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Einige Berater von Allfinanzvertrieben sind richtig gut. Doch kein Unternehmen bietet durchgängig gute Qualität.
Die Testerin war begeistert. Gleich zweimal binnen sieben Tagen beriet sie der Vermittler der Deutschen Vermögensberatungs AG (DVAG). Dann machte er passende Vorschläge zur sicheren Anlage ihres Geldes.
Gar nicht angetan war der Tester, dem ein Berater von Swiss Life Select hochriskante geschlossene Fonds als sicher empfahl.
Eine gute Finanzberatung in Deutschland zu bekommen, ist nicht einfach. Das gilt für Banken ebenso wie für die vier größten Allfinanzvertriebe Deutschlands in diesem Test. Auch bei ihnen hängt die Beratungsleistung vor allem von der Qualität des einzelnen Beraters ab. Bei keinem einzigen Vertrieb berieten die Vermittler unsere Testkunden auf der Suche nach einer sicheren, langfristigen Geldanlage durchgehend gut.
Vertriebe besser als ihr Ruf
Am passendsten und ohne größere Fehler waren die Produktempfehlungen der Berater der Deutschen Vermögensberatungs AG (DVAG), der MLP AG und der OVB Vermögensberatungs AG (OVB). Alle drei Anbieter verfehlten in diesem Prüfpunkt nur knapp ein Gut. Deutlich schlechter schnitten die Produktvorschläge der Swiss Life Select Deutschland GmbH ab. Hier konnten wir nur ein Ausreichend vergeben.
Ein Problem stellten wir bei allen Vertrieben fest: Die Kunden hatten in vielen Fällen kaum Chancen zu durchschauen, was die angebotenen Produkte sie kosten würden.
Komplettausfälle bei der Beratung kamen aber nur in einzelnen Fällen vor. Das war früher anders. Vor allem in den 90er Jahren, nach dem Mauerfall, rekrutierten die Vertriebe häufig Mitarbeiter ohne jede Qualifikation. Sie wurden über Nacht zu Finanzberatern.
Der Job dieser auf Provisionsbasis arbeitenden selbstständigen Vertreter endete meist, wenn sie Freunde und Bekannte schlecht beraten hatten und keine Kunden mehr fanden. Für den Ruf der Allfinanzdienstleister war das Gift. An der Verkaufspraxis änderte sich trotzdem wenig.
Erst die Finanzkrise im Jahr 2008 öffnete Anlegern und Vertriebschefs die Augen. Wärmstens empfohlene Produkte bescherten Anlegern herbe Verluste. Der Imageschaden war beträchtlich, die Umsätze der Finanzvertriebe sanken. Um Vertrauen zurückzugewinnen, starteten sie Ausbildungsoffensiven.
Auf Anlageskandale reagiert
Auch die Politik reagierte auf die vielen Anlageskandale und führte strengere Regeln ein Allfinanzvertriebe. Heute müssen Finanzvermittler von DVAG, MLP, OVB und Swiss Life Select eine berufliche Qualifikation nachweisen und umfassende Beratungspflichten erfüllen. Erst dann dürfen sie als selbstständige Handelsvertreter auf Provisionsbasis arbeiten.
Von Allfinanz spricht man, wenn ein Unternehmen rundum in Finanzdingen berät – von der Krankenversicherung über die Geldanlage bis hin zur Baufinanzierung. Für unseren Test wäre das zu umfassend gewesen. Deshalb strickten wir einen einfachen Geldanlagefall, um die Beratung von DVAG, MLP, OVB und Swiss Life Select zu testen.
Ein einfacher Fall der Geldanlage
Unsere Testkunden wollten eine Einmalsumme von fallweise 15 000 Euro, 20 000 Euro oder 25 000 Euro für einen Zeitraum zwischen 15 und 20 Jahren sicher anlegen. Zusätzlich wollten sie über denselben Zeitraum jeden Monat 500 Euro ebenso sicher sparen. Am Ende der Laufzeit sollte das gesamte Geld verfügbar sein.
Pro Vertrieb haben wir fünf Beratungen in fünf verschiedenen Regionen Deutschlands begutachtet. Die Testkunden waren meist selbstständig, zwischen 40 und 50 Jahre alt, gut versichert und ohne Schulden.
