
Das Angebot ist verlockend. Zu verlockend! Viele angeblich gute Sparverträge sind nur dreiste Tricks. © AdobeStock / Rido
Das Portal Sparpiloten lockt Kunden mit hochverzinsten Festgeldverträgen von europäischen Banken. Die Banken wissen nichts davon. Wir schildern, wie dreist Finanzvermittler vorgehen – und warum wir das Angebot auf unsere Warnliste Geldanlage setzen.
6,9 Prozent für Festgeld – das kann nur unseriös sein
Die Falsche – nämlich ausgerechnet eine Redakteurin von Finanztest – hatte sich ein Vermittler einer Schweizer Firma ausgesucht, um ein vermeintlich hoch attraktives Festgeld an die Frau zu bringen. Unaufgefordert rief er an und bot ihr für ein zweijähriges Festgeld 6,9 Prozent Zinsen pro Jahr an. Normal sind für ein zweijähriges Festgeld im Moment höchstens 0,9 Prozent im Jahr. Das konnte nur unseriös sein!
Unser Rat
- Angebot.
- Vorsicht vor unbekannten Vermittlern, die per Telefon oder Internet hohe Zinsen versprechen. Prüfen Sie, ob die genannte Bank Vertrag und Angebot kennt.
- Sicherheit.
- Schließen Sie Festzinsverträge nur mit Banken aus wirtschaftlich starken Ländern der EU ab. Dann ist Ihr Geld im Pleitefall bis zu 100 000 Euro gesichert.
Finanzaufsicht hat Sparpiloten nicht gelistet
Der Anrufer stellt sich als Salesmanager der Elektronik Service AG im schweizerischen Zug vor, die in Deutschland über das Portal „Sparpiloten.ch“ „Topzinsen“ vermittle und bei der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) gelistet sei. Das stimmt nicht, erklärt die Bafin auf Nachfrage.
Vermittler lockt mit sicherer Rendite
Um „Step by Step“ Vermögen aufzubauen, habe sich die Elektronik Service AG für ihr Festgeld die Swedbank ausgesucht, die der schwedischen Einlagensicherung angehört. Die Bank nutze das Geld, um Pflegeimmobilien zu bauen. Aufgrund der großen Nachfrage nach Pflegeheimen sei ein überdurchschnittlicher Wertzuwachs zu erwarten. Die Mietrenditen solcher Heime beliefen sich auf 4 bis 8 Prozent und mehr. 100 000 bis 200 000 Euro koste ein Anteil an einem Heim. Egal, was passiere, „bei diesem Angebot sind Sie auf der sicheren Seite“, verkündet der Anrufer. Selbst im schlimmsten Fall, wenn alle Anleger abspringen würden, sei die Anlage des Kunden bei der Swedbank bis zu 100 000 Euro durch die europäische Einlagensicherung geschützt.
Zinsvertrag kommt direkt vom Vermittler
Dann kommt der Sparpiloten-Vertrag. Er verspricht für 100 000 Euro, angelegt für zwei Jahre bei der Swedbank, höchst attraktive 6,9 Prozent Zinsen. Abgesichert durch die Europäische Einlagensicherung (siehe Abbildung unten). Stutzig macht allein, dass als Vertragspartner zwar die Swedbank genannt wird, Absender aber ausschließlich die Elektronik Service AG und Sparpiloten sind.

Hände weg, wenn ein Zinsvertrag nicht von der Bank, sondern von unbekannten Vermittlern kommt. (*Den Namen im abgebildeten Zinsvertrag haben wir geändert.) © Abbildung Stiftung Warentest
Die Swedbank weiß von nichts
Die Redakteurin bittet den Vermittler daraufhin, ihr sicherheitshalber einen Ansprechpartner bei der Swedbank zu nennen. „Wir sind die Schnittstelle, die alles für den Kunden regelt und schließlich auch etwas verdienen will“, erklärt der Vermittler. Dann macht er mächtig Druck. Nur wenn sie den Vertrag umgehend samt Ausweiskopie unterschrieben zurücksende, könne sie sich den Spitzenzins sichern. Anschließend erhalte sie dann Kontonummer sowie einen Ansprechpartner bei der Bank. Finanztest fragt bei der Swedbank nach. Dort ist das Topzinsangebot offenbar nicht bekannt. Die Bank will wissen, welcher ihrer Mitarbeiter es gemacht habe.
