Wer jahrzehntelang gespart hat, trägt bis zum Renteneintritt oft ein nettes Sümmchen zusammen. Bei dem einen oder anderen kommt vielleicht auch noch eine Erbschaft dazu. So ist das Sparkonto oder das Wertpapierdepot vieler Menschen vor dem Renteneintritt ordentlich gefüllt. Aber wie nutzen sie dieses Geld am sinnvollsten für die bevorstehenden Jahre als Rentner? Zwei Alternativen bieten sich an: eine Sofortrente bei einem Versicherer oder ein selbst gebastelter Auszahlplan.
Sofortrente ist planbar und sicher
Bei der Sofortrente schieben die Sparer einen Haufen Geld zu einem Versicherer, der diesen Betrag in eine monatliche Rente umwandelt. Die Vorteile: Der garantierte Teil der Rente fließt planbar ein Leben lang. Auch wenn eine rüstige Rentnerin 110 Jahre alt wird, das Geld geht nie aus. Außerdem ist die Sofortrente bequem, um die Verwaltung des Geldes kümmert sich der Versicherer.
Bequemlichkeit und Sicherheit sind jedoch teuer erkauft. Sofortrenten lohnen sich nur, wenn Rentner wirklich alt werden. Sterben sie früh, ist das meiste Geld auch für die Erben dahin. Außerdem müssen die Versicherer aufgrund der niedrigen Zinsen und der steigenden Lebenserwartung sehr vorsichtig kalkulieren. Dadurch fallen die garantierten Renten ziemlich gering aus.
Beim Versicherer Europa, dem Testsieger unserer jüngsten Untersuchung, bekäme ein 65-Jähriger für 100 000 Euro eine Rente von 335 Euro. Bleiben Steuern und mögliche Überschüsse unberücksichtigt, müsste er 90 Jahre alt werden, um sein Geld wiederzusehen. Das ist für Frauen wahrscheinlicher als für Männer. Sie machen im Durchschnitt das bessere Geschäft (Test Sofortrente versus Auszahlplan).
Mit Auszahlplan ist mehr drin
Mehr rausholen lässt sich wahrscheinlich mit einem selbst gestrickten Auszahlplan. Das ist für diejenigen die bessere Variante, die bisher ihr Geld selbst angelegt haben und auch im Alter flexibel und selbstbestimmt über ihr Vermögen verfügen möchten. Das Problem: Beim Auszahlplan müssen Sparer selbst bestimmen, wie lange das Geld reichen soll. Ein 65-jähriger Mann hat laut Statistischem Bundesamt noch eine Lebenserwartung von weiteren 18 Jahren, eine Frau von weiteren 21 Jahren. Aber was heißt das schon? Viele Rentner werden deutlich älter. Vorsichtige und fitte Rentner sollten daher auf ihre durchschnittliche Lebenserwartung einen ordentlichen Puffer draufpacken und besser 30 Jahre einkalkulieren. Andere können auch kürzere Laufzeiten ansetzen, wenn sie Gründe dafür haben.

© Stiftung Warentest
Unser einfaches und bequemes Pantoffel-Portfolio ist eine gute Möglichkeit, das Vermögen für das Alter zu strukturieren. Diese Geldanlage besteht nur aus zwei Komponenten: einem Sicherheitsbaustein und einem Renditebaustein. Der Sicherheitsbaustein ist ein Tagesgeldkonto. Der Renditebaustein ist ein Aktienfonds, der breit gestreut weltweit anlegt. Wir empfehlen dafür die günstigen ETF (Exchange Traded Funds). Das Verhältnis der Bausteine wählt der Anleger je nach Risikobereitschaft (siehe Grafik oben).
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Strategien für die Entnahme
Für die Entnahme aus einem Pantoffel-Portfolio gibt es verschiedene Strategien. Die einfachste: Rentner teilen das Vermögen im Depot durch die Anzahl der Jahre, die das Geld noch reichen soll. Dann entnehmen sie immer so viel aus den Bausteinen, dass die Mischung einigermaßen konstant bleibt.