Nicht nur der Kunde zählt
Eine gute Finanzberatung besteht aus einer gründlichen Analyse des Kundenstatus, passenden Produktvorschlägen und klaren Informationen über Laufzeit, Risiko und Kosten der Produkte Tabelle Anlageberatung.
Warum sich einige Berater mit den Vorgaben so schwertaten und für den Modellfall keine passenden Produkte anboten, wissen wir nicht. Möglicherweise haben sie einige Vorschläge nur gemacht, weil ihnen das empfohlene Produkt viel Provision einbringt. Vielleicht hängt manche Empfehlung auch von den Beteiligungen der Vertriebe an bestimmten Versicherungsgesellschaften ab Allfinanzvertriebe.
Wenig mit dem Wunsch unseres Kunden zu tun hat zum Beispiel eine Rürup-Rente. In sechs Fällen wurde sie empfohlen, wenn auch nicht immer für den ganzen Anlagebetrag. Anders als der Kunde verlangt hat, kann er bei einer Rürup-Rente über sein Geld nie komplett verfügen, sondern bekommt am Ende immer nur eine Rente.
Den Vogel bei Rürup schoss ein MLP-Berater ab. Seine Empfehlung, das gesamte Geld in eine Rürup-Basisrente zu stecken, bewerteten wir mit mangelhaft.
Große Unterschiede bei Swiss Life
Völlig daneben war auch die Empfehlung eines Beraters des Vertriebs Swiss Life Select, des früheren AWD aus Hannover. Nach wochenlangem Warten schickte der Vermittler Verkaufsprospekte für zwei hochriskante geschlossene Fonds. Einer konnte mit einer Einmalanlage bespart werden. Andere Produkte wurden nicht empfohlen.
Das erinnert an alte AWD-Zeiten. Wie mehrfach berichtet, haben tausende AWD-Kunden viel Geld mit als sicher angepriesenen geschlossenen Fonds verloren. Bei solchen Fonds haften Anleger für Verluste. Im schlimmsten Fall können sie ihr ganzes Geld verlieren. Auch ist es höchst unsicher, ob sie nach Ablauf der Mindestlaufzeit sofort über ihr Geld verfügen können.
Dass andere Swiss-Life-Berater das besser können, zeigt ein anderer Fall. Der Berater riet zu einer Kombination aus einer klassischen, einer indexgebundenen und einer fondsgebundenen Rentenversicherung mit Garantien. Dafür gab es die Bestnote.
MLP empfiehlt gern Investmentfonds
MLP tat sich mit unseren Vorgaben schwer, weil die Berater gerne Investmentfonds empfehlen. Das kann zum Kunden passen, gab aber auch öfter Punktabzüge – je nach Risikoklasse des Fonds. Bei Fonds mit hoher Risikoklasse ist nämlich nicht sicher, dass das Geld am Ende vollständig zur Verfügung steht.
Gut fanden wir die Datenerfassung und den Produktvorschlag für den eingangs geschilderten Fall einer Testerin bei der DVAG. Ausführlich setzte sich der Berater mit der persönlichen und finanziellen Situation der Frau auseinander. Er schlug vor, eine Hälfte der Einmalanlage in eine klassische Rentenversicherung der AachenMünchener Versicherung zu stecken. Die Versicherung ist ein Exklusivpartner der DVAG.
Die Empfehlung von Hausprodukten hat in unserer Untersuchung keine Rolle gespielt. Wir haben nur bewertet, ob der Produktvorschlag zu unseren Vorgaben passt, nicht aber, ob es sich um die bestmögliche Rentenversicherung handelt.
Für die andere Hälfte der Einmalsumme schlug der Berater einen Bausparvertrag der Badenia vor, zusätzlich sollte die Frau dort 100 Euro im Monat einzahlen. Je 50 Euro im Monat könnten in einen Rentenfonds und in einen Aktienfonds Welt fließen und der Rest des Geldes in zwei fondsgebundene Rentenversicherungen, eine mit und eine ohne Kapitalgarantie.
