Finanzberatung Dubioser Verband von Honorarberatern

4
Finanzberatung - Dubioser Verband von Honorarberatern

Professionelle Tipps. 256 Honorarberater sind bei der Handels­kammer registriert. Sie sollen neutral beraten. Verbraucher müssen aber auch hier wach­sam sein. © Getty Images / EyeEm

Wenn Anlegende für Ratschläge bei der Geld­anlage bezahlen, sollten die Berater unabhängig sein. Ein Verband solcher Honorarberater geht mit schlechtem Beispiel voran.

Hilfe im Dschungel der Geld­anlage­angebote versprechen etwa 39 000 Finanz­anlagen­vermittler. Sie erhalten aber Provisionen von den Anbietern der Finanz­produkte. Suchen Kunden eine neutrale Beratung, müssen sie zahlen. Sie können sich an einen der 256 Honorar-Finanz­anlagenberater wenden, die bei der Handels­kammer registriert sind.

Berater­verband. Doch auch dabei muss man aufpassen. Wer etwa beim Bundes­verband unabhängiger Honorarberater gemeinnütziger e. V. nach einem Berater fragt, wird auffällig häufig an die Deutsche Honorarberatung GmbH vermittelt. Ihr Geschäfts­führer ist Christian Hagemann. Schwierig: Weder Verband noch Firma weisen darauf hin, dass Hagemann auch den Verband gegründet hat.

Verbindungen. Die Deutsche Honorarberatung GmbH bestreitet, dass der Bundes­verband unabhängiger Honorarberater besonders oft an sie vermittelt. Entsprechende Kritik anderer Berater hat Finanztest aber über­prüft. Tatsäch­lich empfahl er bei einer verdeckten Anfrage von Finanztest nur die Deutsche Honorarberatung GmbH. Diese wirbt außerdem damit, dass der Berater­verband sie zertifiziert habe.

Verbraucherzentrale Bundes­verband klagte

Verbraucher­verband. Seriös mutet an, dass der Berater­verband Mitglied im Verbraucher­schutz Bundes­verband gemeinnütziger e. V. ist. Den gründete Hagemann auch mit. Der Name suggeriert Größe. Er klingt ähnlich wie Verbraucherzentrale Bundes­verband e. V.. Dieser reichte 2020 eine Klage beim Land­gericht Berlin ein. Es hat den neuen Verband verurteilt, zu unterlassen, im Rahmen geschäftlicher Hand­lungen die Bezeichnung „Verbraucher­schutz Bundes­verband gemeinnütziger e. V.“ zu verwenden. Ihm fehle dafür nötige Größe, bundes­weite Bedeutung und Organisations­tiefe.

Wechsel. Finanztest fragte beim Vorstand dieses Verbraucher­verbands, Markus Kraiger, nach. Er war zuvor Vorstand beim Berater­verband und unter­schrieb Zertifikate. Eines unterzeichnete auch Gregor Bara für den „Prüfungs­ausschuss“ des Berater­verbands. Nun ist er dessen Vorstand. Bara war in der Funk­tion zuvor beim Verbraucher­verband tätig. Die Zuständigen der Verbände wiesen wie Hagemann die Kritik intrans­parenter Interes­senverflechtung zurück.

Warn­liste. Finanztest setzt beide Verbände auf die Warn­liste Geld­anlage (test.de/warnliste).

4

Mehr zum Thema

4 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Feodis am 08.06.2023 um 12:24 Uhr

Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Verstoß gg. die Netiquette

Christian1508 am 23.05.2023 um 01:08 Uhr

Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Verstoß gegen die Netiquette.

Verbraucheraufklärer am 07.03.2023 um 00:29 Uhr

Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Verstoß gegen die Netiquette

Zauberlaub am 21.08.2022 um 13:08 Uhr
Beratung via Christian Hagemann

Habe eine Honorar-Beratung von Christian Hagemann in Anspruch genommen zwecks Kapitalanlage.
Ich habe leider kaum Infos erhalten, die ich nicht bereits durch Portale wie finanzfluss, finanztip o. Ä. kannte.
Weiterhin wurden durch Hr. Hagemann vorab persönliche Daten (auch zur finanziellen Situation) via einer Webseite abgefragt. Hinter dieser Webseite stand ein drittes Unternehmen aus Australien.
Man gewann zudem den Eindruck, als würde Hr. Hagemann einem sein jährlich wiederkehrendes Beratungs-Modell/ -Produkt verkaufen wollen.
Wer es bequem mag, mehrere hundert Euros locker sitzen hat und keinerlei Recherche vorab betreibt oder betreiben möchte, macht mit Hr. Hagemann bestimmt nicht viel verkehrt. Persönlich hätte ich etwas mehr Professionalität und weniger "Verkaufsdruck" erwartet bzw. mir gewünscht.

dreamerkiwi am 19.08.2022 um 09:40 Uhr
Unheimlich, aber gut verständlich

Ich konnte dem Beitrag sehr gut folgen; er ist verständlich formuliert.
Den Inhalt finde ich allerdings äußerst unheimlich: Ich kann kaum glauben, wie weit Menschen gehen, wenn sie sich beruflichen Erfolg versprechen. Mit transparenter, unabhängiger Beratung und Verbraucherschutz hat das hier nichts zu tun. Wo ist der moralischer Kompass dieser Menschen? Um so wichtiger, dass die Stiftung Warentest hier aufklärt. Vielen Dank für Ihre Arbeit!