nur eine Fitnesskette schneidet gut ab: Kieser Training. Die Studios bieten nicht nur gute Trainingsbedingungen, sondern auch eine gute Betreuung. Die Klubs der Kette offerieren aber ausschließlich Krafttraining an Maschinen, und der Jahresbeitrag ist mit mindestens 590 Euro stattlich. Sämtliche anderen Anbieter im Test schneiden vor allem bei der Betreuung schlechter ab als Kieser.
Trainer korrigieren kaum

Muskeltraining. Hier sind kundige Betreuer besonders wichtig: Falsche Geräteeinstellungen oder Übungsfehler können den Körper schädigen.
Für unsere Untersuchung haben sich 35 geschulte Tester bei Studios der ausgewählten Ketten in verschiedenen Städten als Einsteiger angemeldet. Sechs Mal besuchten die Tester jedes Studio und arbeiteten ein umfangreiches Prüfprogramm ab. Sie dokumentierten das Einführungstraining, Zustand und Verfügbarkeit der Geräte sowie die Betreuung. Um die Kompetenz der Trainer einzuschätzen, führten sie pro Anbieter fünf standardisierte Feldexperimente durch. Sie schilderten zum Beispiel körperliche Beschwerden wie Kribbeln im Bein oder Schwindelgefühle. Und sie trainierten absichtlich falsch, etwa am Rudergerät oder mit viel zu tief eingestelltem Sattel auf einem Fahrradtrainer.
Kaum ein Trainer korrigierte von sich aus die fehlerhaften Ausführungen oder reagierte angemessen auf die von Testern geäußerten Körperbeschwerden. Nachlässig handelte etwa ein Trainer in einem Clever-Fit-Studio, als er einem Gast, der über Schwindelgefühle klagte, lediglich eine kleine Pause und einen Schluck Wasser empfahl. Die Ratschläge der Trainer von Easyfitness und McFit zu den simulierten Malaisen waren nicht besser.
Richtig reagierte beim „Schwindel“-Fall ein FitX-Trainer: Er nahm sich viel Zeit für den Kunden und erkundigte sich nach weiteren Beschwerden, nach ähnlichen Symptomen in der Vergangenheit, fragte mögliche Ursachen der Schwindelgefühle ab und bot an, einen Arzt zu rufen.
Discounter sparen beim Personal

Kurse. Bei fast alle Ketten betreuen Trainer die Gruppe. Ausnahme: Bei McFit turnen sie nur auf Videos vor. Kieser Training bietet keine Kurse an.
Dass gute Betreuung rar ist, liegt auch am typischen Geschäftsmodell von Fitness-Discountern: Sie bieten große Räume mit qualitativ hochwertigen Maschinen und Geräten, die die Mitglieder rund um die Uhr nutzen können. Beim Personal hingegen sparen sie. Die Trainierenden sind oft auf sich allein gestellt. Das kann böse Folgen haben: Wer über längere Zeit mit zu hohen Gewichten oder einer falschen Körperhaltung trainiert, riskiert Schäden etwa an Sehnen, Bändern oder Gelenken.
Kaum Zeit für die Kunden
Exemplarisch zeigt sich das Sparkonzept beim Marktführer: In McFit-Studios sahen unsere Tester oft nur einen einzigen Mitarbeiter. Ein Tester beobachtete, dass dieser nicht nur für Empfang, Überwachung des Sportbereichs und Probetraining zuständig war, sondern sogar noch fürs Reinigen der Duschen. So bleibt kaum Zeit, um Trainingspläne zu erstellen oder auf Trainingsfehler der Kunden im Kraft- und Ausdauerbereich zu achten.
Bei der Trainingskontrolle ist Discount-Konkurrent FitX kaum besser. Seine Trainer betreuen aber immerhin die Kurse. McFit überlässt Teilnehmer seiner Kursprogramme sich selbst. Trainer-Anweisungen gibt es ausschließlich per Videofilm.
Unklare Preise
Ein Ärgernis für viele Kunden ist mangelnde Kostentransparenz. Vor allem Injoy und Clever Fit lassen Interessenten über ihre Preise im Unklaren. Auf der Clever-Fit-Homepage steht: „Trainiere schon ab 19,90 Euro pro Monat“. Dabei sind es im ersten Jahr inklusive aller Nebenkosten mindestens gut 23 Euro – und auch das nur in ausgewählten Studios. Das All-Inklusive-Abo kostet rund 33 Euro im Monat.
Injoy, der Teuerste im Test, macht es Neukunden schwer, seine Konditionen überhaupt in Erfahrung zu bringen. Obendrein ist die Kostenstruktur zum Teil kaum durchschaubar. Der Preis setzt sich mitunter aus Einmal- und Wochenzahlungen zusammen und wird jedes Vierteljahr geringfügig teurer. Ein Rechenkünstler, wem da nicht schwindelig wird.
FitX und McFit verlangen bundesweit Einheitspreise. Bei den anderen Anbietern schwanken die Kosten mitunter enorm, abhängig unter anderem von Leistungspaket, Vertragslaufzeit, Zahlungsmodalitäten – und Standort. Clever Fit, Easyfitness, Injoy und Kieser Training sind sogenannte Franchise-Anbieter. Ihre Studios arbeiten zum Teil eigenständig und können ihre Preise und Vertragsbestimmungen frei festlegen.
Lange Vertragslaufzeiten

