
© Martin Burgdorff
Wer gemeinsam durchs Leben geht, sollte auch beim Geld die Weichen richtig stellen. Vier typische Modellpaare im Finanzcheck.
Glauben Sie an die Liebe fürs Leben? In einer Umfrage antworten 74 Prozent der Befragten mit Ja. Auch wenn sich die Zahl der Eheschließungen in den letzten 60 Jahren halbiert hat, dominiert die Ehe noch immer das Familienleben. Um die 400 000 Paare geben sich jährlich das Ja-Wort.
Die heutigen Partnerschaftsmodelle sind vielfältig: Paare heiraten oder nicht und leben als Familie mit Kindern oder ohne zusammen, mit gemeinsamem Nachwuchs oder als Patchwork-Familie. Gleichgeschlechtliche Paare dürfen seit dem Jahr 2017 heiraten. Die Statistik zeigt: In 58 Prozent der Haushalte lebt mehr als eine Person.
Klar ist auch: Wer zusammenlebt, wirtschaftet zusammen. Doch wie geht das am besten? Was sollten Paare und Familien, verheiratet oder nicht, beachten bei allen Fragen rund um Geld und Versicherungen?
In unserem Finanzcheck: Altersvorsorge ab 50 haben wir uns die finanzielle Situation von Paaren ab 50 angeschaut und ihre Fragen rund ums Geld beantwortet. Diesmal stehen Jüngere im Fokus.
Unser Rat
Ehe. Finanziell sichert eine Ehe zwei Partner ab. Sie hat steuerliche Vorteile und schafft einen Platz in der Erbfolge des anderen. Sie kann aber auch Nachteile haben – vor allem, wenn sie nicht hält. Die Pflicht zum Kindesunterhalt führt nach einer Trennung oft zum Streit. Mit einem Ehevertrag können Sie als Paar für diesen Fall vorsorgen. Die wichtigsten Fakten finden Sie in unserem Special Ehevertrag.
Unverheiratet. Wenn Sie sich als unverheiratetes Paar gegenseitig absichern möchten, kommt ein Partnerschaftsvertrag in Betracht – ähnlich wie ein Ehevertrag. Sind Kinder da, sollten Sie darin auch das Umgangsrecht klären. Lassen Sie sich von einem Rechtsanwalt oder Notar beraten.
Altersvorsorge. Riester, Betriebsrente, Fondssparpläne – beide Partner sollten fürs Alter vorsorgen. Kostenpflichtige Beratungen bieten Verbraucherzentralen an.
Versicherungen. Sind Sie als Paar oder Familie gut versichert? Machen Sie ab und zu eine Bestandsaufnahme. Nutzen Sie dazu unseren kostenlosen Versicherungs-Check. Hier finden Sie auch alle unsere Tests zum Thema.
Vier Haushalte unter der Lupe
Unser Artikel hat zwei Teile. Auf dieser ersten Seite stellen wir in einem Überblick wichtige Aspekte rund ums Thema Finanzen und Paare vor. Wir sagen zum Beispiel, was Unverheiratete und Verheiratete in puncto Altersvorsorge und Krankenversicherung wissen sollten – und was für Eltern von Bedeutung ist. Denn die Familienform, in der Menschen zusammenleben, hat häufig Folgen für ihre Finanzen – bei Rente, Versicherungen und vielem mehr.
In einem zweiten Teil widmen wir uns den besonderen Herausforderungen von vier typischen Partnerschaftsmodellen zwischen Ende 20 bis etwa 50 Jahre:
Modellfall 1: Klassische Familie
Modellfall 2: Unverheiratetes Paar
Modellfall 3: Patchwork-Familie
Modellfall 4: Junges Paar mit Kinderwunsch
Schritt für Schritt analysieren wir ihre Lebenslage, Einkommenssituation und beantworten Fragen wie diese:
- Ist das Vermögen richtig strukturiert, auch im Hinblick auf die gleichberechtigte Absicherung beider Partner?
- Welche Sparmöglichkeiten bieten sich an?
- Wann lohnt ein Wechsel der Steuerklasse?
- Wie lässt sich eine Immobilie finanzieren?
- Lohnt sich eine Riester-Rente?
- Welche Versicherungen sind wichtig?
