Android und iOS bekommen Konkurrenz: Mit seinem neuen Betriebssystem Firefox OS will Mozilla den Platzhirschen Google und Apple auf dem Markt für Smartphone-Betriebssysteme die Stirn bieten. Die Stiftung Warentest hat geprüft, ob Mozillas Firefox OS das Zeug dazu hat. Dabei zeigt sich: Das Problem ist weniger das Betriebssystem als die schlechte Hardware. Denn Firefox OS läuft in Deutschland bislang nur auf einem einzigen, mäßigen Gerät: dem Alcatel onetouch Fire.
Betriebssystem: Logisch und durchdacht
Auf den ersten Blick erscheint das Betriebssystem Firefox OS von Mozilla logisch und durchdacht, das Bedienkonzept ähnelt in vielen Punkten dem von Apple. Wie bei einem iPhone gelangt der Nutzer über das Drücken eines Home Buttons auf den Startbildschirm. Wird der Home Button länger gedrückt, werden die zuletzt verwendeten Apps nebeneinander angezeigt. Mit einem Wisch nach links gelangt der Nutzer in die App-Liste, mit einem „Wisch“ nach oben können die Apps minimiert werden. Mit einem „Wisch“ von oben nach unten werden einige Schnelleinstellungen sichtbar, beispielsweise WLan, Datenverbindung, Bluetooth.
App Store: Spärliches Angebot, niedrige Eintrittsschwelle
Einige Ausstattungsmerkmale, die bei Android und iOS seit längerem als Standard gelten, fehlen beim Firefox OS-Betriebssystem allerdings: So ist beispielsweise keine Push-E-Mail-Funktion vorhanden. Auch ist es nicht möglich, Textpassagen zu kopieren und an einer anderen Stelle wieder einzufügen. Mozillas App-Store Firefox Marketplace ist im Vergleich zur Konkurrenz äußerst spärlich bestückt. Positiv zu vermerken ist jedoch, dass der Nutzer bei Mozilla ohne jegliche Registrierung kostenlose Apps aus dem virtuellen Marketplace herunterladen kann. Android und iOS wollen wesentlich mehr persönliche Daten von ihren Kunden wissen, bevor sie ihnen Zugang zu ihren App Stores gewähren. Ärgerlich ist jedoch, dass Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen im Firefox Marketplace derzeit nur auf Englisch verfügbar sind.
Schwacher Touchscreen
Insgesamt leidet die Handhabung sehr unter dem schwachen Touchscreen-Display: Denn ein wesentliches Manko des neuen Betriebssystems ist, dass in Deutschland bisher erst ein Smartphone-Modell damit ausgeliefert wird: das Alcatel onetouch Fire. Dieses 90-Euro-Smartphone zählt zu den schwächsten, die die Stiftung Warentest in letzter Zeit geprüft hat. Die Bedienung über den Touchscreen ist oft mühsam und hakelig, auf dem kleinen Display mit lediglich 3,5 Zoll Diagonale (8,9 Zentimeter) fällt die Texteingabe schwer. Die niedrige Displayauflösung von 320x480 Bildpunkten ist für ausgedehntes Internetsurfen wenig förderlich. Beim Scrollen durch lange Listen, wie beispielsweise Musiktitellisten, reagiert das Alcatel onetouch Fire ziemlich unpräzise und scrollt teilweise nicht an die gewünschten Stellen. Oft dauert es ziemlich lang, bis eine App geöffnet wird. Kurz gesagt: Das Gerät ist ziemlich langsam und träge.
Telefonieren okay, Kamera schlecht
Telefonier- und SMS-Funktion sind hingegen einigermaßen brauchbar, die Qualität des Musikspielers ist okay. Allerdings sollte dazu ein höherwertiger Kopfhörer benutzt werden – der mitgelieferte taugt nicht viel. Die Kamera mit 3,2 Megapixeln ist schlecht, die Fotos sind meist unscharf, dunkel und verrauscht. Es fehlen Blitz und Autofokus. Der interne Speicher ist lediglich 160 Megabyte groß, lässt sich jedoch mit Mikro-SD-Karten auf bis zu 32 Gigabyte erweitern. Im Lieferumfang ist eine 2-Gigabyte-Karte enthalten. Eine Akkuladung reicht für etwa viereinhalb Stunden Internetsurfen oder rund 11 Stunden Telefonieren, ein ordentlicher Wert. Ebenfalls positiv zu vermerken ist, dass Gerät keine unverschlüsselten persönlichen Daten und ebenso keine eindeutig gerätespezifischen Daten unverschlüsselt sendet. Die meisten Daten überträgt das Gerät verschlüsselt.
Fazit: Zu kurz gesprungen
Android- und iOS-affine Nutzer dürften dem ersten Smartphone mit Firefox OS-Betriebssystem nicht sonderlich viel abgewinnen können. Erfolg wird Firefox OS voraussichtlich nur dann haben, wenn es Mozilla gelingt, das eigene Betriebssystem zeitnah weiter auszubauen und auf besser ausgestatteten Smartphones anzubieten.
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