
In ihren Büchern warnen Marc Friedrich und Matthias Weik seit Jahren vor einem Crash. © Christian Stehle, Asperg
In ihren Büchern wie „Der größte Crash aller Zeiten“ warnen Marc Friedrich und Matthias Weik vor dem großen Finanzcrash. Gleichzeitig sind sie Ideengeber für den „Wertefonds“, der Anlegern Zuflucht bieten soll, wenn es tatsächlich einmal kracht. Die Stiftung Warentest hat sich den Fonds und sein Konzept genauer angesehen – und ist nicht beeindruckt.
Finanzcrash als Verkaufsrezept
Vor dem Finanzcrash warnen und gleichzeitig als Abhilfe ein passendes Finanzprodukt vermarkten. Diesen Dreh schaffen die Bestsellerautoren mit dem Friedrich & Weik Wertefonds R. Mit dem Tagesgeschäft des Fonds haben sie allerdings nichts zu tun, dafür gibt es ein eigenes Management. Hinter dem Wertefonds steht die Solit Fonds GmbH. Das Unternehmen Solit ist ansonsten vor allem im Vertrieb von Edelmetallen aktiv.
Fonds mit Fokus auf Goldanlagen
Der Fonds besteht aus den Anlageklassen Gold, Minenaktien, Aktien, Sachwerte (Real Assets) und Barvermögen (Cash). Aktuell steckt jeweils mehr als ein Fünftel des Fondsvermögens in Goldbarren, Goldminenaktien und in anderen Aktien, mit starkem Fokus auf europäischen, insbesondere deutschen Nebenwerten. Zu den Sachwerten zählt ein Silber-ETF, perspektivisch strebt der Fonds auch Anlagen in Diamanten, Wald und Ackerland an. Die Barquote liegt aktuell bei rund 20 Prozent.
Vollmundige Werbeversprechen
Der Wertefonds soll „reale Vermögenssicherung in Zeiten überbordender Schulden und historischen Niedrigzinsen“ bieten. Der Fonds sei „einzigartig, werterhaltend, breit gestreut, frei handelbar, vollkommen transparent, ehrlich“ und habe „faire Kosten“. In einigen Punkten meldet Finanztest Widerspruch an:
Rendite: bisher kaum vorhanden
Der Wertefonds wurde Anfang Januar 2017 aufgelegt und hat bis zu unserem Stichtag (8. Januar 2020) gerade mal 4,4 Prozent Rendite erzielt. Wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit nicht nur die Aktienmärkte boomten, sondern auch Gold kräftig zulegte, ist das schwer nachvollziehbar. Konkret: Der globale Aktienmarkt stieg seit Anfang 2017 – in Euro gerechnet – um 38 Prozent, der Goldpreis um fast 29 Prozent.
Kosten: fair sieht anders aus
Mit Kosten von 1,94 Prozent pro Jahr ist der Wertefonds selbst für einen aktiv gemanagten Fonds relativ teuer. Das i-Tüpfelchen bildet aber seine eigenwillige Erfolgsgebühr: Liegt die Wertentwicklung über dem harmonisierten Verbraucherpreisindex plus 3 Prozentpunkte pro Jahr, gehen von dem Überschuss 7,5 Prozent für die Gebühr ab. Dass Anleger mangels Erfolgs davon bisher verschont geblieben sind, ist ein eher schwacher Trost.
Anlageethik: zumindest problematisch
Wie die für den Fonds propagierte Idee von „Moral, Anstand und Ethik“ zur Anlage in Goldminenkonzernen oder Diamanten passen, bleibt rätselhaft. Die Goldförderung steht in heftigem Konflikt mit dem Umweltschutz. Auch der Besitz von Goldbarren und -münzen ist ethisch-ökologisch zumindest problematisch.
