
Feuerlöscher Auf den Inhalt kommt es an. Im Haushalt eignen sich prima Schaum (Foto) und Wasser, Pulver eher nicht. © Julia Unkel
Keine Panik, wenn der Rauchmelder Alarm schlägt und es brennt. Mit den richtigen Mitteln können Sie Feuer bekämpfen, ohne sich zu gefährden.
Erst züngeln die Flammen schwach, dann immer heftiger. Der ausgetrocknete Adventskranz brennt. Das Feuer greift auf den Vorhang über. Schon lodern die Flammen meterhoch. In diesem Moment greift Jörg G. zum Löschspray, reißt die Kappe von der Dose und drückt den Knopf. Ein breiter Strahl schaumiger Tröpfchen sprüht in Richtung Feuer. Jörg G. zielt genau und meldet kurz darauf: „Feuer aus“. Ein Blick auf die Stoppuhr zeigt: Die Löschaktion hat 22 Sekunden gedauert. Einen Wohnungsschaden gabs zum Glück nicht. Der Kranz fackelte im Auftrag der Stiftung Warentest auf einem Prüfstand ab.
Unser Rat
Wenn es zu Hause in der Wohnung lichterloh brennt, lautet der wichtigste Rat: Sich und andere in Sicherheit bringen und die Feuerwehr rufen. Sofern es gefahrlos möglich ist, können Sie ergänzend einen kleinen Brand selbst bekämpfen, aber aus sicherer Distanz. Empfehlenswert sind dafür vor allem Schaum- und Wasserlöscher mit 6 Liter Inhalt für etwa 50 bis 100 Euro je Stück sowie handliche Löschsprays mit 0,6 Liter Inhalt für etwa 22 bis 30 Euro.
Wasser und Schaum löschen prima

Löschspray Adventskranz und Vorhang brennen lichterloh. Mit den Sprays ließen sich solche Brände in 11 bis 22 Sekunden löschen. © Julia Unkel
Prüfer Jörg G. war für uns im Dauereinsatz. Immer wieder setzten wir Adventskränze in Brand. Außerdem zündeten wir Elektro-Kabeltrommeln und Speiseöl an, um zu klären: Welche Arten von Löschgeräten eignen sich, um kleine, entstehende Brände in Wohnräumen zu bekämpfen? Die Antwort: Praktisch sind die Löschsprays mit 0,6 Liter Inhalt, mit denen sich alle Testbrände löschen ließen. Schaum- und Wasserlöscher mit 6 Liter Inhalt machen wegen des größeren Löschvermögens das Zuhause noch sicherer. Keine gute Wahl sind Pulverlöscher und Löschdecken.
Video: Verschiedene Löschertypen im Praxistest
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Unser Film zeigt unter anderem, warum es keine gute Idee ist, Fettbrände mit Wasser löschen zu wollen.
Oft reichen wenige Sekunden
Jörg G. ist ein erfahrener professioneller Brandbekämpfer. Er warnt: „Jedes Feuer ist anders.“ Flammen verhalten sich tückisch und breiten sich unterschiedlich aus – selbst kleine Luftbewegungen können den Brandverlauf beeinflussen. Umso erfreulicher ist das Ergebnis unserer Versuche: Alle drei typischen Haushaltsbrände konnte der Prüfer in kurzer Zeit besiegen. Mit den Schaum- und Wasserlöschern brauchte er dafür maximal 12 Sekunden, mit den Löschsprays höchstens 26 Sekunden.
Tipp: Achten Sie auf die Inhaltsmenge der Sprays. Die 500 Gramm einer Reinold-Max-Dose reichten bei unseren Praxistests zum Teil nur knapp. Empfehlenswert sind eher die größeren Löschsprays von Abus und Prymos.

Demonstration mit Wucht. Der Prüfer kippt einen Viertelliter Wasser, das sich im Töpfchen am Ende der Stange befindet, in brennendes Speiseöl. In Sekundenbruchteilen bildet sich eine Flammenwolke aus Fett und Dampf. © Julia Unkel
Mehr Reserve mit 6-Liter-Löschern
Wie lange versprühen die Löschgeräte ihr Pulver, Wasser oder ihren Schaum, wenn der Prüfer den Auslöser permanent drückt? Auch das haben wir ausprobiert. Die 6-Liter-Feuerlöscher sprühten etwa eine halbe bis eine Minute lang. Diese großen Feuerlöscher „verschießen“ in dieser Zeit natürlich deutlich mehr Flüssigkeit als die Sprays.