Nach guten Börsenjahren haben sie mehr Geld, um ihre Rente zu ergänzen, nach schlechten Börsenjahren weniger. Im Schnitt wäre es bei 100 000 Euro in den letzten 30 Jahren bei einem ausgewogenen Pantoffel-Portfolio möglich gewesen, monatlich 677 Euro zu entnehmen. Es gab jedoch Jahre mit 272 Euro im Monat und welche mit 1 298 Euro.
Eine andere Variante mit einem Sicherheitspuffer hält die Auszahlung selbst dann stabil, wenn es zwischendurch zu einem Börsencrash kommt. Dabei wären im Schnitt sogar 695 Euro drin gewesen. Unser kostenfreier Entnahme-Rechner berechnet die Auszahlung je nach Börsenphase.
ETF-Entnahmepläne bei günstigen Depotanbietern
Entspannt Monat für Monat das Depot leeren, das können Rentner mit einem ETF-Entnahmeplan, den viele Onlinebanken anbieten. Das Depot ist meist kostenlos oder sehr günstig, die monatlichen Verkäufe kosten jedoch Gebühren. Das Angebot der Targobank gibt es auch für ihre Filialkunden. Dabei können Depotgebühren von 30 Euro im Jahr anfallen.
Anbieter / Depotname |
Entnahmefähige ETF (Anzahl) |
Entnahme ab folgender Anlagesumme (Euro) |
Monatliche Mindestentnahme (Euro) |
Kosten für die Ausführung des Entnahmeplans (Euro und/oder Prozent) |
Gesamte Jahreskosten (Prozent) für Depot und Ausführung des Entnahmeplans bei monatlichen Raten von … |
|
300 Euro |
500 Euro |
|||||
Finvesto / Depot Basis |
720 |
5 000 |
125 |
0,20 % |
0,62 |
0,45 |
Flatex |
952 |
50 |
50 |
5,90 € |
1,97 |
1,18 |
Netbank |
128 |
10 000 |
50 |
0,30 % (0,95 € bis 19,50 €) |
0,32 |
0,30 |
S Broker |
555 |
10 000 |
50 |
2,50 % |
2,50 |
2,50 |
Targobank / Direkt-Depot |
82 |
50 |
50 |
2,50 % (1,50 € bis 3,00 €) |
1,00 |
0,60 |
Stand: 1. August 2019
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renteneintrittsmöglichkeiten werden in den vielen artikeln ausnahmslos für gut - mittel- und schlechtverdiener dargestellt. was immer fehlt, aber auf ein millionenpublikum zutrifft, ist,:mit welcher rente man rechnen darf, wenn man mit rente unter der grundsicherung abgespeist wird. nach 35 oder mehr jahren einzahlung in die rentenversicherung. es fehlt das rechenbeispiel, wie man fährt, mit 63 jahren und rente unter grundrente einzutreten, oder mit 67 jahren unter grundrente in die rente einzutreten. ob es egal wäre, da die rente immer bis zur grundsicherung aufgestockt wird, oder ob man vorteile hat, wenn man sich bis 67 für fast nichts krumm arbeitet. kann mir ein leser antwort geben? und wie und wo kann ich die antwort lesen ?
freundliche grüße
@Haarmeyer: Es gibt kein generelles Recht für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, durch freiwillige Beitragseinzahlungen die Renten zu erhöhen.
Wer vorzeitig in Rente geht, darf aber die damit verbundenen Abschläge durch freiwillige Einzahlungen ausgleichen.
Wer abschlagfrei vorzeitig in Rente geht, darf bis zum Erreichen der Altersrente sich freiwillig in der Rentenversicherung versichern und auf diesem Weg zusätzliche Entgeltpunkte sammeln: www.ihre-vorsorge.de/magazin/lesen/neu-seit-2017-fruehrentner-koennen-freiwillige-beitraege-zahlen.html * (PH)
Lustig,lustig , tralalalala und ewig schweigen die Lämmer. Ora et labora et noli contristari.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Ich bin 64 Jahre und möchte bis ich in Rente gehe noch in meine gesetzliche Rente einzahlen. Wieviel darf man einzahlen ?
Habe bei der Rentenversicherung für eine Rentenberatung gebeten und auch nachgefragt, ob man zusätzliche Zahlungen zur Rentenaufbesserung machen kann.
Man sagte mir, dass dieses nicht möglich wäre. So wie ich bei Ihnen gelesen habe, ist dieses doch möglich.
M. Haarmeyer