Griechenland-Krise: Anleger können cool bleiben
[17.06.2011] Jetzt warnen sogar schon die USA vor einem Crash in Europa, sollte Griechenland pleite gehen. Ist die Schuldenkrise tatsächlich so gefährlich? test.de zeigt, welche Folgen die Finanznöte der Griechen für Anleger haben können, die Ihr Geld in Euro-Rentenfonds, Renten-ETFs, Tagesgeld und Lebensversicherungen investiert haben.
Euro-Rentenfonds sind sicher
Noch ist unklar, wie es mit der Hilfe für Griechenland weiter geht. Sparer, die ihr Geld sicher anlegen wollten und Anteile an Euro-Rentenfonds gekauft haben, verfolgen die Entwicklung mit Sorge. Euro-Rentenfonds investieren das Geld der Anleger in Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Pfandbriefen, die auf Euro lauten – wobei meist Staatsanleihen aus Euroland den Schwerpunkt bilden. Doch Rentenfonds Euro sind weiterhin sicher. Die meisten dürfen nur in Anleihen guter Bonität investieren, riskante Papiere sind verboten. Der überwiegende Anteil des Anlegergelds steckt in sicheren deutschen Staatsanleihen. Griechische Anleihen sind in vielen Fonds nicht (mehr) vertreten. Anleger, die Zweifel haben, ob ihr Fonds griechische Anleihen enthält, können sich über die Factsheets der Fonds im Internet informieren, sich bei der Fondsgesellschaft erkundigen oder ihren Berater fragen, der ihnen den Fonds verkauft hat.
[07.09.2011] Das Bundesverfassungsgericht weist die Klage gegen das erste Griechenland-Hilfspaket sowie den im Mai 2010 beschlossenen Euro-Rettungsschirm ab. Deutschland bürgt dabei mit insgesamt rund 170 Milliarden Euro.
Bundesverfassungsgericht, Urteil vom 07.09.2011
Aktenzeichen: 2 BvR 987/10, 2 BvR 1485/10, 2 BvR 1099/10
Weniger Sorgen um Italien und Spanien

Sollte Griechenland seine Schulden nicht mehr bezahlen, könnte die Krise auf andere hoch verschuldete Euroländer übergreifen wie zum Beispiel auf Portugal oder Irland. Noch werten die Ratingagenturen die Anleihen dieser Länder aber nicht als spekulative Papiere. Zur Riege der kritischen Anleihen wurden noch vor einiger Zeit auch Spanien und Italien gezählt. So kam es zur despektierlichen Abkürzung „PIIGS-Staaten“ für Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien. Mittlerweile ist die Sorge an den Finanzmärkten um diese Länder jedoch geringer geworden. Wenn überhaupt, wird eher Spanien kritisch gesehen, Italien weniger. Das zeigt sich auch an der Entwicklung der Anleihekurse dieser Länder (siehe Grafik).
Entwarnung für Renten-ETFs
In unserem Test von börsengehandelten Rentenindexfonds, den so genannten Renten-ETFs, haben wir untersucht, wie hoch der Anteil kritischer Anleihen in den Fonds ist. Griechische Anleihen waren lediglich in drei Fonds vertreten, und das auch nur zu einem Anteil am Fondsvermögen von 3 Prozent. Dagegen betrug der Anteil der Anleihen aller Problemländer bei einigen Fonds bis zu 40 Prozent. Dabei handelte es sich allerdings hauptsächlich um italienische Papiere. Wir haben die Kurse dieser Fonds stichprobenartig überprüft – und können Entwarnung geben. Zumindest bislang macht sich die Zuspitzung der Krise in Griechenland kaum bemerkbar. Wer sicher gehen will, tauscht seinen Renten-ETF mit gemischten Euroland-Anleihen in einen Renten-ETF, der nur deutsche Staatsanleihen enthält oder nur solche, die mit AAA, der Bestnote der Ratingagenturen, bewertet sind (mehr Infos siehe Produktfinder Investmentfonds).
Tagesgeld nicht betroffen
Wer ein Tagesgeld oder ein Festgeld hat, muss keine Angst um sein Geld haben. In unsere Top-Empfehlungslisten kommen nur Angebote, deren Einlagensicherung das Kundengeld bis mindestens 100.000 Euro vollständig schützt. Häufig ist sogar deutlich mehr gesichert. Anleger, die Zweifel haben, können sich entweder auf der Internetseite ihrer Bank informieren oder in unserem Produktfinder Zinsen.
Versicherungen geben Entwarnung
Auch die Lebensversicherer investieren in Anleihen. Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungen beträgt der Anteil an griechischen Anleihen im Durchschnitt aber nur 0,5 Prozent.
Euro ist weiter stabil
Viele Leute machen sich außerdem Sorgen um die Zukunft und die Stabilität des Euro. Der Wechselkurs des Euro hat unter der Krise gelitten. Im Vergleich zum Dollar hat er nach Ausbruch der Krise im November 2009 an Wert verloren. Auf seinen seit längerer Zeit tiefsten Stand ist er im Juni 2010 gefallen, nachdem die Europäische Union ein Rettungspaket für alle Euroländer mit Finanzschwierigkeiten beschlossen hatte. Ein Euro war damals noch 1,20 Dollar wert. Mittlerweile bekommt man für einen Euro wieder rund 1,40 Dollar (siehe Grafik). Ein Grund zur Sorge ist beides nicht. In der Zeit nach Einführung des Euro-Bargelds war der Euro weniger wert als ein Dollar. Normalerweise ist ein schwacher Wechselkurs außerdem ein guter Treiber für den Export, weil Waren aus Euroland damit im Vergleich zu Waren aus dem Dollarraum günstiger werden. Deutschland als Exportnation würde von einer Abwertung des Euro demnach profitieren. Dass die Zukunft der Gemeinschaftswährung generell auf dem Spiel stünde, ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation.
Viele setzen auf ein gutes Ende
Unmittelbar von der Zuspitzung der Krise betroffen sind Anleger, die Anleihen des griechischen Staates direkt halten. Nach Angaben der Direktbank comdirect haben Privatanleger zuletzt vermehrt kurz laufende Griechenlandanleihen gekauft. Sie spekulieren darauf, dass der Rettungsschirm funktioniert und die EU beziehungsweise die Steuerzahler Griechenland vor einer Pleite retten. Geht ihre Wette auf, winkt ihnen eine hohe Rendite. Geht’s schief, ist das Geld möglicherweise weg. Wer zockt, geht dieses Risiko aber ganz bewusst ein.