Rente: Ehepartner im Vorteil
Ob verheiratet oder nicht – bei der langfristigen Rentenplanung spielt das eine große Rolle. Ehepartner sind klar im Vorteil. Zu den Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung gehört die Absicherung von Hinterbliebenen. Hat ein Ehepartner in die Rentenkasse eingezahlt, erhält der andere im Todesfall in der Regel eine Witwen- oder Witwerrente. Die gesetzliche Unfallversicherung bietet bei Arbeits- und Wegeunfällen Schutz in Form von Hinterbliebenenrenten. Und wenn Arbeitnehmer in eine betriebliche Altersvorsorge einzahlen, können sie den Ehemann oder die Ehefrau meist finanziell mitabsichern.
Wichtig für Paare ohne Trauschein: Im Todesfall haben sie keine gesetzlichen Rentenansprüche. Sie können sich privat gegenseitig absichern, etwa mit einer Risikolebenspolice. Möglich ist auch, den Partner in einer Kapitallebens- oder Rentenversicherung als Bezugsberechtigten im Todesfall einzutragen.
Erbe: Unverheiratete außen vor
Geht es ums Erben, sind Unverheiratete erst einmal außen vor. Wenn sie sich gegenseitig als Erben einsetzen wollen, können sie das per Einzeltestament oder mit einem gemeinsamen notariellen Erbvertrag tun. Ein Testament kann ein Partner ohne das Wissen des anderen ändern, den Erbvertrag nicht.
Eheleute haben ein gesetzliches Erbrecht. Wenn sie sich etwas schenken oder vererben, gilt der Steuerfreibetrag von 500 000 Euro. Erbschafts- oder Schenkungsteuer werden erst fällig, wenn dieser Betrag überschritten wird.
Verheiratet zu sein führt nicht automatisch dazu, dass ein Partner alles erbt. Das geht nur mit Testament, denn auch andere sind erbberechtigt, etwa gemeinsame Kinder und – bei Kinderlosen – die Eltern des Verstorbenen.
Wenn einem Partner etwas zustößt
Vorsorgevollmacht. Meist ist es für Paare selbstverständlich, füreinander einzustehen. Aber was ist, wenn jemand nach einem Unfall oder wegen Krankheit vorübergehend oder dauerhaft nichts mehr entscheiden kann? Für diesen Fall sollten Paare rechtlich mit einer Vorsorgevollmacht vorsorgen. Die Vollmacht erlaubt, Rechtsgeschäfte für andere zu erledigen. Eheleute sind nicht automatisch dazu berechtigt – auch wenn das viele denken. Eine Vorsorgevollmacht sollte schriftlich vorliegen, ein Notar ist in der Regel nicht nötig. Der Vollmachtgeber beauftragt eine Person, zum Beispiel den Partner, für ihn in Gesundheitsfragen zu entscheiden, mit Ärzten zu sprechen, sich um das Vermögen, Steuern, Versicherungen, die Post und Weiteres zu kümmern. Es gibt vorgefertigte Formulare, die helfen, nichts zu vergessen.
Richtig vorsorgen. Die Stiftung Warentest bietet kostenlose Formulare für Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungsverfügung mit Ausfüllhilfe an. Im Ratgeber Das Vorsorge-Set gibt es ausführliche Erklärungen und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Das Set gibt es für 14,90 Euro im Buchhandel und in unserem Onlineshop.
Riester: Oft gut für Familien
Geht es um die Altersvorsorge, stellt sich die Frage nach der Riester-Rente. Lohnt sich das noch? Nicht für jeden – doch gerade für Familien mit Kindern bleibt Riester ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge. Der Vorteil: Eltern erhalten Zulagen vom Staat. Und zwar für jedes ab dem Jahr 2008 geborene Kind 300 Euro. Oft reichen minimale Einzahlungen, um mehrere Hundert Euro dazuzubekommen. Egal, wie sehr alle auf die Riester-Rente schimpfen: Mütter oder Väter sollten sie nicht verschenken. Wie die Förderung funktioniert, erklären wir am Modellfall 1: Klassische Familie.
Altersvorsorge: Flexibel sparen
Das starre Korsett vieler Altersvorsorgeverträge passt nicht zu den heute oft wechselhaften Erwerbsbiografien. Wer möglichst flexibel bleiben und bequem sparen möchte, fährt mit einem Fondssparplan derzeit sicher besser als mit einer privaten Rentenversicherung. Sparbetrag bei Gehaltserhöhung hochsetzen? Kein Problem. Einzahlungen stoppen, wenn das Geld knapp wird? Schade, aber problemlos möglich. Sparpläne bieten hohe Renditechancen, sind transparent und flexibel (Modellfall 1: Klassische Familie „Zusätzliches Sparen möglich“).
