Inflation und Geldanlage: Schutz fürs Geld
Die Inflation ist so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr: Um 2,6 Prozent stiegen die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr. Im September 2008 lag die Teuerung sogar bei 2,9 Prozent. Das wirkt sich auch auf die Geldanlage aus: Für Tagesgeld zahlen die meisten Banken nicht einmal 2 Prozent pro Jahr. Wer seine Ersparnisse vor der Inflation schützen will, hat’s schwer. test.de gibt Tipps.
Wo es top Tagesgeld gibt
Wer sein Geld sicher vor Verlusten und gleichzeitig sicher vor Inflation anlegen will, kann im Moment nur zu Tagesgeldschnäppchen greifen. MoneYou und NIBC Direct sind die beiden einzigen Anbieter im großen Produktfinder Zinsangebote, die mit einem Zinssatz von nominal 2,7 Prozent pro Jahr zurzeit über der Inflationsrate liegen. MoneYou ist ein Online-Angebot der niederländischen ABN Amro Bank. NIBC Direct ist der Online-Ableger der niederländischen NIBC Bank. Es gilt die niederländische Einlagensicherung. Pro Kunde sind im Pleitefall 100000 Euro gedeckt. Die Bank of Scotland und die Credit Europe Bank bieten mit nominal 2,6 Prozent immerhin so viel Zinsen, dass Anleger unterm Strich keinen Verlust machen – sofern die Inflationsrate bei 2,6 Prozent pro Jahr bleibt.
Die reale Rendite ist niedriger
„Unterm Strich“ – das heißt: nach Abzug der Inflation. Fachleute sprechen auch von „realer Rendite“. Die reale Rendite entspricht in etwa der nominalen Wertentwicklung abzüglich der Inflationsrate. Bei einem nominalen Zinssatz von 1,5 Prozent pro Jahr macht der Anleger mit seinem Tagesgeld angesichts der aktuellen Inflationsrate also unterm Strich 1,2 Prozent Verlust. Seine reale Rendite ist negativ.
Analyse vergangener Inflationsphasen
Ob Zinsanlagen inflationssicher sind, hängt davon ab, ob der im voraus festgelegte Zins die künftige Inflationsraten kompensieren wird. Tatsächlich haben die Experten von Finanztest herausgefunden, dass in der Vergangenheit Bundesanleihen mit einjähriger Restlaufzeit den besten Schutz vor Inflation boten. Finanztest hat dazu die vergangenen vier Jahrzehnte analysiert, mit Beginn im Jahr 1970. Die Wahrscheinlichkeit, trotz Inflation eine positive reale Rendite zu erzielen, war mit kurzlaufenden Bundespapieren danach am höchsten. Bei Inflationsraten unter 5 Prozent pro Jahr war es fast sicher, unterm Strich einen Inflationsausgleich zu erzielen. Die Wahrscheinlichkeit dafür betrug knapp 98 Prozent. Dagegen schnitten Zinspapiere bei höheren Inflationsraten nicht so gut ab: Hier betrug die Wahrscheinlichkeit auf eine positive reale Rendite nur noch rund 65 Prozent. Bei Inflationsraten von mehr als 5 Prozent waren die schlechtesten Anlagen die großen Brüder der kurzlaufenden Bundeswertpapiere, die zehnjährigen Bundesanleihen. Zumindest lang laufende Zinspapiere bieten keinen zuverlässigen Schutz vor Inflation.
Aktien sind unabhängig von der Inflation
Aktien sind Beteiligungen an Unternehmen und somit Sachwerte. Aktienkurse bewegen sich unabhängig von der Inflation und haben der Analyse von Finanztest zufolge auf längere Sicht den besten Schutz vor Inflation geboten. Allerdings sind Aktien keine sichere Geldanlage. Ihre Kurse schwanken stark, kurzfristig können Anleger mit Aktien und Aktienfonds mehr als die Hälfte ihres Geldes verlieren.
Gold hat oft enttäuscht
Der Vorteil von Gold: es wird sicherlich nie seinen ganzen Wert einbüßen, wie es mit Zinspapieren im Pleitefall des Emittenten passieren kann. Aber auch wenn viele, die in jüngster Zeit gekauft haben, anderer Meinung sind: Als Inflationsschutz hat Gold oft enttäuscht. In den vergangenen vier Jahrzehnten haben Anleger in vielen Jahren mit Gold nach Abzug der Inflation Minus gemacht. In den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben Anleger mit Gold unterm Strich eine reale Rendite von minus 2,5 und minus 3,1 Prozent pro Jahr erzielt. In den Jahren der beiden Ölkrisen (1970 bis 1974 und 1979 bis 1982) hat Gold nach Abzug der Inflation allerdings ein dickes Plus gebracht: Während der ersten Krise plus 30 Prozent pro Jahr, in der zweiten Krise plus 25,6 Prozent. Das sollte nun aber niemanden zu falschen Schlüssen verleiten: Gold ist keine sichere Geldanlage. So wie der Preis des Edelmetalls gestiegen ist, sind auch die Preisausschläge heftiger geworden. Die Volatilität des Werts von Gold betrug damals ebenfalls zwischen 25 und 30 Prozent pro Jahr. Wer nicht wirklich den „goldrichtigen“ Einstiegszeitpunkt erwischte, machte Verlust.
Was die Analyse für Anleger heute bedeutet
Dass kurzlaufende Zinspapiere den besten Schutz boten, hat einen Grund: Im Zins steckt ein Inflationsausgleich drin. Ist die Inflationserwartung hoch, muss auch der Zins hoch sein. Je kürzer die Anleihen laufen, desto schneller kann der Anleger seine Geldanlage an die neuen Bedingungen anpassen. Hält er dagegen lang laufende Anleihen in seinem Depot, muss er entweder lange warten, bis er sein Geld zurück bekommt und sich neue Anleihen kaufen kann. Oder er verkauft die Anleihe vor Fälligkeit zu einem dann aber schlechteren Preis. Beides bringt Verlust.
Sonderfall Schuldenkrise
Zurzeit bringen einjährige Bundesanleihen noch nicht einmal 1 Prozent Rendite. Das liegt an der großen Nachfrage nach Sicherheit. Es fließt soviel Geld in die bonitätsstarken Bundeswertpapiere, dass deren Kurse steigen. Das führt dazu, dass trotz steigender Inflationsraten die Renditen für die Anleger sinken. Einzig Tagesgeld und Festgeld bieten mitunter noch vergleichsweise attraktive Zinsen. Das liegt daran, dass die Banken in der Krise wieder verstärkt um den Privatanleger werben.
Fazit: Mit realen Verlusten rechnen
Wer sein Geld sicher anlegen will, muss in den meisten Fällen mit einem realen Verlust rechnen, weil die Zinsen in der Regel niedriger sind als die Inflationsrate. Anleger, die Kursschwankungen verkraften, sollten Aktien oder Aktienfonds mit ins Depot legen.