Böse, aber nicht ungewöhnlich
[12.08.2011] Dass die Börse crasht, kommt alle paar Jahre vor. Mal sind die Abstände länger, mal kürzer. Anleger sollten sich das vor Augen halten, ehe sie in Angst geraten und ihre Aktien und Fonds zu Tiefstkursen verkaufen. test.de hat sich die Märkte über vier Jahrzehnte hinweg angeschaut und festgestellt: Auf lange Sicht geht es fast immer aufwärts.
Ein Fünftel in zehn Tagen
Dieses Mal war der Absturz besonders böse: 1 546 Punkte hat der Dax binnen zehn Tagen verloren, das entspricht 21,6 Prozent. Dem amerikanischen Dow Jones erging es kaum besser. 1 423 Punkte weniger, das sind dort zwar „nur“ 11,8 Prozent, aber auch das ist kein wirklicher Trost. Grund für den Kurssturz ist die Schuldenkrise in der Eurozone und den USA. Besonders die Herabstufung der amerikanischen Kreditwürdigkeit hat die Börsen böse erwischt. Seit dem 5. August sind die USA aus Sicht der Ratingagentur Standard & Poor’s kein erstklassiger Schuldner mehr. Aus der Bestnote AAA wurde AA+. Mittlerweile haben sich die Börsen wieder ein wenig beruhigt, doch die Nerven der Händler liegen nach wie vor blank. Selbst kleinste Gerücht sind in solchen Situationen gefährlich und können weitere Kurseinbrüche auslösen. Beispiel: die Diskussion um die Kreditwürdigkeit Frankreichs vor wenigen Tagen.
Langfristig ging es bislang immer aufwärts
Doch bei Betrachtung der langfristigen Entwicklung von Aktienmärkten relativiert sich die jetzige Lage wieder. Es zeigt sich zweierlei:

- Der langfristige Trend der Aktienmärkte war eindeutig ein Aufwärtstrend. Die Crashs von früher sind längst Vergangenheit. Nur wenn die Unternehmen mehr wachsen und Gewinne erwirtschaften, funktioniert unser Wirtschaftssystem.
- Es dauerte jeweils nur kurze Zeit, bis die Talsohle durchschritten war und die Kurse sich wieder auf den Weg nach oben machten (siehe Grafik).
Kleine Historie der Crashs
Der Kurssturz vom schwarzen Montag im Oktober 1987 – der Dow Jones verlor damals an einem einzigen Tag 500 Punkte und damit rund ein Fünftel seines Wertes – war eineinhalb Jahre später schon wieder Geschichte. Nach dem Zusammenbruch der New Economy zur Jahrtausendwende dauerte es länger, bis die Indizes ihre Verluste wieder vollständig aufgeholt hatten: Der Dax überschritt erst im Frühjahr 2007 wieder die historische 8 000-Punkte-Marke. Seine fürchterlichen Tiefststände unter 4 000 und zeitweise sogar 3 000 Punkten hat der deutsche Leitindex aber ebenfalls nach eineinhalb Jahren hinter sich gelassen. Nach der Lehman-Pleite im September 2008 stürzte der Dax abermals ab und fiel binnen weniger Wochen auf 3 666 Punkte. Doch schon ein halbes Jahr später, im Frühjahr 2009, setzte er zu einer erneuten Kursrallye an, die ihn im Juli 2011 auf 7 471 Punkte trieb.
Gute Nerven helfen Verluste vermeiden
Ob es dieses Mal auch so rasch wieder nach oben geht, wagt derzeit niemand vorauszusagen. Die Schulden drücken dramatisch, die Aussichten für die Konjunktur sind düster, und solange die Panik nicht vom Tisch ist, kann es auch weiter abwärts gehen. Für langfristig orientierte Anleger muss die aktuelle schlechte Stimmung aber kein Grund sein, an ihrer Anlagestrategie zu zweifeln. Aus der Analyse unserer Leserzuschriften wissen wir, dass viele private Anleger häufig nach folgendem Muster handeln: Zunächst lassen sie sich von Angst und Hektik nicht anstecken und behalten ihre Fonds im Depot. Dauert die Krise aber länger an, werden sie doch noch nervös und verkaufen – und das dann nicht selten tatsächlich zu Tiefstkursen.