Höhere Rendite, höheres Risiko
[21.07.2011] Am heutigen Donnerstag treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Euro-Mitgliedsstaaten, um eine Lösung für die Schuldenkrise zu finden. Ein Jahr ist es her, dass sie gemeinsam mit dem IWF das erste Rettungspaket für Griechenland auf den Weg brachten und einen 750-Milliarden-Euro schweren Krisenfonds gründeten. Und die Krise ist schlimmer denn je. test.de hat die Anleiherenditen verschiedener Euroländer einer Langfristanalyse unterzogen.
Renditen driften auseinander
Seit gut zwölf Jahren gibt es die Gemeinschaftswährung jetzt schon, doch die Gemeinsamkeiten werden immer geringer. Das zeigt unsere Langfristanalyse der Anleihemärkte von 1991 bis jetzt (siehe Grafik).
Als am 1.1.1999 der Euro eingeführt wurde – damals nur als Buchgeld, das Bargeld kam erst drei Jahre später – hatten die Länder der Eurozone eine jahrelange Konvergenzphase hinter sich. Damit aus dem Euro keine Weichwährung würde, hatten sich die Gründungsmitglieder des Euro auf Stabilitätskriterien geeinigt. Die Staatsverschuldung sollte nicht höher sein als 60 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung, gemessen am BIP, die Neuverschuldung nicht mehr als 3 Prozent des BIP betragen. Die Inflationsraten der einzelnen Länder darf nicht mehr als 1,5 Prozentpunkte über der Teuerung der drei preisstabilsten Länder liegen. Auch das Zinsniveau sollte sich angleichen – was es auch getan hat, wie unsere Analyse zeigt.
Zehn Jahre Ruhe sind vorbei
Zehn Jahre schien das Projekt ein voller Erfolg, bis die Finanzkrise die Unterschiede jäh wieder zutage brachte – zum Beispiel die Unterschiede in der Kreditwürdigkeit der einzelnen Euroländer. Die Renditen der höher verschuldeten, weniger stabilen und wachstumsschwächeren Länder stiegen an und signalisierten damit ein höheres Risiko der Anleihen dieser Länder.
Für Anleger heißt das: Wer Staatsanleihen aus dem Euroraum kauft, muss wieder genau hinschauen, wem er sein Geld leiht. Die Manager der Rentenfonds Euro, die in unserem Fondsdauertest am besten abschneiden, haben das getan (den Fondsdauertest finden Sie im Produktfinder Investmentfonds). Griechische Papiere sind in den Fonds nicht mehr vorhanden, portugiesische und irische Anleihen kaum. Spanische und italienische Staatsanleihen sind gemessen an ihrer Marktbedeutung ebenfalls nur in geringem Umfang in den Fonds.
Fonds für die Krise
Wer nur noch in Anleihen der nicht krisengeschüttelten Euroländer anlegen will, kauft zum Beispiel börsengehandelte Rentenindexfonds, ETFs, die sich auf einen Index mit ausschließlich deutschen Staatsanleihen beziehen. Das sind der iShares eb.rexx Government Germany (Isin DE0006289465) oder der ETFlab Deutsche Börse Eurogov Germany (DE000ETFL177). Der ETF Lyxor ETF EuroMTS AAA Government Bonds (FR0010850258) bildet einen Index ab, indem nur Staatsanleihen von Ländern mit einem Rating von AAA sind. Die Note AAA bescheinigt eine hervorragende Bonität.
Von den aktiv gemanagten Rentenfonds Euro sind drei österreichische Angebote nur in sicheren Gefilden unterwegs: Der RT § 14 Vorsorge Fonds der Gesellschaft Ringturm (AT0000858915), der Klassik Anleihen Fonds der Raiffeisen Salzburg Invest (AT0000961016) sowie der Kepler Vorsorge Rentenfonds (AT0000799861).
Eine weitere Alternative wäre, Staatsanleihen ganz zu meiden und statt dessen in Anleihen von Unternehmen zu investieren. Das macht zum Beispiel der Fonds LBBW Renten Euro Flex (DE0009766964). 85 Prozent des Anlegergeldes liegen in Unternehmensanleihen, der Anteil an Staatsanleihen beträgt nur rund 5,5 Prozent.
Ein reines Investment in Unternehmensanleihen bieten drei ETFs: Der ETF iShares Markit iBoxx Euro Corporate Bond (DE0002511243) und der Lyxor ETF Euro Corporate Bond (FR0010737544) beziehen sich beide auf den Index Markit iBoxx € Liquid Corporates. Er enthält 40 Unternehmensanleihen, vorwiegend aus den Niederlanden, den USA und Großbritannien. Der ETF iShares Barclays Capital Euro Corporate Bond (DE000A0RM454) bildet den Barclays Capital Euro Corporate Bond-Index ab. Er zeichnet die Wertentwicklung von knapp 1400 verschiedenen Unternehmensanleihen nach (weitere Informationen finden Sie in „Anlegen mit Anleihen“ aus Finanztest 05/2011).
...weitere Informationen zu ETFs/Indexfonds und aktiv gemanagten Fonds bietet der Produktfinder Investmentfonds.