Auch die Kooperation mit Weltsparen ist nur vorgetäuscht
Natürlich überweist die Finanztest-Redakteurin kein Geld an die Anlagehaie von Sparpiloten. Das Portal zockt Anleger ab und scheut sich auch nicht, seine Werbung so zu gestalten, als kooperiere es mit dem Zinsportal Weltsparen. Das Zinsportal weist dies zurück. Weltsparen prüfe derzeit rechtliche Schritte gegen die Sparpiloten. Weltsparen vermittelt Zinsanlagen an verschiedene in- und ausländische Banken, mit denen die Firma Vertriebsvereinbarungen hat.
Ein Festgeld-Angebot von Barclays gibt es gar nicht
Anders die Sparpiloten: Aktuell versuchten sie, einen Sparer mit einem Angebot für ein einjähriges Festgeld der Barclays Bank hereinzulegen. Es versprach einen Zins von 2,55 Prozent, der derzeit am Zinsmarkt nicht erzielbar ist. Und: Barclays bietet gar kein Festgeld in Deutschland an. Wir setzen die Schweizer Abzockerfirmen Elektronik Service AG und Sparpiloten.ch auf unsere Warnliste.
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@Cornelia_schneider: Weltsparen ist, wie z.B. auch Zinspilot ein Vermittler von Zinsprodukten. Anleger überweisen das Geld, das in die Zinsprodukte fließen soll, nicht direkt an Zinspilot oder Weltsparen, sondern auf ein Verrechnungskonto bei den Depotbanken der Zinsplattformen. Bei Zinspilot wird das Verrechnungskonto bei der Sutor Bank geführt und bei Weltsparen bei der Raisin Bank. Anleger eröffnen ihr persönliches Konto bei diesen Banken und suchen sich dann auf der Zinsplattform eine Zinsanlage aus. Nach Erhalt der Überweisungsaufforderung mit den Zieldaten wird der Anlagebetrag auf das Konto bei der Sutor Bank, bzw. bei der Raisin Bank überwiesen. Sollte während des Transfers z.B. die Sutor Bank Insolvenz anmelden, wäre neben der Entschädigungseinrichtung (bis 100.000 Euro) der Einlagensicherungsfonds der Banken zuständig. (Bei der Raisin Bank gilt nur der gesetzliche Einlagensicherungsschutz). Wenn die Zinsplattform das Geld für ihre Anlegerinnen bei einer der (ausländischen) Banken anlegt, erfolgt eine Überweisung vom Verrechnungskonto auf das Konto der Zinsplattform bei der (ausländischen) Bank. Hierfür gilt der Treuhandvertrag. Für die Einlagensicherung auf dem Treuhandkonto gilt dann Folgendes: Jede Anlegerin ist bei einer treuhänderischen Anlage als Treugeberin und wirtschaftlich Berechtigte einer Einlage genauso geschützt als würde sie eine direkte Einzelkontobeziehung zum Kreditinstitut eingehen. Dies bedeutet, dass jede Anlegerin einen eigenen Entschädigungsanspruch hat und für diesen die entsprechenden Entschädigungssummen einzeln greifen. (TK)
Wie kann ich prüfen, ob Weltsparen die mit der Reisen Bank kooperieren nicht auch einfach Ihr Internetportal schließen können und ich keinerlei Zugriff mehr auf das angelegte Geld habe?
Habe einen 6 stelligen Betrag über sparpiot bei der barclays bank in England zum 15.04.20 für 1 Jahr zu 2,45% Zins angelegt.
Das war vor dem 30.März. Das Internetportal sparpilot.ch ist gelöscht, e-mail und Telefon-Nr. sind nicht mehr erreichbar-
Ich bin Betrügern aufgesessen.
Wen hat das gleiche Schicksal erteilt ?! Betroffene bitte melden.
Werde morgen Anzeige erstatten.
@amd2k: Die Warnliste kann gegenwärtig wegen technischer Schwierigkeiten durch Homeoffice in der Coronakrise nicht aktualisiert werden. (dda)
Wenn ich die Warnliste herunterlade, hat diese einen Stand vom 18.02.2020...