Sinnvolle Alternativen zum Wertefonds
Ein Crash an den Finanzmärkten ist immer möglich. Anleger schützen sich am besten davor, indem sie ihr Vermögen breit streuen. Die Investition in Sachwerte, dazu zählen auch Aktien, ist an sich eine gute Idee. Das geht aber eleganter und deutlich günstiger als mit dem Wertefonds. Im Aktienbereich lässt sich die Idee am einfachsten und billigsten mit einem Weltaktien-ETF umsetzen. Damit beteiligen sich Anleger indirekt an den wichtigsten Konzernen der Welt. Das Pleiterisiko einzelner Unternehmen spielt wegen der extrem breiten Streuung – der Index MSCI World bündelt mehr als 1 600 Aktien – keine Rolle. Im Wertefonds befinden sich zurzeit neben den Goldminenunternehmen nur rund 50 Aktien. Anleger mit ethisch-ökologischem Anspruch können in unserer Datenbank Fonds und ETF im Test nach entsprechenden ETF-Angeboten filtern. Gold ist eine sinnvolle Depotergänzung. Finanztest hält einen Anteil von bis zu 10 Prozent für vertretbar. Anleger, die Gold nicht unbedingt als Barren oder Münzen besitzen wollen, finden in börsengehandelten Gold-ETC eine bequeme und preiswerte Alternative.
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@racemat: Wir erwarten nicht, dass Leser - nur um die Daten eines Fonds zu sehen - bei uns 4 Euro bezahlen. Das ist nur interessant, wenn man (zeitlich befristet) unsere Fondsdatenbank mit knapp 20 000 Fonds nutzen möchte. Wir kritisieren außerdem nur das Beimischen von Gold mit dem gleichzeitigen Propagieren von „Moral, Anstand und Ethik“. Beides zusammen geht unserer Meinung nach nicht. Hier haben wir das letzte Mal zu dem Thema ausführlich geschrieben: „Silber & Gold kaufen“ (April 2018, 1 Euro). Und zum „oberlehrerhafte Getue“ - sorry, wir können nicht anders. Die Stiftung-Warentest testet Waren und Dienstleistungen nach wissenschaftlichen Grundsätzen und veröffentlicht diese in den Publikationen der Stiftung. Die kostenlosen Infos hierzu finden Sie unter „Über uns“. (TK)
Und das gilt sowohl für Friedrich & Weik als auch für die Stiftung Warentest. Denn um die tatsächlichen Eckdaten für diesen Fond ansehen zu können, soll ich einen Obulus von 4€ löhnen. Dabei gibt es auf Youtube ein Video, das genau das thematisiert und nicht so mit dem oberlehrerhaften Getue daher kommt: "Auch der Besitz von Goldbarren und -münzen ist ethisch-ökologisch zumindest problematisch." Um dann weiter unten genau das für bis zu 10% zu empfehlen. Wiederspruch in sich.
Die Kosten des Fonds sind zu hoch, aber wer keine Ahnung hat zahlt halt. Das gilt überall auch auf der Seite test.de
Es verwundert mich immer wieder, wie Bücher mit dem angeblichen (Un)Wissen über den nächsten bevorstehenden Crash, in solch hohen Auflagen verkauft werden. Für mich ist das Glaskugelleserei und hat nichts mit Seriosität zu schaffen. Es ist für mich billige Effekthascherei und kluges Verkaufsmarketing und hat aber auch gar nichts mit wissenschaftlich fundiertem Wissen zu tun.
Seit gut 20 Jahren bin ich mein eigener Finanzberater und mein eigener Finanzstratege.
Auch ich musste anfangs Lehrgeld zahlen. Ich habe allerdings unbeirrt von Crash- vorhersagen meine ETF-Portfolio-Strategie (buy and hold) konsequent durchgezogen und hatte damit die letzten 10 Jahre großen Erfolg.
Ich kann jedem Leser nur raten, nicht auf diese Zauberlehrlinge und selbsternannten Crashgurus zu hören. Der nächste Crash kommt bestimmt. Aber keiner kann den Crash voraussagen.
R. L.
Kommentar vom Autor gelöscht.