Tipp: Wer auf Nummer sicher gehen will und mehr Löschmittelreserve wünscht, sollte sich einen Wasser- oder Schaumlöscher mit 6 Liter Inhalt kaufen.
Nahkampf mit der Löschdecke

Löschdecke. Um damit ein Feuer zu bekämpfen, muss sich der Prüfer gefährlich nah an den Brandherd heranbewegen. © Julia Unkel
Als Alternative erprobten wir auch zwei Löschdecken. Mit einer kleinen und einer großen Decke versuchte Jörg G., die Brände zu ersticken. „Das Ausbreiten der Flammen konnte ich zwar stoppen, aber die Feuer waren nicht sofort aus“, kritisiert er. Mehrfach schimmerte noch minutenlang Feuerschein durch die Decke hindurch. Auch das Speiseöl brannte weiter oder entflammte von neuem, sobald der Prüfer die Decke zur Seite nahm. Das größte Problem: Wer die Löschdecke nutzt, muss gefährlich nah an den Brandherd heran. Vorsichtshalber verzichteten wir im Praxistest mit den Löschdecken auf Versuche mit brennenden Vorhängen. Sie hätten unserem Prüfer auf den Kopf fallen können.
Tipp: Spray oder Löscher sind effektiver und sicherer als eine Decke. Bei brennendem Öl im Topf kann auch helfen: Dicht schließenden Deckel drauf und Wärmezufuhr stoppen.
Oft mangelnde Löschwirkung
Löschdecken galten noch vor einigen Jahren als gute Wahl für den Brandschutz. Mittlerweile sind sie in Verruf geraten – und das bereits mehrfach. Zum Beispiel kritisierte die schweizerische Verbraucherzeitschrift K-Tipp nach einem Test mit brennendem Speiseöl die oft mangelnde Löschwirkung. Im schlimmsten Fall schlug das Feuer beim Löschversuch sogar durch die Decke hindurch. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung warnt, dass Löschdecken „zur Bekämpfung von Speiseöl- und Speisefettbränden im gewerblichen und öffentlichen Bereich nicht verwendet werden sollten!“ Die Experten empfehlen stattdessen Feuerlöscher der Brandklasse F.
Falls Kleidung an einer Person in Brand gerät, können durch das Andrücken der Decke glühende Stoffteile auf die Haut gepresst werden, sodass zusätzliche schwere Verletzungen drohen. Fazit der Unfallversicherer: Unabhängig vom Gerätetyp sind Feuerlöscher „wesentlich effektiver als die Benutzung einer Löschdecke“.
Pulver besser nicht im Wohnraum

Pulverlöscher. Sekundenschnell trübt die Wolke aus feinem Pulver die Sicht. © Julia Unkel
Als Schnäppchen präsentiert der Handel oft Pulverlöscher mit 6 Kilo Inhalt. So kostet das geprüfte Adler-Modell häufig nur 37 Euro. Jörg G. erprobt es aus gutem Grund nur im Freien: Schon ein kurzer Hebeldruck reicht aus, um eine gewaltige Pulverwolke zu erzeugen. Kurz danach sind Brand und Umgebung kaum noch zu sehen. Im Zimmer kann der mangelnde Durchblick gefährliche Folgen haben.
Unsere Experten machen obendrein auf die Verschmutzungsgefahr durch das feine Löschpulver aufmerksam, das sich überall verteilt und in Fugen und Ritzen dringt. Aus Sorge, es könnte die Mess- und Filmgeräte auf dem Prüfstand beschädigen, haben wir auf die Praxisversuche dort im Innenraum verzichtet.
Tipp: Pulver bietet gegenüber Wasser den Vorteil, dass es auch bei Minusgraden löscht. In Wohnräumen spielt das aber keine Rolle. Wählen Sie besser einen Löscher mit Wasser oder Schaum, damit die Wohnung nicht unnötig verschmutzt und keine hohen Folgekosten entstehen.
Keine Angst vorm Hebeldrücken
Wer noch nie einen Löscher betätigt hat, könnte sich sorgen, dass es im Ernstfall misslingt. Solche Ängste sind unbegründet, zeigt der Test. Oft reicht es, den Sicherungsstift zu ziehen – und schon kanns losgehen bei Modellen, die dauerhaft unter Druck stehen. Bei einem anderen Funktionsprinzip ist zusätzlich zum Beispiel ein Schlag auf den Löscher-„Kopf“ notwendig, um im Innern das Treibgas freizusetzen.