Gute Mischung des DVAG-Beraters
Die Mischung fanden wir passend. Auch der breit streuende Aktienfonds DWS Top Dividende der Risikoklasse 6 störte uns in diesem Fall nicht. Er hat sich in der Vergangenheit gut bewährt, und eine regelmäßige Einzahlung von Raten über 20 Jahre macht den Sparer ein Stück weit unabhängig vom Auf und Ab des Aktienmarktes.
Weniger gut waren die Informationen des Beraters. Weder übergab er Prospekte oder Beipackzettel noch nannte er die Kosten für alle Verträge. Im Übersichtsblatt für die fondsgebundene Rentenversicherung werden keine Kosten genannt. Beim DWS Vermögenssparplan Premium ist dagegen klar, dass der Kunde 5,5 Prozent der Beitragssumme als Kosten bezahlen muss. Bei Monatsraten von 120 Euro über 20 Jahre sind das 1 584 Euro allein für diesen Fondssparplan.
Bei den anderen Fonds werden Ausgabeaufschläge für den Rentenfonds von 2 Prozent und von 5 Prozent für den Aktienfonds angegeben. Die laufenden Kosten fehlen.
Produkt passt – Kosten versteckt
Zumindest im Ergebnis überzeugt hat uns eine weitere Beratung der DVAG. Der Vermögensberater habe ihr „sehr aufmerksam“ zugehört, berichtete die Testerin.
Zwar habe der Mann weder sein Unternehmen vorgestellt, noch erklärt, dass er von Provisionen lebt. Auch erfasste er nicht alle Daten der Testerin. Deshalb gab es weniger Punkte für die „Erfassung des Kundenstatus und Gesprächsverlauf“.
Die Höchstpunktzahl gab es aber für die wenig später ausgehändigten übersichtlichen Produktvorschläge. Die Vorschläge waren passend: Der Berater empfahl, sowohl für die 20 000 Euro Einmalanlage als auch für die 500 Euro monatlich eine klassische Rentenversicherung mit der Möglichkeit, die Sparbeiträge später in Fonds investieren zu können. Über die Kosten erfuhr die Testerin nichts. Auch diesmal war der Versicherer die AachenMünchner.
OVB-Berater setzte Risikoklasse hoch
Schon bei der Abfrage der Kundendaten im ersten Beratungsgespräch gab es bei einem OVB-Termin Probleme. Neben die Wünsche unserer Testerin malte der Berater Herzen in das Beratungsprotokoll. Dabei schien ihn ihr Anliegen herzlich wenig zu interessieren. Denn er setzte kurzerhand die Risikoklasse für einen Teil des Geldes herauf, um dann die gesamte Einmalanlage in Fonds der Risikoklasse 3 und 4 zu stecken.
„Das fand ich gar nicht gut“, schrieb uns die Testerin ins Protokoll dieses Beratungstermins, da sie ja ganz sicher anlegen wollte. Finanztest fand das auch nicht gut und vergab für diesen Fall nur mittelmäßige Noten.
Höchst ungewöhnlich verlief der Termin mit einem anderen OVB-Berater. Der Mann, der sich als „Finanzarzt“ bezeichnete, agierte zweitweise chaotisch. Er sparte sich die Aufnahme der Kundendaten mit den Worten: „Wir müssen noch Hausaufgaben machen“ und hinterließ der Testerin einen Bogen mit vielen Fragen, den sie erst einmal ausfüllen sollte. „Er hatte Ideen, wollte aber für ein Angebot die Gesamtsituation und eventuelle Subventionsmöglichkeiten betrachten“, gab unsere Testerin zu Protokoll.
So richtig Zeit für Erklärungen habe der Berater nicht gehabt. „Er plauderte lieber über Privates“, erzählte die Testerin. Auch habe der Mann während der Beratungen mit seiner Frau telefoniert, was sie als störend empfunden habe. Später musste er dann telefonisch nachfragen, um Wochen später endlich ein konkretes Angebot schicken zu können. Immerhin: Der Vorschlag, das Geld in eine fondsgebundene Rentenversicherung „Basler Strategiepolice Top 3“ mit 100-prozentiger Beitragsgarantie zu stecken, erfüllte unsere Vorgaben. Das Produkt des OVB-Partners Basler Versicherungen wurde auch in zwei weiteren Fällen empfohlen.
