Gold kaufen in der Krise?
[26.08.2011] Binnen weniger Tage raste der Goldpreis von 1700 Dollar auf über 1900 Dollar, stürzte zurück auf 1700 Dollar, kletterte wieder auf knapp 1800 Dollar und pendelte sich schließlich bei 1750 Dollar ein. Ob der jüngste Kurssturz eine Trendwende oder nur eine vorübergehende Korrektur bedeutet, ist ungewiss. Doch eines zeigen die Preiskapriolen: Gold ist alles andere als eine sichere Geldanlage. test.de hat die Krisenwährung Gold analysiert.
Goldpreis steigt in Krisenzeiten
Die Langfristanalyse zeigt: Der Goldpreis steigt vor allem in der Krise. Der letzte große Anstieg liegt schon drei Jahrzehnte zurück: Als 1980 die Sowjetunion in Afghanistan einmarschierte und die Menschen sich um den Frieden sorgten, stieg der Goldpreis in wenigen Monaten von unter 200 auf über 800 Dollar pro Feinunze. Der Höchststand hielt aber nur kurz. Anleger, die sich seinerzeit mit dem Edelmetall eindeckten, mussten mehr als 25 Jahre warten, ehe sie ihren Einstandspreis wieder erreichten. In der Zwischenzeit dümpelte der Goldpreis zwischen 300 und 400 Dollar vor sich hin. Erst die beginnende Finanzkrise trieb den Preis auf neue Spitzen. Im Frühjahr 2008 notierte Gold erstmals über der 1000-Dollar-Marke.
Langfristig sind Aktien besser

Wertentwicklung im Vergleich
test.de hat sich den Goldpreis und den Weltaktienmarkt über die vergangenen vier Jahrzehnte angesehen (siehe Grafik). Erstes Fazit: Wer in den 70er Jahren eingestiegen ist, hat mit einem Korb aus internationalen Aktien deutlich höhere Gewinne erzielt als jemand, der auf Gold gesetzt hat. Der Goldpreis ist über die gesamte Zeit um das 13fache gestiegen, die Aktien jedoch sind 43 mal soviel Wert wie damals.
Gold nur kurzfristig eine gute Wahl

Renditen über Dreijahreszeiträume
Zweites Ergebnis: Betrachtet man kürzere Zeiträume, zeigt sich ein differenzierteres Bild, wie die Grafik links zeigt. test.de hat dazu die vergangenen vierzig Jahre rollierend in Dreijahresperioden unterteilt. Während der Krisen damals und jetzt haben Anleger aus Goldinvestments mehr herausgeholt als aus Aktienanlagen. In der Zwischenzeit hingegen waren in vielen Phasen die Aktien besser. Von Mitte der 70er Jahre bis kurz nach der Jahrtausendwende gab es kaum eine Dreijahresperiode, in der Aktien nicht im Plus lagen. Nur zu Beginn der 90er Jahre hatten die Aktienmärkte zwei kleine Schwächephasen. Dagegen lagen Anleger von Mitte der 80er bis zur Jahrtausendwende mit Gold fast nur im Minus. Erst in den vergangenen Jahren hat sich das Bild gewandelt. Jetzt sind Aktien meist die Verlust- und Gold der Gewinnbringer.
Gold ist keine sichere Anlage

Schwankungen im Vergleich
Seinen Ruf als Krisenwährung trägt Gold demzufolge zu Recht. Diese Erkenntnis sollte Anleger aber nicht zu der Annahme verleiten, Gold sei eine sichere Geldanlage. Das Gegenteil ist der Fall. Betrachtet man die Kursschwankungen der Aktien und die des Goldpreises (siehe Grafik), lassen sich die Gemeinsamkeiten nicht übersehen. Gold schwankt ungefähr genauso stark wie Aktien. Um die Schwankungsbreite - die Volatilität - zu analysieren, hat test.de ebenfalls die vergangenen vierzig Jahre rollierend in Dreijahresperioden unterteilt und jeweils ausgerechnet, wie sehr die Kurse und Preise in dieser Zeit um ihren Mittelwert herum streuten. Im besten Fall betrugen die Schwankungen um die 10 Prozent pro Jahr, im schlimmsten Fall mehr als 30 Prozent. Am heftigsten hoch und runter ging es mit dem Goldpreis. In den 70er Jahren betrugen die Schwankungen bis über 35 Prozent pro Jahr. Die Aktienmärkte erlebten ihre turbulenteste Zeit in der zweiten Hälfte der 80er Jahre mit Schwankungen von an die 25 Prozent pro Jahr. Nach vergleichsweise ruhigen 90er Jahren sind zuletzt beide – sowohl die Volatilität von Gold als auch die der Aktienbörsen – stark gestiegen.