Keine Bange: Das Löschmittel entweicht nach dem Scharfmachen nicht schlagartig. Es beginnt erst zu sprühen, wenn der Nutzer den Dosierhebel drückt.
Tipp: Falls nötig, können Sie aufhören zu drücken, den Prozess so unterbrechen und dann wieder starten. Die Kraft des Strahls ähnelt der eines Gartenschlauchs.
Die Bedienungshinweise und Piktogramme auf den Löschgeräten sind in der Regel hilfreich und leicht verständlich. Ausnahme: Auf dem 2-Liter-Löscher von GEV steht „Sicherheitsbolzen drücken“. Es gibt dort aber keinen Bolzen, sondern eine Sperrtaste. Ein Missverständnis könnte im Ernstfall wertvolle Zeit kosten.
Tipp: Stellen Sie das Spray oder den Löscher an eine gut erreichbare zentrale Stelle Ihrer Wohnung, zum Beispiel im Flur – in praktischer Griffhöhe. Im Idealfall können Sie dann ein entstehendes Feuer in wenigen Sekunden löschen.
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@PinguinMambo: Da viele Verbraucher zu zaghaft beim Löschen vorgehen, empfehlen wir, dass es besser ist komplett zu löschen, als zu wenig. Auch beim stoßweise Löschen ist es wichtig, entschlossen vorzugehen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Verwunderung mußte ich in dem Artikel lesen, daß Sie raten die Handfeuerlöscher in einem Rutsch zu "verschießen"! Das steht in krassem Gegenteil zu dem was ich über Handfeuerlöscher stets gelernt und angewandt habe. Die Handfeuerlöscher haben ein sehr begrenztes Löschvermögen. Deshalb wird seit ich denken kann empfohlen, daß ein Brand und hier meint man einen E N T S T E H U N G S B R A N D , stets in kurzen Stößen gelöscht wird. So hat man am Ende eventuell noch einen Rest für den Fall, daß es doch noch wieder aufflammt. Denn nicht überall hat man Unmengen von Handfeuerlöschern zur Hand. Oft hat man nur einen Feuerlöscher in Reichweite und mit dem muß man sorgfältig umgehen, damit man so effektiv wie möglich den Brand löschen kann. Was wichtig ist, ist sich mit den vorhandenen Löschern vor einem Brand zu befassen, damit man im Brandfall schneller und sicherer reagieren kann. Viele Feuerwehren führen dazu auch Schulungen durch. Einfach mal fragen.
@Grummelbär: Verwenden Sie ausschließlich Ladegeräte, die für den Akku oder das jeweilige Gerät vorgesehen sind.
Am besten laden Sie die Geräte außerhalb der Wohnung an einem trockenen Ort mit Brandmelder. Wenn das nicht geht: Bleiben Sie in der Nähe, wenn die Geräte am Netz hängen, und laden Sie nicht, während Sie schlafen. Räumen Sie den Ladeort frei von Brennbarem.
Verwenden Sie beschädigte Akkus niemals weiter. Kleben Sie die Pole ab und bringen Sie die Akkus zurück zum Fachhändler oder zum Wertstoffhof.
Lagern Sie Akkus nicht in der prallen Sonne oder bei Minustemperaturen.
Wenn es doch mal brennt: Raus aus dem Zimmer, Feuerwehr rufen! Nach dem Löschen lüften: Brennende Akkus können Dämpfe mit stark ätzenden und giftigen Substanzen freisetzen. Akkubrände außerhalb der Wohnung können Sie aus sicherer Distanz mit viel Wasser kühlen, bis die Feuerwehr eintrifft.
Mehr Infos zu Akkubränden finden Sie auf der Website des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung. (Se)
Hallo,
leider finde ich keine Informationen darüber, wie man am besten einen Akkubrand (v.a. Lithium-Ionen) löschen kann/sollte. Neben den vielen kleineren Akkus in Handys und Haushaltgeräten denke ich hier vor allem an Pedelec Akkus. Diese haben doch eine enorme Energiedichte.
Eine Stellungnahme, welche Brandklasse von Feuerlöscher hier geeignet ist und wie man beim Löschen am Besten vorgeht, fände ich sehr hilfreich.
@kroby: Vielen Dank für den interessanten Testwunsch, den wir gerne an das zuständige Untersuchungsteam und an unser Planungsgremium weiterleiten. Wie schnell sich diese Untersuchung realisieren lässt, können wir Ihnen derzeit nicht genau sagen, auf jeden Fall ist Ihre Anregung registriert. (spl)