Unsere Tester brauchten viel Geduld
Leicht hatten es unsere Tester nicht. Sie brauchten viel Geduld und oft gute Nerven. Ein Swiss-Life-Berater forderte die Testerin auf, sich die Unterlagen zu zehn empfohlenen Fonds anhand der Wertpapierkennnummern selber herauszusuchen.
Ein OVB-Berater gab unserem Tester Hinweise, wie er mit seinem „Raubkätzchen“ – gemeint war die Ehefrau – über die Anlagevorschläge sprechen sollte. Dass der Kunde nicht alles verstanden habe, quittierte er mit der Bemerkung. „Das macht nichts, es reicht, wenn ich den Durchblick habe und den habe und behalte ich.“
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Zu DVAG passt eine aktuelle Betrachtung mit Ananlyse zu einem von DVAG vermittelten Vertrag von Prof. Dr. Walz: https://schliesslich-ist-es-ihr-geld.de/rente-minus-statt-rente-plus-brigittes-ueble-enttaeuschung-mit-der-dvag/
@RiesterNeinDanke:In diesem Test wurden ausschließlich die vier größten Allfinanzvertriebe anhand eines Modellfalls getestet. Dabei waren einige Produktempfehlungen von Beratern gut andere schlecht. Durch die Bank gut, war keiner. Wir stellen im Artikel die Abhängigkeiten der Allfinanzvertriebe dar, und bieten den Lesern eine Checkliste zur Vorbereitung auf ein Gespräch. In dieser Form vorbereiten sollten sich auch alle, die sich in Geldanlage- und Versicherungsangelegenheiten beraten lassen, egal ob bei den Allfinanzunternehmen oder Banken und Versicherungen. (TK)
Der Test ist wohl eher als Werbung für Allfinanz-Berater gedacht. Meine Erfahrungen mit meinem ehemaligen Freund, einem sogenannten "Vermögensberater" bei der dvag, haben mich viel Geld gekostet. Auffällig war auch, dass alle "Vermögensberater" in seinen Büroräumen Quereinsteiger waren. Auffällig war auch, dass er mir wiederholt einen Job bei sich angeboten hat. Man würde auch Schulungen bekommen und wenn man erfolgreich ist (=möglichst viel Vertragsabschlüsse) gäbe es auch tolle Aufstiegsmöglichkeiten und tolle Reisen. Gut, die Reisen habe ich mitbekommen. Da hat er mir stolz seine Bilder präsentiert.
Jetzt werde ich von einem freien Makler beraten, der mir von verschiedenen Versicherern Angebote vorlegt, diese eingehend erklärt und auch klare Kostenaufstellungen vorlegt. Obendrein hat er mir auch noch von dem Abschluss einer Riesterrente abgeraten und dies plausibel erklärt.
Mir kommt auf jeden Fall ein Mitglied einer Kloppertruppe nie mehr ins Haus!
Selbstverständlich ist die DVAG unabhängig. Schließlich ist sie familiengeführt und der Vorstand besteht NICHT aus Mitgliedern von Versicherungsgesellschaften...es wird lediglich mit den Partnergesellschaften zusammengearbeitet. Das wird den Interessenten schon bei der Unternehmenspräsentation mitgeteilt, aber wer es selbst nicht erlebt hat, wird auch weiterhin unsachgemäße Kritik äußern...
Und zum Thema Provision: Was glaubt ihr was der Versicherungsmakler jedes Jahr für seine Abschlüsse bekommt? Das ist nicht wenig und sicherlich nicht weniger als die DVAG... und beim Makler wird nicht gefragt, ob man sich das leisten kann oder nicht.. geschweige denn das irgend eine Finanzanalyse gemacht wird.
Heutzutage verkaufen sogar Steuerberater Versicherungen.. sowas sollte verboten werden.
Meiner Meinung nach sollten die Vermögensberater ausschliesslich eine Gewinnbeteiligung bekommen. Je mehr ihre Kunden einnehmen, und je weniger ihre Kunden ausgeben, umso mehr sollen die VB bekommen. Z, b. 10 % vom Gewinn. Die hohen Provisionen haben doch überhaupt nichts mehr mit dem Gewinn der Kunden zu tun. Wenn ich Geld stehlen möchte, bräuchte ich doch nur ein Bank zu überfallen, und nicht VB zu werden.