Italien unter Druck
Die Schuldenkrise im Euro-Raum hat nun auch Italien voll erwischt. Die Zinsen, die das Land für neue Kredite aufbringen muss, sind auf Rekordniveau gestiegen. Für Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit müssen die Italiener aktuell deutlich über 7 Prozent zahlen. Damit ist Europas drittgrößte Volkswirtschaft de facto vom freien Kapitalmarkt ausgeschlossen.
Immenser Risikoaufschlag auf italienische Staatsanleihen
Mit mehr als 7 Prozent Risikoaufschlag erreichen zehnjährige italienische Staatsanleihen ein Rekordhoch. Dieses extrem hohe Niveau – zum Vergleich: Deutschland bietet für zehnjährige Anleihen nur noch 1,7 Prozent Zinsen – hat für Italien katastrophale Folgen: Die drittgrößte Volkswirtschaft Europas muss jedes Jahr riesige Summen neu finanzieren und hierfür gegenwärtig einen deutlich höheren Zins bieten. Bei dem aktuellen Zinsniveau wäre die Refinanzierung dauerhaft nicht möglich. Auch Anleger, die italienische Anleihen besitzen, werden hart getroffen. Die Kurse ihrer Papiere sind in den vergangenen Tagen nach unten gerauscht. Italien hat Schuldtitel von etwa 1 600 Milliarden Euro ausstehen und ist damit nach den USA und Japan drittgrößter Anleiheemittent der Welt.
Hysterie an den Finanzmärkten kann sich legen
Wenn Anleger befürchten, dass sich die Krise ausweitet, sollten sie jetzt ihre italienischen Staatsanleihen verkaufen. Bedenken müssen sie aber: Italiens Schuldenprobleme sind zwar ernst, aber nicht annähernd mit denen Griechenlands vergleichbar. Die Verschuldung der italienischen Privathaushalte ist im europäischen Vergleich sogar sehr gering. Es gibt also berechtigte Hoffnung, dass sich die Hysterie an den Finanzmärkten wieder legt. Das käme den Anleihekursen zugute.
Wichtig: Welche Anleihen im Rentenfonds stecken
Anleger, die Euro-Rentenfonds als Basisanlage fürs Depot suchen, sollten aber mehr denn je auf die Zusammensetzung der Fonds achten. Bei gemanagten Fonds hilft nur der genaue Blick in das monatlich aktualisierte Infodokument (Factsheet) im Internet. Bei Renten-ETFs, die Rentenindizes nachbilden, gibt die Zusammensetzung Aufschluss über das potenzielle Risiko. Fonds mit einem hohen Anteil an italienischen, spanischen, portugiesischen oder irischen Anleihen sind als Basisanlage problematisch. Besonders in ETFs, die Anleihen mit langer Restlaufzeit abbilden, ist der Anteil Italiens meist sehr hoch. Entsprechend groß sind ihre Kursverluste. Zum Beispiel hat der Lyxor ETF EUROMTS 10–15Y, der Euro-Staatsanleihen mit 10 bis 15 Jahren Laufzeit enthält, seit Mitte August fast 10 Prozent an Wert verloren. Bei Eurorenten-ETFs mit mittelfristigem Laufzeitenspektrum, wie dem SSGA EMU Government Bond Index sind die Verluste mit nur 3 Prozent vergleichsweise moderat.
Fonds mit deutschen Anleihen sicher aber wenig Rendite
Auf Nummer Sicher gehen Anleger mit Fonds oder ETFs, die ausschließlich in deutsche Staatsanleihen investieren. Allerdings schlucken sie damit eine andere Kröte: Das extrem hohe Kursniveau hat zur Folge, dass die Anleihen mickrige Renditen abwerfen. So hat der ETF ishares eb.rexx Government Germany, der deutsche Staatsanleihen abbildet, gerade erst einen neuen historischen Höchststand erreicht. Die regelmäßigen Erträge sind bescheiden, die Chancen auf noch weitere steigende Kurse begrenzt. Anleger, die diesem Dilemma ausweichen wollen, sollten den sicheren Teil ihres Depots nicht mit Rentenfonds, sondern mit Tagesgeld oder Festgeld bestreiten. Ihre Renditeaussichten werden dadurch kaum geschmälert.
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