Fern­unter­richt Betriebs­wirt­schaft 52 Kurse im Vergleich

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Fern­unter­richt Betriebs­wirt­schaft - 52 Kurse im Vergleich

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Fern­unter­richt­sanbieter verzeichnen seit Jahren steigende Teilnehmerzahlen. Besonders gefragt sind Kurse im Bereich Betriebs­wirt­schaft. Sie können einer Karriere den entscheidenden Kick geben. Aber: Welcher Kurs ist der richtige? Die Stiftung Warentest hat 52 Lehr- und Studien­gänge von 18 Anbietern verglichen.

Fern­unter­richt Betriebs­wirt­schaft

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  • Testergebnisse für 2 Kurse Praktischer Betriebswirt 08/2010 Anzeigen
  • Testergebnisse für 11 Kurse Betriebswirt 08/2010 Anzeigen
  • Testergebnisse für 1 Kurs Geprüfter Betriebswirt (IHK) 08/2010 Anzeigen
  • Testergebnisse für 7 Kurse Geprüfter Technischer Betriebswirt (IHK) 08/2010 Anzeigen
  • Testergebnisse für 4 Kurse Staatlich geprüfter Betriebswirt 08/2010 Anzeigen
  • Testergebnisse für 5 Studiengänge Betriebswirtschaft Bachelor of Arts (BA) 08/2010 Anzeigen
  • Testergebnisse für 4 Studiengänge Betriebswirtschaft Master of Arts (MA) 08/2010 Anzeigen
  • Testergebnisse für 6 Studiengänge Master of Business Administration (MBA) 08/2010 Anzeigen

Ganz bequem von zuhause aus

Früher mussten Lernwil­lige jahre­lang in einer Hoch­schule die Schul­bank drücken, bevor sie auf ihrer Visitenkarte den Titel „Betriebs­wirt“ führen durften. Heute geht das ganz bequem per Fern­studium von zuhause aus. Aber: Was erst einmal gemütlich nach ein paar Stunden am Laptop klingt, ist eine Belastung, die viele Studien­anfänger unterschätzen.

Zwar gibt es über die Abbruchquote bei Fern­studenten keine verläss­lichen Zahlen. Die Gründe, die die Abbrecher nennen, sind aber immer die gleichen: Sie haben den Zeit­aufwand unter­schätzt, das Geld wird knapp, Eigen­initiative und Motivation reichen auf Dauer nicht aus, der Inhalt passt doch nicht zum eigenen Lernziel.

Eine Unter­nehmens­gruppe dominiert den Markt

Umso wichtiger ist daher, dass ein Fern­lerner sich recht­zeitig klarmacht, was auf ihn zukommt, insbesondere in Bezug auf Kosten, Zeit­aufwand, Selbst­disziplin und inhalt­liche Anforderungen. Das allerdings ist nicht ganz einfach. Denn es gibt sehr viele Angebote – und fast alle haben andere Preise, Voraus­setzungen, Abschlüsse und Inhalte. Hinzu kommt, dass die Informations­politik der Anbieter – vorsichtig formuliert – oft zurück­haltend ist.

Die Stiftung Warentest hat betriebs­wirt­schaftliche Lehr­gänge in einer Über­sicht mit neun Tabellen zusammen­gestellt. Wichtigste Voraus­setzungen: Sie werden in der Daten­bank der Zentral­stelle für Fern­unter­richt (ZFU) angeboten, dauern mindestens sechs Monate und lassen sich berufs­begleitend absol­vieren (siehe „So sind wir vorgegangen“).

Zusammenge­kommen sind 52 Kurse von insgesamt 18 Anbietern. Darunter große wie das ILS und die Fern­akademie für Erwachsenen­bildung, aber auch spezialisierte und kleinere Anbieter wie die Fach­akademie für Rechnungs­legung und Steuerrecht oder die Hamburger Fern-Hoch­schule. Dabei wird deutlich: Fünf Anbieter gehören zu einer Unter­nehmens­gruppe, der Klett-Gruppe. Sie dominieren den Markt. Neben dem ILS und der Fern­akademie für Erwachsenen­bildung sind das die SGD, die Europäische Fern­hoch­schule und die HAF.

