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Fernunterrichtsanbieter verzeichnen seit Jahren steigende Teilnehmerzahlen. Besonders gefragt sind Kurse im Bereich Betriebswirtschaft. Sie können einer Karriere den entscheidenden Kick geben. Aber: Welcher Kurs ist der richtige? Die Stiftung Warentest hat 52 Lehr- und Studiengänge von 18 Anbietern verglichen.
Fernunterricht Betriebswirtschaft
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Ganz bequem von zuhause aus
Früher mussten Lernwillige jahrelang in einer Hochschule die Schulbank drücken, bevor sie auf ihrer Visitenkarte den Titel „Betriebswirt“ führen durften. Heute geht das ganz bequem per Fernstudium von zuhause aus. Aber: Was erst einmal gemütlich nach ein paar Stunden am Laptop klingt, ist eine Belastung, die viele Studienanfänger unterschätzen.
Zwar gibt es über die Abbruchquote bei Fernstudenten keine verlässlichen Zahlen. Die Gründe, die die Abbrecher nennen, sind aber immer die gleichen: Sie haben den Zeitaufwand unterschätzt, das Geld wird knapp, Eigeninitiative und Motivation reichen auf Dauer nicht aus, der Inhalt passt doch nicht zum eigenen Lernziel.
Eine Unternehmensgruppe dominiert den Markt
Umso wichtiger ist daher, dass ein Fernlerner sich rechtzeitig klarmacht, was auf ihn zukommt, insbesondere in Bezug auf Kosten, Zeitaufwand, Selbstdisziplin und inhaltliche Anforderungen. Das allerdings ist nicht ganz einfach. Denn es gibt sehr viele Angebote – und fast alle haben andere Preise, Voraussetzungen, Abschlüsse und Inhalte. Hinzu kommt, dass die Informationspolitik der Anbieter – vorsichtig formuliert – oft zurückhaltend ist.
Die Stiftung Warentest hat betriebswirtschaftliche Lehrgänge in einer Übersicht mit neun Tabellen zusammengestellt. Wichtigste Voraussetzungen: Sie werden in der Datenbank der Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) angeboten, dauern mindestens sechs Monate und lassen sich berufsbegleitend absolvieren (siehe „So sind wir vorgegangen“).
Zusammengekommen sind 52 Kurse von insgesamt 18 Anbietern. Darunter große wie das ILS und die Fernakademie für Erwachsenenbildung, aber auch spezialisierte und kleinere Anbieter wie die Fachakademie für Rechnungslegung und Steuerrecht oder die Hamburger Fern-Hochschule. Dabei wird deutlich: Fünf Anbieter gehören zu einer Unternehmensgruppe, der Klett-Gruppe. Sie dominieren den Markt. Neben dem ILS und der Fernakademie für Erwachsenenbildung sind das die SGD, die Europäische Fernhochschule und die HAF.
Vom Grundlagenkurs bis zum MBA
Die Übersicht zeigt die Unterschiede: Es gibt teure Kurse mit einem hohen Anteil an Präsenzunterricht und günstige, in denen die Teilnehmer anonym für sich alleine lernen. Es gibt Kurse, nach deren Ende die Teilnehmer ein benotetes Abschlusszeugnis und ein Zertifikat in den Händen halten und solche, die nur mit der Übergabe einer Teilnahmebescheinigung enden. Es gibt Lehrgänge, die auf eine Spezialisierung wie Marketing oder Controlling ausgerichtet sind, und solche, die ganz allgemein alle Grundlagen der Betriebswirtschaft lehren.
Tipp: Die Übersicht führt Lehr- und Studiengänge zu neun verschiedenen Abschlüssen vom Grundlagenkurs bis zum MBA auf. Welcher Abschluss für wen geeignet ist, lesen Sie in unserer Marktübersicht betriebswirtschaftliche Abschlüsse.
Mehrere Tausend Euro Preisunterschied
Ein wichtiges Auswahlkriterium bei der Auswahl des richtigen Lehr- oder Studienganges ist der Preis. Hier heißt es genau hinsehen. Neben den Lehrgangsgebühren fallen oft Kosten für Lehrmaterialien und Prüfgebühren an. Sie können mehr als 2 000 Euro betragen. Hinzu kommen bei Angeboten mit Präsenzveranstaltungen Reise- und Übernachtungskosten.
Aber auch bei den reinen Lehrgangsgebühren lohnt sich der Vergleich. Wer beispielsweise einen Grundlagenkurs betriebswirtschaftliches Basiswissen belegen möchte, aber auf einen Titel verzichten kann, findet in der Übersicht Kurse zwischen 430 Euro und knapp 3 000 Euro. Generell gilt: Je höher der Abschluss, desto teurer der Lehrgang. Am teuersten sind die Studiengänge: Sie kosten um die 12 000 Euro und mehr. Aber auch hier gibt es Preisunterschiede. So ermöglicht die Private Fachhochschule Göttingen einen Master of Business Administration (MBA) für 8 500 Euro, bei der AKAD kostet ein ähnlicher Abschluss fast das Doppelte: rund 16 000 Euro.
