Warten auf die Zinswende. Mit der Treppenstrategie verteilen Sparer Geld auf fünf Festgeldanlagen mit einer Laufzeit von einem bis zu fünf Jahren. Immer wenn eine Anlage ausläuft, kaufen sie eine neue mit fünfjähriger Laufzeit nach. Wer flexibler sein will, kann die Anlagezeiträume auch kürzer ansetzen.
Sparer warten sehnsüchtig auf die Zinswende. Auch in der aktuellen Tiefzinsphase müssen sie nicht ganz auf Rendite verzichten und können ihr Erspartes auch über mehrere Jahre fest anlegen. Damit sich das auch lohnt, sollten Anleger strategisch auf das „Treppensparen“ setzen. Die Stiftung Warentest stellt verschiedene Varianten dieser Anlage-Strategie vor, mit der Festgeld-Sparer schnell von künftigen Zinsanstiegen profitieren können.
Die Rahmenbedingungen sind schwierig
Die einen nennen es „Strafgebühr“, andere etwas vornehmer „Negativzinsen“. Gemeint ist dasselbe: Kreditinstitute, die bei der Europäischen Zentralbank Geld parken, bekommen dafür keine Guthabenzinsen mehr, sondern müssen im Gegenteil für die Aufbewahrung zahlen. So weit ist es bei Kleinanlegern noch nicht gekommen. Doch auch Privatleuten vergeht der Spaß am Sparen: Auf Tagesgeld gibt es selbst bei den besten Anbietern nur selten mehr als 1 Prozent Zinsen pro Jahr. Die Spitzenreiter, Bank11direkt und Ikano Bank, zahlen gerade mal 1,25 Prozent. Etwas besser fährt, wer auf die Flexibilität des Tagesgeldkontos verzichtet und sein Geld fünf Jahre fest anlegt. Hier liegen die lukrativsten Angebote immerhin bei 2,2 Prozent. Eine solch lange Anlage lohnt jedoch nur, wenn die Zinsen niedrig bleiben. Und wie lange das der Fall sein wird, kann heute niemand seriös vorhersagen.
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Auf die Zinstreppe setzen
Das schafft Unsicherheit. Sparer etwa, die ihr Geld auf das besagte Festgeldkonto legen, ärgern sich mehr als zwei Jahre lang über den mickrigen Ertrag, wenn die Zinsen nach der Hälfte der Laufzeit steigen. Also das Ersparte doch aufs Tagesgeldkonto packen, um nach der Zinswende schnell reagieren zu können? Meist erweist sich auch das als keine gute Lösung, denn Zinsen steigen für gewöhnlich nicht schlagartig, sondern stufenweise. Wer sichere Renditen und Flexibilität in so einem Umfeld verbinden möchte, sollte daher auf die sogenannte Treppenstrategie setzen.
Spargeld aufteilen bringt Zinsen
Möchte ein Sparer zum Beispiel 25 000 Euro anlegen, teilt er die Summe in Tranchen von jeweils 5 000 Euro. Dann legt er jeden Teilbetrag unterschiedlich lange fest. Im Normalfall sind Laufzeiten zwischen einem und fünf Jahren sinnvoll. Werden nach zwölf Monaten die ersten 5 000 Euro fällig, legt der Kunde sie zu den dann gültigen Konditionen für fünf Jahre fest. Sind die Zinsen in der Zwischenzeit gestiegen, erwirtschaftet das wieder angelegte Geld bereits bessere Renditen. Damit nicht genug: Steigen die Zinsen in den Folgejahren ebenfalls, wachsen Schritt für Schritt auch die übrigen Erträge des Anlegers, der mit den anderen jeweils freigewordenen Tranchen dasselbe tut. Sinken die Zinsen wider Erwarten, riskieren Sparer mit dieser Strategie zwar Verluste. Diese werden aber erneut durch die Aufteilung der Anlagesumme begrenzt.
Eine Onlinebank für bequeme Sparer
Wollen Sparer die Zinstreppe optimal nutzen, wählen sie für jede Laufzeit das Top-Angebot. Die Crux: Die Spitzenreiter wechseln je nach Laufzeit. Für höchste Erträge müssten Anleger derzeit bei mindestens vier Banken Konten eröffnen. Dieser Aufwand lohnt sich allenfalls für hohe Anlagebeträge. Denn die Topanbieter trennen momentan nur minimale Zinsunterschiede. Einige Institute sind über alle Laufzeiten hinweg in der Spitzengruppe vertreten. Die niederländische Onlinebank NIBC Direct etwa ist im Produktfinder Zinsen aktuell bei allen Laufzeiten von ein bis fünf Jahren in den Ranglisten weit vorn dabei: Bei einjährigem Festgeld liegt sie mit 1,40 Prozent Rendite dicht hinter dem Spitzenreiter, der Vakifbank, die 1,51 Prozent zahlt. Für zwei Jahre bietet die NIBC Direct auf ihrem Mehr.Kapital.Konto 1,65 Prozent, für drei Jahre Laufzeit 1,9 Prozent, für vier Jahre 2 Prozent und für fünf Jahre 2,2 Prozent.
Die Sicherheit muss stimmen
Zinssieger sind oft Onlinebanken und Töchter ausländischer Institute. Manche Leser zweifeln, ob das Geld dort sicher angelegt ist. Die Stiftung Warentest nimmt nur Institute mit Sitz in der EU in ihre Vergleiche auf. Bei allen Anbietern sind nach EU-Recht mindestens 100 000 Euro pro Anleger und Bank geschützt. Sollte das Institut pleitegehen, muss das Geld nach spätestens 20 Arbeitstagen zurückgezahlt werden. Wer höhere Beträge anlegen will, sollte das Geld auf mehrere Banken verteilen. Die NIBC Direct zum Beispiel unterliegt der niederländischen Einlagensicherung. Die Denizbank und die VTB Direktbank, ebenfalls häufig in den Bestenlisten zu finden, sind selbstständige österreichische Töchter russischer Banken. Sie sind Mitglied der österreichischen Einlagensicherung. Gegen die Mutterbanken hat die Europäische Union zwar Sanktionen erlassen. Davon sind beide Töchter aber nicht betroffen. Weitere Informationen dazu in der Meldung EU-Sanktionen gegen russische Banken. Eine Treppe zu besteigen, kann anstrengend sein, doch sie führt nach oben – im besten Fall auch den Zinsertrag.