Tenhagen: Der Euro ist sicher

[15.07.2011] Die hohen Schulden Griechenlands und anderer Euro-Länder verunsichern Märkte, Unternehmen und Verbraucher. Finanztest-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen erklärt, warum die Gemeinschaftswährung Bestand hat und gibt Tipps für Urlauber in Europa.
test.de: Finanzminister Schäuble sagt: „Griechenland gefährdet den Euro als ganzes.“ Ist der Euro noch sicher?
Tenhagen: Im Augenblick ist der Euro sicher. Griechenland, Portugal und auch Irland haben eine zu hohe Staatsverschuldung und die wirkt sich auf die Stabilität des Euro aus. Das ist aber eher ein psychologischer Effekt und weniger ein realwirtschaftlicher. Und weil die Schuldenkrise nicht behoben wird, wird der psychologische Effekt immer gravierender und führt in eine politische Vertrauenskrise. Es muss Vertrauen zurückgewonnen werden.
test.de: Kommt die D-Mark nach Deutschland zurück?
Tenhagen: Die D-Mark kommt nicht zurück, das sollte sie auch nicht. Der Export-Vizeweltmeister Deutschland profitiert erheblich von dem gemeinsamen Währungsraum. Für Firmen ist die Einheitswährung die Grundlage, womit sie die deutsche Konkurrenzfähigkeit im Euro-Raum unter Beweis stellen können. Der Handel außerhalb des Euro-Raums profitiert von der starken Währung. Auch für Urlauber ist es gut, dass sie in den Niederlanden, in Spanien und Italien mit Euro bezahlen können. So haben sie nämlich ein Gefühl für die Preise. Der Euro ist deutlich höher bewertet, als vor zehn Jahren bei seiner Einführung.
test.de: Stehen wir vor einem großen Inflationsanstieg?
Tenhagen: Im Augenblick droht kein großer Anstieg der Inflation. Es ist noch nicht lang her, da hat die Bundesbank vor dem Gegenteil gewarnt. Sie hat die Deflation – das Sinken der Preie – als größtes Risiko für Sparer beschrieben, insbesondere für Versicherungssparer. Das sind Kunden, die in eine Renten- oder Lebensversicherung einzahlen.
test.de: Wird es in Europa demnächst Bankenpleiten geben und woher weiß ich, dass es meine nicht trifft?
Tenhagen: Möglicherweise gehen im Euro-Raum einzelne Banken pleite. Auch in Deutschland sind in den vergangenen Jahren kleinere Geldhäuser in die Insolvenz gegangen. Das Geld der Sparer ist dennoch geschützt. EU-weit sind mindestens 100 000 Euro pro Bank und Sparer sicher.
test.de: Angenommen, Sie hätten 30 000 Euro übrig. Wo würden Sie das Geld anlegen?
Tenhagen: Finanztest macht häufiger Beratungstests bei Banken. Für eine gute Beratung müsste ich dem Berater erst erzählen, wie meine Einkommens- und meine Vermögenssituation ist, welche Allgemeinbildung ich in Finanzfragen habe und wie lange ich das Geld entbehren kann. Solche persönlichen Daten sind aber nichts für den Internetauftritt von test.de. Im Ernst: Wenn Sie sich selbst diese Fragen beantworten, können Sie bei Finanztest nachlesen, welche Produktkategorie von Geldanlagen für Sie in Frage kommt. Die jeweils besten Produkte in einer Kategorie, finden Sie dann auch in Finanztest.
test.de: Wie können Anleger von der Schuldenkrise der sogenannten PIIGS-Länder profitieren?
Tenhagen: Risikofreudige Anleger können darauf setzen, dass diese Länder nicht pleitegehen. Alle Urlauber können derzeit in Griechenland, Portugal und Irland preiswerter in den Urlaub gehen. Das ist auch kein Geheimnis: Auf der griechischen Insel Rhodos urlauben derzeit 30 Prozent mehr Touristen als im vergangenen Jahr.