Immobilie: Finanzierung planen
Wird die Familie größer, haben viele den Traum vom Eigenheim. Trotz hoher Preise kann bei den aktuell niedrigen Bauzinsen die Eigentumswohnung oder das Haus zum Greifen nah sein. Im Modellfall 4: Junges Paar mit Kinderwunsch geben wir Tipps für eine Immobilienfinanzierung.
Versicherungen: Existenzielles zuerst
Existenzielle Risiken zuerst – das gilt, wenn es um Versicherungen geht. Jeder braucht eine private Haftpflichtversicherung. Sie gehört zu den wichtigsten Policen. Versicherer bieten meist Single- oder Familienverträge an. Partner, ob verheiratet oder nicht, können sich gemeinsam über eine Familienpolice (Modellfall 3: Patchwork-Familie) absichern. Die Versicherung springt ein, wenn der Versicherte Schadenersatz zahlen muss. Ein kleines Missgeschick kann zu Schäden in Millionenhöhe führen – was zum Glück selten passiert. Wir empfehlen als Versicherungssumme 10 Millionen Euro pauschal für Personen- und Sachschäden.
Wer für andere sorgt, braucht eine Risikolebensversicherung mit ausreichender Versicherungssumme. Sie zahlt im Todesfall und sichert so den Lebensunterhalt der Angehörigen finanziell ab.
Die meisten Menschen leben von ihrem Einkommen. Sie sollten frühzeitig eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Dann bekommen sie eine Rente, wenn sie ihren Beruf nach Unfall oder Erkrankung aus gesundheitlichen Gründen aufgeben müssen. Mit einer ausreichend hohen Rente lässt sich der Lebensstandard halten (Modellfall 2: Unverheiratetes Paar „Berufsunfähig – was dann?“).
Was ist, wenn meinem Kind etwas zustößt? Für Kinder ist eine Kinderinvaliditätsversicherung sehr zu empfehlen. Sie zahlt, wenn ein Kind durch Krankheit oder Unfall dauerhaft invalide wird. Der Schutz ist allerdings nicht ganz billig. Alternativ kommt die preiswertere private Unfallversicherung in Betracht. Wir zeigen, wie Eltern den Schutz regeln können (Modellfall 1: Klassische Familie).
Familienpolice: Nur ein Vertrag
Ob Immobilie, Hausrat, Rechtsschutz oder Auslandsreise: Für viele Versicherungen brauchen Paare und Familien, die in einem Haushalt zusammenleben, nur einen Vertrag. Welche Versicherungen notwendig und sinnvoll sind, zeigen wir am Modellfall 3: Patchwork-Familie.
Krankenkasse: Vorteile für Ehepaare
Bei der Krankenversicherung bietet die gesetzliche Krankenkasse Vorteile für Verheiratete. Ist ein Partner Mitglied, kann der andere beitragsfrei mitversichert werden, sofern er monatlich weniger als 445 Euro oder in einem Minijob bis zu 450 Euro verdient. Kinder sind ohne Extrakosten mitversichert, wenn beide Eltern gesetzlich krankenversichert sind.
Sind beide Eltern privat krankenversichert, braucht ihr Kind einen eigenen Vertrag.
Ist ein Elternteil gesetzlich, der andere privat krankenversichert, ist es mitunter entscheidend, ob die Eltern verheiratet sind und wie viel der privat versicherte Elternteil verdient.
Tipp: Mehr in unserem Special Gesetzliche Krankenversicherung.
Bankkonto: Kein Streit ums Geld
Im Alltag geht es eher um tägliche oder monatliche Ausgaben als um Versicherungen oder Rente: Wer zahlt die Kreditrate fürs Haus oder die Miete? Wer kommt für die Klassenfahrt des Kindes auf oder für die Einkäufe?
Damit Geld nicht zum Dauerstreitthema wird, kommen Paare nicht darum herum, sich auf Regeln für den Umgang mit Geld zu einigen. Nützlich ist das richtige Kontomodell. Wir erklären, welches Modell sich für wen eignet. Besonders bei ungleichen Einkommen und unterschiedlichem Ausgabeverhalten sollten Paare Absprachen treffen – damit es lange harmonisch bleibt.
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Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
@Hansi0419: Ja, bei unverheirateten Paaren gelten die gleichen Regeln und Tipps für hetero- wie homosexuelle Paare. (TK)
Gilt das auch für ein heterosexuelles Paar?