„Faire“ und andere Milch: Der Kampf um den Milchpreis
Die Situation der Bauern
Fragt man Milchbauern, wie es ihrem Berufsstand geht, hört man viele wehklagen. Die Situation sei dramatisch und bedrohlich. „In den vergangenen Jahren haben tausende Milchbauern die Arbeit eingestellt, es mangelt an Nachwuchs. Seit zwei Jahren decken die Milchpreise nicht mehr die Kosten“, berichtet ein Vertreter vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter. Molkereien würden viel Druck ausüben.
Der Milchpreis
Zankapfel ist der Milchpreis – der Erzeugerpreis, den der Bauer pro Kilogramm Rohmilch von der Molkerei bekommt. Gezahlt wird mindestens der Grundpreis, der sich in allen Regionen bis auf Bayern auf einen Fettgehalt von 4 Prozent und Eiweißgehalt von 3,4 Prozent bezieht. 2009 fiel er mit 24 Cent sehr niedrig aus, 2010 kletterte er auf gut 30 Cent. Schätzungen zufolge kann ein Bauer erst ab 36 Cent Gewinn machen. Im Laden macht der Erzeugerpreis nur einen Teil des Endpreises aus. Hinzu kommen Kosten für Molkerei, Verpackung, Lagerung, Transport, Handel und die Mehrwertsteuer.
Die Biomilch
Der Preis liegt etwa um 10 Cent höher pro Kilo Rohmilch: Im Februar 2011 erhielten Biobauern rund 42 Cent. Die Tierhaltung ist insgesamt aufwendiger, auch weil den Tieren mehr Platz eingeräumt wird. Verfüttert wird größtenteils Gras, Klee und Luzerne. Biokühe geben weniger Milch.
Die fairen Angebote

Faire Preise: Faire Milchprodukte vermitteln ihre Grundidee sehr unterschiedlich. Links die Packung von Alnatura
Damit Bauern den Lohn bekommen, der ihnen zusteht, gibt es zunehmend Angebote an „fairer Milch“. Vorreiter war 2005 die Upländer Bauernmolkerei. Wer dort verarbeitete Milch kauft, zahlt 5 Cent extra – und die gehen direkt an die Bauern. Auch die Milch von Alnatura im Test wurde dort verarbeitet, sie ist also eine faire Milch. Seit 2009 gibt es ebenso „Die faire Milch“ der Milchvermarktungsgesellschaft MVS, eine H-Milch, die inzwischen vielerorts angeboten wird. Das Konzept: Milchbauern aus Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen erhalten „kostendeckende Preise“.
Die Anbieter im Test
Wir fragten bei den Anbietern im Test nach, ob sie sich für faire Bezahlung einsetzen. Discounter wie Aldi (Süd), Netto Supermarkt und Penny schwiegen, auch Rewe. Hemme-Milch, Weihenstephan und zu Teilen auch Norma erklärten, über dem üblichen Marktpreis zu zahlen. Bioanbieter Berchtesgadener Land zahlt eigenen Angaben nach deutlich über dem Durchschnitt und setzt sich für faire Preise und regionale Rohstoffe ein. dennree bezieht über Berchtesgadener Land seine Milch. Die Milch von Brodowin trägt das Logo „fair & regional“ und will darüber existenzsichernde Löhne garantieren. Das Gros der übrigen Anbieter verweist darauf, dass sie als Genossenschaften den Erzeugern Mitspracherechte einräumen und hohe Preise erwirtschaften wollen.