Vom Grund­lagenkurs bis zum MBA

Die Über­sicht zeigt die Unterschiede: Es gibt teure Kurse mit einem hohen Anteil an Präsen­zunter­richt und güns­tige, in denen die Teilnehmer anonym für sich alleine lernen. Es gibt Kurse, nach deren Ende die Teilnehmer ein benotetes Abschluss­zeugnis und ein Zertifikat in den Händen halten und solche, die nur mit der Über­gabe einer Teil­nahme­bescheinigung enden. Es gibt Lehr­gänge, die auf eine Spezialisierung wie Marketing oder Controlling ausgerichtet sind, und solche, die ganz allgemein alle Grund­lagen der Betriebs­wirt­schaft lehren.

Tipp: Die Über­sicht führt Lehr- und Studien­gänge zu neun verschiedenen Abschlüssen vom Grund­lagenkurs bis zum MBA auf. Welcher Abschluss für wen geeignet ist, lesen Sie in unserer Marktübersicht betriebswirtschaftliche Abschlüsse.

Mehrere Tausend Euro Preis­unterschied

Ein wichtiges Auswahl­kriterium bei der Auswahl des richtigen Lehr- oder Studien­ganges ist der Preis. Hier heißt es genau hinsehen. Neben den Lehr­gangs­gebühren fallen oft Kosten für Lehr­materialien und Prüf­gebühren an. Sie können mehr als 2 000 Euro betragen. Hinzu kommen bei Angeboten mit Präsenz­ver­anstaltungen Reise- und Über­nachtungs­kosten.

Aber auch bei den reinen Lehr­gangs­gebühren lohnt sich der Vergleich. Wer beispiels­weise einen Grund­lagenkurs betriebs­wirt­schaftliches Basiswissen belegen möchte, aber auf einen Titel verzichten kann, findet in der Über­sicht Kurse zwischen 430 Euro und knapp 3 000 Euro. Generell gilt: Je höher der Abschluss, desto teurer der Lehr­gang. Am teuersten sind die Studien­gänge: Sie kosten um die 12 000 Euro und mehr. Aber auch hier gibt es Preis­unterschiede. So ermöglicht die Private Fach­hoch­schule Göttingen einen Master of Business Administration (MBA) für 8 500 Euro, bei der AKAD kostet ein ähnlicher Abschluss fast das Doppelte: rund 16 000 Euro.

Gesamt­dauer vergleichen

Auch bei der Dauer der Lehr­gänge gibt es deutliche Unterschiede. Um beispiels­weise einen instituts­internen Abschluss zum Betriebs­wirt zu machen, benötigen die Teilnehmer beim IWW nur 15 Monate, bei den meisten anderen Anbietern dagegen 28 Monate. Den wöchentlichen Zeit­aufwand veranschlagen die meisten mit etwa 10 Stunden. Noch mehr Zeit muss investieren, wer einen höheren Abschluss anstrebt. Vor allem die Studien­gänge verlangen im Schnitt 20 Stunden in der Woche. Ob ein solches Arbeits­pensum zu schaffen ist, sollte sich jeder vor Beginn des Kurses klarmachen. Zehn Stunden zum Beispiel sind mehr als ein Arbeits­tag, 20 Stunden so viel wie ein Halb­tags­job. Viele Anbieter bieten aber eine kostenlose Verlängerung ihrer Kurse an, üblich sind bis 50 Prozent der Gesamt­dauer.

In der Gruppe oder lieber allein

Fern­unter­richt ist flexibel und bequem. Doch auch wenn es bei jedem Kurs eine tutorielle Begleitung gibt: Der Lern­erfolg ist meist höher, wenn sich die Teilnehmer in Präsenz­ver­anstaltungen gelegentlich zur Gruppen­arbeit treffen. Hier können sie sich zusammen auf Prüfungen vorbereiten und – oft noch wichtiger – sich das „Sozialfutter“ anfressen, das sie bei der Stange hält, wenn sie mal einen Durch­hänger haben. „Wir legen großen Wert auf die Präsenz­phasen“, sagt Birgit Hupe von der Hamburger Fern-Hoch­schule. „Der ,Mitzieh­effekt’ ist einfach größer. Beispiels­weise stecken die Teilnehmer nicht so schnell den Kopf in den Sand, wenn sie mal eine Prüfung nicht bestanden haben.“

Doch nicht für jeden sind Kurse mit Präsenz­phasen attraktiv – die einen lernen lieber anonym, die anderen haben keine Zeit dafür und die dritten wollen keine Pflicht­termine. Für sie empfehlen sich als Alternative Kurse mit vielen E-Learning Komponenten, beispiels­weise einem Online-Forum, das die Kommunikation unter­einander ermöglicht. Bei Lehr­gängen mit externer Prüfung wie dem IHK-Abschluss und Studien­gängen ist jedoch zumindest ein Teil der Präsenz­phasen vorgeschrieben.