Gesamtdauer vergleichen
Auch bei der Dauer der Lehrgänge gibt es deutliche Unterschiede. Um beispielsweise einen institutsinternen Abschluss zum Betriebswirt zu machen, benötigen die Teilnehmer beim IWW nur 15 Monate, bei den meisten anderen Anbietern dagegen 28 Monate. Den wöchentlichen Zeitaufwand veranschlagen die meisten mit etwa 10 Stunden. Noch mehr Zeit muss investieren, wer einen höheren Abschluss anstrebt. Vor allem die Studiengänge verlangen im Schnitt 20 Stunden in der Woche. Ob ein solches Arbeitspensum zu schaffen ist, sollte sich jeder vor Beginn des Kurses klarmachen. Zehn Stunden zum Beispiel sind mehr als ein Arbeitstag, 20 Stunden so viel wie ein Halbtagsjob. Viele Anbieter bieten aber eine kostenlose Verlängerung ihrer Kurse an, üblich sind bis 50 Prozent der Gesamtdauer.
In der Gruppe oder lieber allein
Fernunterricht ist flexibel und bequem. Doch auch wenn es bei jedem Kurs eine tutorielle Begleitung gibt: Der Lernerfolg ist meist höher, wenn sich die Teilnehmer in Präsenzveranstaltungen gelegentlich zur Gruppenarbeit treffen. Hier können sie sich zusammen auf Prüfungen vorbereiten und – oft noch wichtiger – sich das „Sozialfutter“ anfressen, das sie bei der Stange hält, wenn sie mal einen Durchhänger haben. „Wir legen großen Wert auf die Präsenzphasen“, sagt Birgit Hupe von der Hamburger Fern-Hochschule. „Der ,Mitzieheffekt’ ist einfach größer. Beispielsweise stecken die Teilnehmer nicht so schnell den Kopf in den Sand, wenn sie mal eine Prüfung nicht bestanden haben.“
Doch nicht für jeden sind Kurse mit Präsenzphasen attraktiv – die einen lernen lieber anonym, die anderen haben keine Zeit dafür und die dritten wollen keine Pflichttermine. Für sie empfehlen sich als Alternative Kurse mit vielen E-Learning Komponenten, beispielsweise einem Online-Forum, das die Kommunikation untereinander ermöglicht. Bei Lehrgängen mit externer Prüfung wie dem IHK-Abschluss und Studiengängen ist jedoch zumindest ein Teil der Präsenzphasen vorgeschrieben.
Prüfung und Abschluss
Überraschend große Unterschiede offenbart die Übersicht bei den Prüfungen und den Zeugnissen, die die Teilnehmer nach Ende des Lehrgangs in den Händen halten. So gibt es viele Anbieter, denen die Bearbeitung von Einsendeaufgaben reicht, um ein Abschlusszeugnis auszustellen. Eine Sicherheit, dass der Teilnehmer die Aufgaben selbstständig gelöst hat, ist damit nicht gegeben. Das gilt sogar für einige Lehrgänge, die zum Titel Betriebswirt (institutsintern) führen. Hier gibt es allerdings meist die Möglichkeit, auch eine Abschlussprüfung abzulegen und dann dem Titel ein „Geprüft“ voranzustellen. Allerdings: Bei einigen Anbietern ist auch diese Prüfung eine Heimprüfung. Das heißt, der Teilnehmer löst die Aufgaben zuhause. Eine Manipulation lässt sich dabei nicht sicher ausschließen. Die Kurse, die mit einem wirklich aussagekräftigen Leistungsnachweis abschließen, sind in den Tabellen deshalb entsprechend gekennzeichnet.
Vom Tischler zum Assistenten der Geschäftsführung
Dass ein Fernstudium neben einem Vollzeit-Job zu schaffen ist und sich der Aufwand auszahlen kann, zeigt das Beispiel von Roman Hagen aus Münster: Nach seiner Ausbildung als Tischler und seinem Studium als Diplomingenieur arbeitete er in einer Firma für Ladenausbau im Projektmanagement. Doch das reichte dem damals 27-jährigen nicht, und er entschied sich, den Master of Business Administration (MBA) draufzusatteln. „Der Beruf hat immer Vorrang, deshalb kam für mich nur ein Fernstudium infrage“, so Hagen. Schon bevor er sein Studium abgeschlossen hatte, zahlte sich das Büffeln aus: 2009 wechselte er zu einem international aufgestellten Unternehmen, das die Innenausstattung von Luxus-Yachten, Flugzeugen und Villen herstellt, und bekam einen Job als Assistent der Geschäftsführung. „Um ein Fernstudium zu schaffen, muss man sich schon sehr einschränken, etwa beim Sport oder der Familie. Aber man kann sich das Studium gut einteilen und zum Beispiel im Zug lernen oder mal einen Monat aussetzen, wenn man beruflich zu sehr eingespannt ist“, sagt Hagen im Rückblick. Sein Fazit: „Ein Fernstudium ist machbar, wenn man sein Zeitmanagement im Griff hat.“
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Sie schreiben, dass dieser Kurs mit 2500 Euro "relativ teuer" sei. Als Absolvent kann ich diese Einschätzung jedoch nicht teilen, da man für sein Geld Unterricht auf Universitätsniveau erhält. In den Präsenzveranstaltungen wird man von - teils hoch renommierten - Universitätsprofessoren persönlich(!) unterrichtet, nicht von Assistenten, nebenberuflichen FH-Profs oder sonstigem Personal. Der Kurs ist voll anrechenbar auf den darauf aufbauenden Weiterbildungsstudiengang zum Betriebswirt (IWW) und sogar auf einen MBA, was den im unmittelbaren Vergleich zu anderen Anbietern vermeintlich hohen Preis relativiert.
Entgegen Ihren Angaben betreibt das IWW übrigens keine E-Learning-Plattformen in Verbindung mit seinen Kursen.