
© Deutsche Bahn
Als im Dezember die neue Schnellfahrstrecke in Betrieb ging, fielen Züge aus oder verspäteten sich. Jetzt rollen sie viel zuverlässiger, aber noch längst nicht störungsfrei. 34 von 179 ICE-Sprintern waren in dem von uns überprüften Zeitraum unpünktlich.
Konkurrenz fürs Flugzeug
ICE-Reisen zwischen Berlin und München dauern per Sprinter via Halle weniger als 4 Stunden, mit Umweg über Leipzig 4,5 Stunden – von City zu City. Damit macht die Bahn dem Flugzeug Konkurrenz. Bei den Kunden sind die schnellen Züge sehr gefragt. Wer nicht frühzeitig bucht, bekommt kurzfristig oft nur noch teure Fahrkarten. Ab Dezember will die Deutsche Bahn mehrere zusätzliche Züge einsetzen.
Im Check
Wir wollten wissen, wie zuverlässig der Betrieb mittlerweile läuft. Vom 23. April bis 6. Juni kontrollierten wir exemplarisch bei 179 ICE-Sprintern die Ankunftszeiten an den Hauptbahnhöfen Berlin und München mithilfe des DB-Zugradars und recherchierten die Verspätungsursachen. Ergebnis: 19 Prozent der Züge kamen mindestens 6 Minuten zu spät an oder fielen – das kam zweimal vor – zumindest abschnittsweise aus.
Störanfällig
Obwohl ein Großteil der Infrastruktur neu ist, gibts immer wieder Störungen. Mitte März kapitulierte der Bahnknoten Leipzig vor Schneeflocken. Gründe für andere ICE-Verspätungen lauteten: Stellwerkstörung, Verzögerungen im Betriebsablauf oder Signalstörungen. Auch an Zäunen scheint es zu mangeln: Am 21. Mai stoppte die Bundespolizei ICEs, weil sich „Schafe im Gleis am Eingang des Bleßbergtunnels“ tummelten. Tipp: Wer ab Berlin oder München mit anderen Zügen weiterreisen möchte, zum Beispiel an die Ostsee beziehungsweise nach Italien, sollte vorsichtshalber etwas mehr Umsteigezeit einplanen.
Abgehängt
Südöstlich der Strecke Leipzig–Erfurt–Nürnberg haben Bewohner vieler Orte keinen oder schlechten Anschluss an den DB-Fernverkehr. Da besteht viel Verbesserungsbedarf.
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- Bahnfahrende können Entschädigung fordern, wenn sie am Ziel eine Verspätung von mindestens 60 Minuten haben – auch, wenn Streiks oder Unwetter der Grund dafür waren.
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- Flixbus, Marktführer für Fernbuslinien, betreibt seit Kurzem auf den Strecken Köln-Hamburg und Stuttgart-Berlin eine eigene Bahnlinie. Tickets gibt es ab 9,99 Euro...
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- Die Deutsche Bahn lockt weiter mit „Sparpreisen“. Die günstigen Tickets sind für Reisetermine bis zu sechs Monate im voraus erhältlich. Aber auch Spontanreisende...
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@RNtest: Der Super Sparpreis zu 19,90 € gilt in Fernverkehrszügen (ICE, IC/EC). Zusätzlich ist die Nutzung des Nahverkehrs MÖGLICH (RE, RB, IRE, S-Bahn), sofern bei Buchung angegeben. Für Züge des Nahverkehrs (RE, RB, IRE, S-Bahn), die für die Anreise zum Bahnhof und Weiterreise zum Zielort genutzt werden, besteht keine Zugbindung, für den genutzten Fernzug schon. (MK)
In dem Absatz über Sparpreise hat sich ein Fehler eingeschlichen.
Sie schreiben dort, die Sparpreise gelten nur für die gebuchten Fernzüge. Das ist nicht richtig. Sie gelten komplett für alle Buchungen, in denen mindestens ein Fernzug enthalten ist.
Wenn ich also, von einer kleinen Stadt mit dem Regionalzug zu einem größeren Bahnhof fahre, dann weiter mit dem IC oder ICE und dann wieder mit einem Regionalzug, kann ich die ganze Fahrt zum Sparpreis (in Ihrem Beispiel 19.90 Euro) bekommen.
Nur wenn alle Züge einer Verbindung dem Regionalverkehr angehören ist keine Sparpreis möglich. Das ist aber bei längeren Verbindungen, für die sich die Sparpreise lohnen sowieso selten der Fall. Fazit: Sparpreise sind viel häufiger möglich wie gedacht.
Ein Problem bei den ICE-Zügen ist, dass die Wagennummern nahe den Türen nur sehr schwer lesbar sind. Man muss direkt davor stehen, um die Nummer entziffern zu können. Ich weiss nicht, ob das beim ICE 4 besser gelöst ist; bei den anderen Zügen ist das eine zwar kleine aber doch sehr ärgerliche Sache. Da könnten sich die Ingenieure von Siemens & Co nun wirklich etwas Besseres einfallen lassen!
Kein Verkehrsträger ist perfekt; auch die Bahn nicht! Dafür ist die Verkehrsdichte zu hoch und die von der Politik bereitgestellten Mittel zu gering.
Trotzdem fahre ich gerne Zug und als sog. BahnComfort Kunde nicht zu knapp (mindestens für 2000€p.a.). Dabei muss ich sagen, dass auf meiner Strecke (Frankfurt/M-Schweiz) die „Katastrophen“, im Vergleich zu den Staus auf der A5 kaum ins Gewicht fallen. Das DB Personal verhält sich mir gegenüber zugewandt und höflich. Vielleicht schallt es bei den Bähnlern auch so aus dem Walde wie hineingerufen wird?
Das Problem mit der Bahn ist, dass ihr die Kunden sch..egal sind – wie sonst ist es zu erklären, dass sie nichts dafür unternimmt, die seit Jahren bestehenden Missstände ab- und ihre Kunden zufriedenzustellen: Auch dieser „Test“-Bericht wird nichts daran ändern. Als Vielfahrer möchte ich einfach nur ein verlässliches Verkehrsmittel als Alternative zum PKW. Die Bahn hätte hier alle Chancen das ganz große Geschäft zu machen, aber sie versagt auf ganzer Linie – eine Besserung ist nicht in Sicht. Jeder andere Dienstleister hätte seinen Laden schon längst schließen müssen, wenn er für eine vereinbarte Leistung den vollen Preis kassiert, aber nur einen Teil der Leistung liefert. Mein Fazit: So wie ich mich seit über 20 Jahren über die Bahn ärgere, aber mangels Alternative doch immer wieder einsteige, muss sich die Bahn um ihre Zukunft nicht sorgen. Wir Vielfahrer ballen die Faust in der Tasche und schlucken den Frust einfach herunter – die Hoffnung stirbt zuletzt!