Prüfung und Abschluss

Über­raschend große Unterschiede offen­bart die Über­sicht bei den Prüfungen und den Zeug­nissen, die die Teilnehmer nach Ende des Lehr­gangs in den Händen halten. So gibt es viele Anbieter, denen die Bearbeitung von Einsende­aufgaben reicht, um ein Abschluss­zeugnis auszustellen. Eine Sicherheit, dass der Teilnehmer die Aufgaben selbst­ständig gelöst hat, ist damit nicht gegeben. Das gilt sogar für einige Lehr­gänge, die zum Titel Betriebs­wirt (instituts­intern) führen. Hier gibt es allerdings meist die Möglich­keit, auch eine Abschluss­prüfung abzu­legen und dann dem Titel ein „Geprüft“ voran­zustellen. Allerdings: Bei einigen Anbietern ist auch diese Prüfung eine Heim­prüfung. Das heißt, der Teilnehmer löst die Aufgaben zuhause. Eine Manipulation lässt sich dabei nicht sicher ausschließen. Die Kurse, die mit einem wirk­lich aussagekräftigen Leistungs­nach­weis abschließen, sind in den Tabellen deshalb entsprechend gekenn­zeichnet.

Vom Tischler zum Assistenten der Geschäfts­führung

Dass ein Fern­studium neben einem Voll­zeit-Job zu schaffen ist und sich der Aufwand auszahlen kann, zeigt das Beispiel von Roman Hagen aus Münster: Nach seiner Ausbildung als Tischler und seinem Studium als Diplom­ingenieur arbeitete er in einer Firma für Laden­ausbau im Projektmanagement. Doch das reichte dem damals 27-jährigen nicht, und er entschied sich, den Master of Business Administration (MBA) drauf­zusatteln. „Der Beruf hat immer Vorrang, deshalb kam für mich nur ein Fern­studium infrage“, so Hagen. Schon bevor er sein Studium abge­schlossen hatte, zahlte sich das Büffeln aus: 2009 wechselte er zu einem interna­tional aufgestellten Unternehmen, das die Innen­ausstattung von Luxus-Yachten, Flugzeugen und Villen herstellt, und bekam einen Job als Assistent der Geschäfts­führung. „Um ein Fern­studium zu schaffen, muss man sich schon sehr einschränken, etwa beim Sport oder der Familie. Aber man kann sich das Studium gut einteilen und zum Beispiel im Zug lernen oder mal einen Monat aussetzen, wenn man beruflich zu sehr einge­spannt ist“, sagt Hagen im Rück­blick. Sein Fazit: „Ein Fern­studium ist mach­bar, wenn man sein Zeitmanagement im Griff hat.“

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familiebourdos am 20.11.2010 um 13:05 Uhr
IWW-Intensivkurs Betriebswirtschaftlehre

Sie schreiben, dass dieser Kurs mit 2500 Euro "relativ teuer" sei. Als Absolvent kann ich diese Einschätzung jedoch nicht teilen, da man für sein Geld Unterricht auf Universitätsniveau erhält. In den Präsenzveranstaltungen wird man von - teils hoch renommierten - Universitätsprofessoren persönlich(!) unterrichtet, nicht von Assistenten, nebenberuflichen FH-Profs oder sonstigem Personal. Der Kurs ist voll anrechenbar auf den darauf aufbauenden Weiterbildungsstudiengang zum Betriebswirt (IWW) und sogar auf einen MBA, was den im unmittelbaren Vergleich zu anderen Anbietern vermeintlich hohen Preis relativiert.
Entgegen Ihren Angaben betreibt das IWW übrigens keine E-Learning-Plattformen in Verbindung mit seinen Kursen.