Auch mit Anleihen können Anleger Verluste machen. Besonders groß ist die Gefahr mit niedrig verzinsten Anleihen.
Anleihen sind sicher, heißt es. Und auf sichere Geldanlagen stehen die Leute zurzeit. Dass sie mit den vermeintlich sicheren Anleihen auch Verluste machen können, das wissen die meisten nicht. Die Rede ist hier nicht von Pleitefirmen oder bankrotten Staaten, die ihre Schulden nicht mehr bezahlen können. Es geht um Anleihen guter, zahlungskräftiger Schuldner wie Papiere des Bundes, Pfandbriefe und Anleihen makelloser Unternehmen.
Verluste entstehen, wenn die Zinsen steigen und die Kurse geringer verzinster Anleihen sinken. Hält ein Anleger die Anleihe bis zur Fälligkeit, spielt das keine Rolle. Kursverluste treffen nur die, die vorher verkaufen.
Anleger, die eine 3-prozentige Anleihe verkaufen, bekommen weniger, als sie eingesetzt haben, wenn inzwischen die Zinsen für neue Anleihen mit gleicher Laufzeit auf 4 Prozent gestiegen sind. Der Kurs der 3-prozentigen Anleihe sinkt so weit, bis ihre Rendite ebenfalls 4 Prozent beträgt. Die Rendite ergibt sich aus den Faktoren Zins, Kurs und Laufzeit. Derzeit gibt es für einjährige Bundesanleihen 2,8 Prozent, für fünfjährige 3,6 und für zehnjährige 4,35 Prozent Rendite pro Jahr. Wer letztere jetzt zu einem Kurs von 100 kauft, bekommt also einen jährlichen Zins von 4,35 Prozent.
1992 lagen die Renditen für einjährige Bundesanleihen in der Spitze bei 9,4 Prozent, für fünfjährige Papiere bei 8,5 und für zehnjährige bei 8,2 Prozent pro Jahr.
Wenn die langfristigen Zinsen niedriger sind als die kurzfristigen, wie 1992, spricht man von inverser Zinsstruktur. Der Markt erwartet, dass die Zinsen sinken. Das haben sie seither auch getan – und zwar unter anderem deshalb, weil die Inflationsrate gesunken ist.
Inflation und Deflation
Im April 1992 lag die Inflationsrate bei 6,3 Prozent. Die Kosten der deutschen Einheit schlugen durch. Doch es sah schon schlimmer aus: Nach dem Ölpreisschock stieg die Inflationsrate im Juni und im Dezember 1973 auf jeweils 7,8 Prozent. Die Anleiherenditen lagen für fast alle Laufzeiten über 10 Prozent.
Mittlerweile beträgt die Inflationsrate in Deutschland noch 1,1 Prozent und es geht im Augenblick niemand davon aus, dass sie stark steigen könnte. Sonst wären die Zinsen für die länger laufenden Anleihen deutlich höher als die Zinsen für kurz laufende Papiere.
Trotzdem kann es passieren, dass die Preise steigen. Beispielsweise dann, wenn in der Folge eines Kriegs gegen den Irak das Öl teurer wird. Denkbar ist auch, dass die Konjunktur wieder anspringt und den Geldumlauf beschleunigt. Auch das treibt die Preise und mit ihnen die Zinsen in die Höhe.
Genauso wie die Zinsen steigen, können sie aber auch fallen. Für einige Fachleute beispielsweise scheint festzustehen, dass Deutschland eine Deflation ins Haus steht. In der Deflation sinken die Preise und die Zinsen.
Im Jahr 1986 und Anfang 1987 war das der Fall. Passiert das wieder, stehen Anleger, die lange laufende Anleihen gekauft haben, am besten da.
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