Ausdauertraining. Neben der Kraft sollten Freizeitsportler auch Ausdauer trainieren. Die beste Ausstattung in diesem Bereich bietet FitX.
Einsteiger, die erst herausfinden müssen, ob das gewählte Fitnessstudio richtig für sie ist, wünschen sich kurze Vertragsbindungen. Easyfitness und Fitness First bieten mitunter Einmonatsverträge, bei Injoy laufen sie mindestens drei Monate. Alle anderen Anbieter binden ihre Kunden mindestens für ein Jahr.
Verträge, die nicht gekündigt werden, verlängern sich automatisch. Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass Erstlaufzeiten von bis zu 24 Monaten und Verlängerungen von bis zu einem Jahr nicht zu beanstanden sind. Als Kündigungsfrist gelten drei Monate zum Ende der Erstlaufzeit als erlaubt. Wer aussteigen will, muss also rechtzeitig kündigen. Zwei der geprüften Injoy-Studios und alle fünf von Kieser begnügen sich im Kleingedruckten mit einer Kündigungsfrist von zwei Monaten. Bei Fitness First beträgt die Frist nur einen Monat, bei McFit vier Wochen.
Mit der Frage, wann sie vorzeitig aus ihrem Fitnessvertrag herauskommen, suchen viele bei Verbraucherzentralen Rat. Die Möglichkeiten sind begrenzt. Wichtige Gründe, die eine außerordentliche Kündigung rechtfertigen, sind Schwangerschaft und längere ernste Krankheit. Ein Umzug ermöglicht nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem vergangenen Jahr keine vorzeitige Kündigung (Aktenzeichen: XII ZR 62/15).
Easyfitness erlaubt seinen Kunden gemäß den Geschäftsbedingungen, gesundheits- oder berufsbedingte Ausfallzeiten gutschreiben zu lassen. Auch bei McFit kann die Mitgliedschaft ruhen. Das Recht, bei länger andauernder Krankheit außerordentlich zu kündigen, können sie den Kunden damit aber nicht nehmen.
Unfaire Klauseln
Viele Studios schließen in ihren Geschäftsbedingungen oder Hausordnungen eine Haftung bei Personenschäden oder Diebstahl ganz aus. Das ist unzulässig. Verletzt sich jemand, weil Geräte nicht ordentlich gewartet wurden, muss das Studio haften.
Clever Fit hat deutliche Mängel im Kleingedruckten. Unzulässig ist etwa eine Klausel zur Videoüberwachung, die weder Dauer noch Umfang der Speicherung konkret bestimmt und eingrenzt. Ebenfalls nicht erlaubt ist, nur im Kleingedruckten zu regeln, dass fürs Duschen extra bezahlt werden muss. In Fitnessstudios sollte es ohnehin zum Standardangebot gehören.